Neonazis in der DDR

Die Doku habe ich gesehen.

Besonders interessant fand ich, dass die alternative Szene durch den Zwischenfall in der Zionskirche aus allen antifaschistischen Wolken fiel. Die Alternativen hatten zwar ihre Probleme mit der DDR. ABER wenigstens - so dachten sie - sei die DDR antifaschistisch; bis dann ein paar Faschisten das von der Volkspolizei gut überwachte Konzert in der Zionskirche ungehindert überfielen. Ihr schreckliches "Erlebnis" konnten die Alternativen dann noch nicht einmal artikulieren. Erstens gab es Neonazis nur im Westen und nicht in der DDR - so die offizielle Sicht. Zweitens stellte etwas anderes zu behaupten Hetze gegen den Staat dar, die bekanntlich unter Strafe stand. Und drittens bekam die DDR-Führung die Kritik der Alternativen auch noch an den falschen Hals: eine Ostberliner Punk-Band beklagte die Existenz von Neonazis in Ostberlin in ihrem Lied "Neo-Nazis in Ostberlin" und die DDR-Führung meinte, das Lied sei ihren Herrschaftsmethoden gewidmet. Sie ließ hart durchgreifen - gegen die Punk-Band.:autsch:

In den DDR-Medien wurde der Überfall westdeutschen Provokateuren zugeschoben und die polizeibekannten Täter nährten nach Kräften diese Version, um ihre eigene Schuld kleinzureden und die "des Westens" großzureden. So kam zunächst ein freilich allzu mildes Strafturteil zustande gegen die ordentlich angezogenen DDR-Bewohner, die sich leider von angeblichen westlichen Agenten zu dem Überfall verführen liessen. Als dann die Westpresse über den Vorfall berichtete, setzte der DDR-Generalstaatsanwalt mit Zustimmung von Honecker in zweiter Instanz doppelt so hohe Haftstrafen durch. Nun wurden die Täter für das lupenreine antifaschistische Image der DDR viel zu hart bestraft.

Interessant war auch der Teil der Doku, der sich mit den DDR-Hooligans befasste. Schon zu DDR-Zeiten sammelten sich in den ostdeutschen Fussbalsstadien auch Neonazis. Dort wurden Naziparolen gebrüllt (häufig in Abwandlung auf den Gegner) und der Arm zum Hitlergruß gehoben - selbst in Anwesenheit von Mielke, ja direkt vor ihm. Die Täter waren zwar polizeibekannt. Aber die Polizei unternahm gegen diese nichts.

"Tod und Hass dem DSC" brüllen große Teile des Dynamo-Fan-Blocks übrigens heute noch, wenn Dynamo Dresden gegen den Dresdner Sportclub spielt.
 
Interessant war auch der Teil der Doku, der sich mit den DDR-Hooligans befasste. Schon zu DDR-Zeiten sammelten sich in den ostdeutschen Fussbalsstadien auch Neonazis. Dort wurden Naziparolen gebrüllt (häufig in Abwandlung auf den Gegner) und der Arm zum Hitlergruß gehoben - selbst in Anwesenheit von Mielke, ja direkt vor ihm. Die Täter waren zwar polizeibekannt. Aber die Polizei unternahm gegen diese nichts.

"Tod und Hass dem DSC" brüllen große Teile des Dynamo-Fan-Blocks übrigens heute noch, wenn Dynamo Dresden gegen den Dresdner Sportclub spielt.


Mich wundert gar nichts mehr.
Kommen wir doch mal wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.
Das Fans von Sportvereinen immer mal wieder ausrasten, ist ja wohl nicht auf politische Doktrinen zurückzuführen.
Die flippen eben mal aus. Wer weiss denn heute noch, woführ "Dynamo" einst stand?
Ich würde das nicht als politaktuelle, denn Dummheit ansehen.
 
Das Fans von Sportvereinen immer mal wieder ausrasten, ist ja wohl nicht auf politische Doktrinen zurückzuführen.
Die flippen eben mal aus. Wer weiss denn heute noch, woführ "Dynamo" einst stand?
Ich würde das nicht als politaktuelle, denn Dummheit ansehen.
Das Thema "Fußball, Gewalt und Neonazis" ist (leider) ein weites Feld. Ich will jetzt nicht zu sehr in dieses Themengebiet abrutschen.

In der Doku ging es nicht um ein paar "ausgeflippte" Fans aus Dresden, die sich über Mielkes Spielmanipulationen aufregten, sondern um bekennende Neonazis in Ostberlin. Mieke hatte das Problem mit dem Hitlergruß in seinem eigenen Stadion und die politische Gesinnung dieser "Fans" war durch die Stasi auch entsprechend ermittelt. Übrigens haben sich ein paar von denen auch vor der Kamera (rückblickend) geäußert.

