Phönikische Götter

Cheops

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Hallo, Ich interresiere mich zur Zeit für Religion und vorallem die Götterwelt der Phönikier, und suche Informationen über diese.
Bis auf ein Referat über die Götter Karthagos (Götter in Karthago - Referat), und die Kategorien "Punische Gottheit" und "Semitische Gottheit" bei Wikipedia habe ich noch nicht viel gefunden, kann mir da jemand eine Seite empfehlen?

Außerdem würde ich gerne wissen, in wieweit die Phönizische und die Ugaritische Götterwelt vergleichbar sind. In einem, schon recht alten, Büchlein von mir wird Ugarit als präphönikisch beschrieben, und behauptet, man könne anhand der Tontafeln, mit Religiösem Inhalt, aus Ugarit die Phönikische Mythologie rekonstruieren.
 
Versuch's doch mal mit der Bibel, dort werden einige phönizische Götter beschrieben, insbesondere Baal. Auch wenn die Bibel recht einseitig aus jüdischer Perspektive den Baal-Kult beschreibt, so handelt es sich immerhin um eine antike Quelle!
 
Naa, die Bibel schmeißt alles durcheinander, und dann auch noch die verschiedenen tendenziösen Übersetzungen. Da empfehle ich dir lieber die Bücher von Sabatino Moscati und Werner Huss. Die legen zwar beide eher den Schwerpunkt auf die (spätere) phönikisch-karthagische Kultur, aber für die Zeit davor wird es auch echt mau, was allgemein zugängliche Werke anbelangt.
 
In der ist der Bibel eher nicht zu trauen. Allerdings an der Bibel vorbei kommt man denn trotzdem nicht; insofern liegt Maglor mit seinem Hinweis gewiß richtig!

Am ehesten müßte man sich der Religion der Phoiniker nähern können vom "Pantheon" aus (z. B. Liste Kananäischer Götter), also vielleicht mal googeln nach Baal (z. B. Baal; Baal (Gott ? Wikipedia); Baal (Sachartikel) - Wissen - Meyers Lexikon online) oder Astarte (Astarte - Wikipedia, the free encyclopedia).
Das Schwierige ist alt, daß für das Alte Assyrien typische herauszufinden, da meist der Vergleich Baal=Seth (Ägyptologie Forum - Lexikon: Baal (Gott)) oder Astarte=Ischtar/Isis (ISCHTAR, ASTARTE u.a. Göttinnen) angeführt wird.

Hilfreich ist dabei gewiß auch die Zusammenstellung in dem von dir verlinkten Referat, dem leider kein Literaturverzeichnis beigefügt ist. Auch Ugarit sehe ich als guten Ansatzpunkt.

Am besten mal versuchen, das eine oder andere Buch der Literaturhinweise der Links in einer Bibliothek auszuleihen, wie beispielsweise von Wiki P. über Baal (Gott), die einen seriösen Eindruck machen.
 
Es wimmelt von Fehlern in meinem vorhergehenden Beitrag: Den ersten Satz kann man ja noch rekonstruieren, wenn ich also schon meinen eigenen Beitrag noch einmal verändere, sollte ich mir doch mehr als fünf Sekunden Zeit nehmen; sorry, aber noch schlimmer ist der Fehler mit dem Alten Assyrien - es hätte nämlich heißen sollen: Altsyrien!
Zu den Phoinikern gibt es übrigens ein nettes Übersichtswerk im Kröner-Verlag von Michael Sommer (Die Phönizier. Handelsherren zwischen Orient und Okzident) aus 2005; ich habe es leider noch lange nicht durchgelesen, obzwar nicht allzu dick, und zur Religion steht wohl eher wenig darin.
 
In einem, schon recht alten, Büchlein von mir wird Ugarit als präphönikisch beschrieben, und behauptet, man könne anhand der Tontafeln, mit Religiösem Inhalt, aus Ugarit die Phönikische Mythologie rekonstruieren.

Und nur noch hierzu möchte ich bemerken: alte Bücher sind in keinster Weise zu verachten, denn manchmal habe ich den Eindruck, daß die Geschichtsschreibung sehr langsame Fortschritte macht.
Daher würde mich interessieren: von wann ist es denn? Wie heißt es? Und wer hat's geschrieben? Aber vor allem: deutet der/die AutorIn wenigstens diesen Vergleich an oder verweist er auf Literatur? Nennt er vielleicht die ugaritischen Inschriften, anhand derer er einen solche Rekonstruktion für möglich hält?
 
