Ich habe mich in letzter Zeit ein bisschen mit dem Polnischen Thronfolgekrieg beschäftigt. Früher war ich eher der Auffassung, da das auch manchmal so vermittelt wird, er sei ein recht ereignisloser Manöverkrieg gewesen, der obendrein nur kurz währte.
Die Ereignisse in Polen bekommen in deutschen Publikationen noch am ehesten Beachtung, da dort Friedrich August II. die polnische Krone errang nachdem er Stanislaus I. Leszczyński vertreiben konnte. Für Polen hatte der Krieg eine enorme Wirkung, da der neue König August III. noch stärker sogar als sein Vater lediglich König von Russlands Gnaden war. Die Kampfhandlungen in Polen waren recht überschaubar.
Ebenfalls viel Beachtung findet der Krieg im Westen des Reiches. Grund hierfür ist die prominent besetzte Führungsriege. Neben dem damals schon recht alten Prinzen Eugen machten auch die Preußen den Feldzug mit. Friedrich Wilhelm I. und sein Nachfolger Friedrich waren ebenfalls anwesend. Die Preußen schickten trotz vertraglicher Bindung an den Kaiser ihre Truppen nur widerwillig und zu spät. Obwohl der preuß. König dabei war, war entsprechend der Anteil der Preußen am Feldzug im Grunde bescheiden. Die wesentlichen Kampfhandlungen waren Belagerungen wie die der Kreisfestung Kehl bei Straßburg und die von Philippsburg und die Kämpfe bei Mainz. Aufgrund von Krankheiten litten die Truppen des Reiches dennoch erheblich. Das Gefecht bei Clausen an der Mosel beendete die Aktionen auf dem deutschen Kriegsschauplatz. Die Folgen fürs Reich in Deutschland allerdings waren fundamental. Mit dem Übergang Lothringens an Frankreich mittels der Übergangslösung der Herrschaft des Königs Stanislaus wurde die Westgrenze des Reiches in Süddeutschland faktisch an den Rhein zurückgenommen. Das ganze Gebiet schied aus dem Rhein und somit auch der Einflusssphäre der Habsburger aus (Lothringen war eng an Habsburg gebunden - nicht erst mit der Ehe des letzten regierenden Herzogs mit Maria Theresia).
Ähnlich einschneidend wie der Krieg im Reich für Deutschland wurde der Krieg in Italien für die italienische Geschichte. In beiden Lagern begegnet man während des Feldzuges einige der herausragendsten Protagonisten des künftigen Krieges: Traun, Königsegg, Ghilanyi und weitere auf österreichischer Seite und Carlo Emanuele III von Savoyen, FM Maillebois, Coigny und Broglie auf französischer Seite. Die politische Karte Italiens wurde einschneidend und auf über hundert Jahre verändert. Interessant ist, dass auch die Sympathie der Bevölkerung eine Rolle spielte. Die Österreicher hatten bspw. damit zu kämpfen, dass die Bevölkerung Parmas Anhänger des Hauses Farnese blieb und auch die Neapolitaner die österreichischen Truppen des von Karl VI. eingesetzten Vizekönigs keineswegs unterstützten. Der Krieg in Italien war für die Österreicher eine einzige Katastrophe, die sich in zahlreichen blutigen Niederlagen wie bei Parma und Guastalla widerspiegelt.
Von den Akteuren her stellt der Krieg auch eine interessante Zeitenwende dar. Viele alte Haudegen wie Mercy, Prinz Eugen, Villars und Berwick, die schon unter dem Sonnenkönig bzw. gegen ihn gedient hatten, machten ein letztes Mal mit und starben während des Krieges.
Auf Deutsch habe ich bislang nur eine detaillierte Darstellung des Krieges gefunden*. Immerhin liefert das italienische Wikipedia allerhand interessante Details zu Schlachten bspw.. Vielleicht ist in Italien die hohe Bedeutung des Krieges für die italienische Geschichte deutlich bewusster(?).