Das interessante an der Sache war, wie die DDR mit dem Neonazi-Phänomen umging. Soweit es ging, wurde versucht dieses Probem zu ignorieren. Infogedessen unternahm die Stasi auch nichts gegen diese "Fans": kein Stadionverbot, kein Reiseverbot zu Auswärtsspielen, kein Versuch auf die Hetz-Parolen der "Fans" Einfluss zu nehmen. Nur wenn es nicht mehr anders ging (weil z.B. im Westen über entsprechende Vorkomnisse berichtet wurde), griff der Staat durch und dann eben mit unverhältnismäßiger Härte, um sein antifaschistisches Image zu wahren. Und ganz übel wurde demjenigen Ostdeutschen mitgespielt, der versuchte, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Der galt dann als Nestbeschmutzer (da es im Osten ja keinen Rechtsradikalismus gab) und wurde - wie das Beispiel der Ostberliner Punkband zeigte - gnandenlos aus dem Verkehr gezogen.
 
Das interessante an der Sache war, wie die DDR mit dem Neonazi-Phänomen umging. Soweit es ging, wurde versucht dieses Probem zu ignorieren. Infogedessen unternahm die Stasi auch nichts gegen diese "Fans": kein Stadionverbot, kein Reiseverbot zu Auswärtsspielen, kein Versuch auf die Hetz-Parolen der "Fans" Einfluss zu nehmen. Nur wenn es nicht mehr anders ging (weil z.B. im Westen über entsprechende Vorkomnisse berichtet wurde), griff der Staat durch und dann eben mit unverhältnismäßiger Härte, um sein antifaschistisches Image zu wahren. Und ganz übel wurde demjenigen Ostdeutschen mitgespielt, der versuchte, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Der galt dann als Nestbeschmutzer (da es im Osten ja keinen Rechtsradikalismus gab) und wurde - wie das Beispiel der Ostberliner Punkband zeigte - gnandenlos aus dem Verkehr gezogen.

Das ist so nicht ganz richtig.
Ich weiss, das ihr von Zeitzeugen nicht viel haltet, aber zu meinen NVA Zeiten, so um 1983, haben wir im Polituntericht Zettel erhalten, die Massnahmen beschrieben, gegen diese " subversiven Elemente" vorzugehen.
 
Das ist so nicht ganz richtig.
Ich weiss, das ihr von Zeitzeugen nicht viel haltet, aber zu meinen NVA Zeiten, so um 1983, haben wir im Polituntericht Zettel erhalten, die Massnahmen beschrieben, gegen diese " subversiven Elemente" vorzugehen.
Das hört sich interessant an. Wenn Du nun noch beschreiben könntest, was auf diesen "Zetteln" drauf stand und was davon bei welcher Gelegenheit auch tatsächlich umgesetzt wurde, wären wir in unserer Diskussion einen Schritt weiter.;)

Bei der Doku ging es - ausgehend vom Vorfall in der Zionskirche - vor allem um die Ostberliner Neonaziszene.
 
Das hört sich interessant an. Wenn Du nun noch beschreiben könntest, was auf diesen "Zetteln" drauf stand und was davon bei welcher Gelegenheit auch tatsächlich umgesetzt wurde, wären wir in unserer Diskussion einen Schritt weiter.;)

Bei der Doku ging es - ausgehend vom Vorfall in der Zionskirche - vor allem um die Ostberliner Neonaziszene.

Das war einfach richtig lächerlich.
Da stand drauf, wie wir zb. skinheats erkennen können.
Schwarze Kleidung war auch verdächtig. Eine Ansammlung von mehr als 5 Personen war verdächtig. Wir mussten dafür unterschreiben, das wir im Zug nicht mit Personen aus dem westlichen Ausland reden. Zu guter letzt, wurde mir mein Urlaub gestrichen, weil meine Eltern Westbesuch hatten. Das wussten die schon, bevor ich es wusste.

Ach so. Hätte ich fast vergessen. wir waren Uniformträger, auch im Urlaub( hat sich aber keiner dran gehalten) bei all diesen Vorkommsnissen, hatten wir meldung zu erstatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war einfach richtig lächerlich.
Da stand drauf, wie wir zb. skinheats erkennen können.
=) Am "Haar"-Schnitt? =)
florian17160 schrieb:
Zu guter letzt, wurde mir mein Urlaub gestrichen, weil meine Eltern Westbesuch hatten. Das wussten die schon, bevor ich es wusste.
Das hört sich jetzt aber nicht so sehr nach gezielten Massnahmen an, die sich gegen ostdeutsche Neonazis richteten; eher nach dem Versuch Westkontakte eines Uniformträgers zu verhindern, damit dieser nicht als Informationsquelle abgeschöpft oder gar als Spion angeworben werden kann.
florian17160 schrieb:
Ach so. Hätte ich fast vergessen. wir waren Uniformträger, auch im Urlaub( hat sich aber keiner dran gehalten) bei all diesen Vorkommsnissen, hatten wir meldung zu erstatten.
Gemeldet wurde in der DDR ja allerhand. Bildlich gesprochen ertrank das System fast an seinen Meldungen. In der Doku wurden ja auch die Stasi-Akten einzelner ostdeutscher Neonazis gezeigt. Über deren Gesinnung wusste man bescheid. Aber zumindestens bei den im Film besprochenen Fußballfans erfolgte keine Reaktion. Und bei den Neonazis, die die Zionskirche überfielen, wurde erst nach den Presseberichten im Westen hart durchgegriffen.
 
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