Mousquetaires de la Garde 1715-1775

AnDro

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Uniformierung - casaque und soubreveste
Der aufwendig bestickte, blaue Kasack zeigte vorne und hinten ein weißes Kreuz mit roten (1. Kompanie) bzw. gelben (2. Kompanie) Flammen in den Winkeln des Kreuzes und nahm in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Form einer Supraweste an.
Nach Wikipedia trugen die Mousquetaires du Roi im 18. Jahrhundert eine Superweste anstelle eines Kasack. Im Etat Militaire von 1758 werden jedoch explizit casaque und soubreveste genannt:

"[...];soubreveste bleue doublée de rouge, garnie d'un double bordé d'argent; la croix blanche & quatre
fleurs-de-lis aux branches ornées de flammes rouges &
argent, bordées devant & derriere ainsi que sur les ca-
saques bleues; [...]"[1]

(blaue Superweste rot gefüttert, verziert mit einer doppelten Goldborte; ein weißes Kreuz und vier Lilien in der Mitte verziert mit roten und goldenen Flammen, eingefasst auf Vorder- und Rückseite so wie auf den blauen Kasacken.)

Einfacher ausgedrückt:

  • Superweste mit Kreuz auf Vorder- und Rückseite
  • Kasack mit Kreuz auf Vorder- und Rückseite
Nun habe ich nach Abbildungen von Musketieren mit casaque gesucht. Da liegt wohl auch der Krux vergraben; es gibt relativ viele Bilder auf denen die soubreveste zu erkennen ist, aber nur einen Kupferstich auf dem ein casaque zu sehen ist.

Hier mit Superweste:

Mousquetaires-1729.jpg


und hier mit einem mantelartigen Kleidungsstück:

Es dürfte sich um den casaque handeln. Für eine ohne Gürtel getragene Superweste fällt der Mantel zu weit aus. Ich habe mal bei René Chartrand nachgeschlagen, aber er schreibt ganz einfach gar nichts zu casaques.[2]

Literatur
[1] Etat Militaire de France pour l'année 1758, Paris 1758, S. 160.
[2] Chartrand, René: Louis XV's army (I): Cavalry and Dragoons, London 1996, 8-9.
 
Wenn die Vorschrift den den casaque noch erwähnt, wird es den auch noch gegeben haben. Kann es sein, dass dieser nur für ganz spezielle, außerordentliche Anlässe angelegt wurde? Wobei auch das freilich nicht hnlänglich erklärt, warum dieses Kleidungsstück nicht öfter dargestellt wurde, weil man ja gerade die prächtigen Galakleider gern zeigte. :grübel:

Man bräuchte zeitgenössische Aufzeichnungen wie Tagebücher, die auch was zum Alltag dieser Elitesoldaten hergeben.
 
Vielleicht ist ein casaque beim exerzieren hinderlich? Justeaucorps + soubreveste + casaque dürften zusammen einiges wiegen. Es gibt wohl ein Buch, dass Licht in die Sache bringen könnte:

  • Simon Lamoral Le Pipre de Neuville, Institution des deux compagnies des mousquetaires du roi, Paris.
Der Titel hört sich nach 18. Jahrhundert an. Ich finde es aber leider nicht bei Google Books.



Man bräuchte zeitgenössische Aufzeichnungen wie Tagebücher, die auch was zum Alltag dieser Elitesoldaten hergeben.
Die Mousquetaires waren ja mehr eine Art Kadettenschule des französischen Adels. Kommt im Tagebuch des Duc de Croy auch gut rüber.

Edit: gerade noch gefunden:

  • Essais historiques sur les deux Compagnies des Mousquetaires du Roi de France, Suprimées le 1er Janvier 1776, À la Haye : Detune, 1778.
 
