Naturwissenschaft im Dienst der Religion...?

dekumatland

Aktives Mitglied
...ein merkwürdiger Titel, da wir es heute eher gewohnt sind, dass die Naturwissenschaften den Religionen überwiegend widersprechen (man denke nur an Evolutionstheorie contra Kreationismus)

hier aber ist kein modernes, sondern eine antikes Thema gemeint:
J. G. Landels schrieb:
Der verstorbene Benjamin Farrington spricht in seinem Buch "Greek Science" (pelican books, 1953) verletzend über die alexandrinischen Naturwissenschaftler [...], die für die Ptolemäer arbeiteten und deren Naturwissenschaft "die Handlangerin der Religion wurde und missbraucht wurde fürdie Produktion von sogenannten Wundern in den Serapen und in anderen ägyptischen Tempeln" (S.199) [...]
Von den 75 Vorrichtungen, die in den ´Pneumatica´ [von Heron von Alexandria] beschrieben werden, sind 11 in die Gruppe der Tempelwunder einzureihen oder können dort eingeordnet werden. [...]
aus: John Gray Landels Die Technik in der antiken Welt Beck 1979 (das Original unter dem Titel Engeneering in the Ancient World Chatto&Windus London 1978)

ulkige Apparaturen, welche den Tempelbesuchern/Gläubigen Wunder der jeweiligen Gottheit bzw. deren Priestern simulieren sollten - ein recht cooler und dreister Umgang mit denen, die Tempelspenden und Opfer bringen sollen... Wie es scheint, ist der Reliquienkult nicht die einzige obskure Praxis der früheren Zeiten :D

amüsant für den Rest der Sommerzeit könnte sein, derartige Apparaturen hier peu a peu aufzulisten, auch entsprechende Quellen.
 
Das Blutwunder von Neapel

Die wundersamen Eigenschaften einer thixotropen Mischung - und ein Rezept

In Neapel ereignet sich jedes Jahr am ersten Maisamstag eine fantastische Verwandlung: Das Blut des Sankt Januarius, des Schutzheiligen der Stadt, wird nach mehr als 1500 Jahren wieder flüssig. Viele Menschen verehren dieses Phänomen als Wunder.

Der Chemieprofessor Luigi Garlaschelli hat jedoch eine andere Erklärung. Für ihn wurde die geheimnisvolle Flüssigkeit erst im späten Mittelalter aus einigen wenigen - damals bereits bekannten - Chemikalien zusammengemischt. Als Indiz dafür hat er selbst eine Mixtur entwickelt, die dem Blut des Heiligen täuschend ähnlich sieht und auch die gleichen Eigenschaften besitzt: In Ruhe stehen gelassen ist die Substanz fest, wird sie jedoch bewegt, z.B. geschüttelt, verflüssigt sie sich.

Substanzen mit dieser Eigenschaft nennt man thixotrop. Auch Ketchup gehört dazu, wenn man ihn in der Flasche kräftig schüttelt, fließt er leichter heraus. Wer das Original von Professor Garlaschelli nachmachen möchte, für den haben wir eine Anleitung zusammengestellt.

.....
Das Blutwunder von Neapel - selbst gemacht - Sendung vom 09. Juli 2002 - Quarks & Co - WDR Fernsehen
 
Ich glaube durchaus das es Wunder gibt, habe aber wenig vertrauen in die vielen "Kirchen- und Tempelwunder". Daher sind diese Links durchaus interessant.
 
Zurück
Oben