Ostung mittelalterlichen Kirchen

Dieses Thema im Forum "Kunstgeschichte" wurde erstellt von pelzer, 11. Dezember 2008.

  1. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    Grüezi

    Überall lese ich, dass mittelalterliche Kirchen geostet seien. Mir ist nun nicht klar, wie genau die Kirche ausgerichtet waren/sind. Wo definierte man damals Osten?

    Mir ist klar, dass Osten mit dem Sonnenaufgang in im Zusammenhang steht muss. Nun verändert sich in unseren Breiten das Azimut des Sonnenaufgangs im Verlauf des Jahres um etwa 70°. Folglich müsste ein Referenztag zu Hilfe genommen werden. Möglicherweise der Namenstag des zuständigen Kirchenpatrons. Oder irgendein (fester) Feiertag oder der Frühlingsanfang oder... Zudem müsste die Ostung auf den natürlichen Horizont abgestimmt werden.

    Wenn ich das nun bei einigen Kirchen kontrolliere, so komme ich auf kein brauchbares Resultat. Wo liegt der Fehler?

    Kann mir jemand die Ostung erläutern?
    Und kennt jemand ein stimmiges Beispiel?


    Gruss Pelzer

    .[FONT=&quot]<o:p></o:p>[/FONT]
     
    2 Person(en) gefällt das.
  2. timotheus

    timotheus Aktives Mitglied

    2 Person(en) gefällt das.
  3. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Warum denn immer so kompliziert?
    Osten ist immer gerade da, wo die Sonne aufgeht.
    Wenn man eine Kirche baute hat man auch, je nach Beginn der Bauzeit geguckt, wo sie aufgeht.
    Auf unseren Friedhof sind auch alle Gräber gleich ausgerichtet, egal wann einer gestorben ist. Beine nach ungefähr Osten und Kopf nach ungefähr Westen. So genau kommt es doch gar nicht drauf an. Um den Azimut hat sich sicher keiner Sorgen gemacht. Hauptsache, man war mit Gott im reinen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. Dezember 2008
  4. Josephine

    Josephine Neues Mitglied



    Genau, mein lieber flo,

    so sollte es sein :scheinheilig:

    Schönen Abend noch.........
     
  5. Lukrezia Borgia

    Lukrezia Borgia Moderatorin

    Schön und gut, aber hier greift das Ockhamsche Rasiermesser denke ich nicht und man darf nicht zu sehr vereinfachen. Timos Link ist großartig und trifft meiner Meinung nach genau ins Schwarze. :hoch:
     
  6. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Jetzt weiss ich auch, warum mich das Internet gerade rauswarf.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. Dezember 2008
  7. Gegenkaiser

    Gegenkaiser Gesperrt

    In Dänemark wurde bereits im 12. Jh. der Kompaß zur Ostung eingesetzt.

    N. Abrahamsen: "Evidence for Church Orientation by Magnetic Compass in Twelfth-Century Denmark", ''Archaeometry'', Vol. 32, No. 2 (1992), pp. 293-303

     
  8. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    Grüezi
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Ja, wenn das so einfach wäre, wie einige hier schreiben, wären ja alle Kirchen nach (magnetisch oder geografisch) Osten ausgerichtet. In Realität weist aber kaum eine mittelalterliche Kirche gegen Osten. Deshalb ja auch meine Frage; wo ist Osten?
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Die im Link aufgezeigte Berechnung basiert auf den Namenstage bestimmter Kirchenpatrone. Sie scheint mir aber nicht allgemein gültig zu sein. Und ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass bei einer einfachen Landkirche so eine ausgetüftelte Berechnung angestellt wurde. Und dennoch wurde die Kirche bestimmt nicht beliebig in die Landschaft gestellt...
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Meine Kirchen:
    St. Peter & Paul 342° (29. Juni, 29. Juni)
    Laurentius und Bartholomäus 73° (10. August, 24. August)
    Laurentius 85° (10. August)
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Gruss Pelzer
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    .
     
