politische und strafrechtliche Aufarbeitung der McCarthy-Ära

Von 1950 bis 55 wurden viele Personen des öffentlichen Lebens und in den Behörden der USA als Kommunisten usw. denunziert.
Daraufhin verloren viele dieser Personen ihre Jobs und ihre Reputation.

Meine Frage.
Gab es eine strafrechtliche/politische Aufarbeitung.
Welche Konsequenzen hatte es für die Protagonisten dieser Ära?

siehe auch:
McCarthy-Ära – Wikipedia

McCarthy Äre...

M.E. wurde dieses hysterische Kapitel amerikanischer Nachkriegsgeschichte nie so richtig aufgearbeitet.

Ich erinnere da u.a. auch an Robert und Michael Meeropol – Söhne von Ethel und Julius Rosenberg.
Sie hatten 2015 (!!!) an den damaligen Präsidenten der USA Barak Obama ein Gesuch der Rehabilitation ihrer Mutter gerichtet was aber unbeantwortet blieb.
Die Hinrichtung ihrer Eltern erfolgte ja am 19.06.1953. Hinrichtung im New Yorker Staatsgefängnis Sing Sing.

Podeste kamen damals aus aller Welt. So auch vom damaligen Papst Pius XII., Albert Einstein, Pablo Piccaso, Berthold Brecht u.v.a.

War dann im Film, Fernsehen und Musik auch oft Gegenstand (z.B. Charli Chaplin, französischer TV-Film, Bob Dylan, Billy Joel usw.). Cuba gab auch eine Briefmarke zu den Rosenberg heraus (25.Jahrestag der Hinrichtung 1978).
In der ehemaligen DDR findet man auch noch heute Straßennamen die den Namen dieses Ehepaars tragen.

Sogar im amerikanischen Film „Jagd auf Roter Oktober“ spricht Sean Connery von den Rosenbergs.

Der McCarthyism prägt ja bis heute die politische Diskussion in den USA. Wenn die Demokraten, von denen die linkesten in etwa unseren Sozialdemokraten entsprechen (und zwar nicht des linken Parteiflügels, sondern eher des sozialliberalen) als "Kommunisten" diffamiert werden und das nicht nur von irgendwelchen privatbetriebenen rechtsradikalen Kleinstradiosendern, sondern bis weit in die Eliten der republikanischen Partei hinein, dann hängt das eng mit der Kommunistenfresserei der 50er Jahre zusammen. Oder dass z.B. Hollywood als "links" verschrieen ist, über so eine Wahrnehmung kann man sich als Europäer nur wundern.
Wo ich gerade bei Hollywood bin, muss ich allerdings sagen, dass ein filmischer Versuch einer Aufarbeitung der McCarthy-Ära sicherlich mit dem Film Good night, and good luck vorliegt. Dieter Süverkrüp hat 1965 Die erschröckliche Moritat vom Kryptokommunisten veröffentlicht, welche den irrationalen Teil der Kommmunistenangst in der Bundesrepubik ridikülisiert.
Und wo ich schon bei Liedern bin, fällt mir die kanadische Band Propaghandi ein, von der es das Lied "I Was a Pre-Teen McCarthyist" gibt (Album Less Talk, More Rock, 1997). Chris Hannah, der Sänger, tendiert zu sehr autobiographischen Songtexten. In dem Lied heißt es:

Die USA hat eine Tradition in der militanten Frontstellung gegen "Kommunismus". Das hat u.a. auch mit dem Selbstverständnis der Republikaner zu tun und der Ausgrenzung der Demokraten als "Links".

Einen deutlichen Schub erhielt der anti-Kommunismus während der Koopeation von FDR während des WW2 mit Stalin. In dieser Periode warnte Hoover bereits im Febr. 1944 Harry Hopkins, dass "Wild Bill Donovan`s" Pläne eine Einladung an sovietische Spione sei (vgl. Weiner, Kap. 15)

Mit dem Fortschreiten des Kalten Krieges nach 1945 wurde der anti-Kommunismus eine Bestandteil der dominanten politischen Ideologie und nur vor diesem Hintergrund konnte McCarthy seine Wirkung in der Gesellschaft entfalten.

Ansonsten gab es keine wirkliche "Aufarbeitung", Dennoch waren die Wirkungen für die USA und insbesondere für das Pentagon und vor allem auch für das Außenministerium sehr gravierend.

