Rainer F Schmidt und seine Beurteilung von Poincarre, Buch Kaiserdämmerung

Nein, seit der Krieg in Sicht Krise war klar, dass Großbritannien eine weitere Schwächung Frankreichs nicht zulassen würde.

Die Krieg-in-Sicht-Krise hatte noch eine ganz andere Konsequenz. Der Außenminister der k.u.k.Monarchie Andrassy konnte ÖU "endlich" auf der richtigen Seite platzieren. Die Reisen des Kaisers Franz-Joseph nach Petersburg, das Treffen mit dem italienischen König in Venedig, das war alles nicht nach dem Geschmack Bismarcks. Die Krieg-in-Sicht-Krise kam für Andrassy wie gerufen.

Andrassy Taktik, das deutsch-österreichische Verhältnis grundlegend zu verbessern und bündnisreif zu machen, war im Prinzip durch eine strikte Zurückhaltung, aber gleichzeitig das Gewährenlassen von Russland, um eine nachhaltige antirussische Wirkung bei Bismarck hervorzurufen. Die beiden europäischen Flügelmächte wollten nachdrücklich, das sich Wien bei einer gemeinsamen Demarche in Berlin beteiligen soll. Andrassy machte nicht mit.

Bismarck versuchte mit der Mission Radowitz die Möglichkeiten einer deutsch-russischen Vereinbarung hinsichtlich des Balkan und Elsass-Lothringen auszuloten. Gortschakow lehnte glatt ab.

Der Zar gab den französischen Botschafter Le Flô eine Zusicherung zum Schutz vor einen deutschen Präventivschlag.

Gortschakows Konfliktstrategie, die dieser mit seinem Intrigenspiel gegen Bismarck und den diesbezüglichen Informationen an die europäischen Kabinette eingeleitet hatte, so lag hier die Determinate für Bismarcks Reaktion verborgen, in der bewußten weiteren Verschärfung der Krise und auf der anderen Seite Andrassy den Faden in die Hand gab, ohne sich selbst zu exponieren und ohne eigene, präventive Maßnahmen von Wien aus zu ergreifen, der weiteren Entwicklung der Dinge ihren Lauf lassen konnte.

Andrassy warnte Bismarck davor, das Gortschkow wohl gewillt sei "durch eine möglichst demonstrative Inszenierung der russischen Friedensvermittlung...das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland zu trüben." (Diktat Bismarck vom 06.10.1876, Abschrift im Politischen Archiv).

Bismarck war über Gortschakow sehr verbittert und hat sich beispielweise gegenüber den englischen Botschafter Russel entsprechen wütend und abfällig über Gortschakow geäußert.

Kurze Zeit nach der russisch-englischen Intervention verlangte Andrassy die Abberufung des deutschen Botschafter von Schweinitz. Dieser war Andrassy Russland zu wohlgesonnen.
 
Gortschakow war sich durchaus darüber bewusst, das Bismarck keinen Krieg gewollt hatte. So führte er gegenüber den Zaren aus, "[...] das nach unserer Überzeugung nach die Idee eines Krieges von Fürst Bismarck nicht ernsthaft erwogen worden ist. (1)
Gortschakow strebte die Dominanz an und er war nicht willens Deutschland Reziprozität zu gewähren. Gortschakow Anliegen war nicht die Beziehungen wirklich zu schädigen, nun ja, dafür war sein Vorgehen nicht unbedingt glücklich gewählt, sondern sowohl Frankreich als auch Deutschland zu veranlassen, sich mit Russland gut zu stellen und sich um dessen Wohlwollen zu bemühen.


Linke, Gortschakow und Bismarck
 
Wenn man das alles so ließt, muss man automatisch an das Macciavelli Zitat denken, dass gerade in der Linken Debatte in Deutschland so häufig zitiert wird (zB. im neuen Buch von Lafontaine):
Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.

Niccolò di Bernardo dei Machiavelli (1469 - 1527)
 
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