Opere di Giovanni Battista Piranesi

ursi

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Aus historicum.net


Dass die Werke des berühmten italienischen Architekten, Zeichners und Kupferstechers Piranesi (1720-1778) als Ergebnis eines Digitalisierungsprojekts der University of Tokyo über das Internet genutzt werden können, lässt sich als Fernwirkung eines Deutschlandaufenthalts des japanischen Adligen Koreaki Kamei (1861-1896) bezeichnen: Während seines vierjährigen Studiums der Kunstgeschichte in Berlin erwarb Kamei rund 2.000 Bücher zur Kunstgeschichte, darunter das zwischen 1835 und 1839 in Paris publizierte Werk "Opere di Giovanni Battista Piranesi, Francesco Piranesi e d'altri". Diese 29 Bände umfassende Publikation befindet sich heute zusammen mit den meisten von Kamei erworbenen Büchern im Besitz der Bibliothek der University of Tokyo. Das dortige "Center for Research on Pictorial Cultural Resources", ein nationales Exzellenz-Zentrum für die Geisteswissenschaften, befasst sich seit Ende der 1990er Jahre mit der Bereitstellung von Bildquellen zur Kulturgeschichte, wobei neben asiatischen Materialien die römische Antike einen wichtigen Schwerpunkt darstellt. Da Piranesi einen großen Teil seines Werkes der Darstellung von Überresten der Antike widmete, steht das hier behandelte Webangebot in engem Zusammenhang mit weiteren Online-Ressourcen der University of Tokyo, die sich z. B. der Dokumentation archäologischer Funde in Pompeji und Herculaneum widmen.

Als Einstiegspunkte eignen sich die in einer Navigationsspalte zu findenden Links about the Kamei Collection und Who was G. B. Piranesi? Während die Informationen zur Kamei-Sammlung in englischer Sprache angeboten werden, sind die biographischen Angaben zu Piranesi allerdings nur auf Italienisch und Japanisch verfügbar. Wer sich vor dem Durchsuchen des Angebots noch näher über Struktur und Navigationselemente der Webseite informieren will, kann auf die Links Sitemap und Using zurückgreifen. Die Startseite lädt allerdings mit vier großflächigen Buttons gleich zum Direktzugriff ein. Viele Nutzer werden als erste Option den Browse-Zugang nutzen. Auf diesem Weg gelangt man zu einer Liste aller 29 Bände, über die ein gezielter Zugriff auf bestimmte Werke Piranesis möglich ist. Zu einem Teil der Bände kann das jeweilige Vorwort ("Prefazione") im PDF-Format abgerufen werden. Hat man sich für einen bestimmten Band entschieden, wird anschließend eine Liste der in diesem Band enthaltenen Abbildungen von Werken Piranesis angezeigt. Neben Thumbnails werden Kurztitel der einzelnen Abbildungen aufgelistet, wobei die Trennung der Titelliste vom Thumbnail-Bereich die schnelle Orientierung erleichtert.

Hat ein Besucher zum Beispiel Band 1 (GLI AVANZI DEGLI ANTICHI EDIFICI DI ROMA) angesteuert, findet er hier in der Liste von 78 Abbildungen u. a. eine "Veduta dell'interno del Pantheon". Nach dem Anklicken des entsprechenden Thumbnails wird eine größere Thumbnail-Darstellung der Abbildung samt einer Kurzbeschreibung gezeigt. Falls man sich nun näher mit diesem Bild beschäftigen will, stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Der Button Detailed information führt zu zusätzlichen Angaben zu diesem Werk, die jedoch relativ knapp ausfallen. In vielen Fällen ist daher das Ansteuern des Zoom Viewer sinnvoller. Der ohne Plugin benutzbare Viewer ermöglicht ein dreistufiges Einzoomen, wobei die angezeigten Bildausschnitte als JPG-Dateien mit einem Umfang von 50 - 80 KByte ausgeliefert werden. In der höchsten Auflösungsstufe sind die Details der Pantheondarstellung gut zu erkennen, so dass die Zoomoption die Ansprüche der meisten Besucher erfüllen dürfte. Es besteht übrigens auch die Option, das gesamte Bild herunterzuladen. Die in mittlerer Auflösungqualität verfügbare JPG-Datei hat einen Umfang von 400 KByte und kann abgespeichert werden, wenn man nicht den Link Zoom Viewer, sondern direkt das Thumbnail anklickt.

Ergänzend zum Zoom Viewer eröffnet der Link Present photos den Zugang zu einer Fotografie des Pantheons. Schließlich führt die vierte Option - To Roman map - zu einer modernen Rom-Karte, in der die Position des Pantheons hervorgehoben ist. Klickt man den unterhalb der Karte angezeigten Link Show all places an, werden sämtliche von Piranesi dargestellten Objekte in die Romkarte eingeblendet und mit Links hinterlegt. Diese Funktionalität ist auch über den Navigationszeilen-Punkt Rome Map bzw. den Startseiten-Link Topographical Search abrufbar. Neben der Rom-Karte wird zugleich eine Textliste aller als Abbildung verfügbaren Objekte angezeigt ("Index of all places"), so dass auch hier jeder Benutzer die für seine Präferenzen passende Orientierungsmöglichkeit angeboten bekommt. Sehr nützlich ist auch die über den Startseiten-Button Subject Search angebotene Zusammenfassung einzelner Werke in Sachgruppen. Die größte Gruppe "Archeological Objects" umfasst etwa drei Dutzend Unterkategorien, so dass eine differenzierte Zugangsmöglichkeit eröffnet wird. Wer sich besonders für die berühmten "Carceri"-Darstellungen Piranesis interessiert, wird im Bereich "Imaginary architectures" beim Unterpunkt Imaginary prisons fündig.

Schließlich kann über den Startseiten-Button Text Search auch eine leistungsfähige Suchfunktion genutzt werden. Sie ermöglicht zum einen die Suche nach einfachen Stichwörtern. Es ist aber auch eine komplexere Recherche möglich, indem nach bestimmten Seiten einzelner Bände, oder nach Titelbegriffen gesucht werden kann. Auch wenn es sich beim hier verfügbar gemachten Bildmaterial nicht um Reproduktionen der Originale, sondern um eine Wiedergabe einer Edition des 19. Jahrhunderts handelt, so machen die einfallsreiche Erschließung der Piranesi-Werke, die einfache Handhabbarkeit der Zoom-Lösung und die hohe Qualität der über die Zoom-Option betrachtbaren Abbildungen diese Webseite für alle Interessenten der Kunst- und Kulturgeschichte Italiens zu einer sehr besuchenswerten Adresse.

[Gregor Horstkemper, 21. November 2005]

Link:
http://www.picure.l.u-tokyo.ac.jp:8080/e_piranesi.html
 
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