old south

Naja, es gibt ja eine angebliche "Political correktness" , die dazu führt, das meine Stiefsöhne als "Nachfahren afrikanischer Ureinwohner aus Amerika " bezeichnet ...

Hallo, die Jungs sind braun und stolz drauf !!!!!! Und ich bin auch stolz auf sie, weil sie sind wie sie sind.

Eine respektvolle Sprache ist schließlich was anderes als eine verschleiernde "New speech".


Dog Soup hat sich aber keiner verschleiernden New Speech bedient und sehr respektvoll darauf hingewiesen, dass Sprache ein Medium der Kommunikation ist, dass Worte eine Bedeutung haben und ein sorgfältigerer Sprachgebrauch eher für mehr Klarheit sorgt, als dass er verschleiert. Im übrigen würde ich ihr durchaus beipflichten, dass Ausgrenzungsmechanismen und Rassismus etwas verschiedenes ist, dass ich mich tatsächlich unsauber ausgedrückt habe.

Das ins Lächerliche ziehen zu wollen, finde ich nicht ganz fair, vor allem frage ich mich, wer so einen Quatsch von sich gibt: "Nachfahren afrikanischer Ureinwohner aus Amerika".
Mir wäre das aber immer noch lieber, als ein "brauner Junge, der stolz darauf ist" zu sein. Wer dich nicht als langjährigen Forianer kennt, könnte diese Äußerung auch fatal missverstehen.
 
Mich würde interessieren, von wann dieses Beispiel von Martinez datiert und wieweit sie verlässliche Angaben vorlegen kann wieviel importierte Sklaven aus Afrika kosteten und was auf dem amerikanischen Binnenmarkt für Sklaven bezahlt wurde. Ira Berlin gibt darüber genauere Angaben, doch müsste ich nachschlagen. Ich kann nicht so recht daran glauben, das Brasilien einen entscheidenden Vorteil gegenüber den USA durch importierte Sklaven hatten.

Ich habe gerade nochmal nachgeschaut und festgestellt, dass ich Martinez in diesem Fall unsauber zitiert habe, weil ich nur noch ihr Gesamtargument im Kopf hatte. Scheinbar habe ich da das geographische und das politische "America" durcheinandergeschmissen. Das konkrete Beispiel bezieht sich weder auf die Amerikaner als Handelnde noch auf Brasilien als speziellen Konkurrenten. Statt dessen geht es um britische West Indian planters und andere Nationen allgemein. Das Beispiel ist in der Zeit direkt nach dem englischen Act for the Abolition of the Slave Trade in 1807 verortet.

Allerdings war die Sorge betreffs Brasilien auch eine amerikanische, wenn auch eher eine langfristige und - da wären wir wieder - vor allem eine der Südstaaten. Brasilien nutzte Sklavenarbeit vor allem, um Land im großen Stil für Landwirtschaft urban zu machen. Da schickte sich jemand an, systematisch den Weltmarkt zu erobern. Du weist ja selbst ganz richtig auf Brasiliens zentrale Erzeugnisse hin; das sollte wohl ursprünglich noch wesentlich weiter gehen und auch noch mehr Exportfelder abdecken. Grundsätzlich ist Brasilien in diesen Sklavenhandels-Debatten mindestens ebenso wichtig wie die USA, und kommt immer an prominenter Stelle vor.

Die Passage von Afrika, meist von Angola, über den Atlantik , der Druck der Briten, die erheblich in die Hoheitsrechte fremder Staaten eindrangen, die lange Dauer der Passage und die hohe Mortalitätsrate machte die Ware Mensch teuer.

Jein. Die Briten drangen nicht in die Hoheitsrechte fremder Staaten ein, es gab statt dessen Abkommen, dass Schiffe bestimmter Nationalitäten sich gegenseitig durchsuchen konnten, und gemischtnationale Gerichte, die sich speziell mit Sklavenhandel beschäftigten und in vielen wichtigen Sklavenhäfen saßen. Das wichtigste und erfolgreichste dieser Gerichte war in Sierra Leone. Ja, die Briten haben diese Maßnahmen extrem gepusht und eher wahrgenommen als andere, auch diverse Male das Recht gebogen - aber nein, sie haben es definitiv nicht unilateral gemacht.

