Moslimische Sklaverei: Rassismus?

W

Weltraumfliege

Gast
Sehr heikles Thema:
Stimmt es, dass die Sklaverei während der Zeit der arabischen Expansion und danach relativ rassistisch motiviert war?

Ich habe gehört, die Weißen Sklaven wurden prinzipiell eher für (aus ihrer Sicht) "edle" Tätigkeiten verwendet, währen hingegen dunkelhäufige Sklaven häufig niedere Dienste verrichten mussten, zum Beispiel auf den Felder zu schuften.
Als Beleg dafür wurde unter anderen der Aufstand der Zandsch angeführt.

Stimmt das? Lässt sich das jenseits eines begründeten Zweifels beweisen?
 
Zunächst einmal ist korrekt, dass in der arabischen Welt Sklaven nach ihrer (ungefähren) Herkunft unterschieden wurden. Ṣaqāliba waren hellhäutige Sklaven aus dem osteuropäischen Raum, Zanǧ bzw. Zunūǧ stammten hingegen aus Ostafrika. Der Begriff wurde wahrscheinlich aus einer anderen Sprache entlehnt, jedenfalls gibt es bereits bei Strabo und Plinius Stellen wo von Azania die Rede ist.
In al-Andalus nannte man die schwarzen Sklaven 'abīd.
Ob eine Ungleichbehandlung der Sklaven nach Hautfarbe vorgenommen wurde, wäre mir nicht bekannt. Oft - aber nicht immer, wurden Sklaven, besonders die mit guter Ausbildung für hohe militärische wie zivile Ämter kastriert, damit sie keine familiären Bande bildeten, die sie in eine Loyalitätskrise würden stürzen können.

Im Qur‘ān gibt es eine Figur, die Rätsel aufgibt, da ihre Quellen - der Qur‘ān basiert ja in weiten Teilen auf der Bibel, viele seiner Passagen sind ohne Bibelkenntnis eigentlich nicht zu verstehen - unbekannt sind: Luqmān der Weise. Luqmān ist offensichtlich Afrikaner und seine Beschreibung (ein plattfüßiger, dicklippiger schwarzer Sklave) entspricht durchaus den stereotypenhaften Darstellungen von Afrikanern, wie man sie bis heute kennt. Gleichzeitig hat er aber seine Weisheit direkt von Allāh.

Ob der Aufstand der Zanǧ in ihrer Ungleichbehandlung aufgrund ihrer ‚ethnischen‘ Herkunft lag, oder nicht eher in einem konfessionellen Konflikt begründet lag (sie gehörten oder schlossen sich der khariǧitischen Doktrin an), das weiß ich nicht.
 
Das arabische Wort für Eunuch (eine bestimmte Sorte von Sklaven),siqlabi , ist von der ethnischen Bezeichnung für die Slawen, saqalibi, abgeleitet.
 
Ich hatte mir mal ein wenig Egon Flaigs "Weltgeschichte der Sklaverei" angesehen, dort meint er es gäbe ein arabisches (?) Wort das quasi gleichbedeutend mit dem N-Wort ist. Das Buch erschien mir aber auch ein wenig polemisch muss ich dabei sagen...

"Weltgeschichte der Sklaverei
Flaigs Buch Weltgeschichte der Sklaverei erschien 2009. Er vertritt dort mehrere Thesen, die teilweise heftigen Widerspruch erregten: (1) Die islamische Welt habe das größte und langlebigste sklavistische System der Weltgeschichte hervorgebracht; (2) der großräumige Sklavenhandel habe auf gewaltsame Art eine großräumige Metropolen-Peripherie-Struktur geschaffen, die massiv auf die Chancen kultureller Entwicklung einwirke; (3) die Sklaverei sei ökonomisch produktiv gewesen; sie sei daher nur politisch und militärisch zu stürzen gewesen (Econocide, vgl. Abolitionismus); (4) der britische und französische Kolonialismus in Afrika sei das nicht-intendierte Resultat von Interventionen gewesen, den Sklavenhandel und Versklavungskriege zu beenden; (5) der Hautfarbenrassismus sei vom arabischen und islamischen Kulturkreis ausgehend über die Rezeption der Schriften Avicennas nach Europa gelangt.

