Hallo, wir hatten gerade das thema frankereich mit karl dem goßen usw. ich will mich etwas vorbeireiten und wollte mal wissen, was passierte, wenn ein Kaiser ca. im 9.-11. Jahrhundert stirbt. Wie kam dann ein neuer Kaiser an die Macht, wurde er gewählt oder gab es ein Erbe. Wie war er legitimiert und welche Rolle spielte das Volk? Ich hoffe mir kann einer helfen und ein paar Fragen beantworten. gruß immo
Ein neuer potentieller neuer Kaiser brauchte erstmal Macht um überhaupt als Kaiser in Frage zu kommen. Diese Macht erhielt er auf verschiedene Weise: ererbt vom Vater (dem vorigen Kaiser), durch weitere Verwandschaft zum Vorgänger oder selbst erkämpft. Kaiser aus der Karolingerdynastie (9. Jhd.- Anfang 10. Jhd.)wurden vorher nicht gewählt. Die Kaiser aus der Ottonen-und Salier-Dynastie mussten zunächst zum Römischen König (=deutscher König) gewählt werden, später dann zum König der Langobarden (=von (Nord-)Italien) Gleich vornweg, das Volk spielte praktisch keine Rolle zu dieser Zeit, später war es durchaus möglich, das ein Kaiser (in dem Fall Ludwig IV.) vom Volk von Rom zum Römischen Kaiser ausgerufen wurde, das ist aber ein Ausnahmefall gewesen. Der Kaiser wurde erst zum Kaiser, wenn er im Petersdom in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde, erst dann war er legitimiert den Kaisertitel zu führen. Der Papst krönte in der Regel nur den mächtigsten Herrscher der Franken, später nur noch den Herrscher der Ostfranken (= später Deutschland) zum Kaiser. Der Thronaspirant musste für seine Krönung also zwingend nach Rom reisen und dies war oft nicht leicht, da besonders Norditalien von verschiedenen Gruppen umkämpft war, die erst besiegt bzw. befriedet werden mussten. So konnten durchaus einige Jahre vergehen, in denen es gar keinen Kaiser gab. Um das zu umgehen, ließen einige Kaiser ihre Thronfolger vom Papst zum Mitkaiser krönen, um eine ungestörte Thronfolge zu gewährleisten. Ein besonders Kapitel der Kaiser dieser Epoche sind die beiden Kaiser der Widonendynastie. Der erste, Wido von Spoleto (891-894), war Herzog über ein Gebiet in der Nähe Roms und konnte durch seine regionale Macht den damaligen Papst zwingen ihn zum Kaiser zu krönen und kurz danach seinen Sohn und Nachfolger Lambert zum Mitkaiser (892-898). Durch die Schwäche der Karolinger in dieser Zeit, besonders in Italien, konnten diese beiden zum Kaiser gekrönt werden ohne verwandschaftliche Beziehungen, ohne von den Fürsten ihres Reiches gewählt worden zu sein und ohne bedeutende Macht außerhalb Mittelitaliens.
Kaiser des 9.-11. Jahrhundert: (genannt sind nur die Zeiten als Kaiser) Karolinger: Karl der Große 800-814 Ludwig der Fromme 813-840 Lothar I. 817-855 Ludwig II. 850-875 Karl II. der Kahle 875-877 Karl III. 881-887 Widonen: Wido von Spoleto 891-894 Lambert von Spoleto 892-898 erneut Karolinger: Arnulf von Kärnten 896-899 Ludwig III. der Blinde 901-905 Berengar I. 915-924 Ottonen: Otto I. 962-973 Otto II. 967-983 Otto III. 996-1002 Heinrich II. 1014-1024 Salier: Konrad II. 1027-1039 Heinrich III. 1046-1056 Heinrich IV. 1084-1106 Heinrich V. 1111-1125