Reichsheer während des Dreißigjährigen Krieges

Zar Alexander

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Ich würde zum Reichsheer gerne etwas über den 30jährigen Krieg wissen.
 
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Ich würde zum Reichsheer gerne etwas über den 30jährigen Krieg wissen
Ich glaube im 30-jährigen Krieg funktionierte das System der Reichsarmee sehr schlecht, was dann zu der Reformierung des Heerwesens des Reiches mit Reichsdefensionalordnung von 1681 führte. Eigentlich war gerade das Heerwesen des Reiches eine der Schwachstellen des HRR, was v.a. im ausgehenden Mittelalter, aber auch in der Frühen Neuzeit an den mächtigen Reichsfürsten lag, welche einem dem Kaiser unterstehenden, mächtigen Instrument zur Wahrung von dessen Belangen mehr als nur skeptisch gegenüber standen. Vor allen Dingen Kurbrandenburg unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. leistete noch 1681 entschiedenen Widerstand, welcher dazu führte, dass die Reformierung der Rechsverteidigung nicht mehr bis zum Ende des Reiches zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte. Das bedeutete, dass trotz auf dem Papier vorhandenen Zahlen an Truppen welche zu stellen waren, die tatsächliche Stellung derselben von Kurbrandenburg immer wieder zur Verhandlungssache gemacht wurde.

Im Prinzip hielten sich alle Fürsten der protestantischen Union ja ohnehin durch ihr Bündnis gegen den Kaiser und dem etwa vorgenommenen Kriegseintritt auf Seiten der Pfalz und der böhmischen Stände nicht an die Normen innerhalb des Reiches und wurden wie Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg und Christian I. von Anhalt-Bernburg entsprechend als Reichsfeinde angesehen und mit der Reichsacht bedacht. Wer sich in Opposition zum Kaiser befand stellte also nicht mal theoretisch Truppen für das Reich.
 
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Im Dreißigjährigen Krieg bestanden die Heere aus Söldnern, die man zuvor angeworben hatte.
Bei Beendigung eines Krieges wurden die Söldner entlassen.
Die Zahl derer betrug meist 10000 bis 40000 Mann.
Der Kriegsherr kam für Löhne und Verpflegung auf.
Für die Ausrüstung waren die Söldner allerdings selbst verantwortlich.
Da die Anwerbung und Unterhaltung der Söldnerheere kostspielig war und auch organisatorische Probleme auftraten, kamen die selbständigen Kriegsunternehmer hinzu, die eigenständig Regimenter anwarben auf ihre Kosten (z.B. Wallenstein)..
Probleme stellte der Tross da, der oft das fünffache betrug.
Er ernährte sich selbst und das auf Kosten der Bevölkerung.
 
Sehr gute Literatur zu dem Thema: In 300 Jahren vielleicht von Tilman Röhrig. Man bekommt zu lesen was die Söldner damals mit der Landbevölkerung angestellt haben, wenn auch manchmal etwas übertrieben.

Taschenbuch, Deutsch
ARENA
ISBN-10: 3401018507
ISBN-13: 9783401018508
 
Dann doch lieber die authentischen Aufzeichnungen von Peter Hagendorf in:
Jan Peters (Hrsg.): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte (Selbstzeugnisse der Neuzeit. Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte). Berlin 1993.
 
Hallo El Quijote,

da kann ich dir nur zustimmen.
Wenn jemand weiß, was im Dreißigjährigen Krieg abging, dann wohl Peter Hagendorf.
Schließlich war er 25 Jahre lang Söldner, hat unter verschiedenen Fahnen gedient und ist durch ganz Deutschland gekommen.
 
Ich habe das Thema nicht direkt selbst aufgemacht.
Ja, aber Du antwortest dennoch wie die meisten anderen hier mit Antworten auf eine Frage, die nicht gestellt wurde. Oder habe ich eine Frage im Eingangsbeitrag übersehen, die da lauten müsste: "Welche Quellen zum 30-jährigen Krieg gibt es?" ?:confused:
Nein, es geht um die Reichsarmee zu der Zeit und außer mir hat meines Erachtens niemand darauf geantwortet.
:grübel:
 
Ich glube du hast mich falsch verstanden: Ich habe den Thread nicht aufgemacht. Aber vielen dank für eure hilfe!

