Peter III. - Aufgeklärter Herrscher oder versoffener Idiot

@ Scorpio: Hätte Peter es schlauer angestellt, er würde heute nicht so schlecht dastehen. Damit sage ich ja nicht, dass er dumm war, ich sage lediglich, dass er es schlauer hätte anstellen müssen. Aber vielleicht war er auch einfach nicht imstande, mit seinem Schicksal klarzukommen, er war wie ein verletztes Tier, das um sich beißt. Das hat ihm wohl letztendlich das Genick gebrochen.

Es ist doch eigentlich bodenlos dumm als künftiger Herrscher eines Volkes in der Uniform des Feindes herumzustolzieren, ein Regiment aus einem anderen Land (Holsteiner) als persönlichese Regiment zu bevorzugen und den Herrscher des Feindes (Friedrich den Großen) offiziell zu verehren. Da braucht`s doch eigentlich nicht viel, um das eigene Grab zu schaufeln.

Im Übrigen hat Katharina II. schon morgens um 6 h ihren Tag begonnen und ihre schriftlichen Arbeiten erledigt. Sie war ein Mensch, der sehr gerne gelacht hat. Es gibt eine Legende, nach der soll sie lachend gestorben sein. Eine andere Geschichte erzählt, dass sie einen Diener erwischte, als er sich an einer Obstschale bediente, die nicht für die Dienerschaft bestimmt war. "Schnell,schnell", sage sie, "bevor es der Haushofmeister sieht."
Was für ein Gegensatz zu einem Mann, der am liebsten seine Bleisoldaten und seine Geliebte exerzieren ließ und geplant hatte, seine Frau in ein Kloster abzuschieben. Da ging es in Wirklichkeit darum, wer führt den geschicktesten Schlag aus. Die angebliche Beliebtheit beim Volk ist nur eine Mär, die auch durch den später selbst ernannten (vom Tode erstandenen) Peter III. mit Verleumdungen geschürt wurde.

Gruß Ri:winke:
 
1. + 2.
Es ist doch eigentlich bodenlos dumm als künftiger Herrscher eines Volkes in der Uniform des Feindes herumzustolzieren, ein Regiment aus einem anderen Land (Holsteiner) als persönlichese Regiment zu bevorzugen und den Herrscher des Feindes (Friedrich den Großen) offiziell zu verehren. Da braucht`s doch eigentlich nicht viel, um das eigene Grab zu schaufeln.
3.
Die angebliche Beliebtheit beim Volk ist nur eine Mär, die auch durch den später selbst ernannten (vom Tode erstandenen) Peter III. mit Verleumdungen geschürt wurde.
1.
Ob und wie unbeliebt Preußen den Russen war, weiß ich nicht. Mir kam es bis jetzt primär so vor, als wäre die Antipatie vor allem zwischen Elisabeth Petrowna und Friedrich II. gewesen. Interessierte die Russen denn dieser Krieg?
Ich kann mir vielmehr vorstellen, dass es den meisten schnuppe war, ob man nun auf Seiten Preußens oder Österreichs stand.
Allerdings hatte sich die russische Generalität immer wieder als mehr als vorsichtig operierend erwiesen, wohl da sie wusste, dass der Krieg auf Seiten Österreichs und Frankreichs bloß von Elisabeth ausging und der nächste Herrscher allzu erfolgreiche Feldherren, die über Friedrich triumphierten, nicht so sehr schätzen würde.

2.
Ansonsten verdarb es sich Peter sicherlich mit den russischen Militärs durch seine Haltung.
Dennoch scheint zumindest Czernitschew dem Preußenkönig freundlich gegenüber gestanden zu haben(siehe Schlacht bei Burkersdorf).

3.
Das allerdings sehe ich genauso.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass eine Beliebtheit aufzubauen, doch auch oftmals etwas Zeit braucht.
 
