Quellenanalyse Zeitungsartikel

Robert Craven

Aktives Mitglied
Liebe Geschichtsprofis,

was muss ich bei einer Quellenanalyse eines Zeitungsartikels beachten? Der Artikel wirkt seriös und authentisch, hat deskriptiven Charakter und zählt wohl mehr als Überrest, denn als Tradition, da er sich direkt an Zeitgenossen wendet. Wie ist die offizielle Typenbezeichnung eines Zeitungsartikels als historische Quelle - Publizierte Quelle? , Öffentliche Quelle? Gibt es differenzierte Kategorien innerhalb des Quellenkomplexes "Zeitungsartikel"? Hat sich jemand von Euch mit dieser Problematik bereits auseinandergesetzt? Wäre über Anregungen dankbar. :winke:

Hochachtungsvoll, Robert Craven
 
Liebe Geschichtsprofis,

was muss ich bei einer Quellenanalyse eines Zeitungsartikels beachten? Der Artikel wirkt seriös und authentisch, hat deskriptiven Charakter und zählt wohl mehr als Überrest, denn als Tradition, da er sich direkt an Zeitgenossen wendet. Wie ist die offizielle Typenbezeichnung eines Zeitungsartikels als historische Quelle - Publizierte Quelle? , Öffentliche Quelle? Gibt es differenzierte Kategorien innerhalb des Quellenkomplexes "Zeitungsartikel"? Hat sich jemand von Euch mit dieser Problematik bereits auseinandergesetzt? Wäre über Anregungen dankbar. :winke:

Hochachtungsvoll, Robert Craven


Hallo Robert

Ich habe zwar noch keinen Zeitungsartikel als Quelle bearbeitet. Aber wenn ich das machen müsste, dann würde ich das genau gleich machen wie bei allen andern Quellen.

Als Typenbezeichnung würde ich Zeitungsartikel angeben.

Ich hab mal bei Borowsky (Einführung in die Geschichtswissenschaft) und bei Brandt (Werkzeug des Historikers) nachgeschaut. Bei beiden kommen Zeitungsartikel nicht vor.
 
Liebe Ursi, das hilft mir zwar inhaltlich nur wenig weiter, aber ich muss dir mal ein riesen Dankeschön aussprechen, für deine bereitwillige Hilfe und immerwährende Bereitschaft auf die anstrengensten Fragen zu antworten!:winke: Habe auch schon in Geschichtswerkzeugbüchern nachgeschaut, ohne Erfolg. Aber eigentlich müsste gerade die Problematik des Zeitungsartikels als Quelle im Bereich der neuesten Geschichte erwähnung finden. Nun gut, ich ordne ihn in die Kategorie der öffentlichkeitswirksammen Publikationen ein und nenne ihn "Zeitungsartikel". :yes:
 
Liebe Ursi, das hilft mir zwar inhaltlich nur wenig weiter, aber ich muss dir mal ein riesen Dankeschön aussprechen, für deine bereitwillige Hilfe und immerwährende Bereitschaft auf die anstrengensten Fragen zu antworten!:winke: Habe auch schon in Geschichtswerkzeugbüchern nachgeschaut, ohne Erfolg. Aber eigentlich müsste gerade die Problematik des Zeitungsartikels als Quelle im Bereich der neuesten Geschichte erwähnung finden. Nun gut, ich ordne ihn in die Kategorie der öffentlichkeitswirksammen Publikationen ein und nenne ihn "Zeitungsartikel". :yes:

Gern geschehen, leider konnte ich dir jetzt nicht wirklich helfen. Hast du schon gegoogelt? Wobei wird wohl auch nichts rauskommen.

Was ist es den für einen Artikel?
 
Ein Artikel über die Ernährungssituation in der Nachkriegszeit, genauer, über den Beginn von CARE Lieferungen in der französischen Besatzungszone.

(Viele Grüße, an alle Seminarteilnehmer, die das jetzt googeln und weitere Informationen erhofft haben - sorry)
 
Gibt es differenzierte Kategorien innerhalb des Quellenkomplexes "Zeitungsartikel"? Hat sich jemand von Euch mit dieser Problematik bereits auseinandergesetzt?

Hallo,
müßte man nicht nach der Zielsetzung der Untersuchung unterscheiden:

1. Wenn es um die Rezeption historischer Vorgänge geht, z. B. die öffentliche Diskussion über die Ernährungsproblematik, die Einstellung in der Gesellschaft zu den CARE-Paketen usw., könnte ein Zeitungsartikel (mit anderen) als Primärquelle herangezogen werden. In diesen Bereich würde ich die Wiedergabe von Meinungen im Artikel einordnen, soweit deren Auswertung Gegenstand der Untersuchung ist. Wie gesagt, hängt von der Fragestellung ab.