Betreffs der Preissteigerung hast du recht. Mir liegen keine Preislisten vor, aber man kann wohl sagen, dass sich Sklavenhalter allerspätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vornehmlich über Schmuggel im Binnenhandel oder "Zucht" versorgten, weil der internationale Handel riskanter, mühsamer, unberechenbarer, illegaler und damit insgesamt teurer geworden war.

Der von dir mehrfach erwähnte amerikanische Binnenmarkt interessiert mich übrigens, speziell dieses Element des Sklavenschmuggels und die Verbindung Sklaverei/Piraterie. Hast du zufällig ein paar heiße Quellen parat, dass ich mich da noch mehr einlesen kann?

Der Staat Kalifornien votierte gegen Sklaverei erließ aber ein Gesetz, dass es zuließ, Indianer zur Zwangsarbeit zu pressen, als im Zuge des 1848/49er Goldrauschs, Arbeiter ihre Jobs sausen ließen, um auf die Goldfelder zu ziehen.

Woah, superspannend! Diese Verbindung zwischen Wildwest-Aspekten und Sklaverei hatte ich gar nicht so richtig auf dem Schirm. Hast du vielleicht auch da eine schöne Quelle zum Weiterlesen?
 
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Mal abseits von Spekulationen über einzelne Personen: Ich finde es bedenklich (sowohl im wörtlichen Sinne, als auch im übertragenen), dass in meiner Wahrnehmung sehr viel vom heutigen "Südstaaten-Fankult" nicht (mehr?) auf einer Glorifizierung der Sklavenhalter-Dynastien alla "Vom Winde verweht" beruht, sondern eher auf einer Vernachlässigung des gesamten Aspekts der Sklaverei. In den Filmen "Gods & Generals" und "Gettysburg" bspw kann man den Eindruck bekommen, dem gesamten Süden sei es um die "Verteidigung seiner Freiheit" gegangen*, und die Sklaverei sei irgendwie ein Nebenaspekt, der zwar PR-technisch nachteilig, aber eigentlich unbedeutend sei. So äußern die Generäle Lee und Jackson dort die Meinung, es sei ein Fehler gewesen, die Sklaven nicht vor dem Krieg zu befreien... als ob das eine reale Alternative gewesen sei. Relativiert wird das nur durch die Darstellung der Unions-Seite, wo es eindeutige Sklaverei-Gegner. Die Pro-Sklaverei-Sicht kommt einfach nicht vor.
@ silesia
Nicht bezogen auf ACW-Reenactment.

Das mit dem Einräumen, dass die Sklaverei ein Fehler sei, hat meines Wissens nur einmal in "Gettysburg" Longstreet getan. Jackson ist meines Erachtens eher schwammig. Er wird in "Gods and Generals" auch als der wirre, fromme und skurile Charakter dargestellt, der er wahrscheinlich war.

Bis jetzt fand ich Neds Beitrag am besten, auch wenn es daneben einige andere gute gab.
Man muss sicherlich diese Betonung der Natur und die Ablehnung der Fabrikanten etc. des Nordens als das sehen, was es eben war - ein Stück weit Selbstbeweihräucherung der Plantagenbesitzer und der aristokratisch anmutenden Oberschicht im Süden. Man kann diese Selbsteinschätzung ein bisschen mit dem Kampf der realen Aristokratie im Europa des ausgehenden 18.Jh. mit dem protoindustriellen Bürgertum vergleichen. Eine in sich geschlossene und mit einem Stolz auf die eigene Kultur ausgestattete Clique nutzte die eigenen Wertmodelle (Auffassung von Gentlemen), um sich gegen neue aufkeimende Kräfte zu behaupten. Freilich galten die geschliffenen Umgangsformen nur für ihresgleichen. Im Kontext mit der aristokratischen Selbstauffassung ist eben die Betonung der Natur und von Grund und Boden, auf dessen Besitz ein guter Teil des Stolzes beruhte, reichlich einleuchtend. Manchmal muss ich bei den Argumentationen der Südstaatler an die der Vendéens und Chouans denken, wo ja auch adelige Oberschicht und Landbevölkerung gegen eine modernere (teilw. menschenverachtende) Gesellschaftsform ins Feld zog. (Ohne die weiteren Ursachen des Konfliktes außen vor lassen zu wollen.)
 