Sehr viele Experten im Außenminiasterium, die sich intensiv mit den Staaten des Ostblocks auskannten, weil sie sich damit intensiv beschäftigt haben, wurden der Sympathie für diese Länder beschuldigt. Und in der Konsequenz entlassen. Das hatte zur Folge, dass in den entscheidenden Jahren während der Kriege der USA in Korea und Vietnam die kompetentesten Experten nicht in die Entscheidungsfindung eingebunden wurden. Mit der Folge der gravierenden Fehleinschätzung mangels fachlicher Expertiese.


Weiner, Tim (2013): Enemies. A history of the FBI. London: Penguin.

Ich habe hier im Forum keinen Threat zu den Internment Camps während des zweiten Weltkriegs gefunden, also hier zum Stichwort Aufarbeitung:
Auch die Behandlung von Asiaten während des Zweiten Weltkriegs ist nicht oder nur wenig aufgearbeitet worden. Seit mit der Pandemie die Hassverbrechen gegen Asiaten stark zugenommen haben, gibt es auch immer wieder Verweise auf dieses Kapitel der Geschichte. Vielleicht tut sich da was.
George Takei, bekannt als Steuermann der Enterprise, hat einen Comic über seien Kindheit im Internierungslager herausgebracht:

"Star Trek"-Star George Takei: "Ohne Optimismus gibt es keinen Fortschritt"

Ralf.M schrieb:

McCarthy Äre...
M.E. wurde dieses hysterische Kapitel amerikanischer Nachkriegsgeschichte nie so richtig aufgearbeitet

Ich erinnere da u.a. auch an Robert und Michael Meeropol – Söhne von Ethel und Julius Rosenberg.

Sie hatten 2015 (!!!) an den damaligen Präsidenten der USA Barak Obama ein Gesuch der Rehabilitation ihrer Mutter gerichtet was aber unbeantwortet blieb.
Die Hinrichtung ihrer Eltern erfolgte ja am 19.06.1953. Hinrichtung im New Yorker Staatsgefängnis Sing Sing.

Podeste kamen damals aus aller Welt. So auch vom damaligen Papst Pius XII., Albert Einstein, Pablo Piccaso, Berthold Brecht u.v.a.

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Danke Ralf für den Hinweis auf die Rosenbergs.
Besonders umstritten ist die Hinrichtung von Ethel Rosenberg.
Was ihr in einer aufgeheizten Stimmung zum Verhängnis wurde war die beeidete Aussage ihres Bruders David Greenglass vor Gericht, die im krassen Widerspruch zu seinen Vernehmungen der Grand Jury (Jury der Vorvernehmung zur Klärung ob ausreichend Verdachtsmomente für die Eröffnung des Strafverfahrens bestehen). 1)
David Greenglass wird Juni 1951 verhaftet und erklärt dem FBI, gemäß späterer Erinnerung, dass er im Falle seine Frau Ruth Greenglass angeklagt werde, sofort Selbstmord begehe und daher kein Zeuge mehr sein könne. 2)
Stand heutiger Erkenntnis ist, dass Ruth und David Greenglass weit mehr im Zentrum des Spionagerings standen als die Rosenbergs.
Im Falle von Ethel Rosenberg deuten die Umstände des Verfahrens auf einen Justizmord.


1) Erst 2015 wurden die Protokolle der Vernehmung freigegeben. Bereits das ist ein Justizskandal.
https://nsarchive2.gwu.edu/news/20150714-Rosenberg-spy-case-Greenglass-testimony/

2) Rhodes, Richard (1995): Dark sun. The making of the hydrogen bomb. New York, NY: Simon & Schuster. S. 432

Passt gut in das Thema Blockbildung und Kalter Krieg.
Frage an die Moderatoren(innen) : kann das dahin verschoben werden?

Ich war damals 12 Jahre alt.
Dieser Prozess war damals in den Medien (Rundfunk und Presse, sowie „Augenzeuge“ (= politische Dokumentation im Kino ca. 15 min. vor dem Hauptfilm) sehr präsent. Meine Mutter sprach mit mir oft darüber und ich glaube auch in der Schule wurde darüber gesprochen.

Aber nach der Hinrichtung wurde es auf einmal ruhiger.

Grund war wohl, die Hinrichtung erfolgte 2 Tage nach dem 17.06.1953.