Panzerreiterei

hyokkose schrieb:
Schließlich werden Pferde, soweit ich weiß, nicht als Raubtiere eingesetzt.

Stimmt. Schließlich heisst das Sprichwort:" Mit dem kann man gut Pferde stehlen", und nicht: "Mit Pferden kann man gut stehlen gehen"!!!!!! ;)
 
Hallo Maelo,

obwohl ich es nicht einsehe, mich hier zu rechtfertigen, schreibe ich jetzt dennoch diesen Beitrag...

maelo schrieb:
Man kann weder mit äußerster Brutalität, noch mit roten Sternen aus einem Pferd ein aggressives Raubtier machen.

Das hat auch gar niemand behauptet, aber ich empfehle Dir, Dich einmal zur Ausbildung in Pferdestaffeln der Polizei kundig zu machen, um herauszufinden, was mit gezielter Ausbildung durchaus möglich ist.
Unterstellungen wie die von Dir gebrachte empfinde ich als Ablenken vom Thema, und eine entsprechende Erwiderung verkneife ich mir aus Gründen der Höflichkeit und des guten Tons.

maelo schrieb:
„... Das sah freilich ganz anders aus, wenn die Kavallerie auf ein intaktes, gut eingeübtes und auf den Angriff gefasstes Fußvolk stieß. Die zusammengeballte, durch eine Schildmauer gedeckte, eine Hecke von Spitzen vor sich haltende Masse konnte auch von der wuchtigen Attacke nicht gesprengt werden. Selbst wenn die Reiter entschlossen waren, in den Menschenblock einzubrechen, verweigerten die Pferde, von seltenen Ausnahmen abgesehen, instinktiv vor einer fest gefügten Front. Das war bei mittelalterlichen und neuzeitlichen Reiterangriffen nicht anders als im Altertum, und das haben wir auch selbst bei Gefechtsübungen mit Infanterie immer wieder festgestellt. Pferde, die einen einzelnen Mann ohne weiteres niederrennen - entgegen einem verbreiteten Vorurteil tun sie das wirklich-, scheuen vor einem dichtgeballten Menschenblock und sind nicht mehr vorwärtszubringen oder weichen aus.“ ( Marcus Junkelmann - Die Reiter Roms Teil II Seite 129)

Lies bitte diesen Text durch, v.a. den ersten Satz - dort steht das eigentlich Wichtige...
Im Klartext: WENN (das ist die Bedingung) die Fußkämpfer entsprechend vorbereitet UND geübt sind, DANN (und d.h. nur dann) verlief ein solcher Reiterangriff erfolglos!
Der Text spricht also eher für die Praxis derartiger Angriffe als dagegen - denn wieso soll man sich gegen etwas verteidigen, was gar nicht praktiziert wird?

maelo schrieb:
In deinem Profil steht reiten als dein Hobby. Nur was reitest du?

Obwohl das meine Privatsache ist, will ich Dir auch darauf die Antwort nicht schuldig bleiben: derzeit Schulpferde bzw. frühere Sportpferde, die natürlich für jegliche historische Nachstellungen zeimlich ungeeignet wären...

maelo schrieb:
Ich brauche nur noch –19 Renommeepunkte um endlich meinen dritten Stern zu bekommen - lasst man knacken.

Na, wenn Du meinst...

In diesem Sinne

Timo

PS: Letzter Beitrag meinerseits in diesem Thema - Ende der Durchsage...

PPS @Hyokkose & Alexandros: Danke; etwas ähnliches ging mir auch schon durch den Kopf...
 
Hm, dann will ich Timo mal unter die Arme greifen.

Das Argument der Pferdedressur hatten wir eigentlich an anderer Stelle bis zum erbrechen (und unsinnigen Hundezuchtvergleichen) durchexerziert.
Heutige Pferde sind nicht zu vergleichen mit damaligen Pferden (zumindest nicht die in der Schockkavallerie eingesetzten).
Die heutige Art mit Tieren umzugehen ist nicht zu vergleichen mit der damaligen Art mit Tieren umzugehen.
Soweit der Vergleichsaspekt.

Wollen wir aber doch dabei bleiben. Selbst Herr Junkelmann, der keineswegs Versuche in Sachen Schockkavallerie darstellte sondern equitanische Kavallerie und dafür geeignete Pferde heranzog kam zum Ergebnis, dass es möglich ist, Pferde wenigstens nach eingehender Vorbereitung mit heutigen Methoden dazu zu bringen auf eine geschlossene Linie (also eine Front) einzudringen (was in seinen Büchern auch beschrieben wird und sogar mit Photographien unterlegt).
Die Truppe Timetrotter hat dies auf mehreren Veranstaltungen ebenfalls demonstriert. Nur mit gutem Zureden und reiterischem Können brachten sie zwei ihrer Pferde dazu wiederholt durch eine zweireihige Infanterieformation zu gehen. Als diese dann begann Widerstand zu leisten wurde der eine davon "deutlicher" in seinem Durchbruch während das andere Tier scheute.
Und auch hier handelte es sich nicht um cataphraktoi sondern um equitaner.