@ silesia
Nicht bezogen auf ACW-Reenactment.

Das mit dem Einräumen, dass die Sklaverei ein Fehler sei, hat meines Wissens nur einmal in "Gettysburg" Longstreet getan. Jackson ist meines Erachtens eher schwammig. Er wird in "Gods and Generals" auch als der wirre, fromme und skurile Charakter dargestellt, der er wahrscheinlich war.

Bis jetzt fand ich Neds Beitrag am besten, auch wenn es daneben einige andere gute gab.
Man muss sicherlich diese Betonung der Natur und die Ablehnung der Fabrikanten etc. des Nordens als das sehen, was es eben war - ein Stück weit Selbstbeweihräucherung der Plantagenbesitzer und der aristokratisch anmutenden Oberschicht im Süden. Man kann diese Selbsteinschätzung ein bisschen mit dem Kampf der realen Aristokratie im Europa des ausgehenden 18.Jh. mit dem protoindustriellen Bürgertum vergleichen. Eine in sich geschlossene und mit einem Stolz auf die eigene Kultur ausgestattete Clique nutzte die eigenen Wertmodelle (Auffassung von Gentlemen), um sich gegen neue aufkeimende Kräfte zu behaupten. Freilich galten die geschliffenen Umgangsformen nur für ihresgleichen. Im Kontext mit der aristokratischen Selbstauffassung ist eben die Betonung der Natur und von Grund und Boden, auf dessen Besitz ein guter Teil des Stolzes beruhte, reichlich einleuchtend. Manchmal muss ich bei den Argumentationen der Südstaatler an die der Vendéens und Chouans denken, wo ja auch adelige Oberschicht und Landbevölkerung gegen eine modernere (teilw. menschenverachtende) Gesellschaftsform ins Feld zog. (Ohne die weiteren Ursachen des Konfliktes außen vor lassen zu wollen.)


In "Gods and Generals" gibt es eine schwarze Nebenrolle, der sich bei "Stonewall Jackson als Koch bewirbt und am Ende "Old Sorrel", Jacksons Schlachtross führen darf. Produzent Ted Turner legte Wert darauf, dass es sich um eine historische Persönlichkeit handelt. Ich glaube mich an eine Szene zwischen beiden zu erinnern, worin Jackson versichert, die Sklaverei werde sich von selbst im Süden erledigen.

Ich wollte aber noch einmal auf den Norden zu sprechen kommen. Die Vorstellung industrieller, urbaner Norden, agrarischer Süden geht ein wenig in die Irre, denn es waren gar nicht so viele Industriezentren in den Nordstaaten, die sich vor allem in New York, Pennsylvania, Conneticut, Massachusetts und Illinois konzentrierten wo die Stadt Chicago boomte, deren Einwohnerzahl sich sehr rasch vermehrte. Vermont, Maine, Wisconsin, Minnesota und Michigan waren noch recht ländlich geprägt und sind es teilweise heute noch.
 
Fun fact zu New York: der britisch-amerikanische Mixed Court zur Durchsetzung des Sklavenhandelsverbots 1862 war das erste offiziell international operierende Gericht auf US-amerikanischem Boden.

(soweit ich weiß.)
 
Warum auch immer, im Sezessionskrieg kämpften auf der Seite des Südens v.a. Nicht-Sklavenhalter, um den Sklavenhaltern ihre Privilegien zu sichern. :winke:


Wer 25 Sklaven und mehr besaß, brauchte gar nicht erst zu kämpfen und konnte sich UK stellen lassen.

