Portugals Alfonso der Erste ein Burgunder

E

El Gringo

Gast
Alfonso war ja anscheinend der Sohn eines Burgunders.

War damit Portugal, weil die erste "Dynastie" seitens Alfonsos

erst quais "Kolonie" der Burgunder?


Gruss

El Gringo
 
Nein, Heiratspolitik.
Nicht zuletzt trug Alfonso ja den Namen seines "spanischen" Großvaters, die Leitnamenkontinuität war kastilisch-leonesisch nicht burgundisch.
Alfonso hatte ein Problem, seine Töchter Urraca und Teresa standesgemäß unter die Haube zu bringen, denn die zur Disposition stehenden Adeligen der iberischen Halbinsel waren entweder schon verheiratet, gehörten der falschen Religion an oder waren nahe Verwandte (was Urraca nicht daran hinderte, nach ihrer Verwitwung ihren Großcousin Alfons von Aragón zu heiraten, was allerdings zu einem Krieg führte, außerdem sollen die beiden sich nicht sonderlich sympathisch gewesen sein und man munkelt von häuslicher Gewalt). Blieb der Blick über die Pyrenäen wo es eben zwei mächtige burgundische Fürstenhäuser gab, die Herzöge und die Grafen von Burgund. Mit zwei Abkömmlingen dieser Familien (die wiederum Cousins waren) verheiratete Alfons also seine beiden Töchter, Urraca und Teresa und die ältere Urraca erbte dann, nachdem der Bruder Sancho noch vor dem Vater, in der Schlacht von Úcles sein Leben verlor, das Königreich, welches sie für ihren Sohn, Alfons VII., regierte. Ihre Schwester und deren Mann erhielten die Region um Portus Cale als Lehen und deren Spross erklärtete sich dann später von seinem gleichnamigen Cousin unabhängig.
Wie gesagt, anhand des Namen Alfonso kann man sehen, dass, als dieser getauft wurde, das kastilisch-leonesische Erbe der Mutter betont werden sollte, nicht das burgundische Erbe des Vaters. Man kann nun darüber philosophieren, ob nicht die Wahl des Königsnames Alfonso nicht noch mehr darstellt, sozusagen ein politisches Programm Teresas und ihres Mannes, welches Alfonso dann zu Ende führte, aber das wäre in den zur Verfügung stehenden Quellen zu untersuchen. Ich würde das allerdings, angesicht der unsicheren Lage zur damaligen Zeit (Almoraviden, Konflikt zwischen Urraca/Alfons VII. und Alfons I. von Aragón) für eher unwahrscheinlich halten, dass hinter der Namenswahl ein solches Konzept lag.
 
Eine "Kolonie" der Burgunder war Portugal schon deswegen nicht, weil es in keinem Abhängigkeitsverhältnis zum Herzogtum Burgund stand. Ein solches Abhängigkeitsverhältnis ist aber nun einmal eine zentrale Voraussetzung, um von einer "Kolonie" sprechen zu können. (Ebenso verfehlt wäre es, Mexiko unter der Herrschaft von Kaiser Maximilian als österreichische Kolonie zu bezeichnen, bloß weil der Herrscher ein Bruder des österreichischen Kaisers war.)
 
Alfonso war kein "Burgunder", er war ein Kapetinger abstammend vom westfränkischen/französischen König Robert II. den Frommen, der sein Urgroßvater war. Eine burgundische Dynastie gab es seit dem Einverleib des alten Burgund in das fränkische Reich in der Spätantike/Frühmittelalter gar nicht mehr.

Alfons' Vater war Heinrich von Brugund, Sohn des Herzogs Robert von Burgund (jüngerer Sohn von König Robert II.), welcher wie manch anderer französische Ritter damals auch auf die iberische Halbinsel zog um gegen die Mauren zu kämpfen. Er heiratete in die kastilische Königsfamilie ein und wurde von seinem Schwiegervater mit der Grafschaft Portugal beliehen. Alfons schütelte die kastilische Oberhoheit ab und krönte sich zum ersten König von Portugal.

Das westfränkische Herzogtum Burgund ging aus jenem Teil des alten burgundischen Königsreichs der Völkerwanderungszeit hervor, dass im Vertrag von Verdun dem Westfränkischen Reich zugesprochen wurde, während der Hauptteil später das "Königreich Arelat" bildete, das dem heiligen römischen Reich angehörte.
 
