Opposition in der DDR

Trinchen

Neues Mitglied
Hallo!
Ich habe auf einer Internetseite Folgendes in einer etwas abgeänderten Form gelesen:
"Das Selbstverständnis als „Kirche im Sozialismus“ und nicht als dessen Gegner („Wir wollen nicht Kirche neben, nicht gegen, sondern Kirche im Sozialismus sein.") änderte sich erst 1978, als die SED mit ihrer Einführung der „Wehrerziehung“ in Schulen den Protest aller Kirchenmitglieder provozierte und sie veranlasste, sich aktiv für den Frieden einzusetzen und als politische Opposition zu organisieren.
Auf den Herbstsynoden 1981 wurde der Frieden zum Thema und im Februar 1982 diskutierten 5000 Menschen in der Dresdner Kreuzkirche über eben diese Thematik. Dennoch lässt sich erst ab März 1983 von einer Friedensbewegung sprechen, da sich dort zum ersten Mal die vorher sehr zersplitterten Basisgruppen für ein „Erstes Zentrales Friedensseminar“ in Ost-Berlin trafen und sich für einen gerechteren Sozialismus aussprachen."

Meine Frage ist nun, warum man erst ab März 1983 von einer Friedensbewegung sprechen kann, wo doch vorher auch schon Tausende über dieses Thema diskutiert haben oder ob die Information einfach so nicht stimmt.

Ich wäre sehr dankbar für Antworten.
Liebe Grüße Trinchen
 
Noch was...

Wo ich schon mal dabei bin, kann ich ja eigentlich meine anderen Fragen auch gleich noch loswerden ;) :

1. Hatten die Bürgerrechtsbewegungen in der DDR alle nur das Ziel den Sozialismus zu demokratisieren und reformieren und nicht abzuschaffen oder war dies nur teilweise oder nur in der Anfangsphase so?

2. Kam die Initiative für die Montagsdemonstrationen von den Bürgerrechtsbewegungen?

3. Was und ab wann haben die Bürgerrechtsbewegungen konkret gegen das bestehende System gemacht?

Auch hier, wäre ich echt froh, wenn ihr mir weiterhelfen könntet. :)
 
Trinchen schrieb:
1. Hatten die Bürgerrechtsbewegungen in der DDR alle nur das Ziel den Sozialismus zu demokratisieren und reformieren und nicht abzuschaffen oder war dies nur teilweise oder nur in der Anfangsphase so?
Man muß die Bürgerrechtsbewegungen sehr differenziert betrachten:

Da gab es - wohl als größte Fraktion - die Gruppen, die sich später zum Bündnis 90 zusammenschlossen, so z. B. das "Neue Forum" und "Demokratie Jetzt" um nur mal die wichtigsten zu nennen. Sie waren - so weit ich das noch in Erinnerung habe - auch noch gegen den Beitritt der DDR am 3. 10. 1990 zur Bundesrepublik.

Dann gab es eine Gruppe die sich "Demokratischer Aufbruch" nannte (und der ich auch einige Monate angehörte). Der DA schloss sich mit der Ost-CDU und der DSU zur "Allianz für Deutschland" zusammen, war also klar für den schnellst möglichen Weg zur Deutschen Einheit.

Aus dem "Neuen Forum" löste sich eine kleine Gruppe heraus und nannte sich "Neue Forums Partei" - sie ging aber recht bald in der FDP auf.
Es mag noch mehr Gruppen gegeben haben, aber auch die, die ich jetzt aus dem Gedächtnis heraus aufgezählt habe, weisen schon eine große Bandbreite auf.

Trinchen schrieb:
2. Kam die Initiative für die Montagsdemonstrationen von den Bürgerrechtsbewegungen?
Ja, unter dem Schutz der Kirchen. Und - viele kirchliche Würdenträger engagierten sich auch in den Bewegungen.


Trinchen schrieb:
3. Was und ab wann haben die Bürgerrechtsbewegungen konkret gegen das bestehende System gemacht?
Ab wann? Soviel ich weiß, von ihrer Gründung an.
Und was konkret? Nun - sie waren ja die Träger der friedlichen Revolution 1989/90.
Hier kannst du nachlesen was so in dieser Zeit passiert ist: http://www.geschichtsforum.de/214483-post37.html
Sämtliche Zugeständnisse, die die SED in dieser Zeit machte, gingen auf die Forderungen der Bürgerrechtsbewegungen zurück.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo ich schon mal dabei bin, kann ich ja eigentlich meine anderen Fragen auch gleich noch loswerden ;) :

1. Hatten die Bürgerrechtsbewegungen in der DDR alle nur das Ziel den Sozialismus zu demokratisieren und reformieren und nicht abzuschaffen oder war dies nur teilweise oder nur in der Anfangsphase so?

2. Kam die Initiative für die Montagsdemonstrationen von den Bürgerrechtsbewegungen?

3. Was und ab wann haben die Bürgerrechtsbewegungen konkret gegen das bestehende System gemacht?

Auch hier, wäre ich echt froh, wenn ihr mir weiterhelfen könntet. :)

Friedensbewegung vor 1983 gab es in der DDR nur als Verfassungsauftrag. Da die DDR-Oberen der Meinung waren, das DDR-Volk ist per Zuruf friedliebend, war es als Art Selbstverständlichkeit, dass die DDR grundsätzlich sich für Frieden einsetzte.
zu deiner Frage 1: bis 1989 hatten alle Bürgerrechtsbewegungen das Ziel den Sozialismus zu reformieren.
Hintergrund: hätte man andere Ziele formuliert, wäre man gnadenlos verhaftet worden (die Stasi saß immer mitten drin in den Bürgerrechtsbewegungen)
zu deiner Frage 2: nein, die Montagsdemos fanden aus den Kirchen heraus spontan statt und erfassten innerhalb vier Wochen hunderttausende Bürger. Ab Mitte Oktober 1989 kamen die bisher illegal agierenden Bürgerrechtsbewegungen vermehrt in den Montagsdemos zur Geltung.
zu deiner Frage 3: ich denke Mitte Dezember 1989 fand die Abkehr einiger Bürgerrechtsbewegungen statt, der Wahlkampf für den 18. März 1990 lag in den Startlöchern und die Bevölkerung der DDR skandierte "Wir sind ein Volk" und nicht mehr "Wir sind das Volk". Mit ersterem Slogan wurde deutlich, die DDR wird nicht mehr lange Bestand haben.
 
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