Rätsel der Steinzeit - Schwangerschaften während Stillzeit

phoenix11

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In dem Beitrag "Rätsel der Steinzeit "vom 4. November 2017 auf Arte (aktuell leider nicht mehr in den Mediatheken auffindbar?) wurde von dem Direktor des Landesmuseums in Halle, Harald Meller, mitgeteilt, dass Schwangerschaften bei Frauen vor der Sesshaftigwerdung der Menschen bei laufender Stillzeit ausgeschlossen waren. Nach der Sesshaftigwerdung in Verbindung der Entstehung der Landwirtschaft sei es dagegen möglich gewesen, trotz laufender Stillzeit bereits wieder schwanger zu werden. Dadurch sei eine wesentliche Grundlage für Bevölkerungswachstum gelegt worden. (etwa Minute 8:30 des Beitrags)

Nun ist es ja aktuell nach meinem Kenntnisstand so, dass Frauen tatsächlich in der Stillzeit zumindest nach gewisser Zeit wieder schwanger werden können. Woher hat man heute die Erkenntnisse, dass das vor der Sesshaftigwerdung anders war? Wie kann man sich archäologische Befunde vorstellen, die diese Theorie ermöglichen? Können Sie mir hier weiterhelfen, Quellen zu finden und zu erschließen?
 
danke, in dem Beitrag geht es ja darum darzustellen, aus welchen Gründen bei laufender Stillzeit der Eisprung gehemmt wird. Ich finde allerdings darin keine Aussage, warum nach der Sesshaftigkeit des Menschen dies anders zu sehen sei?
 
Die Ovulation ist nicht stressunabhängig. Der weibliche Körper setzt sie unter bestimmten Stressformen (etwa extremer Hunger) aus.
 
In dem Beitrag "Rätsel der Steinzeit "vom 4. November 2017 auf Arte (aktuell leider nicht mehr in den Mediatheken auffindbar?) wurde von dem Direktor des Landesmuseums in Halle, Harald Meller, mitgeteilt, dass Schwangerschaften bei Frauen vor der Sesshaftigwerdung der Menschen bei laufender Stillzeit ausgeschlossen waren.

Ausgeschlossen wohl nicht, aber es ist mWn ziemlich unwahrscheinlich.

Nach der Sesshaftigwerdung in Verbindung der Entstehung der Landwirtschaft sei es dagegen möglich gewesen, trotz laufender Stillzeit bereits wieder schwanger zu werden. Dadurch sei eine wesentliche Grundlage für Bevölkerungswachstum gelegt worden. (etwa Minute 8:30 des Beitrags)

Wichtiger dürfte sein, dass die Stillzeit bei Sesshaften sehr viel kürzer ist. Bei nicht-sesshaften Wildbeutern werden Kinder oft drei oder sogar vier Jahre lang gestillt. Ein Grund dafür ist die Schwierigkeit, für so kleine Kinder andere Nahrung (in ausreichender Menge) bereit zu stellen. Zugang zu Milch (von Tieren), Getreide (zur Breiherstellung) etc.

Auch müssen Kinder bis zu dem Alter getragen werden. Ein zweites Kleinkind ist da mehr als hinderlich. Bei Sesshaften gibt es dieses Problem nicht. Daher ist auch in den Augen der betroffenden Mütter bzw der Gesellschaft, in der sie leben, eine frühere erneute Schwangerschaft ungünstig.

Nun ist es ja aktuell nach meinem Kenntnisstand so, dass Frauen tatsächlich in der Stillzeit zumindest nach gewisser Zeit wieder schwanger werden können. Woher hat man heute die Erkenntnisse, dass das vor der Sesshaftigwerdung anders war?

Da kommen wohl mehrere Dinge zusammen:

Einmal scheint das Stillen tatsächlich eine empfängisverhütende Wirkung zu haben. Nicht, dass mann & frau sich darauf verlassen sollten, wenn sie Zugang zu anderen Mitteln zur Empfängnisverhütung haben! (Also brav weiter Kondome etc nutzen, wenns keinen Nachwuchs geben soll. ;) ) Aber es scheint dazu beizutragen.

Laktationsamenorrhö-Methode – Wikipedia

Dazu könnte die Frage der Ernährung bzw Nahrungs- und besonders Fett-Versorgung kommen. Auch diese beeinflusst den Eisprung und damit die Empfängnisfähigkeit, besonders wenn der Organismus der Mutter durch die Milchproduktion recht viel Fett "verbraucht". Ist die Nahrung bei nicht-sesshaften Wildbeutern fettarm könnte das, zusammen mit dem Stillen, reichen, eine weitere schwangerschaft zu verhindern.

Und wenn diese Effekte nicht ausreichen, eine erneute Empfänigs zu verhüten, bevor das jetzige Kind abgestillt werden (und selbst laufen) kann, gibt es weitere Möglichkeiten, von Abtreibung bis Säuglingsmord.

Also im Prinzip: Ja. Die Geburtenfolge kann bei Sesshaften sehr viel kürzer und damit das Bevölkerungswachstum sehr viel größer sein.
 
Auch müssen Kinder bis zu dem Alter getragen werden. Ein zweites Kleinkind ist da mehr als hinderlich. Bei Sesshaften gibt es dieses Problem nicht. Daher ist auch in den Augen der betroffenden Mütter bzw der Gesellschaft, in der sie leben, eine frühere erneute Schwangerschaft ungünstig.
Wobei es in den brasilianischen Regenwäldern ein Indianervolk gab, die Neugeborene töteten, wenn die Gruppe nicht über ausreichend Mitglieder verfügte, welche Kleinkinder im Falle eine Fluchtnotwendigkeit tragen könnten. Vielleicht gibt es diesen Usus immer noch, aber dort ist ja leider derart viel im Wandel, dass Infos, die vor zehn Jahren noch galten heute völlig veraltet sind.
 
Meinst du jetzt bei sesshaften oder nicht-sesshaften Amazonasbewohnern? Wobei hier die Übergänge ja fließend sein können.

Dass Säuglingstötungen aus ua diesem Grund bei verschiedenen Völkern vorkamen glaub ich mich erinnern zu können, bspw im Zusammenhang mit Zwillingsgeburten. Aber ich krieg nicht mehr zusammen, wo ich das her hab.
 
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