Neuerungen in der Landwirtschaft

Tempus

Mitglied
Ein sehr interessantes Thema,wenn auch etwas speziell.

Erstmal grob zur Situation :
Über 95% der Bevölkerung West- und Mitteleuropas in Landwirtschaft tätig.
In der Karolingerzeit (ab etwa 800) verbreitete sich der Gebrauch von Eisen in der Landwirtschaft Europas --> sogenannte Agrarrevolution tritt ein.

Die wohl entscheidensten Neuerungen :

Pflugtechnik
Zuvor Hakenpflug ; ein von Ochsen gezogener Stock ; ging schnell kaputt und Boden musste mit Schaufeln nachbearbeitet werden
Neuerung : Räderpflug
bestand aus einem Messer aus Eisen (Sech), das die Grasnarbe aufriss
einem waagerecht liegendem Messer (Schar), das die Erde waagerecht abschnitt
und einem Streichbrett, das die Erde umlegte und gleichzeitig zerkrümelte
--> Arbeitsersparnis

Zugtechnik
Zuvor wurden Landarbeit und Transport von Ochsen verrichtet (schnellere Pferde nur als Transportmittel für Adlige und für den Kriegsdienst) ; Räderpflug erforderte eine stärkere Zugkraft als die des Ochsen (er wurde am Anfang mit Hilfe eines Jochs von 6 - 8 Ochsen gezogen)
--> neue Anschirrmethoden :
Stirnjoch : ein gepolstertes Brett, das den Ochsen auf der Stirn angelegt wurde ; vervielfachte Zugkraft um das 4-5fache
Kummet : ein steifer Ring, der den Druck auf Brustkorb und Schultern des Pferdes verteilte ; vervielfachte ebenfalls Zugkraft ; -> vermehrte Nutzung von Pferde

Erntetechnik
Zuvor Sichel ; anstrengend und langsam, schneidet zudem Ähren oben am Halm ; wird ersetzt durch
Sense ; schnellere und einfachere Arbeit, schneidet zudem unten am Boden --> Stroh als Einstreu für ihre Ställe

Anbautechnik
Zuvor Zweifelderwirtschaft : ein zu bearbeitendes Gebiet wird im Jahr in zwei Teile geteilt. Während die eine Hälfte bebaut wurde, hatte die andere Zeit, sich als Brachland zu erholen.
Neuerung : Dreifelderwirtschaft :
2/3 des Feldes werden bebaut, während 1/3 brach liegt.
Beiden bebauten Feldstücke werden verschieden bebaut : eins mit Herbstsaat (Weizen/Roggen), das andere mit Frühjahrssaat (Hafer/Gerste) ; Fruchtwechsel steigerte Erträge

Der landwirtschaftliche Fortschritt ermöglichte :
- Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion --> Überschuss
- Verminderung von Hungersnöten
- Allgemeine Verbesserung der Gesundheit
- Bevölkerungsanstieg
- Entstehung von Städten mit handwerklich spezialisierten Bürgern, die als Verbraucher des nun produzierten Überschuss der Landwirtschaft lebten
- Weitere Verbesserungen der Geräte und Werkzeuge
 
Nach Anfrage :
Direkte Quellenangabe habe ich nicht. Es ist vielmehr das Ergebnis einer Gruppenarbeit aus meinem Geschichtskurs. Welches ich in Form eines Referates vortragen musste.
 
"ewiger" Roggenanbau

Die Dreifelderwirtschaft mit jährlich wechselndem Fruchtwechsel und Brache wurde in Norddeutschland vom "ewigen" Roggenanbau abgelöst, dort wurde Roggen zum Hauptgetreide. Um die Böden nicht zu schnell auszulaugen, wurde eine neue Form der Düngung entwickelt: Anderweitig gestochene Rasensoden wurden in regelmäßiger Folge auf die Äcker gebracht, was schließlich zu einer beachtlichen Erhöhung der Humusschichten führte. Durch die Anlage derartiger "Plaggenesche" wurde das Geländerelief in Norddeutschland vielerorts bis heute sichtbar umgestaltet, ermöglichte in ottonischer Zeit aber diesen ertragreichen, "ewigen" Roggenanbau, der seit dem späten 10. Jahrhundert auf immer denselben Feldern eingeführt wurde. Diese neue Wirtschaftsform blieb immerhin bis ins 19. Jahrhundert erhalten und führte durch das Abplaggen vielerorts zur Bildung großflächiger Heiden.

(Heiko Steuer, Das Leben in Sachsen zur Zeit der Ottonen. In: Otto der Große. Magdeburg und Europa. Katalog Bd.1, Mainz 2001, S.103f.)
 
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