Es handelt sich dabei um "Anfänge des Seehandels" erschienen 1977 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, geschrieben von Maitland A. Edey.
 
Zu den Phoinikern gibt es übrigens ein nettes Übersichtswerk im Kröner-Verlag von Michael Sommer (Die Phönizier. Handelsherren zwischen Orient und Okzident) aus 2005; ich habe es leider noch lange nicht durchgelesen, obzwar nicht allzu dick, und zur Religion steht wohl eher wenig darin.

Von dem gleichen Autoren ist jetzt auch eine "Kurzfassung" im Beltz-Verlag (Wissens-Reihe) erschienen: Die Phönizier. Geschichte und Kultur. München 2008
Bezüglich der Vergleichbarkeit der phoinikischen und ugaritischen Götterwelt und der Behauptung daß sich anhand der Tontafeln aus Ugarit die Phönikische Mythologie rekonstruieren ließe (so die These von Edey nach Angabe CHEOPS), heißt es bei Michael Sommer (2008), daß die von Euseb überlieferte Fragmente Philons von Byblos - der von sich behauptet haben soll, die Schriften eines phoinikischen Priesters namens Sanchuniathon übersetzt zu haben - durchaus "eindeutige Verbindungen zu Mythen aus Ugarit auf[weisen], die Keilschriften aus der bronzezeitlichen Stadt konserviert haben." (S.102)
 
Hier mal eine Zusammenfassung dessen, was in Die Phönizier-Das Purpurreich der Antike von Gerhard Herm zu den Göttern der Pönizier steht.

Die Phönizier verehrten vorallem eine Trias von Göttern aus einem unbegreifbaren und sehr mächtigen Herren (El, in Sidon Baal), seiner Göttlichen Gemahlin (Astarte/Aschera, in Byblos Baalat) und deren Sohn (Baal, in Tyros Melkart, in Sidon Eschmun, in Byblos Adon(i) bzw. gräzisiert Adonis)

Der Sohn war wohl der belibteste und den Menschen am nahestehenste der drei, er verkörperte Fruchtbarkeit und Vitalität. Er stirbt jedes Jahr am Ende des Sommers, um spätestens im Frühling wiedergeboren zu werden.
Der Tyrische Melkart avencierte außerdem auch zu einem Sonnengott.

Von den vielen verschiedenen Formen des Baal werden follgende genannt:
Baal-Schamim Der Herr des Himmels
Baal-Libanon Der Herr des Gebirges
Baal-Rosch Der Herr der Vorgebirge

Außerdem gab es eine Vielzahl niederer Götter:
Kusor: Er überwacht die pünktliche Abfolge der Jahreszeiten und regiert, neben Aschera, das Meer.
Reschef: verwaltet Donner und Blitz
Aliyam: Ein Sohn des Baal, kontrolliert Quellen und unterirdische Wasser.
Dagon: Gott des Weizens
Schadrapa: Schutzpatron der Ärzte
Hijon: Schutzpatron der Handwerker und Industriellen
Sydyk und Misor: Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit. (Da hab ich nicht ganz verstanden, ob nun beide Götter für Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit zuständig sind, oder ob Sydyk für Gerechtigkeit und Misor für Aufricktigkeit steht.)
 
Aufgepasst mit dem Herrn Herm. Es gehört zu den populärwissenschaftlichen Büchern älterer Bauart, deren Wert wohl selbst Muspili nicht in Schutz nehmen würde. Er hält sogar den von Cassius Dio beschriebenen eisernen Moloch-Opferautomaten für wahrscheinlich.
 
Mir ist durchaus bewust, dass man da etwas aufpassen muss, zum Beispiel erzählt er ja auch nicht gerade neutral, aber an den Molochautomaten glaubt er, soweit ich sehe, nicht. Er zitiert nur einen gewissen Briten namens Warmington, der das für möglich hält.
 
Hier mal eine Zusammenfassung dessen, was in Die Phönizier-Das Purpurreich der Antike von Gerhard Herm zu den Göttern der Pönizier steht.

