Nationalismus

Sweetkofski

Neues Mitglied
Hallo,

ich möchte dringend um eure Hilfe bitten… ich habe ein mündliche Prüfung zur Verfassungsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts (hauptsächlich Europa).

Mein Vertiefungsthema lautet: Der Wandel des Nationalismus unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Situation.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen:
Gehe ich richtig in der Annahme, dass der Nationalismus in Deutschland u.a. mit den Koalitionsgesuchen von Bismarck zusammenhängt? ES lässt sich ja grob gesagt ein Wandel vom linken zum rechten Nationalismus (der später dann im Wilhelminismus in einem übersteigerten Nationalismus endet, der heute das negativ besetzte Bild des Begriffs Nationalismus erklärt feststellen).

Bismarck verbündet sich ja zunächst mit den Liberalen, die die Gründung des deutschen Reiches gemäß ihrer Zielsetzung als positiv beurteilen, dann aber (ich glaube im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise und er zunehmenden Brisanz der sozialen Frage // stimmt das so?) mit den Konservativen.

Mir ist zwar relativ klar, warum die Konservativen nun den Nationalismus für sich beanspruchen, denn die Gründung des deutschen Reiches ist ja bereits Realität und nun können Sie ‚lediglich’ versuchen die Richtung zu bestimmen, (wobei ich auch hier für Kritik und weitere Infos sehr dankbar wäre),

ABER meine ganz wesentliche Frage ist nun:
Wie konnten die Konservativen nach außen hin plausibel machen, warum sie jetzt doch für den Nationalismus sind?

(Ich habe da den Nachhall der Worte meines Professors im Ohr: das konnten die Konservativen nur machen, weil… aber ich weiss die Begründung nicht mehr L )

Ich bin für jede Hilfe SEHR dankbar und werde bestimmt auch noch in den anderen Ordnern Fragen stellen, mein Prüfungsthema ist ja doch sehr umfassend….

Also, ich bin gespannt,
Sweetkofski
 
Bismarck verbündet sich ja zunächst mit den Liberalen, die die Gründung des deutschen Reiches gemäß ihrer Zielsetzung als positiv beurteilen, dann aber (ich glaube im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise und er zunehmenden Brisanz der sozialen Frage // stimmt das so?) mit den Konservativen.
Mir ist zwar relativ klar, warum die Konservativen nun den Nationalismus für sich beanspruchen, denn die Gründung des deutschen Reiches ist ja bereits Realität und nun können Sie ‚lediglich’ versuchen die Richtung zu bestimmen, (wobei ich auch hier für Kritik und weitere Infos sehr dankbar wäre),
War Bismarck nicht schon immer konservativ? Eine spätere Verbündung verwundert mich da.
Da die Gründung des 2. dt. Kaiserreiches von oben erfolgte und damit von den konservativen Kräften getragen wurde, konnten sie doch nach außen ganz offen zu ihrer Leistung stehen. Nationalismus bezog sich doch nun auf den Kaiser und andere konservative Ideale und nicht mehr auf jene bürgerlichen Ideen aus der Paulskirche.
 
als ich die frage gelesen habe, hatte ich weniger bismarck und seine "koalitionen" im sinn, sondern eher die entwicklung, die der nationalismus in deutschland durchgemacht hat:
von der "entstehung" eines deutschen nationalismus im zuge der napoleonischen kriege, über die unterdrückung durch das metternichsche system, die revolution 48 und paulskirchenverfassung, ihr scheitern, das aufgreifen der idee durch bismarck, reichsgründung und der übersteigerte nationalismus unter wilhelm II.

und europäisch: zunächst frankreich, die erste französische revolution, die geburt des modernen nationalstaates, napoleon, sein scheitern, restauration, 1830, bürgerkönig, 1848, napoleon III., dritte republik nach 1870
untergang polens, nationalbewegungen in ost- und südosteuropa, die verfassungen des habsburger reichs als gegenpol eines nationalstaates...

