Miame, ich mache es ein wenig im Telegrammstil und zitiere v.d.Lippe. Wenn mir etwas an seinen Aussagen bedenklich vorkommt, dann kritisiere ich es. Die Moderation wird mitlesen und eingreifen. Ich speichere den Text zwischendurch und schreibe dann weiter, damit der Text nicht verloren geht. Ein echtes Zwischenspeichern scheint hier nicht möglich zu sein:
"Für die Verteidiger im Nürnberger Prozeß gegen "die Hauptkriegsverbrecher" war es sehr schwierig, der ihnen gestellten Aufgabe gerecht zu werden. ...1945/46 standen die Verteider der geschlossenen Phalanx der vier Siegermächte und deren Riesenapparat gegenüber..Vieles, was heute bereits selbstverständlich erscheint, war damals keineswegs selbstverständlich. ...der deutsch- sowjetische geheime Zusatzvertrag vom 23.8.1939 zur Teilung Polens und der Randstaaten der Weltöffentlichkeit von 1945/46 völlig unbekannt. Seine Existenz wurde in der Beweisaufnahme durch die Ver-(dann S.8) teidigung ...bewiesen. Im Urteil des IMT wurde der Vertrag trotzdem mit keinem Wort erwähnt. Dieses stillschweigende Übergehen eines sehr wichtigen historischen Ereignisses war übrigens um so überraschender, als zumindest die westlichen Richter des Tribunals weitgehend unabhängig und, abgesehen von dem Statut des IMT, nicht etwa an Weisungen ihrer Regierungen gebunden zu sein schienen.
Die Verteidiger...waren fast vollkommen abgeschnitten von dem Verkehr mit der Außenwelt. Publikationen, die außerhalb Deutschland erschienen, waren ihnen kaum zugänglich....es war der Verteidigung der Text des Morgenthauschen Plans unbekannt, ebenso die "Directive 1067" (Verhinderung von Seuchen und Unruhen, die die Besatzungskräfte gefährden könnten, und die "Mandatory Arrest Directive (Automatischer Arrest). Historisch wichtige Bücher wie die Memoiren von Churchill, Cordell Hull oder Byrnes, und die Schriften von Francois Poncet, Gamelin,Bullit oder Mikolajczyk, von A.W. Dulles, J.P. Warburg, Dahlerus, P.O. Schmidt, E. Kordt, Weizsäcker usw. waren noch nicht erschienen oder den Verteidigern nicht zugänglich, ganz zu schweigen von den scharfen Anti - Nürnberg - Schriften eines Gollancz ("Our Threatened Values") oder den noch schärferen eines Lord Hankey ("Politics, Trials, Errors")...
Die Verteidiger vor dem IMT befanden sich, auch was Presse und Rundfunk anlangte, vor einer fast lückenlosen Front der Gegenseite, gelegentlich wurden sie sogar selbst angegriffen oder schlechtgemacht. Daß es 1945/46 in Deutschland mit geringen Ausnahmen unmöglich war, Verteidigungsargumente vor die Öffentlichkeit zu bringen, dürfte unbestritten sein. Presseoffizier und Rundfunkkommentator in alliierter Uniform führten damals ein durchaus striktes Regime.
Nur in ausländischen Blättern erschienen einige kritische Artikel zu Nürnberg, die allmählich auch in Deutschland bekannt wurden. ( Im Anhang des Buches befinden sich Artikelauszüge, überwiegend in englisch, Adolina).
Bezüglich des Zeugenbeweises sei nur kurz darauf hingewiesen, daß sehr viele Zeugen sich in Haft befanden oder eine Verhftung befürchteten, und daß nicht wenige von ihnen, zum Beispiel Kesselring, Milch und Weizsäcker in der Folgezeit tatsächlich selbst angeklagt und verurteilt worden sind. Die für die Verteidigung nachteiligen Konsequenzen , die sich aus dieser nichtfreiheit der Zeugen ergeben mußten, liegen auf der Hand und sind später mehrfach Gegenstand der Diskussion gewesen. Auch unterlagen die deutschen Zeugen der von den Alliierten 1945 gesetzlich verfügten Aussagepflicht (d.h. auch wenn sie sich dadurch selber beschuldigten, Adolina), v.d.Lippe, S. 8.
Hinsichtlich des Dokumentenbeweises..fehlte es den Verteidigern an Zutrittsmöglichkeit zu den Archiven der Gegenseite, während umgekehrt die deutschen Archive von den Alliierten gefunden waren und durch die Ankläger ausgewertet wurden.
Auch zu deutschen Aktenstücken konnten die Verteidiger nur über die Alliierten vorstoßen. Gewisse deutsche Akten wurden sogar "blockiert" und erst lange nach dem IMT - Urteil veröffentlicht.Die amtzliche Aktenpublikation "Nazi-Sovjet-Relöations" und die sowjetische amtliche Gegenschrift "Geschichtsfälscher" hätten vor dem IMT keine geringe Sensation hervorgerufen." v.d.Lippe, S.9
Jetzt erst mal Weihnachtsbaum raus!!!