Reichsgrafschaft Ortenburg

Ortenburger

Mitglied
Hallo zusammen,

wie mein Nickname schon erkennen lässt, beschäftige ich mich mit der Geschichte der ehemaligen Reichsgrafschaft Ortenburg in Niederbayern.

Dementsprechend suche ich nach Kontakten zu Personen, die sich ebenso mit der Geschichte des Geschlechtes (einem Seitenzweig der Spanheimer) beschäftigen. Des Weiteren beschäftige mich auch mit den Baudenkmälern im Ortenburger Raume bzw. mit Bezug zum Grafenhaus.

Zu meinem Kenntnisstand. Die Wikipedia-Artikel kenne ich allesamt, wer genauer in die Versionsgeschichte nachsieht wird feststellen, dass die meisten Artikel in der Urform meiner Feder entstammen. Leider sind diese nicht mehr auf aktuellem Forschungsstand, leider fehlt mir die Zeit alle erneut zu überarbeiten.

Bis auf die Veröffentlichungen des verstorbenen Prof. Dr. Friedrich Hausmanns sind die Quellen zum Großteil entweder veraltet oder verfälscht. Das Standardwerk worauf sich die meisten als Quelle beziehen ist von Ferdinand Huschberg und aus dem Jahre 1828. Leider wurden darin auch Ansichten und Fälschungen der gräflichen Familie aus dem 15. und 16. Jahrhundert übernommen. Neuere Arbeiten sind leider schwer zu finden. Problematisch sind zum Teil leider auch die Historischen Atlanten von Bayern, da darin neben Quellen im Hauptstaatsarchiv in München, wiederum auf Huschberg verwiesen wird.

Ein Kapitel der Ortenburger Geschichte ist im Gegensatz zu allen anderen Epochen mehr als gut erforscht, dabei handelt es sich um die Einführung der Reformation im Jahre 1563 durch Graf Joachim. Die daraus entstandenen Wirrungen sind bestens erforscht, es kommen auch immer wieder einmal Dissertationen zu diesem Thema. Die restliche Zeit, vor und nach der Reformation, ist nur sehr dürftig und Lückenhaft erforscht, lediglich die Schulgeschichte und der Tausch der Grafschaft im Jahre 1805 sind noch gut erfasst.

Könnt Ihr mir vielleicht zu aktuellen Veröffentlichungen oder Ansprechpartnern raten? Ich suche beispielsweise auch nach unveröffentlichten Seminar-,Diplomarbeiten oder Dissertationen mit Bezug auf die Grafschaft, das Geschlecht oder Baudenkmäler. Leider sind nicht alle stets in Bibliothekskatalogen erfasst bzw. durchsuchbar.

LG Ortenburger
 
Die Wikipedia-Artikel kenne ich allesamt, wer genauer in die Versionsgeschichte nachsieht wird feststellen, dass die meisten Artikel in der Urform meiner Feder entstammen.

Welche Gründe dazu führten, dass die mächtigen Ortenburger sich den Wittelsachern beugen mussten und ihre Grafschaft schließlich nur noch ein winziges Territorium war, geht aus deinen verschiedenen Artikeln zur Ortenburg und zu den Ortenburgern leider nicht klar hervor. Vielleicht kannst du dazu etwas sagen? :winke:
 
Hallo Dieter,

also der Ortenburger Niedergang ist etwas verzwickt und erstreckt sich über mehrere Personen. Es ist zwar in Wikipedia drin, nur müsste man dabei wohl alle Artikel zu den Personen und den Grafschaften insgesamt lesen.

Es begann im Grunde genommen mit der Erbteilung nach dem Tode Rapotos I. von Ortenburg. Der ältere Sohn, Rapoto II. von Ortenburg erhielt die Güter südlich des Rottals (einschließlich des Rottals), sowie die Grafschaftsrechte um Kraiburg und Marquartstein. Ebenso die Besitzungen in Tirol. Der Jüngere Heinrich erhielt alle Güter nördlich des Rottals, vor allem die Güter in der heutigen Oberpfalz. Auf die zahlreichen Vogteirechte gehe ich jetzt einmal nicht ein. Der Besitz um Ortenburg wurde anscheinend gemeinsam verwaltet. Diese Teilung wird als einer der ersten Gründe für den Niedergang angesehen, da sich daraus auch eine Aufsplitterung des Hauses ergab.

