Mit Pfeil und Bogen
Die Tataren bauten aber auch sehr schwere Bögen, so einen ebenfalls 1,88 m langen Bogen, der ein Gewicht von ca. 45 kg hatte!
Es würde mich sehr interessieren was genau das für Bögen sein sollen die die hier nennen. Tatarische Bögen ?! Abgesehen davon sind Tataren kein Volk der Antike und die Bögen der Tataren waren deutlich kürzer. Ich kenne tatarische Bögen, von den Krim Tataren, die sind defintiv kürzer als 188 cm.
Der Bogen wurde abgeschossen, indem der Schütze sich auf den Rücken legte, die Füße gegen den Bogen stemmte und ihn mit beiden Händen spannte. So waren Schußweiten von bis zu 400 m (!) möglich
Also bei einem Reitervolk wie den Tataren halte ich diese Schießmethode für recht unwahrscheinlich.
Ich weiß ferner von mongolischen Bögen mit 50 kg bis 60 kg Zuggewicht, die wurden vom Pferd ganz normal abgeschossen.
Noch heute finden in der Mongolei Wettkämpfe berittener Bogenschützen statt, bei denen aus kurzer Distanz auf gefüllte Ledersäcke gezielt wird. Das Ziel gilt nur als dann als getroffen, wenn der Sack von Pfeil völlig durchbohrt wird.
Erstaunlich: Das ich davon nichts weiß.
Alle Bogenwettkämpfe in der Mongolei heute finden zur Fuß statt. Ich habe nie in der Mongolei jemals gesehen das man vom Pferd auf Ledersäcke geschossen hätte.
Schon sehr viel frühere Berichte erzählen von spanischen Conquistadores in Florida, die einem gefangenen Indianer die Freiheit versprachen, falls es ihm gelingen sollte, auf 150 Schritt Entfernung einen Harnisch zu durchschießen. Er tat es und durchschoß zwei Kettenpanzer mit einem Rohrpfeil mit Feuersteinspitze. Das brachte die Spanier dazu, die Kettenpanzer aufzugeben.
Das halte ich für eine Legende, woher ist das ??
Tatsächlich werden Pfeile bei den Conquistadores weniger gefürchtet als Schleudersteine. Die Metallrüstungen gab man tatsächlich auf, aber dies wegem primär wegem dem Klima und weil einheimische Baumwollrüstungen gegen die Pfeile ausreichend schützten.
Ein Damaszener Kettenpanzer aus dem 16. Jahrhundert wurde auf einen nachgemachten Körper gezogen. Auf dieses Ziel wurde aus einer Entfernung von 75 m mit einem Pfeil mit pfriemförmiger Stahlspitze geschossen. Der benutzte Bogen hatte eine Spannkraft von 34 kg. Der Pfeil durchschlug den Panzer mit einem Funkenschauer
Den Funkenschauer glaube ich nun wirklich nicht. Und was bitte soll ein Damaszener Kettenpanzer sein ?? Ein Kettenhemd aus Damaskus ? Ein Kettenhemd aus Damaszener Stahl ??
Es gab ich glaube in der Antiken Welt einen Artikel über Beschuss von Kettenhemden mit Bögen. Das entscheidende ist dabei der Unterpanzer, ein Kettenhemd wurde ja auf einem Steppgewebe getragen und nicht für sich allein. Mit einem solchen Textilpanzer darunter fangen Kettenhemden Pfeile eigentlich recht gut wenn der Schütze nicht zu nah dran steht.
Die Kombination aus beidem ist ja gerade eben das entscheidende.
Nun noch etwas zu Antiken Bögen:
Daten von Bergman, Mc Ewen, Miller)
Ein Langbogen aus Eibe mit einer Länge von 193 cm und einer Zuglänge von 81,3 cm erbrachte bei einem Zuggewicht von 37 kg mit einem 50g schweren Pfeil eine Anfangsgeschwindigkeit von 53 m/s.
Ein Tatarischer Bogen von 145 cm Länge mit einer Zuglänge von 81,3 cm erbrachte bei einem Zuggewicht von 30 kg mit einem 50 g schweren Pfeil eine Anfangsgeschwindigkeit von 51 m /s.
Das zeigt auf, daß ein Kompositbogen bei einem geringeren Zuggewicht eine ähnliche Schußleistung wie ein Holzbogen erzielen kann. Das liegt daran, daß sich die Arme des Kompositbogen schneller bewegen und dabei weniger Energie verbrauchen als die Arme des Holzbogen.
