Eines vorneweg: Ich habe schon häufiger mal Probleme mit den Positionen von Walther Bernecker gehabt, gleichzeitig ist Bernecker aber jemand, an dem man im deutschsprachigen Raum kaum vorbeikommt, wenn man sich mit der spanischen Geschichte der letzten 500 Jahre befasst (zumindest, wenn man auf deutschsprachige Publikationen angewiesen ist).
Basierend auf Publikationen von Benzion Netanyahu (das war der Vater von Benjamin Netanyahu) schreibt Bernecker folgendes:
Ich kann mich der Logik dieser These nicht vollkommen entziehen, halte das ganze aber für starken Tobak. 1492 wurden die Juden per königlichem Dekret aus Spanien vertrieben, bleiben durften solche, die sich taufen ließen, gleichzeitig aber hegte man gegenüber diesen Konvertiten ein gewisses Misstrauen, da man annahm, dass sie im Verborgenen ihre alten religiösen Praktiken weiter vollführten (Kryptojuden), ihre Konversion nur vorgetäuscht sei. In der Tat waren im 15., 16. und 17. Jhdt. conversos wohl die am Stärksten von der Spanischen Inquisition verfolgte Gruppe (aber nicht die einzige).
Des Weiteren wäre mir noch nicht aufgefallen - wobei ich mich allerdings auch nicht so intensiv mit der spanischen Inquisition befasse - dass diese These Netanyahus eine breitere Rezeption erfahren hätte.
Auch wenn dies durch die Überschrift womöglich gehighlighted wird: um den Zynismus in der Formulierung geht es mir hier nicht.
Basierend auf Publikationen von Benzion Netanyahu (das war der Vater von Benjamin Netanyahu) schreibt Bernecker folgendes:
Mit dieser These revidierte Netanyahu die lange Zeit vertretene These, die „Katholischen Könige“ hätten die Inquisition eingesetzt, da sie die jüdische Häresie bekämpfen und die religiöse Einheit herbeiführen wollten. Netanyahu ging es demgegenüber um den Nachweis, dass die „Katholischen Könige“ mit der Gründung der Inquisition dem Drängen einer gewaltigen, fanatischen Volksbewegung nachgaben, die aus sozialen und ökonomischen Gründen harte Maßnahmen gegen die conversos forderte, nachdem diese wichtige und einflußreiche Positionen in der Gesellschaft erreicht hatten. Um sicherzustellen, dass die Inquisition mit aller Härte gegen die conversos vorgehen und auf diese Weise eine soziale Beruhigung im Volk eintreten würde, ernannten die Könige solche Christen zu Inquisitoren, die einen besonderen Hass auf die conversos hatten: die Dominikaner.
Zugleich war Ferdinand und Isabella klar, dass die Inquisition nur relativ wenige conversos - insgesamt einige Tausend - verurteilen konnte, da die Prozesse sehr langwierig würden. Auf diese Weise könnten Sie erreichen, dass die Volkswut besänftigt wurde und die große Masse der conversos im Land blieb - wenn auch einige geopfert werden mussten.
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Die Einrichtung der Inquisition sollte vielmehr eine Art Ventil darstellen, um die radikale Gegnerschaft großer Bevölkerungsteile gegen die conversos zu kanalisieren....
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Die Einrichtung der Inquisition sollte vielmehr eine Art Ventil darstellen, um die radikale Gegnerschaft großer Bevölkerungsteile gegen die conversos zu kanalisieren....
Bernecker, Walther L.: Spanische Geschichte. Von der Reconquista bis heute. Darmstadt 2002, S. 17.
Ich kann mich der Logik dieser These nicht vollkommen entziehen, halte das ganze aber für starken Tobak. 1492 wurden die Juden per königlichem Dekret aus Spanien vertrieben, bleiben durften solche, die sich taufen ließen, gleichzeitig aber hegte man gegenüber diesen Konvertiten ein gewisses Misstrauen, da man annahm, dass sie im Verborgenen ihre alten religiösen Praktiken weiter vollführten (Kryptojuden), ihre Konversion nur vorgetäuscht sei. In der Tat waren im 15., 16. und 17. Jhdt. conversos wohl die am Stärksten von der Spanischen Inquisition verfolgte Gruppe (aber nicht die einzige).
Des Weiteren wäre mir noch nicht aufgefallen - wobei ich mich allerdings auch nicht so intensiv mit der spanischen Inquisition befasse - dass diese These Netanyahus eine breitere Rezeption erfahren hätte.
Auch wenn dies durch die Überschrift womöglich gehighlighted wird: um den Zynismus in der Formulierung geht es mir hier nicht.