Der Niedergang vollzog sich dann eine Generation später. Die ältere, inzwischen pfalzgräfliche, Linie starb mit Rapoto III. im Jahre 1248 aus. Einen männlichen Erben gab es nicht, nur eine Erbtochter. Die zahlreichen Kirchenlehen waren Mannlehen und vielen daher heim, diese brachte der bayerische Herzog meist mit Gewalt an sich. Die restlichen Güter erwarb er dann von der Erbtochter Elisabeth und ihrem späteren Gatten Hartmann I. von Werdenberg. Damit ging sämtlicher Besitz im Rottal, im Chiemgau, in Tirol und Niederösterreich an die Wittelsbacher.

Die jüngere Linie versuchte nicht an diese reichen Besitzungen zu gelangen, sie war vielmehr mit sich selbst beschäftigt. Auslöser war die zweite Ehe Graf Heinrichs I. von Ortenburg. Aus erster Ehe gab es nur einen Sohn, Heinrich II., in zweiter Ehe zeugte er aber im hohen Alter nochmals drei Söhne. Heinrich II. fühlte sich um sein Erbe geschmälert und überwarf sich mit seinem Vater. Dieser vermachte seiner zweiten Frau und seinen drei Söhnen daraufhin 1238 die Herrschaft Murach in der Oberpfalz. Nach seinem Tode 1241 vielen die restlichen Besitzungen an seinen ersten Sohn. Dieser versuchte sich nun gewaltsam seiner Stiefmutter und -geschwistern Herr zu werden. Dies misslang allerdings. Sie erhielten päpstliche und kaiserliche Schutzbriefe, dies nützte der bayerische Herzog geschickt aus und besetzte die niederbayerischen Besitztümer, welche er anschließend nicht mehr heraus gab. Heinrich II. floh daraufhin und verstarb 1257 im böhmischen Exil. Der einzige Besitz der den drei Grafen verblieb war nun die niederbayerische Grafschaft, als auch die Herrschaft Murach. Durch ihre Flucht vor ihrem Bruder mussten sie sich allerdings hoch verschulden und waren wiederum über Jahre gezwungen Teile ihres Besitzes zu veräußern. Zwischen 1271 und 1285 nützten dies wiederum die Wittelsbacher geschickt aus, und eigneten sich so die Güter in der Oberpfalz an.

Zu jener zeit muss es auch einen Konflikt mit den benachbarten Geschlecht der Kammer gegeben haben, die 1280 Grafen von Hals bei Passau wurden. Diesen wiederum musste Rapoto IV. das bayerische Fahnlehen übergeben, 1291 erhielt er dafür die Burg Kamm samt umliegender Güter. Worum der Konflikt ging und worum es sich bei dem bayerischen Fahnlehen wirklich handelte ist heute nicht mehr bekannt.

Erst nach Rapoto IV. gelang es den Ortenburgern langsam wieder Fuß zu fassen und sich wieder neue Besitzungen anzueignen. Vor allem gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts durch geschickte Ehepolitik.

Dass den Grafen lediglich Ortenburg verlieb, liegt wohl einerseits daran, dass es seine ehemals strategische Bedeutung verloren hatte (Ortenburger Gründung der Stadt Vilshofen, als auch Errichtung des Ortenburger Amtes in Griesbach) und der Herzog daran wohl nur noch wenig Interesse hatte. Zudem wurde dies auch als der Stammsitz des Geschlechtes angesehen. Ihre Reichsunmittelbarkeit erhielten sie wohl später mit Begründung auf Rechten, die bereits Heinrich I. im Jahre 1229 erhielt.

Zu alldem muss man noch einen weiteren Vorgang in Betracht ziehen. Die Ortenburger verhalfen den bayerischen Herzögen zudem bereits vor dem Niedergang zu mehr Macht. 1247 vertrieben die Wittelsbachern mit Pfalzgraf Rapotos III. Hilfe die Grafen von Wasserburg. 1248 starben die ortenburger und wittelsbacher Feinde, die Grafen von Bogen aus. Nutznießer dabei waren allein die Wittelsbacher, die sich diese Besitzungen aneigneten.

Des Weiteren erlebten nicht nur die beiden Ortenburger Zweige einen Niedergang, sondern auch das gesamte Haus der Spanheimer. 1229 starb die Linie der Grafen von Lebenau aus, der Besitz ging bis auf die Salzburger Vogtei im Chiemgau verloren. 1269 (nominell bis 1279) verloren sie die Herzogswürde in Kärnten. Das einst mächtige Gesamtgeschlecht der Spanheimer verschwand somit innerhalb weniger Jahre fast vollständig. Zugleich starben das einst mächtige Geschlecht der Diepoldinger-Rapotonen, mit denen die Ortenburger eng verwandt waren, zwischen 1256 und 1258 ebenso aus. Der Rückhalt im Reiche brach damit für die Ortenburger also weg, weswegen sich die drei Grafen nicht mehr gegen die herzogliche Gewalt erwehren konnten.