Ich musste bei diesem Beitrag aber an die Bevökerungsgruppe denken, die auf beiden Seiten eingesetzt wurde und deren Anteil an Kriegsanstrengungen. Die Befestigungsarbeiten, mit denen Richmond gesichert wurde und die Lee anfangs den Spottnamen eines "Spatenkönigs" einbrachte, wurden von geliehenen oder requirierten Sklaven erfüllt. Doch nicht nur für Erd- und befestigungsarbeiten auch im Schiffsbau und auf Werften wurden Schwarze eingesetzt. Einer von ihnen fand, dass er auf der falschen Seite aktiv war und lief samt einem ekarperten Kreuzer zu den Yankees über.
Frederick Douglas hielt Lincoln vor, der Norden kämpfe nur mit halber Kraft und schlug die Aufstellung schwarzer Einheiten vor. Ein Vorschlag, den Judah Benjamin, der Außenminister der Konföderierten im späteren Verlauf des Krieges teilte. Es waren paradoxerweise die Südstaaten, die 1861 mit der 1st louisiana Native Gard das erste farbige Kontingent aufstellte, die allerdings nur Milizcharakter hatte. Auf Seite der Nordstaaten zeichneten sich 1863 erstmals die "Buffalo Soldiers" wie sie später in den Indianerkriegen genannt wurden bei Kämpfen um Charleston aus. Schwarze mussten allerdings damit rechnen, nicht als Kriegsgefangene behandelt und massakriert oder versklavt zu werden. Auch in der Unionsarmee gab es Vorurteile und Benachteiligungen, in den Einheiten, die meist von weien Offizieren geführt wurden, herrschte Rassentrennung.
 
Es waren paradoxerweise die Südstaaten, die 1861 mit der 1st louisiana Native Gard das erste farbige Kontingent aufstellte, die allerdings nur Milizcharakter hatte.

Dies sollte aber auch nicht überbewertet werden - die englische Wikipedia schreibt über diese Einheit:

http://en.wikipedia.org/wiki/1st_Louisiana_Native_Guard_(CSA)

The 1st Louisiana Native Guard (CSA) was a Confederate Louisiana militia of "free persons of color" formed in 1861 in New Orleans, Louisiana. It was disbanded in February 1862;...
Sowie auch:
The South did not use this Confederate Native Guard regiment in any military action, and failed to provide it with uniforms or arms. Most of the men in the unit used their own resources to obtain weapons and uniforms which were displayed in a parade in New Orleans on January 8, 1862.[3] It was largely considered part of the Confederacy's "public relations" campaign.
[Hervorhebungen von mir]
 
Ich möchte hier noch einen Aspekt einbringen, der bisher noch unerwähnt geblieben ist. Beide Seiten versuchten im Sezessionskrieg massiv die Einwanderer auf Ihre Seite zu ziehen. Da hatte die Union den Vorteil, dass die Schiffe auf Ellis Island anlegten und man direkt dort rekrutieren konnte. Ich habe in Gettysburg ein Plakat gesehen, auf dem man direkt deutsche Auswanderer (bzw. in diesem Moment ja dann Einwanderer) angesprochen hat. Das Plakat war in deutsch abgefasst und versprach ein Handgeld von Betrag xy (ich kann mich nicht an den Betrag erinnern).

Lincoln setzte sogar lt. den Informationen auf der Battlefield Auto Tour ("The Gettysburg Story") mehrere deutschstämmige "Verbindungsoffiziere" ein. Unter anderem einen preußischen Offizier Alexander Schimmelpfennig (in der US-Veröffentlichung wird er Schimmelfennig geschrieben, dabei handelt es sich lt. Tante Wiki um die von ihm benutzte anglisierte Namensform). Dieser wurde lt. diesem audio guide von Lincoln persönlich ausgewählt. Allerdings wegen dem Namen nicht wegen den militärischen Leistungen. Ich bin mir jetzt allerdings nicht sicher, ob hier der Nationalpark nicht einfach eine lustige Anekdote zum besten gibt. Beweise, dass diese Geschichte authentisch ist, konnte ich im Netz nicht finden. Sicher ist, er hat im Bürgerkrieg gedient und eben auch in Gettysburg. Siehe auch: Alexander Schimmelfennig ? Wikipedia (die deutsche Version unterscheidet sich kaum von der englischen)
 
Es gab im amerikanischen Bürgerkrieg fast 180.000 gebürtige deutsche Soldaten auf Seiten der Union. Das war das größte Kontingent noch vor den Iren die bei ca. 150.000 lagen. (Wobei unter den "Deutschen" alles mögliche deutschsprachige gezählt wurde so wie auch einige Polen aus dem damals Preussischen Teil Polens). Dabei waren viele 48.er wie Sigel, Schurz , Blenker und Andere die damals großen Einfluss bei der Mobilisierung der deutschen Einwanderer hatten.
 
