Namensgebung der deutschen Zerstörer

Hallo,

beim Durchstöbern von Literatur zum Thema der deutschen Zerstörer im 2.Weltkrieg, stößt man immer wieder auf Namen, die einen Zusatz zu den gebräuchlichen z.B. Z1 bilden.

Dies wären von Z1 bis Z22 der Typen Zerstörer1934 und Zerstörer1936 folgende Namen:

Z1 Leberecht Maass
Z2 Georg Thiele
Z3 Max Schultz
Z4 Richard Beitzen
Z5 Paul Jacobi
Z6 Theodor Riedel
Z7 Hermann Schoemann
Z8 Bruno Heinemann
Z9 Wolfang Zenker
Z10 Hans Lody
Z11 Bernd von Arnim
Z12 Erich Giese
Z13 Erich Koellner
Z14 Friedrich Ihn
Z15 Erich Steinbrinck
Z16 Friedrich Eckoldt
Z17 Diether von Roeder
Z18 Hans Lüdemann
Z19 Hermann Künne
Z20 Karl Galster
Z21 Wilhelm Heidkamp
Z22 Anton Schmitt

Welchen Hintergrund hatte die Namensgebung?
Wer waren die Männer?
Warum wurden gerade Sie als Namensgeber für die Zerstörer gewählt?
Welche Geschichten stecken dahinter?

Leberecht Maass - Wikipedia

Hab jetzt nicht alle gegoogelt, aber es dürften viele Marineoffiziere aus dem ersten Weltkrieg dabei sein ... Heidkamp hab ich irgendwo im Gedächtnis mit der Seeschlacht auf der Doggerbank?

Die deutschen Zerstörer des 2. WK wurden nach deutschen Seeleuten benannt, die im 1. WK gefallen sind. Auf der Seite German Naval History kannst nachlesen, wer die Namenspatronen der Zerstörer waren.

Köbis17 schrieb:

Welchen Hintergrund hatte die Namensgebung?

Zum Vergrößern anklicken....

Viel findet man dazu nicht, nichts im Whitley, im Kühn, im Fock;
im Koop/Schmolke wird auf einen Führererlaß verwiesen, der die zusätzliche Namensgebung der Kriegsmarine erlaubte ("verdiente Marineangehörige des Weltkriegs" auszuwählen). Im Harnack sind die Erläuterungen zu den Namen über 2 Seiten zu finden, etwas viel zum Einstellen.

Die Morsenamen der Zerstörer (zB "BH": Bruno Heinemann) beruhten ebenfalls auf der Namensbezeichnung, vielen Seeleuten soll nach dem Krieg die Ziffernbezeichnung der Zerstörer entfallen, sie kannten ihr Schiff nur unter dem Namen.

Wenig bekannt ist, dass viele der Z 23 - Z 39 als Kriegsbauten die Traditionsnamen der früh versenkten Zerstörer (insbesondere Norwegen und Minenoperationen brachten hier riesige Verluste, die bei dieser wichtigen Schiffsgattung nie ausgeglichen werden konnten) übernahmen und inoffiziell weiter führten - Quelle: Harnack, Zerstörer unter deutscher Flagge.

Z 15 Erich Steinbrinck - Wikipedia

allein bei Erich Steinbrinck in Wikipedia liest man, daß er und Friedrich Ihn Kommandeure von untergegangen Schiffen waren. Beide nahmen unter anderem in der Skagerakschlacht teil.
Laut Wiki wurden die Schiffe also nach Leuten benannt, die im 2. WK gefallen sind...
Der Grund war wohl der, den Kampfgeist der truppe hochzuhalten, so, als ob man nicht umsonst sein Leben läßt. Auch die Tatsache, daß einige ehemalige Kameraden des Namensgebers nun auf diesem Schiff Dienst taten, könnte die moral nochmal gestärkt haben.

OT:

Das erste Weimarer Panzerschiff "Deutschland" wurde während des Kriegs in "Lützow" umbenannt, aus Sorge vor der Schlagzeile: "Deutschland versenkt".

Nach anderer Version sollte damit auch der Verkauf der halbfertigen "Lützow" an die SU verschleiert werden.

Köbis17 schrieb:

Hallo,

beim Durchstöbern von Literatur zum Thema der deutschen Zerstörer im 2.Weltkrieg, stößt man immer wieder auf Namen, die einen Zusatz zu den gebräuchlichen z.B. Z1 bilden.