* k.u.k. Kriegsarchiv (Hrsg.): "Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen" XIX Band, Verlag des k.u.k. Generalstabes, Wien, 1891
Die Ereignisse in Polen bekommen in deutschen Publikationen noch am ehesten Beachtung, da dort Friedrich August II. die polnische Krone errang nachdem er Stanislaus I. Leszczyński vertreiben konnte. Für Polen hatte der Krieg eine enorme Wirkung, da der neue König August III. noch stärker sogar als sein Vater lediglich König von Russlands Gnaden war. Die Kampfhandlungen in Polen waren recht überschaubar.
Ebenfalls viel Beachtung findet der Krieg im Westen des Reiches. Grund hierfür ist die prominent besetzte Führungsriege. Neben dem damals schon recht alten Prinzen Eugen machten auch die Preußen den Feldzug mit. Friedrich Wilhelm I. und sein Nachfolger Friedrich waren ebenfalls anwesend. Die Preußen schickten trotz vertraglicher Bindung an den Kaiser ihre Truppen nur widerwillig und zu spät. Obwohl der preuß. König dabei war, war entsprechend der Anteil der Preußen am Feldzug im Grunde bescheiden. Die wesentlichen Kampfhandlungen waren Belagerungen wie die der Kreisfestung Kehl bei Straßburg und die von Philippsburg und die Kämpfe bei Mainz. Aufgrund von Krankheiten litten die Truppen des Reiches dennoch erheblich. Das Gefecht bei Clausen an der Mosel beendete die Aktionen auf dem deutschen Kriegsschauplatz. Die Folgen fürs Reich in Deutschland allerdings waren fundamental. Mit dem Übergang Lothringens an Frankreich mittels der Übergangslösung der Herrschaft des Königs Stanislaus wurde die Westgrenze des Reiches in Süddeutschland faktisch an den Rhein zurückgenommen. Das ganze Gebiet schied aus dem Rhein und somit auch der Einflusssphäre der Habsburger aus (Lothringen war eng an Habsburg gebunden - nicht erst mit der Ehe des letzten regierenden Herzogs mit Maria Theresia).
Ähnlich einschneidend wie der Krieg im Reich für Deutschland wurde der Krieg in Italien für die italienische Geschichte. In beiden Lagern begegnet man während des Feldzuges einige der herausragendsten Protagonisten des künftigen Krieges: Traun, Königsegg, Ghilanyi und weitere auf österreichischer Seite und Carlo Emanuele III von Savoyen, FM Maillebois, Coigny und Broglie auf französischer Seite. Die politische Karte Italiens wurde einschneidend und auf über hundert Jahre verändert. Interessant ist, dass auch die Sympathie der Bevölkerung eine Rolle spielte. Die Österreicher hatten bspw. damit zu kämpfen, dass die Bevölkerung Parmas Anhänger des Hauses Farnese blieb und auch die Neapolitaner die österreichischen Truppen des von Karl VI. eingesetzten Vizekönigs keineswegs unterstützten. Der Krieg in Italien war für die Österreicher eine einzige Katastrophe, die sich in zahlreichen blutigen Niederlagen wie bei Parma und Guastalla widerspiegelt.
Von den Akteuren her stellt der Krieg auch eine interessante Zeitenwende dar. Viele alte Haudegen wie Mercy, Prinz Eugen, Villars und Berwick, die schon unter dem Sonnenkönig bzw. gegen ihn gedient hatten, machten ein letztes Mal mit und starben während des Krieges.
Auf Deutsch habe ich bislang nur eine detaillierte Darstellung des Krieges gefunden*. Immerhin liefert das italienische Wikipedia allerhand interessante Details zu Schlachten bspw.. Vielleicht ist in Italien die hohe Bedeutung des Krieges für die italienische Geschichte deutlich bewusster(?).
* k.u.k. Kriegsarchiv (Hrsg.): "Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen" XIX Band, Verlag des k.u.k. Generalstabes, Wien, 1891