Es war gar nicht so ungewöhnlich, dass sich tatsächlich Familienangehörige auf verschiedenen Fronten gegenüberstanden. Die Schwalms waren oder besser sind, ein weitverzweigter Familienclan, deren Stammvater Johannes Schwalm im regiment von Knyphausen diente. Als Kriegsgefangener wurde er an einen Deutschamerikaner in Pennsylvania vermietet dessen Tochter er später heiratete. Johannes siedelte später nach SC über, wo er sogar Gold fand, während einige Söhne sich in PA niederließen.

Ich kenne nicht die ganzen genealogischen Verflechtungen, doch meldeten sich südliche Schwalms in einem Truppenteil, in dem auch ander Deutschamerikaner für die Konföderierten kämpften, während die entfernte Verwandschaft aus PA in der Unionsarmee dienten.
 
Wenn die Reconstruction auch nicht in jedem Punkt ein Misserfolg war, gaben doch vielerorts wieder die alten Eliten im Süden den Ton an.

Was geschah denn mit den alten Eliten?

Nach meinem - ganz unzulänglichen - Wissen büßte diese alte Südstaatenelite ihre Vormachtstellung ein, da sie künftig nicht mehr in der Lage war, ihre großen Ländereien ohne die billige Kraft der Schwarzen gewinnbringend zu betreiben. Sie musste künftig Löhne zahlen und auch wenn die niedrig waren, so lohnte sich der Anbau in den meisten Fällen nicht mehr. Das führte schließlich zur Aufgabe, zum Verkauf oder zur Parzellierung der großen Tabak- und Baumwollplantagen und in vielen Fällen zur Aufgabe der schönen weißen und säulenumstandenen weißen Pflanzervillen, wie wir sie aus unzähligen Südstaatenepen kennen.

Ich vermute also, dass von der alten Südstaatenelite nur noch wenige übrig blieben, der Rest aber in die Mittelschicht - oder noch tiefer - zurücksank.

Scorpio wird da sicher kompetent Auskunft geben können.
 
Die Plantagen im traditionellen Stil verschwanden zwar, aber stattdessen arbeiteten viele ehemalige Sklaven als Kleinpächter weiter, die ihre Pacht mit einem Teil ihrer Erträge bezahlten. Viele dieser Kleinpächter waren außerdem darauf angewiesen, ihre Ernte vorab an Ladenbesitzer zu verpfänden, um bis zum Einbringen und Verkauf der Ernte bei ihnen auf Kredit kaufen zu können. Teile der alten Plantagenbesitzer kontrollierten also weiterhin das Land und obendrein häufig auch noch die Läden, sodass ihre ehemaligen Sklaven in ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit verblieben.
 
Die Plantagen im traditionellen Stil verschwanden zwar, aber stattdessen arbeiteten viele ehemalige Sklaven als Kleinpächter weiter, die ihre Pacht mit einem Teil ihrer Erträge bezahlten. Viele dieser Kleinpächter waren außerdem darauf angewiesen, ihre Ernte vorab an Ladenbesitzer zu verpfänden, um bis zum Einbringen und Verkauf der Ernte bei ihnen auf Kredit kaufen zu können. Teile der alten Plantagenbesitzer kontrollierten also weiterhin das Land und obendrein häufig auch noch die Läden, sodass ihre ehemaligen Sklaven in ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit verblieben.

Nicht nur ehemalige Sklaven wurden sharecropper, sondern auch ein Teil der weißen land- und besitzlosen Unterschicht, die dann ebenso de facto unfrei war.

