Pontius Pilatus war Präfekt

Panthea

Mitglied
Hallo! Ich habe festgestellt,daß es immer noch Unstimmigkeiten darüber gibt ob Pontius Pilatus nun Präfekt oder Procurator war. Deshalb eine Erklärung:
Pontius Pilatus war Präfekt, nicht Procurator. Dies beweißt eine Inschrift die 1961 in Caesarea gefunden wurde. In dieser Funktion (praefectus Iudaeae) war er dem Statthalter von Syrien unterstellt. Da Syrien eine kaiserliche Provinz war trug der dortige Statthalter den Titel Legatus Augusti pro praetore. Wie bei den Proconsuln in den senatorischen Provinzen war der jeweilige Titel unabhängig davon ob der Träger Prätor oder Konsul gewesen war. Ausnahme war die senatorische Renommierprovinz Asia. Dessen Proconsul mußte tatsächlich Konsul gewesen sein.
Nach der Absetzung des Herodessohn Archelaus (6n) wurde Judäa von einem ritterlichen Präfekten geführt. Diese Ritter wurden seit Kaiser Claudius ebenfalls als Procuratoren bezeichnet. Dies ist wohl der Grund warum Tacitus den Pilatus falsch Procurator nennt.
Judäa selbst bekam erst im Jahre 70n einen prätorischen Statthalter.
Ich hoffe ich konnte zur Klarheit beitragen.
 
Das Bertelsmann Wissenscenter sagt, er wäre Prokurator gewesen ... ebenso die Bertelsmann Lexikothek.

Die Encyclopedia Britannica bezeichnet in als "prefect", ebenso der Brockhaus Geschichte.
 
Die Erklärung ist einfach:
Pilatus war Präfekt.

Begründung: Den Titel Procurator gibt es erst in Judäa nach 44. Da die biblischen Berichte aber später rückblickend geschrieben wurden, wurde der dann geläufige Titel Procurator gebraucht.
 
Präfekt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%E4fekt


Proconsul:
ein Konsul, welcher nicht mehr im Amt ist und die Eigenschaften eines Statthalters ausübt. Er hat die Befugnisse eines Konsuls aber weiterhin. Z.B. war Cäsar ProConsul nach seinem Konsulat 58 v.u.Z. von Gallia Cisalpina, Illyricum und der Gallia Narbonensis.
 
Hallo askan! Der Präfekt ist ja auf Wikipedia toll erklärt. Nun mal zum Procurator:
Für die senatorischen Provinzen ernannte der Senat auf 1-2 Jahre einen Statthalter, der den Titel Proconsul führte. In Asia mußte es ein ehemaliger Konsul sein, sonst genügte der Rang eines Prätor. Die Finanzverwaltung oblag einem Quästor. Zusätzlich schickte der Kaiser einen Procurator zur Verwaltung des kaiserlichen Vermögens.
In den kaiserlichen Provinzen war ja der Kaiser formal Proconsul. Er beauftragte einen Stellvertreter, den Legatus Augusti pro praetore. War in der Provinz eine Legion stationiert mußte dieser Konsul gewesen sein.
In diesen kaiserlichen Provinzen oblag dem Procurator die gesammte Finanzverwaltung. Es war sogar möglich, daß ein Procurator eine Provinz geführt hat ( z.B. für Noricum belegt). Im Jahre 53n stärkte Claudius die Procuratoren in dem er ihnen vom Senat eigene Jurisdiktionsgewalt erteilen ließ.
Im NT der Bibel wird oft zwischen den Titeln nicht unterschieden. Präfekt, Procurator und Legat werden alle mit Statthalter übersetzt. Die Übersetzung "Landpfleger" geht wohl auf Martin Luther zurück.
Alle Klarheiten beseitigt?
 
Titus_Livius schrieb:
Die Erklärung ist einfach:
Pilatus war Präfekt.

Begründung: Den Titel Procurator gibt es erst in Judäa nach 44. Da die biblischen Berichte aber später rückblickend geschrieben wurden, wurde der dann geläufige Titel Procurator gebraucht.
Mit den biblischen Berichten hat das gar nichts zu tun. Panthea hat recht: Der Anachronismus geht auf Tacitus zurück ("auctor nominis eius Chrestus Tibero imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat")
(http://www.latein.at/print.php?tr=173)





Panthea schrieb:
Im NT der Bibel wird oft zwischen den Titeln nicht unterschieden. Präfekt, Procurator und Legat werden alle mit Statthalter übersetzt. Die Übersetzung "Landpfleger" geht wohl auf Martin Luther zurück.
Im Wortlaut des NT findet sich die allgemeinere Bezeichnung "hegemon" (Lk 3,1: "hgemoneuontoV pontiou pilatou"), die wohl als "Statthalter" angemessen zu übersetzen ist.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hyokkose schrieb:
Mit den biblischen Berichten hat das gar nichts zu tun. Panthea hat recht: Der Anachronismus geht auf Tacitus zurück ("auctor nominis eius Chrestus Tibero imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat")[


Ich hoffe, daß wir hetzt nicht streiten müssen, wann Teile des Neuen Testamentes geschrieben wurden und wann Tacitus (55-ca. 120) lebte und die Annalen schrieb. Das wäre jetzt wirklich müßig, darüber zu streiten.