Vielleicht ist ein casaque beim exerzieren hinderlich? Justeaucorps + soubreveste + casaque dürften zusammen einiges wiegen.
Auf dem Stich erkennt man ja leider nur, dass der Soldat den Casaque über dem Justaucorps trägt. Generell scheint der Casaque für einen Reiter ein bisschen zu hinderlich, ungefähr wie wenn man mit Radmänteln einen Sturmangriff ritte.

Zu Fuß oder nur auf dem Marsch dürfte es aber kein Problem gewesen sein.
 
Wobei der Casaque wohl unterschiedlich lang und weit genug war, um zu Pferde bequem sitzen zu können.

Es scheinen sich daraus auch die Reiterjacken der Jockeys entwickelt zu haben, zumindest nennt man sie im Pferdesport auch heute noch Casaque.
 
Und hier ist des Rätsels Lösung:
"Die Musketiere trugen seit ihrer Aufstellung casaques; sie stellten ihre Uniform dar: Sie haben darin zu Pferd und zu Fuß gedient und durften sie selbst bei Angriffen auf feste Plätze nicht ablegen. Der König hatte die Schwierigkeit die diese Einrichtung während der Belagerung von Courtray gemacht hatte, bemerkt; Seine Majestät verfügte, dass sie Anstelle der casaque in der Armee die Superweste über ihrem Rock tragen sollten [...], und ließ ihnen gleichwohl die casaque um ihnen als Mantel zu dienen."[1]

[1] Anonymus: Nouveaux essais historiques sur Paris, Paris 1781, S. 76.
["Les Mousquetaires, dès leur institution, porterent des casaques; cela formoit tout leur uniforme: ils s'en servoient à pied comme à cheval, & ne pouvoient jamais le quitter même dans les attaques des places. Le Roi s'étant appercu de l'embaras que cet ajustement avoit causé au siege de Courtray; S.M. ordonna qu'au lieu de casaque, ils porteroient à l'armée des soubrevestes par dessus leur habit [...], & leur laissa néanmoins la même casaque pour leur servir de manteau."]



Es scheinen sich daraus auch die Reiterjacken der Jockeys entwickelt zu haben, zumindest nennt man sie im Pferdesport auch heute noch Casaque.
Dieser Transfer wird ja wahrscheinlich nicht über 500 Musketiere stattgefunden haben. Mein dictionnaire francois-allemand von 1762 sagt zu casaque: "weiter Reiserock mit Ermelen" Wäre mal interessant nach casaques in der Zivilmode des 18. Jahrhunderts zu suchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Transfer wird ja wahrscheinlich nicht über 500 Musketiere stattgefunden haben. Mein dictionnaire francois-allemand von 1762 sagt zu casaque: "weiter Reiserock mit Ermelen" Wäre mal interessant nach casaques in der Zivilmode des 18. Jahrhunderts zu suchen.
Ich schau mal nach, was sich findet.

Für die Reise kenne ich eigentlich im Zivilen primär den Surtout in Frankreich. Darüber wurden diverse Formen von Radmänteln getragen. Den Roquelaure sieht man recht selten, wenn man von der Darstellung desselben bei Garsault ausgeht. Den Redingote, einen Mantel mit Ärmeln, der in den 1760ern insgesamt eher unförmig und weit geschnitten war, sieht man auch eher selten.

Das Problem bei der Kleidung ist ja immer wieder die Verschiebung der Begriffe.
 
Pierre J. F. Girard: Traité des Armes 1740

Eine sehr interessante Quelle zur französischen Armee im Ancien Regime und den Mousquetaires ist das Fechtbuch des ehemaligen Marineoffiziers Pierre J. F. Girard von 1740, da es u.a. das Exerzieren mit dem Gewehr zu Fuß darstellt anhand der Musketiere darstellt (insgesamt 42 Figuren). Die meisten Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert zeigen die Musketiere nur zu Pferd mit Stiefeln. Außerdem sieht man die Uniform aus allen möglichen Perspektiven:

https://picasaweb.google.com/AKS.Kassel/GirardPierreJTraitDesArmes
 
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