"Nosken"

KeinHistoriker

Neues Mitglied
Hallo,

ich recherchiere gerade die Geschichte meiner Familie. Meiner Großmutter nach, soll mein Urgroßvater im 1. Weltkrieg auf deutscher Seite bei den "Nosken", wie Sie es nennt, gedient haben.
Was genau "Nosken" sein- oder welcher Truppengattung diese angehören sollen kann Sie mir natürlich nicht sagen. :weinen:

Ich habe diesen Begriff noch nie gehört, auch Google findet nichts.

Vielleicht hat jemand den Begriff oder einen ähnlich klingenden Begriff schon einmal gehört und kann mir einen Schubs in die richtige Richtung geben.

Ich danke schon mal sehr herzlich im Voraus!

André
 
Also ich muß dabei an den Gustav Noske denken, der nach dem Krieg Reichwehrminister war. Vielleicht ist das nur ein Ausspruch, diese "Nosken".

Siehe auch hier:

An den deutschen Mond



Guter Mond, du gehst so stille
Durch die Abendwolken hin!
Siehst die lange Äppelzille
Und die Venuspriesterin.
Siehst Passanten und die Bummler
Und die bösen Geldscheinschummler.
Bist das alles schon gewohnt,
Guter Mond, guter Mond –!
Segelst langsam ob den Dächern,
Siehst in Fenster und Büros,
Wo die Akten in den Fächern
Flüstern: »Wir sind Nosken los
Siehst in Fenster der Kasernen,
Wo sie Schwarz-Rot-Gold entfernen ...
Bist das alles schon gewohnt,
Guter Mond, guter Mond –!
Kugelst dich am Firmamente
Über unsre große Stadt,
Siehst die dicke, schwere Rente,
Die der Ludendorff noch hat.
Siehst auch nächstens, wenn es später,
Manche freien Hochverräter ...
Bist das alles schon gewohnt,
Guter Mond, guter Mond –!
Aber käme plötzlich einer,
Der trotz Lärmen und Gezisch
Schlüge – wie noch leider keiner –
Mit der Faust auf unsern Tisch –
Sagt der: »Militär kann gehen!«
Ei, dann bliebst du sicher stehen!
Denn das bist du nicht gewohnt,
Guter Mond, guter Mond –!
Theobald Tiger
Berliner Volkszeitung, 18.04.1920.
 
Hier etwas zum Nachlesen, das zeigt, das der Begriff "Die Nosken" benutzt wurde, der die Anhänger Noskes betrifft. Die politische Richtung derer kannst Du ja aus dem Wiki entnehmen.

Die Revolution marschiert - Google Buchsuche

Desweitern wurde auch der Schlachtkreuzer (Mackensen-Klasse) Ersatz Freya am 13.3.1920 vom Stapel gelassen und von den Werftarbeitern auf den Spottnamen Noske getauft.
 
Wow! Tolle Leute, tolles Forum.

Vielen Dank für die nette und vor allem schnelle Hilfe.
An dem Herrn Noske habe ich wirklich komplett "vorbeigegoogelt" :D
Das ist aber auf jeden Fall ein Schritt in die Richtung, die ich brauchte.

Danke euch! :)
 
Also
Theobald Tiger
Berliner Volkszeitung, 18.04.1920.

Hinter Theobald Tiger verbirgt sich übrigens Kurt Tucholsky

Gustav Noske war als Reichswehrminister für Aufstellung und Einsatz der Freikorps verantwortlich.

Mit "die Noske" oder auch "der war bei den Noske" wurden Umgangssprachlich noch in den 60ern des 20. Jahrhunderts die Freikorps rsp. ehemalige Mitglieder der Freikorps bezeichnet. Je nach Sprachfärbung mag durchaus auch die Bezeichnung "Nosken" geläufig gewesen sein.

Demnach wird Dein Urgroßvater nach Kriegsende noch bei einem Freikorps gewesen sein.
 
Segelst langsam ob den Dächern,
Siehst in Fenster und Büros,
Wo die Akten in den Fächern
Flüstern: »Wir sind Nosken los

Es war früher nicht unüblich, Namen im Akkusativ mit einem -en zu versehen.
"Ich habe Franzen gesehen"
"Als ich Friederiken ansichtig wurde..." (hieß es bei Goethe)
"Wir sind Nosken los" (Wen? Den Noske!)

Gruß Jacobum
 
Hinter Theobald Tiger verbirgt sich übrigens Kurt Tucholsky

So siehts aus repo, Tucholsky und weil es so schön ist gleich noch einen, indem der Noske vorkommt:

Canzonetta

Bellevue. Fahrt Ihr einmal auf euern Wegen
durch das Gewirr der Häuser in Berlin -
es dampft der Zug durch grauen Großstadtregen,
Ihr seht den Droschkentrott, die Bahnen ziehn -,
fahrt ihr da oben, seht Ihr in die Zimmer
der Hinterhäuser, seht die Wäsche wehn…
Doch wer da wohnt - da habt Ihr keinen Schimmer…
Das kann man von der Stadtbahn aus nicht sehn -!

Fahrt Ihr da oben, seht Ihr die Paläste,
die goldene Kuppel unsres Reichstagbaus,
den Friedrichstrich… die Friedrichstraßengäste
und hier und da ein großes Pressehaus.
Da sitzt der Chef und informiert die Leute.
Er kann für Wilhelm, Kapp und Nosken grade stehn..
Und welche Überzeugung hat er heute…?
Das kann man von der Stadtbahn aus nicht sehn-!

Fahrt Ihr da oben, seht Ihr in die Stuben.
Ein Mädchen zieht sich scherzend grad herum
mit einem blonden, langen, frischen Buben -
vorbei! Nun gar nichts mehr. Wie ist das dumm!
Man sieht so gern, wenn andre Leute lieben.
Wie mag das wohl mit jener Kleinen gehn?
War sie noch keusch? War sie noch unbeschrieben?
Das kann man von der Stadtbahn aus nicht sehn-!

Da liegt Berlin. In öligen, bunten Flecken
zieht Mutter Spree, andante wie zumeist.
Wo mag sich Kapp & Lüttwitz wohl verstecken?
Und wo ist nun der neue saubre Geist?
“Wir bauen um”, hörst du den Kanzler sagen.
Was ist denn nur bis jetzt dazu geschehn?
Und wann wird man sich an die Achselstücke wagen…?
Das kann man von der Stadtbahn aus nicht sehn-!


(1920)
signiert: Theobald Tiger
 
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