Außerdem gehen die heute erhalten gebliebenen Manuskripte des Tacitus auf das 9.-11. Jahrhundert zurück.
F.F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester schrieb über die textliche Bezeugung des NT im Vergleich mit anderen klassischen Werken:
"Vielleicht können wir am besten ermessen, wie reich die handschriftliche Bezeugung des Neuen Testaments ist, wenn wir das Textmaterial anderer alter, historischer Werke damit vergleichen.
Von Caesars >Gallischem Krieg< (verfaßt zwischen 58 und 50 v.Chr.) gibt es mehrere noch vorhandene Manuskripte, aber nur neun oder zehn sind gut, und das älteste wurde 900 Jahre nach Caesars Lebzeiten geschrieben! Von den 142 Büchern der >Römischen Geschichte< des Livius (55 v. Chr. bis 17 n. Chr.) blieben nur 35 Bücher erhalten; diese sind uns aus nicht mehr als 20 Manuskripten bekannt, die von einiger Bedeutung sind, von denen aber nur eins (welches Fragmente der Bücher III-VI enthält) aus dem 4. Jahrhundert stammt. Von den 14 Büchern der >Geschichte< des Tacitus (ungefähr um das Jahr 100 n. Chr.) sind nur vier vollständig und eins zur Hälfte übriggeblieben; von den 16 Büchern seiner >Annalen< blieben zehn völlig und zwei teilweise erhalten. Der Text der heute noch vorhandenen Teile seiner zwei großen Geschichtswerke stützt sich auf nur zwei Manuskripte, von denen das eine aus dem 9., das andere aus dem 11. Jahrhundert stammt. Die erhalten gebliebenen Manuskripte seiner kleineren Werke >Agricola< >Dialogus de Oratoribus<, >Germania< sind einzig durch einen Codex aus dem 10. Jahrhundert belegt. Die Geschichte des Thucydides (etwa 460-400 v. Chr.) ist uns aus acht Manuskripten und einigen Papyrusfragmenten bekannt. Das früheste Manuskript gehört in das 9. Jahrhundert n. Chr., und die Papyri entstammen dem urchristlichen Zeitalter. Dasselbe gilt für die Geschichte des Herodot (etwa 480—425 v. Chr.). Es würde jedoch kein Altphilologe auf den Gedanken kommen, die Echtheit des Herodot oder Thucydides anzuzweifeln, weil die frühesten brauchbaren Handschriften ihrer Werke mehr als 1300 Jahre jünger sind als die Originale."

F. F. Bruce, Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testamentes. Eine Überprüfung des historischen Befundes, S. 20f



Vergleicht man hierzu das NT, ergibt sich folgendes Bild:
Vorhandene griechische Manuskripte Anzahl der Manuskripte
Papyri 109
Unzial-Schriften 307
Minuskelschriften 2.860
Lektionare 2.410
Gesamtzahl: 5.686
Manuskripte in anderen Sprachen Anzahl der Manuskripte
Lateinische Vulgata >10.000
Äthiopische Mss. >2.000
Slawische Mss. 4.101
Armenische Mss. 2.587
Syrische Peschitta >350
Bohairische Mss. 100
Arabische Mss. 75
Altlateinische Mss. 50
Angelsächsische Mss. 7
Gotische Mss. 6
Subachmimische Mss. 3
Altsyrische Mss. 2
Persische Mss. 2
Fränkische Mss. 1
Gesamtzahl: >19.284
Gesamtzahl aller Mss.: >24.970
Josh McDowell, Die Fakten des Glaubens, 2003, S.118
 
Das alles schmuggelt keinen "procurator" in den Urtext des NT.
Mit den biblischen Berichten hat das gar nichts zu tun.

Das ist wieder mal typisch. Keiner schreibt was davon, daß das Wort "procurator" im Urtext des NT steht, aber Hyokkose geht mal eben wieder davon aus, daß etwas anderes geschrieben worden ist.
Nochmal für Hyokkose:
Da die biblischen Berichte aber später rückblickend geschrieben wurden, wurde der dann geläufige Titel Procurator gebraucht.
 
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Wenn man die Umzeichnung sieht, wundert man sich, dass das Πιλατο/Pilato erst jetzt gedeutet wurde, sieht man das Original, ist das schon verständlicher.
 
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