Namensänderung 1938 in Danzig

Also auf jeden Fall hast du die Forengemeinde sehr in Hochspannung versetzt, weil eine Menge Leute rätseln, welcher Name in welchen neuen Namen geändert wurde...:grübel:
 
Ingeborg schrieb:
Ich habe in der Familie mal gehört, daß zwischen 33 und 45 per Gesetzgebung die Änderung zu einem "arischen" Namen erleichtert wurde und das relativ unbürokratisch lief, allerdings blieben die Kosten. Und daß es Vorschrift war, daß 4 Buchstaben des alten Namens auch im neuen Namen vorkommen sollten. Bei mir kommt es hin. Bei dir auch?
Nein.

Ich will hier ja auch gar nicht so sehr meine Familiengeschichte diskutieren, sondern interessiere mich für den historischen Kontext. Und da fällt auf, dass andere Namensänderungen eher die Schreibweise ändern - sicher war gefordert, dass die Wurzel des Namens irgendwie erkennbar bleibt. Leider gab es damals noch kein Internet, die Recherche nach den geltenden Vorschriften bleibt sicher Historikern vorbehalten.

In meinem Fall war das anders: Der alte polnische Name hat seinen Ursprung in einer Berufsbezeichnung, der neue Name wurde entsprechend "übersetzt", hat aber keinerlei Ähnlichkeit, und auch die 4-Buchstaben-Regel greift nicht.
 
Hans-Peter schrieb:
In meinem Fall war das anders: Der alte polnische Name hat seinen Ursprung in einer Berufsbezeichnung, der neue Name wurde entsprechend "übersetzt", hat aber keinerlei Ähnlichkeit, und auch die 4-Buchstaben-Regel greift nicht.

Das deutet für mich auf eine reine "Eindeutschung" des Namens hin, also auf kein dunkles Geheimnis, was mit einer Namensänderung verschleiert werden sollte. Ich wäre somit beruhigt.
 
Ingeborg schrieb:
Wenn damals alle Flüchtlinge, die ohne Geburtsurkunde oder auch ohne sämtliche Papiere hier im Westen ankamen, nicht hätten heiraten dürfen/können.... Also, dann gäbs mich auch nicht.

Das ist klar. Obwohl... wahrscheinlich gäbe es Dich trotzdem.

Die Frage:
Was musste man 1949 beibringen, wenn man heiraten wollte? Reichte als Ersatz für Papiere so etwas wie eine "eidesstattliche Erklärung"? Oder waren Zeugen nötig?

Gab es 1949 überhaupt die Möglichkeit, im Standesamt Danzig nachzufragen?
Egal ob ja oder nein, gibt es diese Möglichkeit heute?
 
Hans-Peter schrieb:
In meinem Fall war das anders: Der alte polnische Name hat seinen Ursprung in einer Berufsbezeichnung, der neue Name wurde entsprechend "übersetzt", hat aber keinerlei Ähnlichkeit, und auch die 4-Buchstaben-Regel greift nicht.

( Um Arne beim Rätseln anzuspornen:
Da der "neue" auch noch selten ist, war der frühere Name schon mal nicht Kowalski = Schmidt :devil: )

Das war im Falle meiner Familie wohl anders; ich weiß auch nicht, was der ursprüngliche Name bedeutete. Ob es diese Vorschrift gab, habe ich nie nachgeprüft, es kann auch einfach Zufall gewesen sein, daß jeweils vier gleiche Buchstaben vorhanden sind (also leider kein Tipp dabei für Arne :trost: )
 
Hans-Peter schrieb:
Gab es 1949 überhaupt die Möglichkeit, im Standesamt Danzig nachzufragen?
Egal ob ja oder nein, gibt es diese Möglichkeit heute?
Ich befürchte nicht. Danzig gehörte zu den stark zerstörten Städten, die Polen haben viel der historischen Substanz wieder instand gesetzt

Bilder von Danzig 1945
 
Zuletzt bearbeitet:
:winke: Interessant, ich weiß jetzt auf deine Frage, Hans-Peter, leider keine Antwort.:(

Was ich noch kurz einwerfen wollte, muss und sollte vielleicht nicht HIER diskutiert werden, dass bei Spätaussiedlern oder generell bei Aussiedlern der polnische Name "verdeutscht" wurde (nach 1945) ! Allerdings kam das auf den jeweiligen Beamten an...auch unkomplizierte Namen wurden geändert...tja...bin auch betroffen:scheinheilig:

:eek:fftopic: Ihr dürft weitermachen:rotwerd: :D
 
Hans-Peter schrieb:
Die Frage:
Was musste man 1949 beibringen, wenn man heiraten wollte? Reichte als Ersatz für Papiere so etwas wie eine "eidesstattliche Erklärung"? Oder waren Zeugen nötig?

Ooops - ich kann leider nicht mehr nachfragen...