Die Rekonstruktion eines Antiken Römischen Bogens den man bei Belmesa in Ägypten gefunden hat hat ähnliche Werte wie der Tatarische Bogen. Der römische Bogen war 147 cm lang und besaß bei einer Zuglänge von 82 cm ein Zuggewicht von 30 kg. Vom Typ her war es ein Bogen wie er wohl in Syrien und auf Kreta Verwendung fand.
Schon zur Zeit des Augustus wurden in Rom Bögen wie sie die Parther verwendeten eingeführt die dann auch später von Römern wie Sassaniden weiter benutzt wurden. Solche Bögen waren meist um die 155 cm lang und hatten bei einer Zuglänge von 87 cm ein Zuggewicht von wiederum um die 30 kg.
In der Spätantike kam dann der Hunnische Bogen auf, der von der Form her dem Sassanidischen Bogen ähnelt, aber fast immer deutlich grrößere Zuggewichte aufwies.
Nun etwas zur Frage der Energie und Reichweite:
Pfeile konzentrieren die Energie auf eine kleinere Fläche beim Treffen und sind daher in der Lage, bei gleicher Energie eine größere Durchschlagswirkung zu erzielen als Speere, Lanzen oder Schwertstiche. Ein Pfeil benötigt für die gleiche Durchschlagswirkung ca nur 1/3 der Energie die ein Speer dafür benötigt.
Vegetius teilt mit, daß Römische Bogenschützen Ziele in 600 Fuß Entfernung sicher treffen mussten, dass sind 175 m. Bei den Zielen handelte es sich jedoch um größere Ziele, also große Heuballen.
Bei Schüssen über 200 m ist es auch mit starken Bögen immer notwendig ballistisch zu schießen. Das hat man aber in Feldschlachten auch für kürzere Distanzen gemacht. Wenn man einen Pfeil mit 50 g Beispielsweise mit 60 Joule in einem Winkel von 40 Grad abschießt, trifft er immer noch mit 50 Joule Energie auf und besitzt damit eine große Durchschlagskraft.
Ein typischer römischer Bogen schoß bei 30 kg Zuggewicht einen 50 Gramm schweren Pfeil bei 40 Grad ungefähr 200 m weit.
Der gleiche Pfeil auf nur 5 m Distanz gegen eine 10mm starke Sperrholzplatte die mit Leder beklebt war durchschlug mit einer Vierkantspitze diePlatte um 32mm also ca 3 cm.
Eine Stahlblechplatte von 0,75mm durchschlug der Pfeil auf 5 m Distanz völlig.
Eine Stahlblechplatte von 1,5mm durchschlug der Pfeil blieb aber 12mm dahinter stecken.
Einen ungenieteten Kettenpanzer den man auf einen Strohballen legte durchschlug der Pfeil und drang darauf hin 5 cm in den Strohballen ein.
Da hier der Vergleich mit einer Schrotflinte gebracht wurde die im Gegensatz zum Pfeil das Blech nicht durchlagen habe, das muß ein ziemlich feiner Hühnerschrot gewesen sein. Ein Sauposten oder ein Flintenlaufgeschoss durchschlagen selbst auf 30 m Distanz noch 4 mm Stahlblech mit Leichtigkeit.
Die Durschlagskraft eines Bogens ist daher als nicht so groß anzusehen. Die eher geringe Energie und Durchschlagskraft führen zu der Schlußfolgerung, das Schilde, Helme und Rüstung den größten Teil der Wirkung unschädlich machen konnten.
Gegen nur unzureichend gepanzerte Truppen oder nicht gepanzerte war die Wirkung von Pfeilen jedoch verheerend. In einem Pfeilhagel ein Gebiet bedeckend eingesetzt dürften daher Bogenschützen eine starke Wirkung gegen solche Truppen gezeigt haben.
Demgegenüber steht, das in lockerer Aufstellung stehende Truppen den heran kommenden Pfeilen eventuell ausweichen konnten durch rasche Bewegung nach hinten oder nach vorne und vor allem aber, das es gar nicht so viele Bogenschützen gab.
Bogenschützen mussten ausgesprochen lange trainiert werden, es wahr sehr aufwendig, gute Bogenschützeneinheiten zusammen zu bekommen, die Waffe selber war empfindlich gegen Witterung und konnte bei Regen usw ausfallen.