Der Sklavenhandel war ja vorallem ein "innerafrikanisches" Phänomen. Zum Beispiel kauften die Mauren bevorzugt Europäer und Schwarazfrikaner als Sklaven - aber eine ausgeprägten multikulturelle Gesellschaften kann ich dort dennoch nicht erkennen...
Gruss Pelzer
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Dass der atlantische (west)afrikanische Sklavenhandel des 17. und 18. Jhds. oder selbst der ostafrikanische Sklavenhandel arabischer Warlords und Händler aus dem Oman und Sansibar ein innerafrikanisches Phänomen war, darin würde ich widersprechen. Im Grunde handelte es sich um eine frühe Globalisierung. Die demographischen, wirtschaftlichen, kulturellen und letztlich auch politischen Auswirkungen und Verwerfungen auf die Geschichte Nordamerikas und der Karibik waren immens. Die Geschichte der USA und Brasiliens, aber auch die von Kuba und Jamaika bleibt unverständlich ohne die Kenntnis der Sklaverei.
Die Entdecker Mungo Parke und David Livingston schilderten die Unmenschlichkeit der Sklavenrazzien und die Abolitionisten und Feministinnen des 19. Jahrhunderts, William Lloyd Garrison, Angelina Grimké, Harriet Beecher-Stowe und last but least Frederick Douglass klagten die Institution der Sklaverei als die moralische Katastrophe an, die sie war.
Die Frage nach positiven Auswirkungen wirkt vor dem faktischen Hintergrund zynisch, da Sklaverei niemals außer für die Nutznießer des Systems irgend einen Vorteil gebracht hat, im Gegenteil, sie begünstigte Monopolismus und Lobbyismus, machte ganze Landstriche arm, beförderte nicht nur unter Sklaven Unwissenheit und Analphabetismus. Die begründeten Abstiegsängste freier (weißer) Handwerker und Farmer beförderte Abgrenzung, Vorurteile und Rassenhass. Im Imperium des Colonel Lloyds gab es nur drei Kasten von Menschen: Sklavenhalter, Aufseher und Sklaven. Alle Stellmacher, Wagner, Schuster und überhaupt alle Fachkräfte waren Eigentum des Colonels. Es gab weder eine Schule, noch ein Rathaus. Die Kinder Eduard Lloyds, jedenfalls seine weißen, wurden von Hauslehrern unterrichtet, Rechts- und Eigentumsstreitigkeiten konnte es nicht geben, denn die meisten Bewohner waren selbst Eigentum, für die der Aufseher Staatsanwalt, Richter, Büttel und Henker war. die Aussage eines Sklaven besaß nur Gewicht, wenn sie gegen einen Mitsklaven aussagte.
"Sie, die Lloyds verzehrten die Delikatessen, die Marylands Wälder und Gewässer zu bieten hatten und genossen den Luxus, die Dienerschaft auszupeitschen von Old und Young Barney, dem 1. und 2. Stallmeister und Vater und Sohn bis herunter zu William Wilkes dem Kutscher." The Life and Times of Frederick Douglass.
Die schwarzen Hausangestellten, von denen der Colonel allein auf seiner "Residenzplantage", der "Great House Plantation" 15 beschäftigte, bildeten eine Art schwarzer Aristokratie, die auch meist einige Schattierungen heller waren, als die "Field Hands". William Wilkes war der leibhaftige Sohn von Eduard Lloyd und einer Sklavin, die sich großer Gunst erfreute. William sah seinem Vater sehr ähnlich und mehr noch, seinem Halbbruder Murray Lloyd. Aus keinem anderen Grund hegte Murray eine heftige Feindschaft gegen Wilkes und lag seinem Vater in den Ohren, ihn über den Baltimorer Sklavenhändler Austin Woolfolk zu verkaufen. endlich hatte er ihn soweit, vorher sollte Wilkes aber ausgepeitscht werden, was auch geschah, aber letztlich halbherzig, und Colonel Lloyd gab Wilkes anschließend eine goldene Uhr. Am nächsten Tag wurde Wilkes von dem unbarmherzigen Woolfolk in Ketten gelegt und in Baltimore versteigert. Bei der Versteigerung geschah dann aber etwas Unglaubliches: William Wilkes bot für sich selbst, überbot alle weißen Kaufinteressenten und blieb anschließend in Baltimore wohnen. man munkelte, dass Colonel Lloyd dabei die Hand im Spiel hatte. Douglass recherchierte aber später die Wahrheit. William Wilkes hatte eine Reihe freigelassener Freunde in Baltimore, die ihm das Geld für den Freikauf liehen.
Sorry, die Anekdote war einfach zu originell, ich verspreche, nichts mehr von den Lloyds zu erzählen, sondern von der Dynastie Beckford, von der vom 17. bis ins 19. Jhd drei Generationen einen teil Jamaicas und die City of London beherrschten. Einer schrieb eine Art Handbuch wie man eine Zuckerplantage und Siederei ökonomisch betrieb und listete akribisch das lebende Inventar seiner Besitzungen auf. Während dieser Beckford
Geld verdiente, gab es ein Cousin kultiviert aus. William Thomas Beckford
war schriftstellerisch tätig, befreundet mit Byron und ein musisch begabter Dandy, der,nach eigenen Angaben bei Mozart Klavierstunden hatte.