Wer genau ist dieser Peter Hagendorf?
 
Alles zu Peter Hagendorf findest Du hier
Peter Hagendorf ? Wikipedia

Die Teile des Tagebuchs von Peter Hagendorf zählen vor allem deshalb als wichtige historische Quelle, weil sie anschaulich das Elend der Bevölkerung im 30-jährigen Krieg schildern.

Sehr empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang GEOEPOCHE, Heft 29 "DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG" und die dazugehörige ZDF-Dokumentation "Der Dreißigjährige Krieg. Mit Gottes Segen in die Hölle" auf DVD. Hagendorf wird dort auch nachgestaltet.
 
Ich glube du hast mich falsch verstanden: Ich habe den Thread nicht aufgemacht. Aber vielen dank für eure hilfe!

Wer genau ist dieser Peter Hagendorf?
Das ist doch egal, ob Du den Thread aufgemacht hast oder nicht. Dennoch sollte man nicht OT gehen und OT sind bis jetzt fast alle Beiträge.:fs:

Peter Hagendorf war ein Söldner im 30-jährigen Krieg, der den Krieg aus seiner Perspektive beschrieb. Da ansonsten fast nur Zeugnisse von Fürsten, Generalen oder Geistlichen vorhanden sind, ist gerade diese Sichtweise sehr interessant. Hagendorf kämpfte zwar unter den Kaiserlichen, aber ob er in einer Reichsarmee kämpfte, welche den Namen auch verdient, weiß ich nicht. Gab es denn im 30-jährigen überhaupt einen Reichskrieg? Normalerweise mussten dann doch die Reichsfürsten auch für einen solchen auf dem Reichstag stimmen.

Zum Reichskrieg sagte schon die Encyklpädie von Krünitz:

Ein Krieg, welcher das ganze deutsche Reich betrifft, in welchem dasselbe der angreifende oder angegriffene Theil ist, wird ein Reichs=Krieg genannt. Ein römischer Kaiser muß ohne der Reichs=Stände, oder wenigstens der Kurfürsten, Bewilligung keinen Offensiv=Krieg anfangen, wohl aber einen Defensiv=Krieg. Er darf das Reich in keinen fremden Krieg verwickeln; kein fremdes Kriegs=Volk ohne Wissen der Reichs=Stände in das Reich einführen, und es den Reichs=Ständen, die es thun, verwehren; das zur Reichs=Defension bestimmte Volk nicht ausser dem Reiche führen, noch führen lassen; niemand mit geworbenem oder ausser dem Reiche zu führenden Kriegs=Volke, mit Einquartierung und andern Kriegs=Unruhen beschweren; keinem Reichs=Stande weder selbst Gewalt anthun, noch von Andern Gewalt anthun lassen; in Reichs=Kriegen mit dem Reiche gemeinschaftliche Sache machen; nicht gestatten, daß jemand für Reichs=Feinde im Reiche werbe, oder sich anwerben lasse; keine neue Reichs=Festungen in der Kurfürsten und Stände Gebiethe anlegen, noch zerfallene repariren; die hohen Kriegs=Chargen nur mit Deutschen besetzen; den westphälischen Frieden genau beobachten, und keinen Reichs=Frieden ohne der Reichs=Stände Bewilligung schließen.

Unterstreichung von mir. Wohlgemerkt, diese Definition ist aus dem 18.Jh. und noch nicht so ganz auf die erste Hälfte des 17.Jh. übertragbar.

Da es im Frieden von 1648 auch um das Reich ging, heißt für mich nicht unbedingt, dass man deswegen von einem Reichskrieg sprechen kann. Gibt es dazu klare Aussagen?
 
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Immerhin habe ich bei Harald Weber ("Militärgeschichte des Churfürstemthums Sachsen ... 1613 -1733" Verlag für sächsische Regionalgeschichte, Judenau, 2008) gefunden, dass Sachsen nach dem Friedensschluss mit Schweden von 1645/46 3 Regimenter "verfassungsmäßig" bei der Reichsarmee lassen musste. (siehe S. 88)
 
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