Nibelungen

Die Helden der Heldensage sind stilisiert, die Handlungsverläufe sind bis zu einem gewissen Grad flexibel. Die Personen tauchen in unterschiedlichen Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnissen zu einander auf und sind zum größten Teil austauschbar. Die germanischen Königsgeschlechter waren auch nicht besonders kreativ in der Benennung ihre Kinde. Etliche Könige hießen Sigibert, Sigmund, Theoderich, Teuderich usw.

Was teilweise schlicht der Leitnamenkontinuität geschuldet ist.


So dürfte die Vernichtung der Burgunden durch Etzel, auf die Vernichtung des Bungundenreiches durch den römischen Heermeister Aetius zurückgehen.

Vernichtung des Burgundenreiches durch Aetius? :confused:

Die Rolle des Attila, der nach Legende von seiner Frau Ildico getötet wurde, spielt im Nibelungenlied jedoch Siegfried. Die Handlungen können also einfach übertragen werden.

Häh? Seit wann wird Siegfried durch seine Fau getötet? Im Gegenteil, sie rächt ihn, indem sie ihre Verwandtschaft an den Hof ihres zweiten Ehemannes Attila - Etzel lockt.
In der Atlaqvida dagegen warnt Gudrun, wie Krimhild hier heißt, ihre Brüder vor ihrem Ehemann - eine Warnung, welche diese nicht ernst nehmen.
 
Vernichtung des Burgundenreiches durch Aetius?
Stimmt doch. 436 zerstörte Aetius mit hunnischen Hilfstruppen das Burgunderreich des Gundahar um Worms, wobei Gundahar fiel. Die Reste der Burgunder siedelte er weiter südwestlich neu an, wo die Burgunder bis zu ihrer Unterwerfung durch die Franken blieben.

Häh? Seit wann wird Siegfried durch seine Fau getötet? Im Gegenteil, sie rächt ihn, indem sie ihre Verwandtschaft an den Hof ihres zweiten Ehemannes Attila - Etzel lockt.
In der Atlaqvida dagegen warnt Gudrun, wie Krimhild hier heißt, ihre Brüder vor ihrem Ehemann - eine Warnung, welche diese nicht ernst nehmen.
Dieser Unterschied fasziniert mich schon lange. Eine Erklärung besagt, dass sich im Nibelungenlied das christliche Ehebild durchgesetzt hat, wonach die Bindung der Frau an ihren Ehemann Vorrang hat vor ihrer Bindung an ihre Familie, während das Ehebild der Edda noch heidnisch geprägt ist und auch die verheiratete Frau in erster Linie ihrer Sippe verpflichtet sei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Rolle des Attila, der nach Legende von seiner Frau Ildico getötet wurde, spielt im Nibelungenlied jedoch Siegfried.
Das sehe ich allerdings auch nicht so.
Die Schlüsselfigur im gesamten Nibelungenlied ist übrigens m.E. hagen von Tronje.
Das ist der,der die Fäden zieht und den Untergang gleich mehrfach einleitet- wenn also Aetius eine Entsprechung im Lied haben könnte,dann m.E.in diesem Charakter.
 
Ich denke das der Epos seinen Kern in der Völkerwanderung hat ähnlich wie die Artussage ohne zweifel im Zusammenhang mit der Angelsächsischen Invasion Britannien im 5. Jahrhundert hat. Im Hochmittelalter wurden solche Epen in einer sehr veränderten Form modern und beliebt. Man schmückte vieles aus, erfand etwas dazu odeer interpredierte es im Hochmittelalterliche Sinne.
 
Na,Na,Na
Der historisch Attila war der Sohn des Mundzuc (Moundiok);
der Atli-Etzel der Sagen war der Sohn des Budli
(Botelunges kint NL 1372 )
und was die Niedermetzelung der Burgunden anbelangt, so berichtet der Hauptzeuge, Socrates Scholasticus, die Burgunder hätten (428) mit 3000 Mann die Hunnen überfallen und 10 000 getötet.(Hist.eccles. VII, 30,379)
Ein paar Jahre später (435) kam die Retourkutsche:
20 000 tote Burgunder!!!
Wo ist da die immer wieder vorgebrchte Behauptung der Ähnlichkeit mit der Nibelungensage?
 
Wie schon von anderen festgehalten: Der Stoff war durchaus flexibel.

Der nordischen Völsungen-Sage zufolge ist Budli der Vater der Brynhild und des Atli ("Alsviðr svarar: 'Þú hefir sét Brynhildi Buðladóttur, er mestr skörungr er.'"; "Þar kom Buðli konungr með dóttur sína ok Atli, sonr hans, ok hefir þessi veizla staðit marga daga."). Das passt mit dem Nibelungenlied nun überhaupt nicht zusammen, wo Prunhild die Königin von Island ist, Attila aber der König von Ungarn; in der nordischen Þiðrekssaga wiederumsitzt Brünhild auf einer Burg in einem See im Schwabenland.Will sagen: Alle diese Sagen drehen sich um einen gemeinsamen Kern, sie erzählen die Geschichte aber alle anders und erheben absolut keinen Anspruch auf historische Korrektheit.

Man mag nun darüber streiten, ob sich im Namen Budli/Botelunge der Name des Bleda erhalten hat (linguistisch gesehen hätten wir dann eine Metathese vorliegen). Bleda war der ältere Bruder des Attila und sein Mitregent, den Attila schließlich ermordete. Es mag sein, dass die mündliche Erinnerung aus ihm zunächst den Vorgänger und später dann, der dynastischen Musterfolge entsprechend, den Vater.
Wenn dann noch Bloedelin auftaucht, der Bruder des Etzel, hat man Bleda ein zweites Mal im Nibelungenlied, wenn auch nicht gleichrangig mit Etzel als König: "do kom der herre Bloedel mit drin tvseneden dar | der Ecel bruoder vzer Hvnen lant [...] dabi so stuont vil nahen des kvniges bruoder Blodelin."
Wie ist das zu erklären? Schlicht und einfach so, dass zwei parallele Überlieferungen vorlagen, die zusammengeführt wurden. So etwas findet man im MA häufiger, nicht nur in literarischen, auch in historiographischen Texten. So geben die Quedlinburger Annalen z.B. sowohl Geschichten aus der Dietrichsepik zum Besten, als auch dass sie an die historische Überlieferung angebunden sind: Sie vermischen beides sogar, weil der oder die Verfasser offensichtlich nicht in der Lage waren, historisches von Sagenhaftem zu trennen. Ähnlich ist es in der spanischen Primera Crónica General aus dem 13. Jahrhundert, die im Prinzip eine Kompilation aus vielen älteren Texten ist, die z.T. vom Vers in die Prosa übertragen wurden (ihr Verdanken wir, dass wir einige Texte, die nur teilweise oder gar nicht erhalten sind, rekonstruieren können). Jedenfalls berichtet die Primera Crónica General zweimal die Geschichte von Rodrigo Díaz (el Cid), einmal nimmt sie die Historia Roderici als Grundlage und zum anderen den Epos Poema de Mio Cid. Beide Texte verwendet sie gleichwertig als historische Quellen.
Es liegt also im Bereich des Möglichen, gerade auch aufgrund der Verbreitung des Stoffs, dass Attilas Bruder über zwei Überlieferungsstränge, die im Nibelungenlied wieder zusammengeführt wurden, als sein Vater und als sein Bruder wieder auftauchen.
 
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