LG Ortenburger
 
@Ortenburger

Du bist in das Thema ja ordentlich involviert. Verlinkungen helfen Dir also nicht wirklich.

Als Tipp, geh in das zuständige Archiv bzw. die zuständigen Archive und schau Dir die "Benutzerlisten" der Bestände (Konvolute, Einzelakten) zu "Ortenburg" der letzten Jahre an und nimm dann Kontakt zu den Nutzern auf. Dann könntest Du auf unveröffentlichte Semester-, Studienarbeiten etc. stoßen.

M.
 
Du bist in das Thema ja ordentlich involviert.

Wie man es nimmt. Gewisse Teile der Geschichte kennt man, im Mittelalter beispielsweise den Niedergang. Das ist aber auch alles. Über die Fehden jener Zeit weiß man nahezu nichts.

Vielmehr weiß ich inzwischen, dass was ich aus vielen Büchern weiß, ist leider falsch...

Deswegen suche ich ja nach anderen Fachmännern, oder aber (Hobby-)Forschern die in Büchern auf Dinge über die Ortenburger stoßen, wo man normal keinen Zusammenhang vermutet hätte.

Das mit den Archiven ist schon ein Guter Ansatz. Allerdings muss man ja einwilligen, dass die Daten ablesbar sind, viele tun das nicht. Und gerade zu Ortenburg gibts "etwas" viele zuständige Archive, je nach Themengebiet und Zeitalter (Tambach, München, Nürnberg, Landshut, Ludwigsburg, Linz, Wien,...). Das ist ein kleines Problem.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du Kontaktpersonen suchst - hast du es schon mit dem Bezirksheimatpfleger oder den Kreisheimatpflegern versucht? Gerade für regionale Fragestellungen verfügen die auch über Informationen über entlegene Publikationen.
 
Zum Teil, die Kreisheimatpfleger im Passauer und Traunsteiner Raum habe ich kontaktiert. Für Altenmarkt an der Alz und den Raum Oberviechtach bzw. für die Österreichischen Gebiete in Nordtirol, Raum Mondsee und Mattighofen in Oberösterreich und Tulln, Sitzendorf und Sieghartskirchen in Niederösterreich kenne ich leider die Ansprechpartner nicht. Für Ratschläge bin ich immer offen.
 
Eine allgemeine Frage an euch, kennt Ihr überregionale Literatur zum Zeitraum des Mittelalters bis inkl. der Reformation in den Räumen Ober- und Niederösterreich? Eine Reihe wie der Historische Atlas von Bayern ist mir für jene Gebiete leider unbekannt.

Zudem suche ich eine Buchreihe über das Erzbistum Salzburg in Tirol. Kennt vielleicht jemand diese umfangreiche mehrbändige Buchreihe?

Grüße Ortenburger
 
Vielleicht ist es dir eh klar, aber die Suche nach Fürstbistum könnte helfen. Das ist nämlich nicht ganz dasselbe.
 
@Liborius: Ja das war mir bereits klar. Trotzdem danke für den Hinweis.

Ich hab die Bücherserie inzwischen gefunden, sie heißt "Der Tiroler Anteil der Erzbistums Salzburg" mit 16 geplanten Bänden, nur 7 sind leider erschienen.
Kennt vielleicht aber jemand überregionale Werke für Ober- und Niederösterreich?
 
Ich hab die Bücherserie inzwischen gefunden, sie heißt "Der Tiroler Anteil der Erzbistums Salzburg" mit 16 geplanten Bänden, nur 7 sind leider erschienen.
1953 erschien in den Schlern-Schriften (Verlag Wagner, Innsbruck) Heimatgeschichtl. Teil zu Bd. 8 des bisher im Eigenverl. d. Verf. erschienenen Werkes "Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg"

Die wohl aktuellste Monografie dürfte
1200 Jahre Erzbistum Salzburg |Dom und Geschichte ; Festschrift |Zwölfhundert Jahre Erzbistum Salzburg, 1998 sein.