Dies wären von Z1 bis Z22 der Typen Zerstörer1934 und Zerstörer1936 folgende Namen:

Z1 Leberecht Maass
Z2 Georg Thiele
Z3 Max Schultz
Z4 Richard Beitzen
Z5 Paul Jacobi
Z6 Theodor Riedel
Z7 Hermann Schoemann
Z8 Bruno Heinemann
Z9 Wolfang Zenker
Z10 Hans Lody
Z11 Bernd von Arnim
Z12 Erich Giese
Z13 Erich Koellner
Z14 Friedrich Ihn
Z15 Erich Steinbrinck
Z16 Friedrich Eckoldt
Z17 Diether von Roeder
Z18 Hans Lüdemann
Z19 Hermann Künne
Z20 Karl Galster
Z21 Wilhelm Heidkamp
Z22 Anton Schmitt

Welchen Hintergrund hatte die Namensgebung?
Wer waren die Männer?
Warum wurden gerade Sie als Namensgeber für die Zerstörer gewählt?
Welche Geschichten stecken dahinter?

Zum Vergrößern anklicken....

Gordon Williamson German Destroyers 1939 - 1945
Osprey Publishing 2003
gibt die Herkunft der Namen der Zerstörer wie folgt an:

"The first Kriegsmarine 22 destroyers(Z1 to Z22) were normally named after officers commanding torpedo boats who were killed in WW1.Heidkamp was one of some exceptions to this rule.

Z1 Leberecht Maas --Konteradmiral Maas died in August 1915 when his ship Koln was sunk.

Z2 Georg Thiele --Korvettenkapitan Thiele was killed in action October 1917.

Z3 Max Schultz -- Korvettenkapitan Schultz died January 1917,when V69 was sunk.

Z4 Richard Beitzen --Kapitanleutnant,like Hiedkamp,seriously wounded fighting a magazine fire.

Z5 Paul Jacobi --Korvettenkapitan,killed December 1915,V25.

Z6 Theodor Riedel -- Korvettenkapitan,killed May 1916 Jutland.

Z7 Hermann Schoemann --Kapitanleutnant,May 1915,A2.

Z8 Bruno Heinemann --Korvettenkapitan,murdered aboard Konig,November 1918.

Z9 Wolfgang Zenker --Leutnant,murdered aboard Konig,November 1918.

Z10 Hans Lody --executed as a spy in Britain 1914.

Z11 Bernd von Armin --Kapitanleutnant,killed aboard G42 July 1917.

Z12 Erich Giese --Kapitanleutnant,killed aboard S20 June 1917.

Z13 Erich Koellner --Kapitanleutnant,killed aboard minesweeper M95 April 1918.

Z14 Friedrich Ihn --Kapitanleutnant,killed aboard S35 Jutland 1916.

Z15 Erich Steinbrinch --Kapitanleutnant,killed aboard V29 Jutland 1916.

Z16 Friedrich Eckoldt --Kapitanleutnant,killed aboard V48 Jutland 1916.

Z17 Diether von Roeder --Kapitanleutnant,killed in action July 1918.

Z18 Hans Lüdemann --severly injured preventing a high pressure cylinder from exploding.

Z19 Hermann Künne --"killed in action 23 April 1918 in hand to hand fighting in Zeebrugge as leader of an assault troop of Marinekorps Flandern".

Z20 Karl Galster --Kapitanleutnant,killed aboard S22 March 1916.

Z21 Wilhelm Heidkamp

Z22 Anton Schmitt --gun commander on light cruiser Frauenlob at Jutland.Refused to leave his post,maintaing fire until waist deep in water.Only 5 of the crew of 329 survived. "

Wilhelm Heidkamp, über den Williamson keine näheren ngaben macht, diente auf dem Schlachtkreuzer SMS Seydlitz, dem Flaggschiff von Hipper beim Gefecht auf der Doggerbank 1915.
SMS Seydlitz erhielt einen 34cm-Treffer Die Granate durchschlug den 23 cm starken Deckspanzer vor dem hinteren Geschützturm, explodierte in der Umladekammer des Geschützturms und die Explosionsflammen der in der Umladekammer liegenden 6.000 kg Röhrenpulver schlugen in beide hinteren Geschütztürme, wodurch 160 Mann der Besatzung fielen und ein Brand ausbrach. Die Explosion der Munitionskammer hätte die "Seydlitz" versenkt. Der Matrose Wilhelm Heidkamp war der diensttuende Pumpenmeister auf der „Seydlitz“. Er öffnete die Flutventile für die hinteren Munitionskammern, wobei er schwerste Verbrennungen an den Händen und Lungen und eine schwere Vergiftung seiner Lungen erlitt (durch giftige Rauchgase). Er wurde zum Deckoffizier befördert, erholte sich aber nie mehr von seinen Verletzungen und starb Mitte der 20er Jahre.