Gehen wir dann davon aus, dass eine Roßstirn dem Tier nach vorne sowieso wenig Sicht läßt und die Tiere völlig anders ausgebildet wurden, so ist mir nicht klar warum es überhaupt noch Personen gibt, die daran zweifeln wollen.

Aber bitte, die Praxis gibt zwei Beispiele, die jedem Allgemein gebiledeten Menschen bekannt sein müßten. Bannockburn und Azincourt. Bei beiden versagte zwar der Schockangriff, aber er wurde durchgeführt.
Auch die von der Antike bis in die Neuzeit reichende Vielzahl an Verteidigungsmethoden spricht wahre Bände über die Existenz und Erfolgsrate dieser Schlachten.

Da aber du, maelo Argumenten immer begegnest mit "das muß für mich nachvollziehbar sein und das sind diese Arumgente nicht" würde ich mal behaupten, das du nicht diskutieren willst sondern es nur um die Produktion deiner Meinung und anderer Momente geht. Würde mich freuen das Gegenteil bewiesen zu bekommen.
 
Nochmal kurz ein Nachtrage :

Werter Thimotheus : ich weiß sehr wohl den Unterschied von Streitroß zu Reitpferd.

Ferner weiß ich, daß Kavallerie im Schock gegen Infanterie wirken kann, denn : in der Neuzeit hat sie das in gut dokumentierten Schlachten ja getan.

Ferner weiß ich auch : das im Mittelalter Ritter das sehr wohl konnten, da es ja ihre Hauptkampfweise war.

Aber : Sowohl in der Antike als auch in der Neuzeit war ein direkter Schock gegen organisiertes Fußvolk sehr selten ! Wir wissen, von der Neuzeit sicher : daß ein direkter Schock gegen Fußvolk das die Formation hielt sehr selten vorkam.

Das ist nicht nur eine Frage der Pferde, es ist eine Frage, wie solche Nahkämpfe auf Leben und Tod überhaupt ablaufen. Auch beim Kampf zur Fuß, Bajonett gegen Bajonett war es häufiger so : das eine Seite davon rannte bevor es zum Aufprall kam oder beide Seiten erst noch mal stehen blieben und nicht ineinander rannten, als das beide Seiten ungebremst ineinander knallten.

So auch bei der Reiterei : die Infanterie rannte davon, und wurde dann niedergeritten oder sie hielt die Formation und die Reiter brachen ab und schwenkten nach rechts weg.

Wenn Schockangriffe erfolgten, dann eher von der Flanke oder von Hinten, extrem selten von vorne.

Meiner Meinung nach was das in der Antike auch so. 1 waren die Pferde meist kleiner 2 die Ausbildung (Rundkreis zum Reiten üben) und die Bewaffnung des Gros der Kavallerie sprechen für ein Caracolieren gegen Infanterie und nicht für Schock 3 selbst die Schockkavallerie (kataphrakten) stand in fast allen Fällen zunächst mal gegen die feindliche Kavallerie, gegnerische Reiter waren das Ziel der Kataphrakten und nicht Fußvolk,

das Fußvolk wurde erst niedergeritten, wenn das Infanteriegefecht schon lief und die Umstände das begünstigten

4 Streitrößer waren in der Antike wohl deutlich seltener als im Mittelalter, ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen der Antike und dem Mittelalter in Bezug auf die Kavallerie

das liegt 5 nicht zuletzt an dem in der Antike hochorganisierten Fußvolk.

Zu Junkelmanns Versuchen : Ich war selber in Aalen auf den Römertagen vor vielen Jahren da schon dabei, wenn da nun 3 Reiter durch 6 Mann in Linie zur Fuß durchreiten können, dann ist kein Beleg für Schock gegen Infanterieblöcke. Ferner fehlt auch die Waffenwirkung auf die Pferde (z.b. geworfene Pilen dürften die zu 90% ungepanzerterte Kavallerie in der Antike doch massiv gestört haben usw
Kurzum : das war nicht überzeugend was ich da selbst gesehen und erlebt habe.

Um es aber nochmal zu betonen : es gab in der Antike durchaus Schockangriffe der Reiterei gegen die Infanterie, aber eben sehr selten UND /ODER bei bestimmten Umständen.