Gab es 1949 überhaupt die Möglichkeit, im Standesamt Danzig nachzufragen?
Egal ob ja oder nein, gibt es diese Möglichkeit heute?
Ich weiß aus dem Bekanntenkreis meiner Großeltern/Eltern, daß die polnischen Behörden bei Anfragen sehr kooperativ gewesen sein sollen, sofern noch entsprechende Unterlagen vorhanden waren. Ob bereits 49, weiß ich nicht, aber so Ende der 50er/Anfang der 60er wurden Anfragen beantwortet. Heute sollte es gar keine Schwierigkeiten mehr bereiten.
 
Ingeborg schrieb:
( Um Arne beim Rätseln anzuspornen:
Da der "neue" auch noch selten ist, war der frühere Name schon mal nicht Kowalski = Schmidt :devil: )

Das war im Falle meiner Familie wohl anders; ich weiß auch nicht, was der ursprüngliche Name bedeutete. Ob es diese Vorschrift gab, habe ich nie nachgeprüft, es kann auch einfach Zufall gewesen sein, daß jeweils vier gleiche Buchstaben vorhanden sind (also leider kein Tipp dabei für Arne :trost: )

Wir sollten das im Thread Quiz weiterführen :rofl:
Von der Logik her: Ein Berufsname, der im damaligen Danzig weit verbreitet war auf polnisch. Die deutsche Übersetzung/Beruf ist hier selten....
Was gibt es für Berufe, die in den ehemaligen Ostgebieten häufig, aber hier sehr selten sind.

Elchshautgerber? Bernsteinsammler? Aalfänger? Krähenbrater? :grübel: :cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Martas schrieb:
Was ich noch kurz einwerfen wollte, muss und sollte vielleicht nicht HIER diskutiert werden, dass bei Spätaussiedlern oder generell bei Aussiedlern der polnische Name "verdeutscht" wurde (nach 1945) ! Allerdings kam das auf den jeweiligen Beamten an...
Nicht generell - ich kenne mehrere Gegenbeispiele.
 
Arne schrieb:
Wir sollten das im Thread Quiz weiterführen

Nein, sollten wir nicht.

Anfangs habe ich den Namen eher unbewusst nicht genannt, weil ich keine Familiengeschichte diskutieren möchte, sondern den historischen Kontext verstehen möchte. Dafür scheint mir dieses Forum geeignet. Ein Problem hätte ich mit der Namensnennung nicht wirklich gehabt.
Inzwischen neige ich dazu, mich der Namensnennung bewusst zu verweigern - aus denselben Gründen wie oben.

Für Dein Privat-Quiz: Du bist auf der falschen Fährte: Es handelt sich nicht um einen Beruf, den es in Polen, nicht aber in Deutschland gab (bei einem häufig vorkommenden Namen hätte Dir das selbst auffallen sollen).
Die Übersetzung ist zwar eindeutig, aber für die ursprünglich deutsche Namensgebung ungewöhnlich. Deshalb ist der Name in Deutschland so selten. Auf diesem Wege hast Du keine Chance. Da ich oft im Internet unter Real-Name schreibe, ist mein Familienname auch kein unknackbares Geheimnis.

Aber darum geht es nicht.
 
Arne schrieb:
Was heißt Storchenbräter auf polnisch?

Bradszturchski ? :scheinheilig: (Maaaaartas?)
Wäre in meinem Fall (masurisch) mit der Endung -ko, soweit ich gehört habe.

Aber jetzt mal wieder ins ernstere Fahrwasser & zum Thema....
Daß bei den Lesern die Frage entsteht 'Und wie hießen die denn früher', ist doch menschlich. Daß - auch bei einem solchen Thema - zwischendurch mal gewitzelt und geschmunzelt wird, auch, und vielleicht ist das auch nötig/gut so/oder was auch immer. Mit dem Namen ist ja auch ein ganzes Stück Identität verbunden und dann erfährt man plötzlich, daß der Name nicht immer schon in der Familie vorhanden war. Also ein Knick in der persönlichen Geschichte. Womöglich vermutet man schlimme Dinge, die aber gar nicht gegeben sein müssen - oder bekommt das durch die Reaktionen der Umwelt suggeriert. Zumindest fühlt man sich von einigen Vorfahren 'irgendwie' abgeschnitten (ist mir seinerzeit so gegangen - und zusätzlich, da hauptsächlich ostpreußisch sozialisiert, nochmals 'irgendwie' noch heimatloser).

@Hans-Peter: ich bin etwas länger hier im Forum als du und ich gebe zu, für einen Neueinsteiger kann es mißverständlich rüberkommen, aber so wie ich Arne bisher hier kennengelernt habe, sollte es als Witz ankommen. Er wird wg der Namensfrage sicherlich keine schlaflosen Nächte haben.

Und für die Diskussion darüber, warum wann unsere Namen geändert wurden und aufgrund welcher Gesetzesgrundlage sind die Namen in der Tat zweitranging. Abrrr, Mannche, ham wer nich scheeene Namens jehabt in de Häimat?
 
