Olympische Spiele 1936 in Berlin, Son Gong Jeong

baumpeter

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Liebe Leute,

Der Marathonsieger von 1936 war der Koreaner Son Gi Jeong, der wegen der Japanischen Besetzung Koreas unter japanischer Flagge (und dem Japanischen Vornamen Kitei) laufen musste.

Im Olympiastadion ist eine Gedenktafel mit den Namen und der Herkunft der Goldmedaillengewinner angebracht. Da steht also : Son (Japan).

Nun war mir aufgefallen, dass das Wort Japan offenbar neu angebracht war. Auf Nachfragen sagte man mir, da haetten sich Leute (wohl Koreaner) nachts einschliessen lassen und das ursprüngliche "Japan" entfernt und "Korea" angebracht.

Das fiel natürlich auf und nach vielem hin und her (mit dem IOC, wie ich hörte), sei wieder das ursprüngliche Japan angebracht worden.

Meine Frage an Euch: wer weiss Details zu dieser Geschichte der Inschriftenänderung bei Nacht? Wann war das? Wer genau war das? Gibt es Fotodokumente, sonstiges? Zeitungsberichte?

Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Viele Grüsse,
Jan
 
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Auch bekannt als Sohn Kee-chung.
Über die Gedenktafel habe ich nichts finden können, aber was nicht uninteressant ist, er hat für den Olympiasieg den hervorragend erhaltenen korinthischen Bronzehelm nachträglich bekommen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Sohn_kee_jung_bronz_helmet_korea.jpg
Bin dafür bei den nächsten olympischen Spielen in Deutschland die Himmelsscheibe von Nebra dem Gewinner im Diskuswerfen zu versprechen.
:schlau:
 
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Sohn Kee-chung, Son Gi Jeong, etc...

Auch bekannt als Sohn Kee-chung.
(...) :schlau:

Ja, das hat damit zu tun, dass es ca 10 verschiedene Romanisierungsarten für das Koreanische gibt und sogar meist Mischformen gebraucht werden.

Die Aussprache ist etwa "Sohn" (wie Sohn im Deutschen, mit etwas verkürztem o) "Gi" ( wie in Giraffe, und nicht aspiriert) und Johng (wie englisch "John", nur mit "ng" am Schluss statt nur "n".

Gruss,
Jan
 
Hab hier noch was gefunden.
Zit:
"Im Marathonlauf gewannen die beiden koreanischen Athleten Sohn Kee-chung und Nam Sung-yong Gold beziehungsweise Bronze, mussten jedoch unter japanischen Namen und für Japan laufen. 1910 war Korea von Japan annektiert worden. Sohn weigerte sich während der Olympischen Spiele, mit dem ihm aufgezwungenen japanischen Namen zu unterschreiben und setzte gelegentlich sogar die Umrisse Koreas neben seine Unterschrift. Als bei der Siegerehrung anstatt der koreanischen die japanische Flagge gehisst wurde, brach er in Tränen aus. Die im Bereich des Marathontors des Olympiastadions angebrachte Siegerliste lässt erkennen, dass das Wort „Japan“ auf deutlich hellerem Untergrund ruht. Hintergrund ist eine Aktion, zu der sich später ein koreanischer Diplomat bekannte, der sich über Nacht ins Stadion einschließen ließ und an die Stelle von „Japan“ das Wort „Korea“ setzte. Die Änderung muss professionell ausgeführt gewesen sein, denn sie blieb jahrelang unentdeckt. Heute liest man wieder „Japan“, eine Entscheidung des IOC."
Olympische Sommerspiele 1936 ? Wikipedia
Das IOC hat bestimmt so entschieden weil es sonst eine riesige Nachbearbeitungswelle geben könnte. Ein Gezerre wer welcher Staatsangehöriger nach heutigen Gesichtspunkten war würde losgehen, der ewige Medallienspiegel ist keine kleine Beute...
Auch wenn es bei Sohn Kee-Chung besonders klar ist das er Koreaner war.
 
Interessant, daß ausgerechnet ein koreanischer Diplomat diese Aktion durchgeführt hat. Andererseits: Sonst wäre das wohl nicht so still und leise über die Bühne gegangen, bzw. die Veränderung nicht so lange unentdeckt geblieben.
Wenn Korea zu dieser Zeit japanische Provinz war, dann wäre ein offizieller Antrag auf Änderung der Tafelinschrift wohl mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Zumindest Japan hätte da sicher was dagegen, nach dem Motto: "Völkerrechtlich war doch alles in Ordnung."
Und wie oben bereits gesagt wurde: Mancher Athlet, der z.B. aus den baltischen oder einem anderen ehemals halbautonomen Staat kam, könnte ebenfalls seine bzw. die Rechte seines Landes geltend machen.
Kann ja auch sein, daß es irgendwann zu einer grundlegenden Aktualisierung der Gedenktafel kommt.
 
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Das IOC hat bestimmt so entschieden weil es sonst eine riesige Nachbearbeitungswelle geben könnte. Ein Gezerre wer welcher Staatsangehöriger nach heutigen Gesichtspunkten war würde losgehen, der ewige Medallienspiegel ist keine kleine Beute...
Auch wenn es bei Sohn Kee-Chung besonders klar ist das er Koreaner war.

Deine Annahme ist richtig. Ich war 2005 auf einer Führung im Olympiastadion in Berlin. Da ging es um genau diese Frage. Das Problem an einer solchen Änderung wäre, dass man ja jeden Sieger der für eine Kolonialmacht angetreten ist, dann dem richtigen Land zugeordnet werden müsste, was zumindest in Afrika nicht so einfach wäre, da man dann vielleicht auch noch den falschen Stamm angibt usw. usw....
Das größte Problem wären dann vor allem die Briten in der Bredouille, da kamen die Sieger ja aus allen Ecken des Commonwealth.

Interessant, daß ausgerechnet ein koreanischer Diplomat diese Aktion durchgeführt hat.

Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, dann hat es auch die normale Konsequenz nach sich gezogen - Er wurde zur "persona non grata" erklärt.
Als Diplomat hätte er sich ja offiziell beschweren können, aber so ist das halt nicht in Ordnung, man stelle sich vor, jeder Diplomat kommt auf die Idee an den Siegertafeln der Olypiastadien zu "radieren".
 
Ich frage mich gerade, was für ein Diplomat es denn wohl gewesen war... Eine koreanische Botschaft sollte ja zwischen 1910 und 1945 gar nicht gegeben haben...
 
Ich glaube das war irgendwann Anfang der 80er-Jahre und hat dann auch zu leichten Verwirrungen mit der japanischen Botschaft geführt, die aus schärfste protestiert hat.

Aber das sind alles eher vage Erinnerungen, die ich noch im Kopf habe. Hier wäre mal eine Quelle gefragt. Meint ihr, man kann sowas über das Auswärtige Amt oder vielleicht über den Betreiber des Olympiastadions erfahren?
 
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