@ Brissotin:
1.
Ob und wie unbeliebt Preußen den Russen war, weiß ich nicht. Mir kam es bis jetzt primär so vor, als wäre die Antipatie vor allem zwischen Elisabeth Petrowna und Friedrich II. gewesen. Interessierte die Russen denn dieser Krieg?*
Ich kann mir vielmehr vorstellen, dass es den meisten schnuppe war, ob man nun auf Seiten Preußens oder Österreichs stand.
Allerdings hatte sich die russische Generalität immer wieder als mehr als vorsichtig operierend erwiesen, wohl da sie wusste, dass der Krieg auf Seiten Österreichs und Frankreichs bloß von Elisabeth ausging und der nächste Herrscher allzu erfolgreiche Feldherren, die über Friedrich triumphierten, nicht so sehr schätzen würde.


*"Die Russen" möchte ich nicht verallgemeinern, sondern aufteilen in Adel und Volk:
Sympathie und Antipathie der Herrschenden untereinander und ihre Machtgelüste waren zu allen Zeiten die Ursache von Kriegen (auch heute noch - egal mit welcher Moral wir etwas verbrämen wollen). Und Machtgelüste, fette Pfründe waren auch die Gründe für das Taktieren und Intrigieren des russischen Adels (resp. der daraus entstammenden Militärs) untereinander, gegeneinander und zwischen aktuellem Herrscher und möglichem Herrscher. Einen wesentlichen Machtfaktor darf man nicht unterschätzen, die Kirche. Katharina, die ihre Konversion zur russischen Orthodoxie mit vollem Ernst betrieben hatte, war sehr beliebt bei den hohen kirchlichen Würdenträgern und wurde durch deren Zusammenspiel mit den Orloffs (nicht gerade unwillig) zur Gallionsfigur der Empörung gegen Peter III. (dessen Tragik vielleicht auch in der schweren Erkrankung an den "Schwarzen Blattern" und der Entstellung durch diese Krankheit- mit sicher daraus entstandenen psychischen Störungen -, der er kaum entronnen war, bestanden hat).
Das russische Volk selbst war ein hungriges, zu dieser Zeit noch sehr ungebildetes Volk im Grundtenor "des Brot ich ess`, des Lied sing ich". Wie entsetzt war Katharina als sie, von der Verelendung der hörigen Bergleute betroffen, diesen die Freiheit geben wollte, ein Umstand, der so verstanden wurde, dass man nun nicht mehr arbeiten muss. Da wusste sie, dass dieses Volk mit einer sog. Freiheit noch nichts anfangen konnte und nahm schleunigst von diesen Plänen Abstand.

Gruß Ri :nikolaus:
 
*"Die Russen" möchte ich nicht verallgemeinern, sondern aufteilen in Adel und Volk:
Sympathie und Antipathie der Herrschenden untereinander und ihre Machtgelüste waren zu allen Zeiten die Ursache von Kriegen (auch heute noch - egal mit welcher Moral wir etwas verbrämen wollen). Und Machtgelüste, fette Pfründe waren auch die Gründe für das Taktieren und Intrigieren des russischen Adels (resp. der daraus entstammenden Militärs) untereinander, gegeneinander und zwischen aktuellem Herrscher und möglichem Herrscher.
Das heißt, es gab keine Stimmung innerhalb des Adels, welche historisch greifbar ist, die einer Kriegspartei zugeneigt war?

Natürlich kann man die Stimmung in der ländlichen Bevölkerung schwerlich messen. Bei der Stimmung innerhalb von Städten bekommt man aber schon eher einen Eindruck, wie mir scheint, denn die Städter sind doch oftmals schon politischer eingestellt gewesen.
War das in Russland nicht so?
Grundsätzlich scheint mir die Stimmung in Adel und bürgerlicher Oberschicht in der Regel das auszumachen, was wir als damalige Öffentliche Meinung auffassen.

Das zu den Bergleuten klingt interessant, gehört hier aber meines Erachtens nicht hinein, weil es doch weniger mit Peter III. selbst zu tun zu haben scheint.
Wenn Du zu Katharina einen eigenen Thread aufmachen würdest, so es diesen nicht schon gibt, wäre ich gleich mit ein paar Fragen bei der Hand. (Vielleicht finde ich auch selber einen.)
 
Das heißt, es gab keine Stimmung innerhalb des Adels, welche historisch greifbar ist, die einer Kriegspartei zugeneigt war?