Speaker schrieb:

Laut Wiki wurden die Schiffe also nach Leuten benannt, die im 2. WK gefallen sind...

Zum Vergrößern anklicken....

Hallo zusammen,

Du meinst bestimmt 1.WK.

Bei der Namensgebung der deutschen Schiffe um die Zeit des 1. WK gab es ein genaues Schema. Linienschiffe/Großlinienschiffe waren nach Ländern des Deutschen Reich genannt, große Kreuzer nach Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, kleine Kreuzer nach deutschen Städten und die Torpedoboote drugen ein Kürzel der jeweiligen Bauwerft sowie eine Nummer. Zerstörer gab es bei der kaiserlichen Marine noch nicht. Jedenfalls kenne ich keine solche Bezeichnung. Bei den anderen Marinen gab es sogenannte Torpedobootzerstörer, die in der größe etwa den großen Torpedobooten der deutschen Marine entsprachen.
Aber um wieder zur Namensgebung der Zerstörer der ersten Baureihen zurückzukommen. Die Namensgebung der deutschen Schiffe zwischen den Kriegen und im 2. WK entsprach etwa dem, wie sie zu Kaisers zeiten angewandt wurde. Vielleicht wollte man sie nicht nur Durchnummerieren, sondern ihnen etwas "Persönlichkeit" verleihen.

Hallo Zusammen,

im Bezug auf die Namensgebung bei deutschen Kriegsschiffen habe ich noch etwas interessantes gefunden.

Mit der preußischen Marine sowie der Marine des Norddeutschen Bundes begann sich ein System in der Namensgebung abzuzeichnen. So erhilten die Glattdeckskorvetten häufig Namen aus der Mythologie, die Dampfkanonenboote Tiernamen.
Erst mit der kaiserlichen Marine wurde durch die ACO vom 17.08.1875 wurden Richtlinien zur Namensgebung erlassen.

Sinngemäß heißt es darin:

Innehalten eines bestimmten Systems bei der Wahl der Bennenung Seiner Majestät Schiffe und Fahrzeuge

1. Panzerfregatten erhalten Namen deutscher Fürsten und Männer die Einfluß auf die geschichtliche Entwicklung des Vaterlandes hatten
2. Panzer-Korvetten sollen Namen der zum Reich gehörenden Staaten erhalten
3. gr. Gedeckte Korvetten sollen Namen von großen Schlachten der von Deutschland geführten Kriege erhalten;
   kl. Schiffe dieser Klasse erhalten Namen von Feldherren, Admirale und Staatsmänner
4. Glattdeckskorvetten erhalten Namen von weiblichen Mitgliedern deutscher Fürstenhäuser
5. Dampfkanonenboote erhalten Namen aus dem Tierreich

In noch weitere Gruppen gab es von 6) bis 10) Anweisung über die Namensgebung.

Mit der ACO vom 23.11.1884 wird bei der deutschen Marine eine allgemeine Umbenennung der Schiffsklassen durchgeführt, wobei die Namensgebung Sinngemäß bei behalten wird. Lediglich die Torpedoboote erahlten jetzt eine laufende Nummer mit den jeweilgen Anfangsbuchstaben der jeweiligen Bauwerft ( z.B. Schichau-Danzig; S 2)
Mit der ACO vom 09.04.1889 wurden neue Richtlinien erlassen, die hauptsächlich die Panzerfahrzeuge betraff.

1. Glattdeckskorvetten (jetzt Kreuzerkorvetten) erhalten zusätzlich zu den weiblichen Namen deutscher Fürstenhäuser noch Frauennamen aus der germanischen Mythologie
2. Neue Küstenpanzerschiffe erhalten Namen von Göttern und Helden der germanischen Mythologie und Heldensagen

Mit der Aufteilung der Kreuzerfregatten und -korvetten bzw. der Kreuzer nach Klassen (1.-4) zu große Kreuzer und kleine Kreuzer wurde für die gr. Kreuzer die Namensgebung der 1875 festgelegten Gedeckten Korvetten übernommen.
Bei den kl. Kreuzern wurde an 1903 die Namensgebung von den Richtlinen der Glattdeckskorvetten geändert, so wurden die sog. "Städtekreuzer" eingeführt.

Bei der Recihs- und Kriegsmarine wurden für Neubauten weitgehend Tradionsnamen gewählt. Dies galt sowohl für die kl. Einheiten, als auch Kreuzer. Für die schweren Einheiten war das Aufstellen besonderer Richtlinien für die wenigen Schiffe nicht erforderlich. Auch hier spielte bei den von Fall zu Fall festgesetzten Namen die Marinetradition eine Rolle.