Nochmal kurz ein Nachtrage :
Werter Thimotheus : ich weiß sehr wohl den Unterschied von Streitroß zu Reitpferd.
Ferner weiß ich, daß Kavallerie im Schock gegen Infanterie wirken kann, denn : in der Neuzeit hat sie das in gut dokumentierten Schlachten ja getan.
Ferner weiß ich auch : das im Mittelalter Ritter das sehr wohl konnten, da es ja ihre Hauptkampfweise war.
Aber : Sowohl in der Antike als auch in der Neuzeit war ein direkter Schock gegen organisiertes Fußvolk sehr selten ! Wir wissen, von der Neuzeit sicher : daß ein direkter Schock gegen Fußvolk das die Formation hielt sehr selten vorkam.
Das ist nicht nur eine Frage der Pferde, es ist eine Frage, wie solche Nahkämpfe auf Leben und Tod überhaupt ablaufen. Auch beim Kampf zur Fuß, Bajonett gegen Bajonett war es häufiger so : das eine Seite davon rannte bevor es zum Aufprall kam oder beide Seiten erst noch mal stehen blieben und nicht ineinander rannten, als das beide Seiten ungebremst ineinander knallten.
So auch bei der Reiterei : die Infanterie rannte davon, und wurde dann niedergeritten oder sie hielt die Formation und die Reiter brachen ab und schwenkten nach rechts weg.
Wenn Schockangriffe erfolgten, dann eher von der Flanke oder von Hinten, extrem selten von vorne.
Meiner Meinung nach was das in der Antike auch so. 1 waren die Pferde meist kleiner 2 die Ausbildung (Rundkreis zum Reiten üben) und die Bewaffnung des Gros der Kavallerie sprechen für ein Caracolieren gegen Infanterie und nicht für Schock 3 selbst die Schockkavallerie (kataphrakten) stand in fast allen Fällen zunächst mal gegen die feindliche Kavallerie, gegnerische Reiter waren das Ziel der Kataphrakten und nicht Fußvolk,
das Fußvolk wurde erst niedergeritten, wenn das Infanteriegefecht schon lief und die Umstände das begünstigten
4 Streitrößer waren in der Antike wohl deutlich seltener als im Mittelalter, ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen der Antike und dem Mittelalter in Bezug auf die Kavallerie
das liegt 5 nicht zuletzt an dem in der Antike hochorganisierten Fußvolk.
Zu Junkelmanns Versuchen : Ich war selber in Aalen auf den Römertagen vor vielen Jahren da schon dabei, wenn da nun 3 Reiter durch 6 Mann in Linie zur Fuß durchreiten können, dann ist kein Beleg für Schock gegen Infanterieblöcke. Ferner fehlt auch die Waffenwirkung auf die Pferde (z.b. geworfene Pilen dürften die zu 90% ungepanzerterte Kavallerie in der Antike doch massiv gestört haben usw
Kurzum : das war nicht überzeugend was ich da selbst gesehen und erlebt habe.
Um es aber nochmal zu betonen : es gab in der Antike durchaus Schockangriffe der Reiterei gegen die Infanterie, aber eben sehr selten UND /ODER bei bestimmten Umständen.
Schon die grundsätzliche Aufstellung der Kavallerie stets an den Flanken, anderer Kavallerie gegenüber zeigt klar, daß das Primärzielt der Kataphratken in der Antike nicht die Infanterie sondern andere Kavallerie war.
Schlachten wie die von Narses gegen die Ostgoten (Speerkämpfer zur Fuß gegen Ostgotische schwere Reiter) und die von Tours und Poiters (Fränkisches Fußvolk gegen die Lanzenreiter der Muslime) oder auch die Schlachten im Spätmittelalter / frühe Neuzeit in denen sich dann wieder die Infanterie gegen die Schwere Kavallerie durchsetzte (Schweizer, Englische Langbogenschützen in Kombination mit zur Fuß kämpfenden Rittern) zeigen klar und beweisen :
Das der Schock gegen Infanterie der Auflösung der Ordnung der Infanerie bedarf ODER wenn dem nicht der Fall ist, nur extrem selten wirklich zur Ausführung !!! kam. Was nicht heißt, daß er theoretisch viel öfter möglich gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, dass Schock zumindest so selten war wie in der Neuzeit.
Mit dem Mittelalter kann man die Antike wie gesagt überhaupt nicht vergleichen in diesem Punkt.
Im 5./6. Jahrhundert kämpften die römischen Equites doch hauptsächlich als Plänkler mit Bogen bzw. mit dem Hasta (den sie warfen, obwohl er natürlich auch zum Stoßen geeignet war).
Das stimmt. Zu der Zeit galt der Berittene Bogenschütze sogar als die Typische, Römische Waffengattung.
Nur die hauptsächlich germanischen Auxiliareinheiten kämpfte als Schockkavallerie, die Lanze (unterschied sie sich überhaupt vom Hasta der plänkelnden Kavallerie?) allerdings in Schulterhöhe geführt, wie im Strategikon steht.
Die germanischen Lanzen waren mWn genau so lang wie die alte Hasta. Die Wurfspeere die aber die Plänkler verwendeteten, waren in der Zeit deutlich kürzer als die alte Hasta, die gehen auf Illyrische Vorbilder zurück, die Illyrische Kavallerie war es ja, die diese Kampfweise bei der römischen Kavallerie zur führenden machte.
Deshalb nannte man diese leichteren Speere auch nicht mehr oder nur noch selten Hasta sondern Lancae oder Iaculum.
Sie haben das Einlegen (nicht die Länge) der Lanze, und (noch nicht erwähnt) den Normannenschild übernommen.
Das mit dem Normannenschild wußte ich noch gar nicht. Das ist ja sehr interessant !
Für das Einlegen der Lanze gehe ich aber eben davon aus, daß schon die Franken das von den Muslimen übernahmen und die Normannen von den Franken. Die Muslime die in Spanien und dann gegen die Franken kämpften, kämpften ja hauptsächlich mit Speeren und Lanzen zu Pferd. Und man weiß, daß der Kampf der Franken
gegen die Awaren !!! (Karl der Große) und die Muslime in Spanien die Fränkische Kavallerie massiv beeinflußte und in ihrer Bedeutung steigerte. Der Fränkische Ritter kommt aus der Konfrontation mit diesen beiden Reitervölkern. Ich habe zwar Osprey kein Heft über die Normannen aber mehrere über die Franken.
Daher ist es gut Denkbar, wenn du schreibst, daß die Byzantiner auch von den Awaren so stark beeinflußt waren (kürzere Lanzen z.B.) das die gleiche Militärentwicklung auch direkt schon zu den Franken gegangen ist und von dort zu den Normannen, schon bevor sie im Mittelmeer waren.
Sozusagen trafen sie dort auf schon vertraute Dinge wenn sie auf Byzantinische Kavallerie stießen, so weit meine Hypothese. Sie übernahmen daher in der Folge primär den typischen Schild und Erkenntnisse die die Byzantiner selber weiter entwickelt haben, aber sie kamen mWn schon mit eingelegtem Stoß und kleineren Einheiten in Sizilien an, und lernten das nicht erst dort.
Die Franken und die Awaren kämpften ja schon lange vor diesen Ereignissen viel intensiver und heftiger miteinander als die Byzantiner und Awaren, wenn die Awaren also so massiv auf die Byzantiner eingewirkt haben, dann ist das bei den Franken sicher auch der Fall gewesen.