Es gab noch weitere Strategien, sich auch weiterhin nicht freie Arbeiter zu beschaffen, so ua mit Hilfe der Justiz. Hierzu griffen einige Verordnungen, wie zb die Pflicht, jederzeit und überall ein Arbeitsverhältnis nachweisen zu können. Wem dies nicht möglich war, wurde wg 'vagrancy' verurteilt. Zwar wurde kein hohes Strafmaß verhängt, jedoch mußten Verurteilte ebenfalls die Gerichtskosten, die Kosten für ihre Unterbringung im Gefängnis, Gebühren für den Sheriff bzw dessen Gehilfen etc zahlen, so daß hier schnell Summen zusammenkamen, die von den Verurteilten nicht aufzubringen waren. Daher wurden diese Personen von den örtlichen Sheriffs in der Regel an Firmen 'verkauft', die diese Summen verauslagten. Die Verurteilten sollten diese Auslagen dann abarbeiten. Dies war zb im Bergbau gang und gebe. Die Arbeitsbedingungen, Unterkunft und Verpflegung waren nicht so, daß die Halbwertszeit sich nennenswert gestaltete; zb grassierten unter diesen Zwangsarbeitern Infektionskrankheiten und Epidemien. Zudem wurde ein bestimmtes Arbeitspensum vorgegeben und wer dies nicht erfüllte, wurde durch Auspeitschen etc bestraft.

Diese Zwangsarbeiter waren mehrheitlich Afro-Amerikaner. Aber auch weiße Imigranten wurden unter falschen Versprechungen in Arbeitskontrakte gelockt, die sich nur zu schnell als sklaverei-ähnlich erwiesen. Hier waren insbesondere Einwanderer ohne finanzielle Mittel und ohne Sprachkenntnisse betroffen und vor allem Imigranten aus Ost- und Südeuropa.

Dies sind im übrigen Praktiken, die sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten haben; der Verkauf von (insbesonder schwarzen) Häftlingen zum Abarbeiten in Rechnung gestellter Fantasiegebühren bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
 
Dies sollte aber auch nicht überbewertet werden - die englische Wikipedia schreibt über diese Einheit:

http://en.wikipedia.org/wiki/1st_Louisiana_Native_Guard_(CSA)

Sowie auch:

[Hervorhebungen von mir]


Sklaven auszubilden und bewaffnen wäre auch irgendwie kontraproduktiv gewesen. Die Angst vor der Rache der unterdrückten, die Furcht vorm schwarzen Mann war tief im Bewusstsein des Südens verwurzelt. Einige Pflanzer vor allem in Louisiana hatten Vorfahren, die 1804 wegen eines (erfolgreichen) Sklavenaufstands von Haiti flüchten müssen, und es hat neben der Revolte des Nat Turner einige Sklavenaufstände im Süden gegeben. John Brown, ein fanatischer Abolitionsterrorist, der mit so ziemlich allem gescheitert war, hat nicht nur Einzug in einen beliebten Marsch der Yankees gehalten: "John Brown´s body lies mouldering in the grave,
but his soul goes marching on... glory...." sondern mit seinem gescheiterten Coup von Harpers Ferry indirekt den Grundstein für die konföderierte Armee gelegt. Die Homegards und Milizen der Südstaaten hatten bis zu dem Zwischenfall von Harpers Ferry ein bescheidenens Schattendasein geführt, nach Harpers Ferry schlossen sich die Reihen.
 
Sklaven auszubilden und bewaffnen wäre auch irgendwie kontraproduktiv gewesen. Die Angst vor der Rache der unterdrückten, die Furcht vorm schwarzen Mann war tief im Bewusstsein des Südens verwurzelt. Einige Pflanzer vor allem in Louisiana hatten Vorfahren, die 1804 wegen eines (erfolgreichen) Sklavenaufstands von Haiti flüchten müssen, und es hat neben der Revolte des Nat Turner einige Sklavenaufstände im Süden gegeben. ....

Kurioserweise hatten Brasilianer und sonstige Südamerikaner keine solche Hemmungen. Bei den Britischen Versuchen 1806-1807 am Rio de la Plata Fuß zu fassen, wurde vor Ort ein Regiment genannt "Pardos y Morenos" gebildet, dass zum Teil aus Sklaven bestand.

In den Befreiungskriegen ab 1810 waren dann ein nicht unbedeutender Anteil der Infanterie Schwarze, von denen einige, aber nicht alle, dafür die Freiheit bekamen.