Schon die grundsätzliche Aufstellung der Kavallerie stets an den Flanken, anderer Kavallerie gegenüber zeigt klar, daß das Primärzielt der Kataphratken in der Antike nicht die Infanterie sondern andere Kavallerie war.

Schlachten wie die von Narses gegen die Ostgoten (Speerkämpfer zur Fuß gegen Ostgotische schwere Reiter) und die von Tours und Poiters (Fränkisches Fußvolk gegen die Lanzenreiter der Muslime) oder auch die Schlachten im Spätmittelalter / frühe Neuzeit in denen sich dann wieder die Infanterie gegen die Schwere Kavallerie durchsetzte (Schweizer, Englische Langbogenschützen in Kombination mit zur Fuß kämpfenden Rittern) zeigen klar und beweisen :

Das der Schock gegen Infanterie der Auflösung der Ordnung der Infanerie bedarf ODER wenn dem nicht der Fall ist, nur extrem selten wirklich zur Ausführung !!! kam. Was nicht heißt, daß er theoretisch viel öfter möglich gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, dass Schock zumindest so selten war wie in der Neuzeit.

Mit dem Mittelalter kann man die Antike wie gesagt überhaupt nicht vergleichen in diesem Punkt.

Im 5./6. Jahrhundert kämpften die römischen Equites doch hauptsächlich als Plänkler mit Bogen bzw. mit dem Hasta (den sie warfen, obwohl er natürlich auch zum Stoßen geeignet war).

Das stimmt. Zu der Zeit galt der Berittene Bogenschütze sogar als die Typische, Römische Waffengattung.

Nur die hauptsächlich germanischen Auxiliareinheiten kämpfte als Schockkavallerie, die Lanze (unterschied sie sich überhaupt vom Hasta der plänkelnden Kavallerie?) allerdings in Schulterhöhe geführt, wie im Strategikon steht.

Die germanischen Lanzen waren mWn genau so lang wie die alte Hasta. Die Wurfspeere die aber die Plänkler verwendeteten, waren in der Zeit deutlich kürzer als die alte Hasta, die gehen auf Illyrische Vorbilder zurück, die Illyrische Kavallerie war es ja, die diese Kampfweise bei der römischen Kavallerie zur führenden machte.

Deshalb nannte man diese leichteren Speere auch nicht mehr oder nur noch selten Hasta sondern Lancae oder Iaculum.

Sie haben das Einlegen (nicht die Länge) der Lanze, und (noch nicht erwähnt) den Normannenschild übernommen.

Das mit dem Normannenschild wußte ich noch gar nicht. Das ist ja sehr interessant !

Für das Einlegen der Lanze gehe ich aber eben davon aus, daß schon die Franken das von den Muslimen übernahmen und die Normannen von den Franken. Die Muslime die in Spanien und dann gegen die Franken kämpften, kämpften ja hauptsächlich mit Speeren und Lanzen zu Pferd. Und man weiß, daß der Kampf der Franken

gegen die Awaren !!! (Karl der Große) und die Muslime in Spanien die Fränkische Kavallerie massiv beeinflußte und in ihrer Bedeutung steigerte. Der Fränkische Ritter kommt aus der Konfrontation mit diesen beiden Reitervölkern. Ich habe zwar Osprey kein Heft über die Normannen aber mehrere über die Franken.

Daher ist es gut Denkbar, wenn du schreibst, daß die Byzantiner auch von den Awaren so stark beeinflußt waren (kürzere Lanzen z.B.) das die gleiche Militärentwicklung auch direkt schon zu den Franken gegangen ist und von dort zu den Normannen, schon bevor sie im Mittelmeer waren.

Sozusagen trafen sie dort auf schon vertraute Dinge wenn sie auf Byzantinische Kavallerie stießen, so weit meine Hypothese. Sie übernahmen daher in der Folge primär den typischen Schild und Erkenntnisse die die Byzantiner selber weiter entwickelt haben, aber sie kamen mWn schon mit eingelegtem Stoß und kleineren Einheiten in Sizilien an, und lernten das nicht erst dort.

Die Franken und die Awaren kämpften ja schon lange vor diesen Ereignissen viel intensiver und heftiger miteinander als die Byzantiner und Awaren, wenn die Awaren also so massiv auf die Byzantiner eingewirkt haben, dann ist das bei den Franken sicher auch der Fall gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Quintus Fabius

Laut "Carolingian Cavalryman" haben die Panzerreiter im 9. Jahrhundert, selbst nachdem sie Steigbügel übernommen hatten, die Flügellanze immer noch nicht eingelegt geführt, obwohl dies von den Muslimen und Byzantinern bereits gemacht wurde, sondern damit gestoßen, geschwungen oder geschlagen (swung or wielded, thrust or even slashed).