Marc Buggeln lobte Flaigs Darstellung der antiken Sklaverei, kritisierte aber die Betrachtung der Sklaverei im Islam, die von anfänglich klugen Einsichten in ein „Pamphlet“ abrutsche. Flaig verharmlose den westlichen Kolonialismus und dessen Grausamkeiten; beschreibe aber polemisch die islamische Sklaverei.[14] Ulrike Schmieder beanstandete einen unzureichenden Gebrauch der Forschungsliteratur. Flaig nehme die Sklaverei als für die islamische Welt typisch – für den christlich geprägten Westen aber die Abolition.[15] Uwe Walter lobt neben dem Kapitel über die Sklaverei der Antike Flaigs „fulminante“ Erklärung, wie die islamische Kultur durch den Sklavenimport in ihre Metropolen in der afrikanischen Peripherie die Versklavung in unerhörter Weise anheizte.[16] Bodo Keppel folgt Flaigs These von einem „humanitären Kolonialismus“ des Westens[17]. Till Kenzel hält das Buch für eine „in jeder Hinsicht lohnende Lektüre“, gerade weil es prononcierte Thesen vertrete. Flaigs Verwendung sozialwissenschaftlicher Überlegungen helfe, die Sklaverei als komplexeres System zu verstehen. Weitere zustimmende Rezensionen stammen von Christian Grieshaber[18] und Karl-Wilhelm Welwei[19]."

Egon Flaig – Wikipedia

Er behauptet schlicht "islamische Toleranz" sei ein Märchen.
 
Das arabische Wort für Eunuch (eine bestimmte Sorte von Sklaven),siqlabi , ist von der ethnischen Bezeichnung für die Slawen, saqalibi, abgeleitet.
Nein. Ṣaqāliba (Ṣaqāliba ist schlicht die Pluralform von Ṣaqlabī/Ṣiqlabī) waren zwar oft kastriert, aber eben nicht grundsätzlich. Nicht einmal dann, wenn sie von klein auf für hohe Ämter erzogen wurden. Wir wissen von Ṣaqāliba, die Väter wurden und (oft nur kurzlebige) Dynastien gründete.. Das Wort für Eunuch ist makhṣī.
 
Dann sollte es gelöscht werden.
Selbst in einem Buch von Anders Winroth stimmt nicht alles.
Anders Winroth - Wikipedia
Unter Werke ist das Buch "The Age of Vikings" nicht aufgeführt.

[mod]kommerzielle Links gelöscht[/mod]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe gehört, die Weißen Sklaven wurden prinzipiell eher für (aus ihrer Sicht) "edle" Tätigkeiten verwendet, währen hingegen dunkelhäufige Sklaven häufig niedere Dienste verrichten mussten, zum Beispiel auf den Felder zu schuften.
Als Beleg dafür wurde unter anderen der Aufstand der Zandsch angeführt.

Stimmt das? Lässt sich das jenseits eines begründeten Zweifels beweisen?

Das wird man getrost ins Reich des Unfugs verweisen können.
Was hätten die Sklavenhalter von einer rassistischen Organisation ihrer Sklaven gehabt, wenn diese nicht den Fähigkeiten der einzelnen Sklaven entsprach?

Welchen Gewinn hätte ein Sklavenhalter wo auch immer davon gehabt einen "weißen" Sklaven, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, jahrelang darin auszubilden, damit man ihn etwa für Verwaltungstätigkeiten einsetzen kann, während man einen "schwarzen" Sklaven, der des Lesens und Schreibes durchaus mächtig ist, zu Feldarbeit abkommandiert, für die er möglicherweise gar nicht gut geeignet ist?

Denn auf genau so etwas liefen Vorstellungen einer rassistischen Hierarchisierung von Sklaven ja hinaus.