wie gesagt, das fiel mir bei der frage sponatn ein
 
Zunächst vielen Dank für die Antworten...
@themistokles: ja, Bismarck war ein waschechter Konservativer...
Allerdings hat er sich mit jedem verbündet, der ihm zu seinem Vorteile verhelfen konnte.
Bismarck wollte die kleindeutsche Reichsgründung, um die Vormachtstellung Preußens zu sichern: diese Politik entsprach den Liberalen, so dass er sich auf diese gestützt hat. Diese sprachen ihn auch durch das Indemnitätsgesetz quasi 'frei', denn es zeigte sich, dass seine Politik zum Erfolg (respektive Reichsgründung) geführt hat...
Durch durch Weltwirtschaftskrise (weiss jemand noch weitere Gründe? *nachhilfeguckend*) geriet jedoch der Liberalismus ins Wanken. Bismarck stützte sich nun auf die Konservativen, die ja vorher gegen die Nation (da für die Monarchie) waren. Denen war das nun sehr recht, da sie nun Einfluss auf den Verlauf der 'Nation' nehmen konnten. Hier steigerte sich der Nationalismus schließlich in den 'integralen Nationalismus'.
Meine FRAGE ist nun aber, wie die Konservativen ihrern Meinungsumschwung nach außen rechtfertigen konnten!!

@ collo und alle:
Ja, was du sagst, ist prinzipiell richtig, aber ich würde gerne wissen wie die Unterschiede genau sind, also zwischen dem Nationalismus ind Deutschland und dem in Europa?!
Ich habe bereits gefunden, dass der Nationalismus in Deutschland im Gegensatz zu dem im übrigen Europa rein machtpolitisch war.
Aber wie war er denn dann im übrigen Europa? Und warum ist überall der gleiche Funktionswandel festzustellen?
Gibt es noch weitere Unterschiede in Funktion und Form?
Bitte, bitte, ich brauche wirklich Hilfe!
Ich mache seit 3 Wochen nichts anderes als Geschichte bis zu 17 Stunden am Tag UNGELOGEN... bei dieser Prüfung steht wirklich viel für mich auf dem Spiel, und ich wusste vorher NULL in Geschichte.
In Wikipedia kenne ich bereits jede einzelne Seite zur Thematik, auch die bpb ist von mir schon durchgeforstet worden... falls jemand sich mit dem Thema auskennt, wäre es mir eine wirklich große Hilfe.
Hoffend,
Sweetkofski
 
denk an die ausgangsfrage, es geht nicht nur um die zweite hälfte des 19. jhdts, du sollst auch das 18. betrachten, und da es ja wohl um verfassungsgeschichte geht, würde ich nicht zu viel auf innenpolitische spielchen bismarcks setzen.
ich an deiner stelle würde einige verfassungen mal durchgehen:
polnische_verfassung_1791, frankreich_1791 : in beiden taucht der begriff der nation wie wir ihn heute gebrauchen zuerst auf.
badische von 1818), bundesakte :nation oder volk findest du hier kaum
paulskirchenverfassung, verfassung 1871: vom "volkstümlichen" (im besten sinne des wortes zu gebrauchen) zum nationalismus von oben

um deine frage an mich zu beantworten:
der nationalismus in deutschland (und italiens) unterschied sich von dem der "etablierten" staaten europas, dass es ein deutschland bis 1871 nicht gab. und bis bismarcks regierungsübernahme in preussen, war "deutscher" nationalismus keine sahe der regierungen, sondern ein gefährliches treiben de volkes. in den befreiungskriegen entstanden und geduldet, bis 1848 unterdrückt, und nach dem scheitern der revolution auch als bewegung aus dem volk gescheitert. bis eben bismarck den nationalismus machtpolitisch gebrauchte, um deutschland unter preussens führung zu einigen. aber wie gesagt, erst gegen ende des 19. jhdt.

neben den "etablierten" staaten gabs dann auch die vornehmlich slawischen völker mittel- und südosteuropas ohne eigenen staat. im verlauf des 19. jhdt bildeten sich dort immer mehr nationalbewegungen, die gegen die osmanen erfolgreich, gegen österreich und russland erfolglos blieben.
 
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