In der Taktika für Kaiser Leo VI steht, dass die Franken immer noch undiszipliniert und ohne Formation kämpften.
Im Gegensatz dazu stehen allerdings die Militärspiele von Worms.

Daraus kann man wohl schließen, dass die Franken sehr wohl die kleinen Einheiten (cuneus aus ca. 50 Reitern) kannten und wohl auch von ihrer Elite (scara) verwendet wurden. Der Großteil der Panzerreiter wird aber immer noch die ursprüngliche Kampfesweise verwendet haben. Erst die Normannen, durch ihre Erfahrungen in Italien, und die Ottonen unter Heinrich I. (durch den Einfluß der Ungarn) haben dann auf die kleinen Einheiten und disziplinierte Manöver gesetzt.
 
Quintus Fabius schrieb:
Nochmal kurz ein Nachtrage...

Dann darf auch ich noch einmal.

Quintus Fabius schrieb:
Werter Thimotheus : ich weiß sehr wohl den Unterschied von Streitroß zu Reitpferd.

Das glaube ich Dir, lieber Quintus Fabius, und ich hatte Dich mit diesem Einwand auch gar nicht angesprochen.
Deine entsprechende Relativierung hatte ich durchaus gelesen.
Falls Du Dich dadurch angegriffen fühltest, so bitte ich um Entschuldigung...

Quintus Fabius schrieb:
Ferner weiß ich, daß Kavallerie im Schock gegen Infanterie wirken kann, denn : in der Neuzeit hat sie das in gut dokumentierten Schlachten ja getan.

Ferner weiß ich auch : das im Mittelalter Ritter das sehr wohl konnten, da es ja ihre Hauptkampfweise war.

Aber : Sowohl in der Antike als auch in der Neuzeit war ein direkter Schock gegen organisiertes Fußvolk sehr selten ! Wir wissen, von der Neuzeit sicher : daß ein direkter Schock gegen Fußvolk das die Formation hielt sehr selten vorkam.

...

Um es aber nochmal zu betonen : es gab in der Antike durchaus Schockangriffe der Reiterei gegen die Infanterie, aber eben sehr selten UND /ODER bei bestimmten Umständen.

Für die Antike räume ich ein, daß Du Dich dort besser auskennst, folglich widerspreche ich Dir diesbezüglich auch gar nicht.

Quintus Fabius schrieb:
Meiner Meinung nach was das in der Antike auch so. 1 waren die Pferde meist kleiner...

Wenn dies auf einen Vergleich zum (hoch-)mittelalterlichen Streitroß verweisen soll, dann muß ich Dir hier aber widersprechen.
Meist werden in der Fachliteratur für das mittelalterliche Kriegspferd Größen um die 1,40...1,50 m angegeben, in The Medieval Horse And Its Equipment auf Basis eines Skelettfundes gar nur 13 ½ Hand (entspricht etwa 1,35...1,40 m).
Sollte hier ein Mißverständnis meinerseits bezüglich Deiner Aussage vorliegen, so sieh es mir bitte nach...
 
Falls Du Dich dadurch angegriffen fühltest, so bitte ich um Entschuldigung...

Werter Thimo : Also bitte, du bist der allerletzte überhaupt hier durch den ich mich je angegriffen fühlen würde. Ich glaube, so vortreffliche Leute wie du und Tiberius denken einfach zuviel was die anderen denken.

Meist werden in der Fachliteratur für das mittelalterliche Kriegspferd Größen um die 1,40...1,50 m angegeben, in The Medieval Horse And Its Equipment auf Basis eines Skelettfundes gar nur 13 ½ Hand (entspricht etwa 1,35...1,40 m).


Und wieder was gelernt, hochinteressant !! Ich dachte das die Pferde größer waren ! und bei 1,60 bis 1,70 m lagen.

Von anderer Seite wurde ich gerade darauf hingewiesen, daß es in der Antike auch größere Pferde gab, vor allem im Osten und bei den Parthern und Sassaniden

Für die Römisch / Keltischen Pferde geht man ebenfalls von 1,40 m bis 1,50 m aus. Die germanischen Pferde haben Höhen von 1,20 bis 1,30 m. Hunnische Pferde liegen Ponyartig bei nur 1,10 bis 1,15 m.

Die Pferde der Parther und Sassaniden hatten aber sogar beeindruckende 1,60 m bis sogar 1,70 m, wobei die Pferde der Parther eher bei 1,60 m im Schnitt lagen.

Das würde bedeuten, daß die Pferde der Völker die die Kataphrakten und Clibanarier hervorbrachten - Parther und Sassaniden - größer gewesen wären als die Mittelalterlichen Pferde !

Das ändert doch einiges im Bild.
 
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