Ist aber im Interesse der Sklavenhalter völliger Unsinn.

Wenn ein Sklavenhalter einen Sklaven erwerben wollte, hatte er i.d.R. eine Vorstellung davon für was er ihn brauchte und wird nach dem Fähigkeitsprofil, dass ihm vorschwebte vorgegangen sein, nicht nach der Hautfarbe.

Davon ab, sofern wir hier überhaupt von Kategorien von "schwarz" und "weiß" reden können, die Sklavenmärkte im syrischen Raum oder wenn man in der muslimischen Welt noch weitergehen möchte auch in Anatolien oder auf dem Balkan, werden schleicht was das Angebot betrifft überhaupt nicht genug "schwarze" Sklaven aus dem subsaharischen Afrika vermittelt haben können, als dass man es dort hätte leisten können, Sklavenarbeit in einer rassistischen Hierarchie zu Organisieren und die niederen Schwerstarbeiten bei den "schwarzen" Sklaven abzuladen.

Das dürfte schon aus praktischen Gründen ins Reich blühender Phantasien gehören.
 
Eine der mächtigsten Sklaven im Osmanisches Reich war der Kizlar Agasi, der schwarze Obereunuch. Er befehligte die schwarzen Eunuchen im Harem des Sultans.

Neben den schwarzen Eunuchen gab es auch weiße Eunuchen. Die weißen Eunuchen wurden vom Kapi Agasi angeführt.

Beide Gruppierungen erfüllten ähnliche Aufgaben bei der Verwaltung des Großreiches und waren verschiedentlich in Machtkämpfe und Intrigen verwickelt. DIie Aufteilung der Eunuchen nach ihrer Hautfarbe erfolgte im Jahr 1592, die Gründe dafür sind unklar.

Welchen Gewinn hätte ein Sklavenhalter wo auch immer davon gehabt einen "weißen" Sklaven, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, jahrelang darin auszubilden, damit man ihn etwa für Verwaltungstätigkeiten einsetzen kann, während man einen "schwarzen" Sklaven, der des Lesens und Schreibes durchaus mächtig ist, zu Feldarbeit abkommandiert, für die er möglicherweise gar nicht gut geeignet ist?
Tatsächlich ging man so ähnlich vor. Junge Burschen wurden aus dem Kaukasus, vom Balkan oder aus Ostafrika entführt. Jene Sklavenjungen, die die Kastration überlebten, mussten dann erst arabisch und türkisch in Wort und Schrift erlernen, um im Erwachsenenalter als Palasteunuch zum Einsatz zu kommen. Aufgabe der Palasteunuchen war auch die Unterrichtung und Ausbildung der Kinder im Harem.

Das ganze Vorgehen erscheint mir hochgradig ineffizient. Ein Gewinn ist nur ersichtlich, wenn man Menschen im exotischem Aussehen als Statussymbol versteht. Das ist sicherlich eine der Grundideen dahinter, denn auch stumme und kleinwüchsige Menschen erfüllten am Hof des Sultans wichtige Aufgaben.

Zur Eingangsfrage:
Zur Beantwortung der Frage, kommt es darauf an, wie man Rassismus definiert. Ich halte es für offensichtlich, dass der muslimischen Sklaverei ein ganz anderer Rassismus zugrunde liegt als im europäischen Kolonialismus. Der auffälligste Unterschied ist, dass die Vermischung der Rassen im islamischen Raum nicht verhindert wurde. Ein großer Teil des Sklavenhandels betraf Frauen, die später mit freien Männern verheiratet wurden. Die Kinder aus diesen ungleichen Verbindungen galten als vollständig gleichberechtigt. Vielfach stammt die Herrschaftselite von Sklavinnen ab.

