D. h. die Freiheit der Wissenschaft soll nur für Wissenschaftler gelten, die in ihren Veröffentlichungen und Äußerungen Ansichten vertreten, die denjenigen Kollegen, Medien, Politikern und Studentenorganisationen, die "politisch korrekte" Ansichten vertreten, genehm sind?
...vielleicht ginge es auch noch krasser, con brio e fuocoso: die Geschichte selber hat gefälligst politisch korrekt zu sein, und wenn ihr das aposteriori nicht gelingen sollte, dann ist nur die politisch korrekte Deutung/Darstellung/Klitterung der Vergangenheit ok und alles andere ist wahlweise ungebildet, eurozentristisch/spätkolonialistisch oder rechtsextrem.
Eines der Steckenpferde der hiesigen (nicht im GF, sondern im heutigen D) political correctness ist die Glorifizierung der islamischen Kultur und Geschichte - man müsste demzufolge glauben, dass restlos jede humanistische, rechtliche, moralische, wissenschaftliche usw Errungenschaft dem glorifizierten Kulturkreis entstammt. Unangenehme, lästige, unpassende Fakten werden dabei ausgeblendet, bagatellisiert, relativiert, wegrabuliert. Beharrt irgendwer auf ein paar lästigen Fakten, ist er entweder ein Nazi oder merkbefreit.
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Hier soll es um Rassismus im Kontext der langen Geschichte der Sklaverei in der damals expandierenden islamischen Welt gehen. Das enthält schon Stichworte, die automatisch triggern...
Von Rassismus zu sprechen ist kompliziert: kannten die im 16., im 17., im 18. Jh. florierenden Kulturen "Rassismus" mit all den Konnotationen, die wir hier und heute mit diesem Begriff verbinden? Ist es sinnvoll, die griech-römische Kultur wegen ihrer Einteilung in Barbaren und Bürger als latent rassistisch zu bezeichnen? Ist es sinnvoll, die historischen islamischen Kulturen wegen ihrer Einteilung in Ungläubige und "Rechtgläubige" als rassistisch zu bezeichnen? Und wenn man einfach Kulturen/Kulturkreise weglässt: ist Sklaverei rassistisch?
Und wenn man Rassismus und Kulturen/Gesellschaften erstmal ausblendet: ist das Geschäft (!!) mit der Versklavung irgendwo zu irgendeiner Zeit ein Streichelzoo gewesen? Wenn in Gesellschaft X der Sklave Y Karriere machen konnte, was so oft vorkam wie dass Tellerwäscher Millionäre werden, ist dann die komplette Sklaverei der Gesellschaft X harmlos, tolerierbar? Jede Form der Sklaverei ist inhumane Gewalt, banal rohes "Recht des Stärkeren", der zu Lasten des Schwächeren Gewinn machen will. Der schwächere, der andere, der fremde, kurzum wer sich dagegen nicht wehren kann, der ist Beute der Sklavenhalter. So betrachtet, ist es sinnlos, das selbstgerechte Moralpanier zu schwingen und dabei besonders auf Sklavenhalter A einzudreschen, um simultan Sklavenhalter B zu verharmlosen. Letzteres scheint mir teilweise bei den positiven wie negativen Rezensionen der "Weltgeschichte der Sklaverei" von Flaig der Fall zu sein.