Nicaragua Revolution

B

Bagradian

Gast
Ich kann die Reagan-Lobeshymnen nicht mehr ertragen und muss feststellen, dass sich sicherlich eine Nation gefreut hätte, wenn der Typ schon vor 25 Jahren gestorben wäre. Hat Reagan Anfang der Achtziger nicht die neue und hoffnungsvolle Regierung von Nicaragua bekämpft und damit die nicaraguensischen (??) Träume auf ein besseres Leben nach Somoza zerstoert?
Wie sieht es eigentlich heute dort aus? Haben die alten Revolutionäre noch was zu sagen? Leben Daniel Bogota (?) und Ernesto Cardenal ueberhaupt noch? Und wird am 19. Juli (oder so??) der 25. Revolutionstag auch ordentlich gefeiert?

Ich habe mal in einem Kinderbuch eine lustige Geschicht ueber die Revolution gelesen. Und zwar haben sich irgendwelche Typen ein Feuerwehrauto ausgeliehen, es statt mit Wasser mit Benzin beladen, sind zum Palast von Somoza gefahren und haben alles abgefackelt. Weiss jemand, ob die Geschichte wahr ist?

viele gruesse gabriel
 
Bagradian schrieb:
Ich habe mal in einem Kinderbuch eine lustige Geschicht ueber die Revolution gelesen. Und zwar haben sich irgendwelche Typen ein Feuerwehrauto ausgeliehen, es statt mit Wasser mit Benzin beladen, sind zum Palast von Somoza gefahren und haben alles abgefackelt. Weiss jemand, ob die Geschichte wahr ist?

viele gruesse gabriel

Was ist daran jetzt lustig?
 
Ist schon ne ganze weile her, daß ich in Nicaragua war (1994). HAbe damals einen Monat Praktikum in der Universitätsklinik in Leon gemacht. Damals gab es die Feiern noch - wir waren dafür extra nach Managua gefahren: Sehr beeindruckend. Tausende Schwarz-Rote Fahnen der FSLN, Super Stimmung auf dem Platz und ringsherum immer noch alles in Trümmern - und zwar noch vom Erdbeben 1972.

Schon damals war die Stimmung im Land so, daß man von der FSLN der Gegenwart zwar enttäuscht war (bei den letzten Wahlen hatte wieder die konservative ARENA gewonnen), aber an der historischen Leistung, nämlich der Revolution und der danach folgenden Konsolidierung gegen die us-unterstützten Contras ließ kaum einer Kritik zu. Man hatte den Eindruck die gesamte Bevölkerung war stolz auf den Sieg und ihre Errungenschaften.

Deshalb denke ich gefeiert wird immer noch. Aber: Der Daniel heißt Ortega, sein Bruder Humberto (Verteidigungsminister ? - auf jedenfalls BEfehlshaber der sandinistischen Armee).

Ach und die Geschichte mit dem "Feuerwehrauto" - na ich glaub das war so:

Es gab eine Aktion bei der 12 Mitglieder der Sandinisten als Nationalgardisten verkleidet in geklauten Armeefahrzeugen vor dem Parlamentsgebäude vorfuhren und unbehelligt hineingingen. Drinnen nahmen sie einen Haufen Abgeordnete des Parlaments und Regierungsmitglieder (unter ihnen ein naher Verwandter Somozas) als Geiseln. Alles sehr genau geplant und organisiert. Somoza wagte nicht, das umstellte Gebäude stürmen zu lassen (angeblich wegen des Angehörigen - sonst war er nicht so kleinlich). Nach wenigen Tagen bekamen die Revolutionäre freien Abzug zum Flughafen und wurden ausgeflogen - nicht ohne einige Dollars mitzunehmen.
Der Effekt war riesig: das Regime war völlig blamiert und zeigte sich plötzlich verwundbar. Die FSLN bekam daraufhin in den folgenden Monaten einen enormen Zulauf - zwei Jahre später, nach insgesamt 14 Jahren Kampf kam dann für das Regime da Ende.
Der Anführer der legendären Aktion, Commandate Zero (waren alle durch nummeriert), brach später mit den Sandinisten und zog sich in die Wälder im costaricanischen Grenzgebiet zurück und machte seine eigene Contra-Gruppe auf.
 
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