Ich hatte mir mal ein wenig Egon Flaigs "Weltgeschichte der Sklaverei" angesehen, dort meint er es gäbe ein arabisches (?) Wort das quasi gleichbedeutend mit dem N-Wort ist. Das Buch erschien mir aber auch ein wenig polemisch muss ich dabei sagen...
Es passt ins Bild, dass Flaig für einen neuen "Konservatismus" plädiert und dazu teilweise in einschlägigen Verlagen des rechten Spektrums veröffentlicht. Er scheint einer dieser typischen Islamhasser zu sein. Obwohl er eigentlich Althistoriker ist, beackert er nun die typischen Themen der Neuen Rechten quer durch die Epochen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsächlich ging man so ähnlich vor. Junge Burschen wurden aus dem Kaukasus, vom Balkan oder aus Ostafrika entführt. Jene Sklavenjungen, die die Kastration überlebten, mussten dann erst arabisch und türkisch in Wort und Schrift erlernen, um im Erwachsenenalter als Palasteunuch zum Einsatz zu kommen. Aufgabe der Palasteunuchen war auch die Unterrichtung und Ausbildung der Kinder im Harem.

Das mag im Fall von Palasteunuchen der Fall gewesen sein, aber die dürften nur einen geringen Teil des ganzen Phänomens "Sklaverei" ausgemacht haben.
 
Du hast sicherlich recht, dass die mächtigen Palasteunuchen der Osmanen nur einen winzigen Teil des Phänomens Sklaverei in der muslimischen Welt ausmachen, aber es ist der einzige mir bekannte Fall, in dem die Hautfarbe der Sklaven besondere Relevanz hatte.
 
Es passt ins Bild, dass Flaig für einen neuen "Konservatismus" plädiert und dazu teilweise in einschlägigen Verlagen des rechten Spektrums veröffentlicht. Er scheint einer dieser typischen Islamhasser zu sein. Obwohl er eigentlich Althistoriker ist, beackert er nun die typischen Themen der Neuen Rechten quer durch die Epochen.

Ja, schockierend eigentlich, dass der Typ nen akademischen Titel hat. Aber so ist das leider.
 
D. h. die Freiheit der Wissenschaft soll nur für "woke" Wissenschaftler gelten? Und nicht-woke Personen sollen nicht einmal studieren dürfen?

Der Begriff "woke" triggert mich ja inzwischen gewaltig. Können wir hier vielleicht ohne dieses Wort diskutieren. Das ist nicht zielführend. Du kannst dein Anliegen doch bestimmt umformulieren, ohne so aufgeladene Begriffe zu nutzen.

Dann würden wir uns auch die schmerzhafte Diskussion darüber ersparen, was woke eigentlich bedeutet.
 
Na gut, neuer Versuch. (Da er Ausdruck "woke" laut Wikipedia von Afroamerikanern stammt, ist seine Verwendung durch Weiße ohnehin "kulturelle Aneignung".)

D. h. die Freiheit der Wissenschaft soll nur für Wissenschaftler gelten, die in ihren Veröffentlichungen und Äußerungen Ansichten vertreten, die denjenigen Kollegen, Medien, Politikern und Studentenorganisationen, die "politisch korrekte" Ansichten vertreten, genehm sind? Und Personen mit anderen Positionen sollen Studierverbot erhalten?
 
D. h. die Freiheit der Wissenschaft soll nur für Wissenschaftler gelten, die in ihren Veröffentlichungen und Äußerungen Ansichten vertreten, die denjenigen Kollegen, Medien, Politikern und Studentenorganisationen, die "politisch korrekte" Ansichten vertreten, genehm sind?
...vielleicht ginge es auch noch krasser, con brio e fuocoso: die Geschichte selber hat gefälligst politisch korrekt zu sein, und wenn ihr das aposteriori nicht gelingen sollte, dann ist nur die politisch korrekte Deutung/Darstellung/Klitterung der Vergangenheit ok und alles andere ist wahlweise ungebildet, eurozentristisch/spätkolonialistisch oder rechtsextrem.