Ingeborg schrieb:
Bradszturchski ? :scheinheilig: (Maaaaartas?)
:hoch:

Das war und ist mit Bestimmtheit ein seltener Beruf. Schließlich wurden/werden solche Dienstleister schon lange verzweifelt gesucht. Nicht umsonst gibt es den häufigen Hilferuf: "Nun brat mir einer nen Storch!" :D
Ob das eine Lücke für den Katalog der Arbeitsagenturen ist? :grübel: Tausende neue Ein-Euro-Jobs ?
Aber jetzt mal wieder ins ernstere Fahrwasser & zum Thema....(...)
Mit dem Namen ist ja auch ein ganzes Stück Identität verbunden und dann erfährt man plötzlich, daß der Name nicht immer schon in der Familie vorhanden war. Also ein Knick in der persönlichen Geschichte.

Wenn man sich etwas mit der älteren Familiengeschichte beschäftigt und auch in andere Länder guckt, wird man in sehr vielen Ahnenreihen Änderungen in der Schreibweise von Familiennamen finden. Ich erinnere mich an die kürzlich gesendete "Namensshow" im ZDF(?). Da ging man auf die Ursprünge von Familiennamen ein. Die Ursprungsbedeutung war regelmäßig kaum noch in der Lautsprache nachvollziehbar. Auch bei meinem Namen fielen Buchstaben weg.
Ebenso bei Auswanderern. Wenn man z.B. in die USA guckt, wurden sehr, sehr viele Namen der englischen Sprache angepasst. Auch Einwanderer aus ganz anderen Kulturkreisen nach Deutschland heute, ändern die Schreibweise, bzw. passen sie an, damit Menschen sie überhaupt in der Lautwiedergabe richtig ansprechen können. Ganz einfach um sich besser in das Umfeld einzuordnen. Aber das führt nun immer weiter vom Kernthema weg...
 
Ingeborg schrieb:
Bradszturchski ? :scheinheilig: (Maaaaartas?)

Nein, das wohl auf keinen Fall:rofl:

Ich habe mal meine Oma nach Erfahrungen und "wichtigen Gründen" gefragt. Sie sagte, dass sie das öfter mitbekommen hat, dass Namen geändert bzw. leicht "verdeutscht" wurden.
Sie könne sich daran erinnern, dass Personen in hohen Ämtern dies genutzt haben um für die breite "Öffentlichkeit deutsch zu sein" (nicht, dass es etwas in einem rein arischen Bematenapparat was Ausländisches gäbe:devil: :nono: )

Bei einigen sei es aber auch so gewesen, dass sie einfach die Ausprache des Namens geändert haben, sodass z.B. aus dem weichen polnischen -sz- ein hartes deutsches -sz- wurde.:winke:
 
Zu den Ortsnamensänderungen:

Irndorf auf der Schhwäbischen Alb, Kreis Tuttlingen,
bis ca. 1978 Irrendorf, dann fand man bei der Kirchenrenovierung eine kiste mit alten Urkunden, seither Irndorf


Grüße Repo
(Aber Deppenhausen an der Donau bei Riedlingen gibts noch)
 
Namensänderung in Westpreussen

Ebenso in meiner Familie erfolgte am 22.10.1940 in Westpreussen eine Namenänderung. Der Ursprüngliche Name ist ein sehr verbreiteter polnischer Nachname "Ziolkowski". Die Gründe für diese Namensänderung liegen noch im Verborgenen. Aber vermtulich war die Motivation dafür einen deutsch klingenden Namen tragen zu wollen. Das ging ja wohl nur, wenn man auch wirlich deutscher Bürger war! Angesichts des polnischen Namens war man vermtulich schon Deutscher durch Geburt in Preussen?!

Mich interessiert in diesem Zusammenhang die Beschaffung des Formulares oder des Antrages mit dem damals mein Opa die Namensänderung beantragte. Darin wird ja vermtulich der "wichtige Grund" vermerkt sein! Welche Behörde war seinerzeit dafür zuständig und wo werden derartige Dokumente heute aufbewahrt? Möglicherweise kann mir jemand aus dem Forum hier einen kleinen Tipp geben?!
P.S.: Das mit den 4 Buchstaben trifft hier ebenfalls nicht zu!

Gruß
Rai
 
Ich habe letztens meine Fürhrerscheinprüfung gehabt und währrend der Prüfung mich mit dem Prüfer über meinen Nachnamen unterhlaten- Borchardt.
Er meinte der Name würde -Borkenwald bedeuten.
Das hab ich meinem Opa erzählt, er war ganz erstaunt. Und dann fing er an zu erzählen das unser Familienname früher -Borowski lautete. Mein Opa stammt aus der Danziger Niederung.
Nun bin ich etwas unischer, da mein Opa schon über 70 ist, oftmals Dinge durcheinander bringt. Deßhalb bin ich damals auch nicht weiter darauf eingegangen.
Aber jetzt wo ich hier erfahren habe, dass es tatsächlich möglich ist, das der Familienname geändert worden ist, werde ich ihn, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, darauf ansprechen.
 
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