Eine "Kolonie" der Burgunder war Portugal schon deswegen nicht, weil es in keinem Abhängigkeitsverhältnis zum Herzogtum Burgund stand.
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Richtig. Anzumerken ist dazu allerdings, dass das von Heinrich von Burgund und seinem Sohn Alfons I. abstammende erste Königshaus von Portugal in seinen ersten Generationen einen persönlichen Kontakt zu seinem französischen Heimatland hielt. Besonders erwähnendswert ist da der Dom Ferdinand, Enkel von Alfons I., der auf Betreiben König Philipps II. Augustus mit der Erbin der bedeutenden Grafschaft Flandern verheiratet wurde. Ferdinand beteiligte sich dennoch an der Allianz gegen den könig von Frankreich die zu der für ihn katastrophalen Niederlage von Bouvines 1214 mit einer anschließenden Jahre langen Gefangenschaft im Louvre führte.

Ein Neffe Ferdinands war Dom Alfons, Sohn von König Alfons II., der ebenfalls nach Frankreich zog um dort durch eine Ehe die Grafschaft Boulogne zu erwerben. Er kehrte später aber nach Portugal zurück um als Alfons III. den Königsthron zu besteigen.
 
Das westfränkische Herzogtum Burgund ging aus jenem Teil des alten burgundischen Königsreichs der Völkerwanderungszeit hervor, dass im Vertrag von Verdun dem Westfränkischen Reich zugesprochen wurde, während der Hauptteil später das "Königreich Arelat" bildete, das dem heiligen römischen Reich angehörte.

Danke fuer Eure antworten.

Diesen Aspekt (Zitat oben) finde ich Grund genug, dass Thema "burgund" etwas zu oeffnen und zu fragen, wann Burgund oder tele davon, deutsch waren und wann deutsche teile (westen wohl) burgundisch waren?

Gruss

El Gringo
 
...wann Burgund oder tele davon, deutsch waren und wann deutsche teile (westen wohl) burgundisch waren?

Burgund gehörte nicht zu Deutschland, genauso wenig wie Teile Deutschlands zu Burgund gehörten.

Nachdem das fränkische Reich der Karolinger im 8. Jahrhundert durch diverse Reichsteilungen zu zerfallen begann, wurde auch der burgundische Reichsteil im Vertrag von Verdun 843 mehr oder weniger in drei Teile zerlegt. Der größte Teil davon wurde dem Mittelreich Kaiser Lothars I. zugesprochen, während ein kleinerer Teil im westfränkischen Reich Karls des Kahlen verblieb. Aus letzterem entstand das hochmittelalterliche französische Herzogtum Burgund das in der heutigen Region Bourgogne seine Fortsetzung fand.

Was das Mittelreich Lothars I. angeht so zerfiel auch dieses unter seinen Söhnen. Karl der Kahle schloss dessen burgundischen Teil kurzzeitig noch einmal an sein westfränkisches Reich an, doch schon 879 erhob sich der Adlige Boso von Vienne zum König von Niederburgund (Cisjuraien) und der Provence und macht sich somit faktisch selbstständig. Im Jahr 888 machte es ihm der welfische Dux Rudolf nach und erhob sich zum König von Hochburgund (Transjuranien). Es gab also nun zwei burgundische Königreiche sowie, wie oben schon genannt, das westfränkische burgundische Dukat.

Die beiden Königreiche "fusionierten" nach 947 zu einem gesamtburgundischen Reich, das nach seiner Hauptstadt häufig Regnum Aerelatense (Königreich von Arles) genannt wurde. Dieses Reich wurde schließlich 1032 unter Kaiser Konrad II. dem heiligen römischen Reich angeschlossen, in dem es nun neben dem teutonischen und dem italischen Regnum eines der drei Teilreiche darstellte. Während des Hochmittelalters bildete der Flusslauf der Rhône die Grenze Frankreichs zum Königreich Burgund und damit zum heiligen römischen Reich.

Im weiteren geschichtlichen Verlauf verschob sich hier die Grenze nach diversen Gebietsabtretungen schrittweise zugunsten Frankreichs nach Osten. Auf dem Boden des ehemaligen Hochburgund entstand die heutige Schweiz, sowie die französische Region Franché-Comte. Das einstige Niederburgund umfasste Gebiete der Regionen Rhône-Alpes und Provence, sowie einige Grenzgebiete des heutigen Italiens zu Frankreich.
 
Danke fuer die Antworten.

Habe leider gegenwaertig wenig Zeit.

Habe aber gesehn, dass ein Thread Burgund im 15. Jahrhundert aufgemacht wurde.

Das war sinnvoll!

Gruss
El Gringoooo
 
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