Eines der Steckenpferde der hiesigen (nicht im GF, sondern im heutigen D) political correctness ist die Glorifizierung der islamischen Kultur und Geschichte - man müsste demzufolge glauben, dass restlos jede humanistische, rechtliche, moralische, wissenschaftliche usw Errungenschaft dem glorifizierten Kulturkreis entstammt. Unangenehme, lästige, unpassende Fakten werden dabei ausgeblendet, bagatellisiert, relativiert, wegrabuliert. Beharrt irgendwer auf ein paar lästigen Fakten, ist er entweder ein Nazi oder merkbefreit.
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Hier soll es um Rassismus im Kontext der langen Geschichte der Sklaverei in der damals expandierenden islamischen Welt gehen. Das enthält schon Stichworte, die automatisch triggern...

Von Rassismus zu sprechen ist kompliziert: kannten die im 16., im 17., im 18. Jh. florierenden Kulturen "Rassismus" mit all den Konnotationen, die wir hier und heute mit diesem Begriff verbinden? Ist es sinnvoll, die griech-römische Kultur wegen ihrer Einteilung in Barbaren und Bürger als latent rassistisch zu bezeichnen? Ist es sinnvoll, die historischen islamischen Kulturen wegen ihrer Einteilung in Ungläubige und "Rechtgläubige" als rassistisch zu bezeichnen? Und wenn man einfach Kulturen/Kulturkreise weglässt: ist Sklaverei rassistisch?

Und wenn man Rassismus und Kulturen/Gesellschaften erstmal ausblendet: ist das Geschäft (!!) mit der Versklavung irgendwo zu irgendeiner Zeit ein Streichelzoo gewesen? Wenn in Gesellschaft X der Sklave Y Karriere machen konnte, was so oft vorkam wie dass Tellerwäscher Millionäre werden, ist dann die komplette Sklaverei der Gesellschaft X harmlos, tolerierbar? Jede Form der Sklaverei ist inhumane Gewalt, banal rohes "Recht des Stärkeren", der zu Lasten des Schwächeren Gewinn machen will. Der schwächere, der andere, der fremde, kurzum wer sich dagegen nicht wehren kann, der ist Beute der Sklavenhalter. So betrachtet, ist es sinnlos, das selbstgerechte Moralpanier zu schwingen und dabei besonders auf Sklavenhalter A einzudreschen, um simultan Sklavenhalter B zu verharmlosen. Letzteres scheint mir teilweise bei den positiven wie negativen Rezensionen der "Weltgeschichte der Sklaverei" von Flaig der Fall zu sein.
 
Na gut, neuer Versuch. (Da er Ausdruck "woke" laut Wikipedia von Afroamerikanern stammt, ist seine Verwendung durch Weiße ohnehin "kulturelle Aneignung".)

D. h. die Freiheit der Wissenschaft soll nur für Wissenschaftler gelten, die in ihren Veröffentlichungen und Äußerungen Ansichten vertreten, die denjenigen Kollegen, Medien, Politikern und Studentenorganisationen, die "politisch korrekte" Ansichten vertreten, genehm sind? Und Personen mit anderen Positionen sollen Studierverbot erhalten?

"Politisch Korrekt" ist ein genauso negativ aufgeladener Begriff wie "woke". Ich hab niemals gesagt Geschichte müsste politisch korrekt sein, nur das ich Flaigs Ansichten nicht gut heiße. Oder schließt ihr euch dem Gedanken an das der Islam von grundauf intolerant ist? Vielleicht sollten wir lieber darüber reden als irgendwelche Ansichten als woke/politisch korrekt (was so ziemlich das gleiche ist heute) zu geißeln.
 
Ich erkläre jetzt mal meine Vorgehensweise.
Mir kamen Flaigs Thesen zum Themenkomplex Islam, Sklaverei und Rassismus schon ziemlich merkwürdig und steil vor.
Mein erster Gedanke war dann, einfach mal kurz nach dem Namen Egon Flaig zu googlen.
Mir ist dann schnell aufgefallen, dass Egon Blaig verschiedentlich als Gesinnungsgenosse der Neuen Rechten in Erscheinung getreten ist und die oben genannten Thesen eigentlich perfekt mit seiner gesellschaftspolitischen Agenda zusammenpassen.
Ich habe schon bemerkt,, dass Blaig Professor für Alte Geschichte ist. aber wenn man wirklich was mal fundamental neues zu diesem Themenkomplex herausfinden möchte, ist man mit seinem Latein ziemlich schnell am Ende und müsste wahrscheinlich schon Arabischkenntnisse haben.
Flaig scheint es hier gelungen zu sein seine Tätigkeiten als Historiker und als Vertreter des Sarrazinismus zu verbinden. Das ist zumindest mein Eindruck.

