Mussolini-Südtirol-Deutschland

A

aviendha

Gast
Die Beziehung Italien-Deutschland zur Zeit Mussolinis ist ja bekannt. Was ich mir aber nicht zusammendenken kann, ist, aus welchem Grund Deutschland Italien immer weiter an sich bilden wollte, obwohl Italien ja sichtbar schwach war (Militär zum Beispiel)?!

Ich hab viel rum gestöbert, hab aber nur Gegensätzliches dazugefunden: Wie war das mit Südtriol zur Zeit von Mussolini? Wie ist es dazu gekommen, dass Südtirol zu Italien gekommen ist und wie sieht die Lage jetzt aus? Wie lang hat´s zu Italien gehört?

Wäre echt dankbar für Antworten :winke:
 
Ich habe schon an anderer Stelle ein recht gutes und informatives Buch zum Thema empfohlen:

Rolf Steininger: „Südtirol – Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart“ (ISBN 3-7065-1348-X). Hier wird auch die Vorgeschichte behandelt, darunter auch die Bemühungen italienischer Nationalisten, schon vor dem 1. WK Ansprüche auf österreichisches Gebiet anzumelden.

Hier werden alle Deine Fragen beantwortet.

Grüße,

Jacobum
 
Frage 2: Südtirol wurde nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 zu Italien und gehört noch immer dazu.

Frage 1: Motive für das Bündnis Deutschland - Italien

- Hitler hegte seit den 20er Jahren persönliche Sympathien für Mussolini, der gerade in seinem Auftreten und seiner Propaganda ein Vorbild für ihn war.

- Mit seinem faschistischen System stand Italien Deutschland natürlich politisch näher als andere Staaten.

- Die außenpolitischen Handlungen Italiens im Mittelmeerraum führten zu einer Dynamik, die das Land in eine Gegnerschaft zu den Franzosen, vor allem aber den Briten bringen mussten. Italien unterstütze offen den Franco-Putsch in Spanien und brüskierte zudem mit der Eroberung Abessiniens die Briten. Allerdings versuchte Mussolini in den Jahren 1939/40 dennoch zunächst, sich aus dem Krieg herauszuhalten.

- Die schnellen deutschen Erfolge insbesondere gegen Frankreich weckte jedoch Begehrlichkeiten bei Mussolini, der seinen territorialen Hunger durch die viel zu schnell vom Zaun gebrochenen Offensiven 1940 in Griechenland und Ägypten stillen wollte.

- Im Grunde war Italien deshalb ein wichtiger Bündnispartner für Hitler, weil es die britische Position im Mittelmeerraum gefährden konnte, der ansonsten in diesem Raum keine Verbündeten hatte. So schwach die italienischen militärischen Leistungen während des Krieges waren, so war zuvor insbesondere die italienische Flotte zumindest auf dem Papier im Mittelmeer ein ernstzunehmender Gegner.
 
Ich meine, dass die fachistische und die nazistische Ideologie nahe beieinander lagen. Das Verhalten der Nazis gegenüber von Italien beweist nur, dass für Machtpositionen auch Minderheitenrechte aufgegeben wurden. Die Südtiroler sollten ja sogar nach den Vorstellungen der Nazis aus ihrer Heimat ausgesiedelt werden.:grübel:
 
heinz schrieb:
Ich meine, dass die fachistische und die nazistische Ideologie nahe beieinander lagen. Das Verhalten der Nazis gegenüber von Italien beweist nur, dass für Machtpositionen auch Minderheitenrechte aufgegeben wurden. Die Südtiroler sollten ja sogar nach den Vorstellungen der Nazis aus ihrer Heimat ausgesiedelt werden.

Ein guter Link hierzu:

http://www.urlaub-suedtirol-reisen.de/geschichte_suedtirol/

da steht auch Hitlers Trinkspruch gegenüber Mussolini vom 7. Mai 1938: "Es ist mein unerschütterlicher Wille und mein Vermächtnis an das deutsche Volk, dass es die von der Natur uns beiden aufgerichtete Alpengrenze immer als eine unantastbare ansieht".
 
