Neue Frühmenschenart entdeckt?

Erich

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Das schreibt jedenfalls die FAZ: Neue Frühmenschen-Art: Lucys wilder Nachbar
Unsere Ahnentafel wird immer reicher. Aber was ist damit gewonnen, fragen sich jetzt viele Anthropologen, wenn Kieferfunde aus der Afar-Region in Äthiopien, nur rund 35 Kilometer vom Fundort der berühmten „Lucy“ und fünfhundert Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, als Überreste einer neuen Vormenschenart, Australopithecus deyiremeda („die nahe Verwandte“) definiert werden? Vielfalt lautet die wichtigste Antwort. Nachdem schon die Artendiversität bei unseren nächsten Gattungsverwandten, den Homo-Spezies, in den vergangenen Jahren deutlich erweitert und immer neue Homo-Arten morphologisch mit zum Teil heftig diskutierten Merkmalsunterschieden voneinander abgegrenzt worden sind, geschieht etwas Ähnliches nun mit den evolutionären Vorläufern.
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Was die Datierung der neuen Australopitecus-Art angeht, sind sich Haile-Selassi und sein Team sicher, dass es exakt dazu passt. Auch die neue Art soll etwa zeitgleich mit den Lucy-Populationen durch die Savanne gezogen sein – und das auch noch räumlich eng beieinander. Wie aber ist diese Artenvielfalt zu erklären, oder handelt es sich womöglich wie bei den Homo-Spezies diskutiert, ledlich um morphologische Varianten? Haile-Selassie spekuliert in seiner Publikation in „Nature“, dass die Arten unterschiedliche Nischen besetzt haben könnten, vor allem sich unterschiedlich ernährt haben. Das schließen die Forscher aus dem rekonstruierten Lage und Dicke der Kiefer sowie der Größe der Zähne. Im Unterschied zu Lucy waren die Backenknochen offenbar etwas vorverlegt, der Unterkiefer mächtiger, die Backenzähne aber erstaunlich klein. Mit zahlreichen morphologischen Merkmalen freilich weist die neue Art erstaunliche Ähnlichkeiten zu Kenyanthropus aus.
Reicht das alles aber für eine Artenabgrenzung? Friedemann Schrenk, der Frühmenschenspezialist am Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main, der zur Zeit selbst in Afrika gräbt, ist skeptisch: „Die taxonomische Einordnung wird heftige Diskussionen auslösen“, sagt er, „denn die Unterschiede zu Australopitecus afarensis sind fließend.“ Vielleicht sei einfach die Variabilität in der Population der Lucy-Vertreter größer gewesen als bisher angenommen. Bisher jedenfalls waren unterschiedliche fossile Arten aus demselben Gebiet, etwa Homo und Paranthropus, morphologisch sehr viel deutlicher zu unterscheiden. Den Wissenschaftlern um Haile-Selassie zu Gute kommt, dass die Variabilität speziell bei den Australopithecinen auffallend gering war – was eine Artenabgrenzung mit ein paar Merkmalen schon relativ einfach macht. Schrenk: „Möglich ist aber auch, dass es sich bei den beschriebenen Unterschieden um Sexualdimosphismus handelt.“ Die Australopithecinen-Männer sind jedenfalls oft deutlich anders gebaut als die Frauen um Lucy.
 
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