2. Ansonsten könnte der Inhalt Fakten liefern, indem z.B. Statistiken o.ä. zu den CARE-Paketen, Ernährungsverhältnisse zitiert werden, insoweit Überrest.

Vielleicht können sich mal die Profis dazu äußern? :fs:
Grüße
Thomas
 
Hallo,
müßte man nicht nach der Zielsetzung der Untersuchung unterscheiden:

1. Wenn es um die Rezeption historischer Vorgänge geht, z. B. die öffentliche Diskussion über die Ernährungsproblematik, die Einstellung in der Gesellschaft zu den CARE-Paketen usw., könnte ein Zeitungsartikel (mit anderen) als Primärquelle herangezogen werden. In diesen Bereich würde ich die Wiedergabe von Meinungen im Artikel einordnen, soweit deren Auswertung Gegenstand der Untersuchung ist. Wie gesagt, hängt von der Fragestellung ab.

2. Ansonsten könnte der Inhalt Fakten liefern, indem z.B. Statistiken o.ä. zu den CARE-Paketen, Ernährungsverhältnisse zitiert werden, insoweit Überrest.

Vielleicht können sich mal die Profis dazu äußern? :fs:
Grüße
Thomas
Wenn ich es richtig gelesen habe, geht es darum, wie ein Zeitungsartikel im Quellennachweis einer Publikation, bzw. Datenbank zu vermerken ist ?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Literaturverzeichnis und Quellenverzeichnis. Bei den Quellen unterscheidet man zwischen ungedruckten, also handschriftlichen Quellen und gedruckten Quellen, d.h. Quelleneditionen, wie z.B. Urkundenbücher usw.
Ein Zeitungsartikel gehört eindeutig in die Kategorie Literatur.
Zitierweise:
Autor, Titel des Artikels, in: Titel der Zeitung/Zeitschrift, Verlag, Druckort, Jahrgang, bzw. "vom" genaues Tagesdatum, Seitenzahlen unter dem der Artikel in der Zeitung steht.
 
Nein, nein es geht wirklich um die Kategorisierung eines Zeitungsartikels als Quelle, nicht um die Quellenangabe.;) Anscheinend gibt es keine genau definierte Quellengattung, denen ein Artikel angehört. Also muss Überrest, publiziert und deskriptiv als Beschreibung reichen. Trotzdem Danke für eure Gedankengänge! War wie immer eine Freude!
Hochachtungsvoll, Robert Craven
 
Aus Boshof, Egon; Düwell, Kurt; Kloft, Hans, Grundlagen des Studiums der Geschichte, 1973 (5. Auflage 1997), S. 253 - 255.

Düwell schrieb:
e. Publizistische Quellen als schriftliche Überreste

Publizistik hat im weitesten Sinne mit der Übermittlung von Nachrichten und Meinungen und ihrer Darstellung zu tun. Sie ist im Allgemeinen auf Aktualität gerichtet, daher für den Historiker als Überrest zu verstehen. [...]
Im Unterschied zu den Traditionsquellen, zu denen man allgemein die Presse dann rechnen muss, wenn sie direkt der Nachwelt bestimmte Zusammenhänge überliefern will, ist die große Gruppe der publizistischen Überreste vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie viele für den Zeitgenossen allgemein interessante oft auch spezielle Einzelheiten von gewissen Interesse enthält. Eine Absicht, die vielen Mosaiksteinchen einzelner Nachrichten und Tatsachen zu einer historiographischen Gesamtdarstellung zu vereinigen, besteht dabei für das jeweilige Blatt meist nicht. [...]
Erfordert hier schon manche Nachricht eine Überprüfung (falls der Historiker sich auf eine bestimmte Meldung der Presse berufen will), so gilt dies in besonderem Maße für solche publizistischen Erscheinungen, in denen bereits Interpretationen vermischt mit Tatsachen zusammen auftreten, am deutlichsten etwa in der bekannten Form des Leitartikels. Hier erfahren Tatsachen nicht selten Stilisierungen, zuweilen gar Entstellungen. [...]
[FONT=&quot]Zwar ist die absolut reine Form von Nachrichtenübermittlung ohne Beimengung subjektiver Elemente durch den Berichterstatter ebenso wenig denkbar, weil es sich ja immer zugleich um eine Sammlung und Formulierung von Nachrichten handelt; aber eine gewisse Zuverlässigkeit der Korrespondenz oder der Agenturmeldung ist doch sehr wohl möglich. Andererseits sind Fehler in der Aufnahme oder Übermittlung von Nachrichten nicht auszuschließen.
[/FONT]
 