Die Phönizier verehrten vorallem eine Trias von Göttern aus einem unbegreifbaren und sehr mächtigen Herren (El, in Sidon Baal), seiner Göttlichen Gemahlin (Astarte/Aschera, in Byblos Baalat) und deren Sohn (Baal, in Tyros Melkart, in Sidon Eschmun, in Byblos Adon(i) bzw. gräzisiert Adonis)


Von den vielen verschiedenen Formen des Baal werden follgende genannt:
Baal-Schamim Der Herr des Himmels
Baal-Libanon Der Herr des Gebirges
Baal-Rosch Der Herr der Vorgebirge
Wie wird Baal übersetzt? Herr?
 
@RenaVIII - Die ganzen phönikischen Götternamen waren eigentlich "namenlos"; Baal = Herr, El = Gott, Melek = König (Melkart, Melek-Quart = Herrscher der Stadt).

@Cheops - gut. Trotzdem, Huss ist besser.
 
@RenaVIII - Die ganzen phönikischen Götternamen waren eigentlich "namenlos"; Baal = Herr, El = Gott, Melek = König (Melkart, Melek-Quart = Herrscher der Stadt).

Es reicht Qart, das semitische -Q- unterschiedet sich phonetisch vom [K], das deutsche -Q- aber nicht, es ist eine Lautdopplung [KW] die durch -QU- dargestellt wird.

Sorry für's Klugscheißen, aber ich bin da al-Quaida-gequält...
 
Phönizische Gottheiten

Hallo liebe Wissenden,

wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, war das große Karthago doch eine "Zweigstelle" der sich zur damaligen Zeit ausbreitenden und nach neuen Handelsmöglichkeiten suchenden Phönizier. Doch im alten Karthago kannte mn auch Gottheiten, die auch in Rom Anwendung fanden, aber auch völlig fremde, ggf. von den Phönizier übernommene. Doch wie stellte sich das phönizisch/karthagische Himmelsfirmament zusammen? Ich gehe stark davon aus, dass auch hier ein weit verzweigter Polytheismus verbreitet war. Doch wie genau stellte sich dieser Zusammen? Waren es eigene Götter, oder übernommene aus anderen Kulturen?

Kennt sich auf diesem Fachgebiet jemand aus?

Danke und beste Grüße,
Marcus
 
In erster Linie eigene. Nichtsdestotrotz hat es gewisse Verschiebungen der Bedeutung gegeben; das "späte" Karthago z. B. verehrte mit besonderer Inbrunst die libysch-phönikische Tanith (Astarte) – dergestalt, dass diese von den Römern mit Juno gleichgesetzte Göttin dem ersten Wiederbesiedlungsversuch durch Tib. Gracchus den Namen "Colonia Iunonia Carthago" gab; eindrucksvolle Tempelreste in Dougga dokumentieren auch ihren späteren Stellenwert.
"Oberhaupt" des karthagischen Pantheons war der Himmels- und Fruchtbarkeitsgott Baal Hammon, an den sich wohl mehr oder weniger gleichberechtigt der phönikische Melqart und der Heilsgott Eschmun anschlossen. Aber diesen Schluss ziehen wir nur ex posteriori, weil Baal Hammon als Iuppiter Hammon "weiterexistierte" (wie Tanith als Iuno Caelestis). Die absolute Gewichtung der karthagischen Gottheiten kann nicht definitiv bestimmt werden, denn uns fehlen die Quellen, welche eindeutige Hierarchien zuweisen (so gibt es z. B. viele Votivstelen, die dem Baal Hammon gewidmet sind, andererseits taucht das Tanithzeichen unsagbar oft in der Ikonografie auf, die prominenteste Stelle eines Tempels hatte allerdings der mit Apollon gleichgesetzte Eschmun inne).
Überliefert ist uns aus Karthago ein relativ reger Isis-Kult, der auch unter den "Eingeborenen" Anhänger hatte. Weitere ägyptische Gottheiten mögen den Stellenwert gehabt haben, den bei uns der Buddhismus durch Buddha-Statuen aus Baumärkten und Kuriosaläden gefunden hat. Nachweise einer Verehrung der römischen Demeter mögen auf in Karthago lebende römische Händler zurückzuführen sein. Aber letzteres ist geraten, und der Satz davor auch.
 
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