NS-Außenpolitik

Achillas_2042

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Hey,

ich bin Abiturient in Baden-Württemberg. Das Thema für meine Präsentationsprüfung in Geschichte (10 min Vortrag, 10 min Kolloquium) ist folgende Frage: Wie ist die NS-Außenpolitik zwischen 1933 - 1939 zu beurteilen. Ich habe mich ein wenig belesen und würde gerne die Dualität zwischen "Friedensversprechungen" und "Kriegsvorbereitung" thematisieren.

Zunächst würde ich mit Beispielen meiner Einteilung vornehmen (siehe unten):
Als Beispiele würde ich gerne das den Nichtangriffspakt mit Polen (1936), die Volksabstimmung im Saarland, und das Flottenabkommen mit GB (1938) und die Annexion der Rest-Tschechoslowakei im Herbst 1940 als Beispiele für "Friedensversprechungen" verwenden. Als "kriegsvorbereitende Maßnahmen" wollte ich den Austritt aus dem Völkerbund (Oktober 1938), Abkommen mit dem Vatikan (1935), den Einmarsch in Rheinland (Oktober 1933), und die Bündnisverträge mit Frankreich und Italien, die das Deutsche Reich bis 1938 unterzeichnete.

Als zweiten Hauptpunkt würde ich dann gerne noch die Appeasement-Politik von GB erklären, wobei ich noch nicht ganz verstanden habe, worum es hierbei geht. Irgendwie darum, dass Großbritannien Hitler-Deutschland ganz viel Land gegeben hat, was dann zum Überfall auf Österreich führte. Da wäre ich auf Eure Unterstützung angewiesen. Könnte mir das eventuell nochmal jeder erklären?

Und zum Abschluss würde ich gerne eine Abschlussbeurteilung vornehmen, inwiefern die NS-Außenpolitik zwischen 1933 und 1939 zu beurteilen ist.

Wäre cool, wenn Ihr Euch meine Gliederung und meine inhaltlichen Aspekten mal durchlesen könt, und mir schreiben könntet.
 
Die Appeasement-Politik war ein Versuch Chamberlains, eine Krieg zu verhindern, indem man Dtld. Zugeständnisse machte, auch über die Köpfe anderer Betroffener hinweg. Das war natürlich vergeblich, weil ein zentraler Bestandteil der NS-Ideologie „Leben ist Kampf“ bedeutet und von den NS-Ideologen so ganz wortwörtlich gemeint war. In England hatten einige Politiker durchaus Verständnis dafür, dass Dtld. den status quo ante 1914 wieder herstellen wollte und dass es Deutsche z.B. in den Sudeten gab, die lieber unter deutscher, als tschechischer Regierung leben wollten. In dieser Gemengelage agierte Chamberlain, auch gegen Widerstände in seiner eigenen Partei.
In der Nachschau wird Chamberlains Politik als Fehler erkannt, denn sie besänftigte den Landhunger Deutschlands auf keinen Fall, der unter Hitler weit aus größer war, als einen status quo ante 1914 oder 1917 wiederherzustellen. Chamberlain unterschätzte Hitlers Kriegswillen (ebenso die Amerikaner). Wäre die Geschichte nach dem „Anschluss Österreichs“ anders verlaufen, würde man heute Chamberlain wahrscheinlich ganz anders beurteilen und ihn als Verhinderer eines europäischen Krieges feiern. Es wäre zu keinem Holocaust gekommen und wahrscheinlich würde man heute sagen, dass die nationalsozialistische Politik gegenüber den Juden bis 1939 in ihrer Art und Weise unnötig war, aber da es zu keinem Holocaust gekommen wäre, würde man die wahrscheinlich mit mehr Milde betrachten und stärker verharmlosen.

Ob der Einmarsch ins Rheinland als kriegsvorbereitende Maßnahme zu werten ist, würde ich zunächst mal mit Zurückhaltung betrachten. Es war eine kleine Machtdemonstration, die Belgien und Frankreich nicht geschmeckt haben wird, die man aber verstanden haben wird.

Was meinst du mit dem Abkommen mit dem Vatikan 1935? Ich will nicht ausschließen, dass es ein solches gab, aber mir ist eigentlich nur das Konkordat von 1933 bekannt. Die militärischen Belange darin kann man natürlich unter dem Aspekt der Kriegsvorbereitung betrachten, ich würde das nicht so werten. Im Prinzip geht es darin ja v.a. um die Einziehung von Priestern und Priesteramtskandidaten im Kriegsfall entweder als Militärseelsorger oder im Sanitätsdienst Stehende. Ein Vatikan, der sich als Schutzherr über seine Funktionäre versteht, muss natürlich mit den Staaten, dem seine Funktionäre angehören, deren Rechte und Pflichten gegenüber dem Staat in ihrer Vereinbarkeit mit dem Kirchenamt regeln, da ist es egal, ob ein Krieg ansteht oder geplant ist, da geht es um Eventualitäten.
 
die Annexion der Rest-Tschechoslowakei im Herbst 1940 als Beispiele für "Friedensversprechungen" verwenden.
1940 befand sich Deutschland bereits im Krieg. Meinst du die "Annexion des Sudetenlandes" vom Herbst 1938 oder die "Zerschlagung der Rest-Tschechei" vom März 1939? Beides erreichten die Nazis durch massive Kriegsandrohungen. Friedensversprechungen kann man auf britischer Seite erkennen: Appeasement-Politik.
„Vom militärischen Standpunkt aus waren wir daran interessiert, ihn (den Krieg) ein Jahr früher zu beginnen […]. Aber ich konnte nichts machen, da die Engländer und Franzosen in München alle meine Forderungen akzeptierten.“ so Hitler zum Münchner Abkommen, aus Sebastian Haffner "Anmerkungen zu Hitler", 2006
 
Bei den Daten ist einiges durcheinander, der dt-pol. Nichtangriffspakt wurde z.B. im Januar 1934 geschlossen.
 
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