  9. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Ok. Noch mal.
    Das Schiff sollte nach Osten zeigen, der Turm nach Westen.
    Mir ist nicht bekannt, das frühere Baumeister das so genau genommen haben. Bei einem Dom vieleicht, weil da der Bischoff bei der Markierung dabei war, aber doch nicht bei einer Dorfkirche.
     
  10. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    Ich habe mal eine nicht repräsentative Umfrage gemacht.
    Kathedrale, Dom, Münster in diversen Städten:

    Köln ja
    Bern ja
    Strassburg nein
    Zürich nein
    Achen ja
    Freiburg iB ja
    Pisa ja.
    Trier nein
    Basel nein
    Colmar nein
    Wien nein.
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Das Resultat zeigt ganz deutlich; die einen sind geostet, andere nicht.
    Warum? Wird ja kein Zufall sein...
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]--><!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Gruss Pelzer
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    .
     
  11. Mercy

    Mercy unvergessen

    Als Ostung versteht man beim Kirchenbau die Orientierung, bei der der Chor mit dem Hochaltar im Osten steht. Ursache dafür ist die im Mittelalter gültige Vorschrift, daß der Priester beim Beten das Gesicht der aufgehenden Sonne zuzukehren hat. Deshalb sind (fast) alle rom. u. got. Kirchen geostet. Sie bieten einem Ortsunkundigen eine gute Orientierungshilfe. Manche Kirchen haben in ihrem Grundriß eine Knickung, weil die Bodenverhältnisse eine Ostung des gesamten Baues nicht ermöglichten (z.B. Passau-Dom) oder weil man bei einem späteren Umbau die Ostung genauer nahm als beim Vorgängerbau (z.B. Passau-Heining).
    Seit der Barockzeit wurde auf die Ostung weniger Wert gelegt. Moderne Kirchen kennen sie kaum.
    Bistum-Passau Online

    Da die Sonne natürlich nicht jeden Tag an der gleichen Stelle aufgeht, sind einige Kirchen auf den Aufgangspunkt eines bestimmten Tages hin geostet. Beim Stephansdom in Wien etwa ist es der 26. Dezember 1137 (der Tag des Patroziniumsheiligen im Jahr des Baubeginns).
    Ostung ? Wikipedia
     
    3 Person(en) gefällt das.
  12. Repo

    Repo Neues Mitglied

    Wie mir regional bekannt ist, wurden Kirchen öfter bei Beibehaltung der Bausubstanz "gedreht" also Altar auf die andere Seite gesetzt.
    Es scheint mir weniger um Turm und Schiff sondern mehr um den Altar zu gehen, dass der an der Ostseite der Kirche stand.

    Jetzt war ich in den meisten vor Dir genannten Kirchen schon, habe zu dem Komplex aber natürlich keine Erinnerung.
    Ist es aber nicht so, dass die Ost-West-Richtung des Schiffes meist schon eingehalten ist? Unabhängig von der Lage des Turmes
     
    1 Person gefällt das.
  13. Gegenkaiser

    Gegenkaiser Gesperrt

    Was weiß man über die frühe Geschichte der Ostung durch den Kompaß im deutschen Kirchenbau?
     
  14. Repo

    Repo Neues Mitglied


    Habe ich einst als angehender Jugendleiter auch gelernt.
    Und in der praktischen Anwendung prompt damit auf die Schnauze gefallen.

    Ein Märchen aus Uralten Zeiten....
     
  15. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Ich habe mich ab und zu mal gefragt, warum Osten? Rom liegt doch im Süden.
    Und Jesus wurde ganz woanders geboren.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12. Dezember 2008
    1 Person gefällt das.
  16. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Vielleicht hilfreich:
    Die Ostung mittelalterlicher Klosterkirchen

    In Krakau wurde das für die Kathedrale übrigens entsprechend erklärt, inkl. der Grabausrichtungen in der Kirche (Gesicht nach Osten).