Diese Debatte um Cancel Culture, Wokeness, Political Correctness ist übrignes auch genau sein Ding. Sie lenkt übrigens wunderbar von der Frage ab, ob Flaig hier zum Komplex Islam, Sklaverei und Rassismus Unsinn geschrieben hat oder nicht.
 
Natürlich kann Flaigs Darstellung verfehlt, unwissenschaftlich oder tendenziös sein. (Aber immerhin werden auf Wikipedia auch positive Rezensionen seines Buches zitiert; die zitierten Rezensenten werden doch nicht alles Autoren der "Neuen Rechten" sein - für Wikipedia wäre das jedenfalls sehr untypisch.) Falls Flaig tatsächlich "Unsinn" geschrieben hat, steht es anderen Wissenschaftlern frei, ihn zu widerlegen, auf Mängel in seiner Methodik hinzuweisen etc. Wenn das eine Mehrheit der Wissenschaftler, die sich mit seinem Buch auseinandersetzt, macht (und zwar in sauberer, seriöser Weise), wird es in seriösen Kreisen entsprechend irrelevant werden.

PostmodernAtheist hingegen hat sich empört, "dass der Typ nen akademischen Titel hat". Es soll also keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Flaigs Thesen stattfinden, sondern ihm sein Titel entzogen werden (bzw. Leute wie er erst gar nicht zum Studium zugelassen werden). Das hat nichts mehr mit einem wissenschaftlichen Fachdiskurs, ob Flaig hier zum Komplex Islam, Sklaverei und Rassismus Unsinn geschrieben hat oder nicht, zu tun, sondern der Autor soll aus dem Wissenschaftsbetrieb ausgeschlossen, beruflich und gesellschaftlich vernichtet werden. "Cancel Culture" in Reinkultur also.
 
Es soll also keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Flaigs Thesen stattfinden, sondern ihm sein Titel entzogen werden (bzw. Leute wie er erst gar nicht zum Studium zugelassen werden). Das hat nichts mehr mit einem wissenschaftlichen Fachdiskurs, ob Flaig hier zum Komplex Islam, Sklaverei und Rassismus Unsinn geschrieben hat oder nicht, zu tun, sondern der Autor soll aus dem Wissenschaftsbetrieb ausgeschlossen, beruflich und gesellschaftlich vernichtet werden. "Cancel Culture" in Reinkultur also.

Der Begriff Cancel Culture ist Schwachsinn und ich hab nie behauptet man solle Flaig "canceln", ich hab mich lediglich gefragt was für Standarts wir haben wenn sowas veröffentlicht wird. Ich weiß nicht ob du dir das vorstellen kannst, aber so aussagen wie "die Toleranz des Islam ist ein Mythos" haben grade in der Flüchtlingskrise echte Konsequenzen und treffen die am leicht verletzlichen Mitglieder der Gesellschaft. Also reden wir lieber ob so eine Aussage Sinn macht anstatt von so einem Blödsinn wie Cancel Culture zu schwafeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
(Aber immerhin werden auf Wikipedia auch positive Rezensionen seines Buches zitiert; die zitierten Rezensenten werden doch nicht alles Autoren der "Neuen Rechten" sein - für Wikipedia wäre das jedenfalls sehr untypisch.)
Du hast aber schon bemerkt, dass sich die positiven Rezensionen vor allem auf den Buchteil zur antiken Sklaverei beziehen. Die Antike ist ja auch Flaigs eigentliches Fachgebiet.
 
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