Natürlich kann man die Stimmung in der ländlichen Bevölkerung schwerlich messen. Bei der Stimmung innerhalb von Städten bekommt man aber schon eher einen Eindruck, wie mir scheint, denn die Städter sind doch oftmals schon politischer eingestellt gewesen.
War das in Russland nicht so?
Grundsätzlich scheint mir die Stimmung in Adel und bürgerlicher Oberschicht in der Regel das auszumachen, was wir als damalige Öffentliche Meinung auffassen.

Das zu den Bergleuten klingt interessant, gehört hier aber meines Erachtens nicht hinein, weil es doch weniger mit Peter III. selbst zu tun zu haben scheint.
Wenn Du zu Katharina einen eigenen Thread aufmachen würdest, so es diesen nicht schon gibt, wäre ich gleich mit ein paar Fragen bei der Hand. (Vielleicht finde ich auch selber einen.)


Nein, das war in Russland nicht so, Kaiserin Elisabeth herrschte unberechenbar und voller Argwohn, in ihrer ganz Pracht (und Korpulenz) beherrschte sie den russischen Hochadel und versetzte ihn in Angst und Schrecken. So huldvoll sie auch sein konnte, niemand konnte sich sicher sein, dass bei ihrem Auftreten (besonders wenn sie unpünktlich war) nicht schon Bestuschew mit jemandens Deportation beauftragt war. Sie war - wie auch übrigens Peter der Große - abhängig von ihren Launen, ihre Huld konnte jäh in Zorn umschlagen und niemand war vor den fürchterlichsten Strafen und Repressalien sicher. Ein Beispiel der harmloseren Art: Elisabeth hatte gehört, dass schwarzes Haar in den westlichen Monarchien der letzte Schrei war. Also ließ sie sämtlichen Damen des Hofes - ohne Erachtens deren Wehklagens - die Köpfe kahl scheren und verpasste ihnen schwarze Perücken. Die Kaiserin war`s zufrieden, sie glaubte etwas Modernität in die bäuerliche Öde des russischen Reichs gebracht zu haben. Politik im heutigen Sinne gab es nicht. Man vermied es tunlichst, revolutionäre Ideen auch nur hinter vorgehaltener Hand zu äußern. Die "Ohren" der Kaiserin waren überall (Vorläufer des KGB). Die Oberschicht war nur darauf bedacht, es dem Hof, so gut es irgend ging, gleich zu tun (und das war logischerweise in den großen Städten noch eher möglich als auf dem Lande).
Peter war für Elisabeth die Enttäuschung, er sprach nur deutsch und weigerte sich russisch zu lernen, er war nur pro forma zum orthodoxen Glauben übergetreten (während Elisabeth eine fanatische Gläubige war) und beleidigte die Kirche (und auch Mitmenschen) wo er nur konnte. Er war eine gefährliche Belastung. Die um ihre Sicherheit ständig bedachte Kaiserin erkannte bald, dass die Ränkeschmiede ihres Hofes Peters Eskapaden mit Wohlwollen verfolgten (um ihn gegebenenfalls gegen die Zarin zu benutzen). Er war aber unfähig die Herzen der Höflinge zu gewinnen, es fiel ihnen schwer, sich ihn als geachteten oder gar gefürchteten Herrscher vorzustellen. Da er keinerlei politische Fähigkeiten besaß, konnte ihm auch Elisabeth, die in politischer Hinsicht nie Überragendes geleistet hatte (deshalb gab es auch kein politisches Leben), auch nicht "auf die Sprünge" helfen. Er erklärte jedem, der es wissen wollte oder auch nicht, dass er Deutscher sei und alles Russische nur eine untergeordnete Rolle spiele und provozierte manchmal Militär und Adel so auf diese Weise, dass sie kurz davor waren, ihm an die Gurgel zu gehen. Ein "aufgeklärter Herrscher" war Peter III. keineswegs (im Gegensatz zu Katharina, die 17 Jahre Zeit hatte, die Schriften der "aufgeklärten" und anderer Philosophen zu studieren). Peter war dagegen ein Kind des Hofes, das in abstrusen Spielen sein Vergnügen fand.
(Vielleicht mach` ich bei Gelegenheit einen "Katharina-Thread" auf, sofern es nicht schon einen gibt).

Gruß Ri;)
 
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