Nein, nein es geht wirklich um die Kategorisierung eines Zeitungsartikels als Quelle, nicht um die Quellenangabe.;) Anscheinend gibt es keine genau definierte Quellengattung, denen ein Artikel angehört. Also muss Überrest, publiziert und deskriptiv als Beschreibung reichen. Trotzdem Danke für eure Gedankengänge! War wie immer eine Freude!
Hochachtungsvoll, Robert Craven
Nun, in der Einteilung der Quellenangaben habe ich doch geschrieben, daß ein Zeitungsartikel unter der Quellengattung "Literatur" wiederzufinden ist. Genau nach diesen Quellengattungen ist ja ein Quellen- und Literaturverzeichnis eingeteilt.
 
Ich finde nicht, dass ein Zeitungsartikel ein Überrest ist. Natürlich wendet er sich an die Zeitgenossen, aber jeder der einen Zeitungsartikel schreibt weiss auch, dass Zeitungen archiviert werden.Ich würde sagen, ein Artikel ist Tradition.
Jeder, der irgend etwas schreibt, weiß, dass dieser Text theoretisch lange erhalten bleiben könnte (wenn er/sie nicht gerade auf Thermopapier schreibt). Das ist aber für die Einstufung unerheblich.

Erheblich ist hingegen, dass ein Zeitungsartikel für ein zeitgenössisches Publikum geschrieben ist. Und das qualifiziert ihn als Überrest, dessen Funktion es ist, im Hier und Jetzt in möglichst großer Zahl verkauft zu werden und nicht in ferner Zukunft in Archiven zu lagern.
 
Nun, in der Einteilung der Quellenangaben habe ich doch geschrieben, daß ein Zeitungsartikel unter der Quellengattung "Literatur" wiederzufinden ist. Genau nach diesen Quellengattungen ist ja ein Quellen- und Literaturverzeichnis eingeteilt.
Entschuldige, wenn ich widerspreche. Ein Zeitungsartikel müsste im Anhang einer Hausarbeit o.ä. definitiv unter den Quellen stehen, wenn man ihn als solche nutzt. Als Sekundärliteratur sind Zeitungsartikel aufgrund ihrer populärwissenschaftlichen Schreibweise nur selten zu gebrauchen.
Im Übrigen kann ich Kunifer nur rechtgeben: Ein als Quelle benutzter Artikel zählt in 99% der Fälle zum Überrest. Wer schreibt schon mit der Intention die Nachfahren zu informieren. Ein Artikel, der sich in die Traditionsquellen einordnet, würde wahrscheinlich schon vor dem Druck vom Redakteur wegen Langeweile aussortiert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Entschuldige, wenn ich widerspreche. Ein Zeitungsartikel müsste im Anhang einer Hausarbeit o.ä. definitiv unter den Quellen stehen, wenn man ihn als solche nutzt. Als Sekundärliteratur sind Zeitungsartikel aufgrund ihrer populärwissenschaftlichen Schreibweise nur selten zu gebrauchen.
Im Übrigen kann ich Kunifer nur rechtgeben: Ein als Quelle benutzter Artikel zählt in 99% der Fälle zum Überrest. Wer schreibt schon mit der Intention die Nachfahren zu informieren. Ein Artikel, der sich in die Traditionsquellen einordnet, würde wahrscheinlich schon vor dem Druck vom Redakteur wegen Langeweile aussortiert werden.

Sag mal, wie viele Publikationen hast du schon veröffentlicht und in welcher steht ein als Quelle benutzter Artikel unter der Kategorie "Überrest". Was soll das überhaupt sein - Überrest ? Man unterscheidet bei jeglicher Publikation ausschließlich zwischen Quellen und Literatur. Die Erwähnung eines "gedruckten" Artikels, ist in jeglichen nach allgemeingültigen Maßstäben aufgebauten Artikeln, Belegarbeiten, Semesterschriften, Diplomschriften, Dissertationen, usw. unter "Literaturverzeichnis".

Eine Quelle hingegen ist streng genommen ausschließlich eine Handschrift, bzw. die Edition einer Handschrift.

Im Bereich Literaturverzeichnis gibt es eindeutige Unterkategorien, wie Monographien, Zeitschriften, Statistiken.

Als dritte und vierte Unterscheidung gibt es allerdings noch: Abbildungen und Tabellen.

Ich habe jetzt mal spaßenshalber ca. 100 Bücher durchgesehen. Nirgends wird hier von einem Überrest gesprochen.