Brasilien hat auch im Krieg der Triple-Allianz dieses fortgeführt, die Soldaten wurden zum Teil als Ersatzleute für ihre Herren gestellt. Sehr viele davon desertierten zum Kriegsende in die Nachbarländer um nicht zurück in die Sklaverei gebracht zu werden. Die brasilianischen Großgrundbesitzer hielten sich dafür an den paraguayischen Kriegsgefangenen schadlos, die sie auf ihre Fazendas brachten. Auch erstaunlich, da diese vorher jahrelang erbitterten Widerstand geleistet hatten.
 
Was geschah denn mit den alten Eliten?

Man kann sich die Umwälzungen nicht lokal und personell begrenzt vorstellen.

Die "Reconstruction" war von einem beachtlichen Eisenbahn- und Telegraphenprogramm geprägt, dass die (Infra-)Strukturen binnen kurzem völlig umwälzte und in vielen Regionen die Farmertätigkeit über das Handelsinteresse und die Frachtkosten fast zu einem Glücksspiel werden ließ.

Die Baumwollplantagen "wanderten" entlang der neuen Logistik, neben den verschwindenden früheren Größenklassen "wechselten" auch damit auch regionalen Schwerpunkte des Anbaus, besser: wurden völlig auf den Kopf gestellt. Von den alten Großfarmern wechselten viele in den Handel, in das Bank-, Eisenbahnwesen, Hafengeschäft (auch hier gab es Gewinner und Verlierer bei den Standorten aufgrund der Verkehrsstrukturen) usw., also in die aufstrebenden Branchen.

Ein Teil der alten Eliten fand sich also im neuen höheren Bürgertum wieder, aber in neuen "Branchen". Hinzu kam insbesondere durch das Eisenbahn- und Telegraphen-Anleihen- und Födervolumen zu einer gigantischen Korruptionswelle.

Der Verfall der kleinen Baumwolleinheiten wurde schließlich durch die chronische Kapitalknappheit im Süden, und das zu schmale Bankwesen (Kredite gab es dadurch zu Wucherzinsen vom Handel) begünstigt, teilweise durch die Verlagerung der günstigen Anbaustandorte und schließlich durch die "Great Depression" ab Mitte der 1870er befördert.

Ein Großteil der alten Plantagenbesitzer konnte seinen Landbesitz in die Zeit nach 1865 hinüber retten. Die Renditen, die Hektarerträge und die Gesamtproduktion der Vorkriegszeit für Baumwolle, Tabak, Reis waren indes nicht mehr zu erzielen. Ebenso wie die Zerstörungen brachten die Umstrukturierungen Kreditbedarf, der eben nicht zu decken bzw. bei dem die Zinslasten nicht zu tragen waren. Die Zeiten, in denen Großagrarier den Ton angaben, waren vorbei. Dieses wechselte in die boomenden Branchen, außerdem vom Land stärker in die Städte im Süden, die von den Problemen weniger mitbekamen, und vielmehr prosperierten, zB aufgrund der Entwicklung von Texas.

Da sind also einmal die Angehörigen der früheren Großagrariergruppe zu sehen, die den Wechsel in die "Zukunftsbranchen" packten und zu den Gewinnern gehörten. Die übrigen gehörten auf die Verliererseite, auch wenn es zunächst einem Großteil gelang, die alten Ländereien über die Niederlage der Südstaaten hinaus zu halten. Die Reduktionen der Größenklassen waren einerseits ein regional unterschiedliches Phänomen (betrachtet aus den Regionen des Vorkriegs-Großgrundbesitzes), andererseits eine vorausschauende Aufgabe mit "Branchenwechsel" bzw. später wegen Unwirtschaftlichkeiten erzwungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ silesia

Danke für die ausführliche Information. Was aus der alten Pflanzeraristokratie wurde, ist immerhin ein interessantes gesellschaftliches und soziales Kapitel. :winke:
 
Danke für die ausführliche Information. Was aus der alten Pflanzeraristokratie wurde, ist immerhin ein interessantes gesellschaftliches und soziales Kapitel. :winke:

Interessant wäre doch auch ergänzend, wie die Umwälzung des politischen Establishments vor sich ging.

