Repliken und Originale

S

survivor

Gast
Da neulich eine Diskussion über Repliken und Originale in Museen aufgeflammt war, habe ich mir gedacht, dies zu thematisieren.
Es gibt in Ägypten Leute die können mit den alten Techniken Repliken herstellen. Ohne High-Tech also. Nach der Herstellung einer "altägyptischen" Steinplatte mit Aufschrift z.B. wird diese Vergraben, damit sie dann nach ein paar Monaten alt aussieht.

Das ägyptische Staatsoberhaupt soll diese Repliken (als Originale!) an hochrangige Staatsgäste verschenken, damit die wahren Originalein Ägypten bleiben können.
 
Ist eine schwierige Frage, bei der man m.E. den Mittelweg finden muß. Fakt ist, dass wir nicht ohne Kopien auskommen, da es nun mal nur ein Original gibt. Um die Geschichte einem größeren Publikum zugängig zu machen, geht es nunmal nicht anders. Stücke zum Anfassen und Ausprobieren, Museumspädagogik und experimentelle Archäologie sind weitere Kriterien für die Notwendigkeit von Kopien.
Das Problem ist, dass einige Objekte sich besser kopieren lassen und andere schlechter. Das Kopieren von griechischen Marmorskulpturen haben z.B. schon die Römer erfolglos versucht. Eine Kopie wird niemals so sein, wie das Original. Schon allein deshalb, weil wir nicht das Stück kopieren, welches der Künstler/Handwerker damals geschaffen hat, sondern dass, welches wir heute sehen.

Andererseits mutet es fast schon lächerlich an, wenn wir zum Bsp. nach Originalen schreien, bei denen irgendwann eifrige Restauratoren auch noch die letzten originalen Spuren (wie z.B. Farbreste auf antiken Plastiken) säuberlich abgeschliffen haben, damit das Teil dem Auge des heutigen Betrachters auch genügt.

Wie gesagt eine schwierige Frage. Was dort in Ägypten gemacht wird, ist eine gute Sache, und für den Laien werden diese Stücke auch keinen Unterschied machen. Ein Fachmann könnte dir relativ schnell sagen, dass es sich um Kopien handelt. Wichtig ist aber, dass möglichst viele Leute in möglichst vielen Ländern diese ägyptischen Steinplatten anschauen können.
Glücklicherweise gibt es aber die Möglichkeit, ein paar Stücke als Leihgabe, dennoch als Original zu beschaffen. Denn obwohl man jetzt sagen könnte, der Transport tut den Stücken sicher nicht gut, muß man sich ernsthaft fragen: wieviele Besucher hätte eine Ausstellung, die ausschließlich Kopien zeigt. Ich denke, es würde sich in Grenzen halten und dann wäre das Ziel, den Menschen die Geschichte näherzubringen wieder verfehlt.

Gruß Qerasija
 
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