    Wien:
    "Die Ostung der Kirche ermöglicht Besuchern an zwei besonderen Tagen im Jahr mittags ein schönes Lichtspiel zu beobachten: immer am 26. Dezember, dem Namenstag des Kirchenpatrones, ist seine Ikone am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet; am 6. Jänner, dem Ende der Epiphanie und Dreikönigstag, erstrahlen die drei Kronen der Heiligen Drei Könige im Lichterglanz."
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom_(Wien)
     
  17. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    <link rel="File-List" href="file:///C:/DOKUME%7E1/ADMINI%7E1/LOKALE%7E1/Temp/msoclip1/01/clip_filelist.xml"><!--[if gte mso 9]><xml> <w:WordDocument> <w:View>Normal</w:View> <w:Zoom>0</w:Zoom> <w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone> <w:DoNotOptimizeForBrowser/> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><style> <!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Verdana; panose-1:2 11 6 4 3 5 4 4 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:swiss; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:536871559 0 0 0 415 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:9.0pt; mso-bidi-font-size:12.0pt; font-family:Verdana; mso-fareast-font-family:"Times New Roman"; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; letter-spacing:1.2pt;} span.postbody {mso-style-name:postbody;} @page Section1 {size:21.0cm 842.0pt; margin:38.85pt 42.55pt 2.0cm 70.9pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} --> </style> Sooo – ich habe mal beim Stephansdom in Wien nachgerechnet:

    Sonnenaufgang am 26. Dezember 1137 (den Julianische Kalender habe ich mal ausser acht gelassen!) ergibt ein Sonnenaufgang-Azimut 125.5°.
    Auf dem Luftbild messe ich 125°.

    Der Stephansdom ist also tatsächlich gemäss den Angaben geostet. :yes:
    <!--[if !supportEmptyParas]--><!--[endif]-->
    Gruss Pelzer


    .
     
    1 Person gefällt das.
  18. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    <link rel="File-List" href="file:///C:/DOKUME%7E1/ADMINI%7E1/LOKALE%7E1/Temp/msoclip1/01/clip_filelist.xml"><!--[if gte mso 9]><xml> <w:WordDocument> <w:View>Normal</w:View> <w:Zoom>0</w:Zoom> <w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone> <w:DoNotOptimizeForBrowser/> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><style> <!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Verdana; panose-1:2 11 6 4 3 5 4 4 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:swiss; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:536871559 0 0 0 415 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:9.0pt; mso-bidi-font-size:12.0pt; font-family:Verdana; mso-fareast-font-family:"Times New Roman"; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; letter-spacing:1.2pt;} span.postbody {mso-style-name:postbody;} @page Section1 {size:612.0pt 792.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} --> </style> Das wiederum kann eigentlich keinen direkten Zusammenhang mit der Ostung haben. Der Sonnenaufgang findet bekanntlich am Horizont statt. Und dann scheint die Sonne waagerecht. Und da der (mathematische) Horizont gerne durch Hügel und im Fall von Wien durch Häusern verdeckt wird, erreichen die ersten Sonnenstrahlen wesentlich später den Dom. Und deshalb auch in einem anderen Winkel (Azimut)!
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    Gruss Pelzer
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
    .
    <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]--><o:p></o:p>
     
  19. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Du nimmst das alles viel zu ernst.
    Ich möchte mal einen sehen, der morgens aus dem Fenster guckt um festzustellen, das der Azimut sich wider verändert hat.
    Bleiben wir doch am besten grob bei Osten.
     
  20. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    ...verändert sich ja auch bloss um 70° im halben Jahr!
    Und wenns Berge hat, kann die Veränderung auch 90° und mehr sein. Im Winter ist das dann nicht mehr Osten, sondern Süden.

    Gruss Pelzer

    .
     
    Zuletzt bearbeitet: 12. Dezember 2008

Diese Seite empfehlen