In Teilen gelangten auch Afroamerikaner in politische Ämter in den Südstaaten (einige Vize-Gouverneure, Treasurer, usw.). Ich habe schon gesucht, finde da aber keine Übersichten.
Geschichte der Afroamerikaner ? Wikipedia
 
Interessant wäre doch auch ergänzend, wie die Umwälzung des politischen Establishments vor sich ging.

In Teilen gelangten auch Afroamerikaner in politische Ämter in den Südstaaten (einige Vize-Gouverneure, Treasurer, usw.). Ich habe schon gesucht, finde da aber keine Übersichten.
Geschichte der Afroamerikaner ? Wikipedia

Das ist allerdings ein außerordentlich interessanter Aspekt. Leider kann ich dazu wenig sagen, weil ich nur über einen veralteten Band zur Geschichte der Vereinigten Staaten verfüge.

Dort las ich u.a., dass nach dem Sezessionskrieg die Elite im Norden der USA mehr als zuvor bereit war, Schwarzen eine politische und gesellschaftliche Chance zu geben. Daher wanderten viele Afroamerikaner aus dem - durchaus "befreiten" - Süden in die Nordstaaten, um dort ihr Glück zu machen.
 
Die rein wirtschaftliche Betrachtung läßt jedoch wichtige Bereiche außen vor, in denen die weiße Elite des Südens ebenso wieder Fuß faßte: Politik und Justiz.

Die Reconstruction Period war (und ist bis heute) gekennzeichnet von der ideologischen Abwertung der Verantwortlichen und Durchführenden. Zunächst gab es in mehreren Staaten Koalitionen aus freien Schwarzen, Nordstaatlern sowie auch Südstaatlern, die die Reconstruction befürworteten. Die letzten beiden Gruppen wurden als carpetbaggers und scalawags verunglimpft (wobei es sicherlich unter diesen Personen auch welche gab, die aus ihren Positionen möglichst großen Profit schlagen wollten, jedoch nicht in dem unterstellten Maße und mit der behaupteten Ausschließlichkeit, die ideologisch geprägt ist). So kam es in dieser Phase zb zur breiten Gründung öffentlicher Schulen im Süden (die es vorher kaum gab), ebenso wurden Plantagenbesitzer nicht mehr durch extrem niedrige Steuern begünstigt.

Bereits kurz nach Ende des Krieges kam es zur gewalttätigen Opposition und der Gründung bewaffneter weißer Milizen, die zb ihnen nicht genehme Amtsträger, darunter gewählte schwarze und weiße Abgeordnete, mit Gewalt vertrieben oder in einigen Fällen ermordeten.

Die Reconstruction endete in einigen Staaten noch in den 1860ern; 1877 war sie abgeschlossen. Es folgte die Periode der sogen Redemption (Erlösung / Ablösung); die religiöse Bezeichnung ist vermutlich nicht ohne Absicht gewählt.

Die Demokratische Partei der Südstaaten übte auch durch die paramilitärischen Milizen Macht aus (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Redemption_(United_States_history) ). Eines der Ziele war die Machtübernahme anstelle der Republikanischen Partei in den Südstaaten; der RP wurde zb Korruption vorgeworfen und sie habe die republikanischen Prinzipien verraten. Ein weiteres Ziel war die erneute Etablierung der white supremacy. Nach der Übernahme bundesstaatlicher Regierungen durch die Demokraten kam es daher nicht nur zu Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen, sondern auch zu verstärkten Anstrengungen, schwarze, aber auch arme weiße Wähler aus den Wählerverzeichnissen zu entfernen sowie deren passives Wahlrecht auszuhebeln. Darüber hinaus wurden bereits in den 1860er Jahren die ersten Black Codes verabschiedet, die besondere Verordnungen nur für Schwarze vorsahen. Die sogen Jim-Crow-Laws rundeten später für Jahrzehnte die Rassentrennung ab.

Um die Jahrhundertwende etablierte sich eine Historikerschule (Dunning School), die die Reconstruction aufgrund ihrer politischen, moralischen und finanziellen Korruptheit als Fehlschlag wertete. Diese Schule wertete ebenfalls das Wahlrecht für Schwarze als Fehler. Daher habe der Süden durch Feinde der Korruption „erlöst“ werden müssen. Diese Sichtweise fand sich ua in Lehrbüchern bis vor ca 50 Jahren und noch danach.
 
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