Jacobum schrieb:
da steht auch Hitlers Trinkspruch gegenüber Mussolini vom 7. Mai 1938: "Es ist mein unerschütterlicher Wille und mein Vermächtnis an das deutsche Volk, dass es die von der Natur uns beiden aufgerichtete Alpengrenze immer als eine unantastbare ansieht".

Lieber Jacobum,

daran kann man sehen, was die Welt von den Nazis und den Diktatoren im Allgemeinen zu halten hat.:devil:
 
heinz schrieb:
Das Verhalten der Nazis gegenüber von Italien beweist nur, dass für Machtpositionen auch Minderheitenrechte aufgegeben wurden. Die Südtiroler sollten ja sogar nach den Vorstellungen der Nazis aus ihrer Heimat ausgesiedelt werden.:grübel:
(.....)
daran kann man sehen, was die Welt von den Nazis und den Diktatoren im Allgemeinen zu halten hat.:devil:

Lieber heinz,
kannst du deine Einschätzung mal näher erläutern? Bisher stellt sich mir die Geschichte so dar, daß Hitler einerseits alle Deutschen, also auch die Südtiroler im Großdeutschen Reich vereinigen wollte, andererseits aber auch gezwungen war auf seine wenigen Verbündeten Rücksicht zu nehmen.

So sah er nur die Lösung die Deutschen aus Südtirol ins Reichsgebiet umzusiedeln, um das Ziel ohne terretoriale Forderung gegen Italien zu erreichen, denn eine deutsche Minderheit an Italiens Grenzen wäre immer ein möglicher Konfliktherd geblieben.
Im Prinzip ein ähnliches Vorgehen, wie 1939/40 die Deutschen aus dem Baltikum "heim ins Reich" umzusiedeln, um mit Stalin übereinzukommen - wobei hier natürlich das Verlangen nach Lebensraum im Osten im Raum stand und einen anderen Kriegsgrund lieferte. Aber für Stalin sah es so aus, als hätte man, zumindest zeitweise, einen Ausgleich der Interessen gefunden.

Meinst du Hitler sah die Umsiedlung deshalb für nötig an, weil er befürchtete, Mussolini würde die deutsche Minderheit in Italien unterdrücken?
 
Prof. Dr. Rolf Steininger stellt in seiner Studie "Südtirol vom 1. WK bis zur Gegenwart" (ISBN 3-7065-1348-X) fest, dass Hitler bereits in den 20er Jahren die Brenner-Grenze anerkannt hat.

Als "Führer" hatte er seine Meinung beibehalten, denn inzwischen war ein politisches und militärisches Motiv hinzugekommen, denn Deutschland und Italien sollten einen Block in Europa bilden und sich nicht durch ein unbedeutendes Problem wie Südtirol auseinanderbringen lassen.

Ich zitiere aus dem Buch (S. 41 f.):

" ... Die wenigsten Südtiroler waren willens und in der Lage, Hitlers schon in den zwanziger Jahren mehrfach geäußerten und bestätigten - und bekannten - Verzicht auf Südtirol so zu nehmen, wie er von Hitler tatsächlich gemeint war, nämlich endgültig. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten viele diese Tatsache einfach nicht zur Kenntnis genommen und lediglich als taktisches Manöver zur Ablenkung Mussolinis interpretiert.

... Am 11. März 1938 versprach Hitler noch einmal dem Duce feierlich, was auch immer die Folge der bevorstehenden Ereignisse sein werde, er habe eine klare Grenze gegenüber Frankreich gezogen und ziehe jetzt eine ebenso klare gegen Italien: "Es ist der Brenner. Diesen Entschluss habe ich nicht 1938 gefasst, sondern gleich nach dem Ende des großen Krieges, und ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht!" womit er ausnahmsweise die Wahrheit gesagt hatte... "


Grüße,

Jacobum
 
Lieber Jacobum,

vielen dank für diese Klarstellungen. Hitler hatte nicht begriffen, dass Italien nur für ihn eine Last werden konnte. Ich erinnere nur an die deutsche Afrikaexpedition unter Rommel. :grübel:
 
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