Die Intention eines Artikels ist überhaupt nicht ausschlaggebend für die Einordnung in eine der Quellenkategorien.
 
Nein, nein es geht wirklich um die Kategorisierung eines Zeitungsartikels als Quelle, nicht um die Quellenangabe.;) Anscheinend gibt es keine genau definierte Quellengattung, denen ein Artikel angehört. Also muss Überrest, publiziert und deskriptiv als Beschreibung reichen. Trotzdem Danke für eure Gedankengänge! War wie immer eine Freude!
Hochachtungsvoll, Robert Craven

Die Kategorisierung eines Zeitungsartikels als Quelle bedeutet,daß er genau unter dieser genannten Kategorie im Quellenverzeichnis stehen muß. Ergo, ist die Quellenangabe die Definition des Artikels als die jeweilige Quellenkategorie.

Da der Artikel gegenüber einem Buch eine andere Form besitzt, wird er dementsprechend mit anderer Zitierweise im Literatur- und Quellenverzeichnis zu finden sein.
 
@Strupanice,

ich glaube, Du bist etwas vernagelt - was dieses Thema betrifft!
Robert Craven hat einen zeitgenössischen Zeitungsartikel vorliegen, den er als Quelle [sic!] bearbeitet. Die Frage war, wie der Zeitungsartikel quellenkritisch zu behandeln sei. Die Antwort war: Nachricht als Überrest, Leitartikel als Tradition. Es geht nicht darum, ein Quellenverzeichnis für Überrestquellen und eines für Traditionsquellen zu erstellen.
Ohne Frage gehört der Zeitungsartikel in das Quellenverzeichnis. Du würdest ja auch eine Hitlerrede oder Francos Drehbuch Raza nicht ins Literaturverzeichnis stellen.
 
Zunächst einmal vielen Dank an El Quijote, ich hoffe das Mißverständnis, was ich mit meiner Frage aufgeworfen habe, ist jetzt aus der Welt.
Was soll das überhaupt sein - Überrest ? Man unterscheidet bei jeglicher Publikation ausschließlich zwischen Quellen und Literatur.
Ich habe nach einer Kategorisierung innerhalb der Quellen gefragt, die Literatur kannst du demnach völlig aus dem Zusammenhang streichen. Und eine grundlegende Aufteilung der historischen Quellen ist die Unterscheidung zwischen Traditionsquellen und Überrestquellen. Das geht u.a. auf Droysen zurück. Tradition ist grob gesagt alles, was für die Nachwelt geschaffen wird, etwa ein Denkmal. Überreste sind Zeugnisse einer Zeit, die nicht direkt aufgrund der Überlieferung geschaffen worden sind. Beide Arten sind zu unterscheiden und anders zu bewerten. Daher spielt auch die Intention des "Quellenmachers" eine Rolle. Diese ist für die Beurteilung der Authentizität sehr wichtig.
Ich habe jetzt mal spaßenshalber ca. 100 Bücher durchgesehen. Nirgends wird hier von einem Überrest gesprochen.
Dann hast du dir unnötig viel Arbeit gemacht und einfach in die falschen 100 Bücher geschaut. Sieh mal in Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 1958. Dieses Grundlagenbuch ist Stoff in jedem halbwegs organisierten Geschichtstutorium.
Eine Quelle hingegen ist streng genommen ausschließlich eine Handschrift, bzw. die Edition einer Handschrift.
Eine Briefmarke, ein alter Löffel, Reste eines mittelalterlichen Klosetts oder auch ein altes Schwert können als Quelle dienen. Es kommt hierbei immer auf die Fragestellung an, bzw. das was der Historiker aus der Quelle erfahren möchte. Bei einer Briefmarke mit Königin Elisabeth darauf, ist es legitim zu schließen, das diese Person in der Gesellschaft ihrer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad hatte, ob ihr Ansehen eben so hoch war, verrät diese Quelle nicht.
Die Intention eines Artikels ist überhaupt nicht ausschlaggebend für die Einordnung in eine der Quellenkategorien.
[FONT=&quot]Ob der Autor für seine Zeitgenossen schreibt (wie bei einem Artikel meißt üblich) oder eine Art Manifest schaffen möchte ist für die Quellenanalyse sehr erheblich! Auch ob der Artikel informativ und neutral verfasst ist, oder klar eine politische Richtung anzeigt wäre zu beachten. Das sind nur einige Beispiele dafür, was ich mit Intention meinte. Jenachdem dient die Quelle für gewisse Fragestellungen und für andere eben nicht, jenachdem ist sie Tradition oder Überrest.[/FONT]
 
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