Die Titel fand ich im KVK
KIT-Bibliothek Karlsruhe: KVK Karlsruher Virtueller Katalog : Deutsch
Ein hervorragendes Instrument für Literaturrecherche.
 
Laut meinen Informationen ist die Reihe "Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg" jeweils zweigeteilt. Einerseits in den kirchengeschichtlichen Teil und andererseits jeweils nochmals heimatgeschichtlich. Genau dies macht die Serie so interessant. Vor allem da es für die Tiroler Gebiete, die einst zu Bayern gehörten, es nur äußerst geringe Quellen gibt. Trotz des Alters soll diese Reihe dennoch sehr aktuell sein.

Ich suche hauptsächlich die beiden ersten Bände der Reihe, darin werden die Bereiche Brixen und Itter behandelt. Genau in jenen Bereichen hatte einst auch die Regensburger Kirche umfangreiche Besitzungen. Auf Teilen davon sollen im 12. und 13. Jahrhundert die Grafen von Ortenburg erschienen sein. Später dann sollen sich die Wittelsbacher diese Güter angeeignet haben. Wahrscheinlich werde ich Hinweise auf die Ortenburger Grafen wohl in beiden Bereichen, kirchengeschichtlich und heimatgeschichtlich, etwas finden. Sicherlich aber vermehrt im heimatgeschichtlichen Abschnitt.

@Mercy
Ich werd mir aber auch mal das von Dir vorgeschlagene Werk ansehen. Sehr wahrscheinlich dass darin die Ortenburger bzw. deren Vorfahren die Spanheimer erscheinen. Die Spanheimer hatten einst die Vogtei zu Salzburg inne, später dann deren weiterer Seitenzweig der Grafen von Lebenau. Teile dieser Vogtei gingen dann durch Pfandschaft (im Chiemgau) an die Verwandten Ortenburger über.
 
Das mit den Archiven ist schon ein Guter Ansatz. Allerdings muss man ja einwilligen, dass die Daten ablesbar sind, viele tun das nicht. Und gerade zu Ortenburg gibts "etwas" viele zuständige Archive, je nach Themengebiet und Zeitalter (Tambach, München, Nürnberg, Landshut, Ludwigsburg, Linz, Wien,...). Das ist ein kleines Problem.

@Ortenburger

Du kennst ja die Archive die Archivalien zu Deinem Untersuchungsgebiet haben.

Da Du wie Du in #1 schriebst u.a. nach unveröffentlichten Arbeiten suchst und dieses kann alles mögliche sein, würde ich im ersten Schritt, einfach die Archive anschreiben, ob es Belegexemplare zu Deinem Themengebiet gibt. Da in der Regel Archivnutzer verpflichtet werden, ein Belegexemplar, auch unveröffentlichter Arbeiten, abzuliefern (damit könntest Du an Studienarbeiten, Magisterarbeiten, Diplomarbeiten etc. herankommen).

Im zweiten Schritt, unter Beachtung eventueller datenschutzrechtlichen Implikationen, die Bitte an die Archive ein von Dir verfasstes Musterschreiben an die Archivbenutzer zu versenden, die der Weitergabe ihrer Daten nicht zugestimmt haben. Allerdings, so wie ich die Archive kenne, mit proaktiver Zusage der Kostenübernahme.

M. :winke:
 
Da Du wie Du in #1 schriebst u.a. nach unveröffentlichten Arbeiten suchst und dieses kann alles mögliche sein, würde ich im ersten Schritt, einfach die Archive anschreiben, ob es Belegexemplare zu Deinem Themengebiet gibt. Da in der Regel Archivnutzer verpflichtet werden, ein Belegexemplar, auch unveröffentlichter Arbeiten, abzuliefern (damit könntest Du an Studienarbeiten, Magisterarbeiten, Diplomarbeiten etc. herankommen).

Im zweiten Schritt, unter Beachtung eventueller datenschutzrechtlichen Implikationen, die Bitte an die Archive ein von Dir verfasstes Musterschreiben an die Archivbenutzer zu versenden, die der Weitergabe ihrer Daten nicht zugestimmt haben. Allerdings, so wie ich die Archive kenne, mit proaktiver Zusage der Kostenübernahme.

@ Melchior:

Danke für die tolle Idee. Ich wusste nicht, dass an Archive auch ein Belegeexemplar für unveröffentlichte Arbeiten abzuliefern ist. Ich werde deinem Ratschlag folgen und dies bei den bayerischen und österreichischen Archiven einmal versuchen. Herzlichen Dank für die Hilfe.
 
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