Papstlehen/Kirchenlehen im 11. Jh.

S

soueu

Gast
Hallo,

ich schreibe bald eine Hausarbeit über die Entstehung des Kreuzzugsgedanken. Folgendes ist mir nicht ganz klar:
Wie kam es denn, dass z.B. Papst Nikolaus II. Richard von Capua und Robert Guiskard belehnt hat. Konnten das auch schon Päpste vor ihm oder war er der erste. Irgendwo steht nur, dass dies eben ein Einbruch in die kaiserlichen Rechte war. Dazu gibt es aber bestimmt noch mehr zu sagen oder?
War eine solche päpstliche Belehnung zu diesem Zeitpunkt was Neues?
Auf welcher Grundlage fand die Belehnung statt, d.h. warum haben die beiden sich belehnen lassen?

Für eine schnelle Antwort würde ich mich freuen...
 
warum haben die beiden sich belehnen lassen?

Für eine schnelle Antwort würde ich mich freuen...

Aus dem Stand...

Die Normannen waren in Süditalien Eroberer. Durch die Belehnung wurden diese Eroberungen quasi 'staatsrechtlich' anerkannt. Dies könnte ein Grund für die Belehnung gewesen sein.

Der Papst gewann in den Normannen wichtige Hilfskräfte im gerade tobenden Investiturstreit.

Und ein Einbruch in kaiserliche Rechte stellte es deswegen dar, weil die deutschen Kaiser Süditalien immer als Reichsland angesehen haben, auch wenn sie es de facto nicht beherrschten. Es wäre nach ihrem Rechtsverständnis also Sache des Kaisers gewesen die Belehnung vorzunehmen.

Die Frage des ius imperii in Süditalien sollte die Italienpolitik des Deutschen Kaisers wie der Päpste für die nächsten 200 Jahre maßgeblich bestimmen.
 
Drogo von Hauteville hatte 1047 von Kaiser Heinrich III. die Anerkennung als Herzog (Dux) und Graf der Normannen in Apulien als dessen Vasall erreicht. Drogos Bruder Robert Guiscard aber nutzte die Gegensätze zwischen Kaiser und Papst um seine Vasallität vom Ersteren abzuschüteln und sich statt dessen zum Vasallen des Papstes zu machen, dem er 1059 den Lehnseid leistete. Der Kaiser verlor damit also einen Vasallen, der Papst gewann einen.

Man muss dabei bedenken, das dies in einer Zeit passierte als das Papstum einen geistlichen wie auch weltlichen Vorrang vor allen weltlichen Fürsten formulierte. Der Kaiser selbst galt vom päpstlichen Standpunk aus, als ein Vasall des heiligen Stuhls, der also ebenso Lehen vergeben konnte wie ein König. Als der Normanne Roger II. 1130 von Papst Anaklet II. die Königswürde erhielt, wurde das gesamte Königreich Sizilien ein Lehen des Papstes. Ein Rechtszustand der faktisch das gesamte Mittelalter bestand hatte, was ja besonders unter den Staufern für erhebliche Komplikationen sorgte.

Später nahm sogar der aragonesische König Peter II. sein Königreich vom Papst als Lehen, wengleich er das nur als eine symbolische Handlung verstanden haben wollte. König Johann Ohneland unterwarf sich 1213 dem Papst und huldigte ihm ebenfalls für sein Königreich, um eine drohende Invasion Englands durch Frankreich zu entgehen.
 
Die Normannen wurden sozusagen für ihren Einsatz in der Bekämpfung des von den Reformgegnern erhobenen Papstes Bendedikt X. belohnt, indem sie die von ihnen eroberten Gebiete in Süditalien als päpstliches Lehen erhielten. Die Grundlage bildete damals die sog. Konstantinische Schenkung nach der Unteritalien zum Besitz des heiligen Petrus gehörte. Faktisch hatte das Papsttum lange Zeit aus Gewohnheit dem Reich die herrschaftlichen Rechte über diese Gebiete zugesprochen, da jedoch die Päpste seit Leo IX die Reform des Papsttums in Richtung Primat vorantrieben, überging man diese Rechte nun. Vielleicht lag es an der Minderjährigkeit des Königs (Heinrich IV.) bzw. an der Regentschaft seiner Mutter Agnes, dass von seiten des regnum da keine unmittelbare Reaktion folgte.
 
Reaktionen gab es schon. Kaiser Lothar III. hatte einen Feldzug gegen die Normannen geführt und dabei kurzzeitig Bari erobert. Allerdings dezimierte sich sein Heer in Krankheiten und schon auf seinem Rückmarsch nach Deutschland starb er. König Roger II. von Sizilien konnte danach wieder die Herrschaft in ganz Unteritalien übernehmen.
 
Zurück
Oben