Wieso hat man die Repressalien dort damals weniger gespürt? Kann das jemand systematisch konkreter erklären?
Wenn man sich anpasste und in politischen Dingen den Mund hielt (oder den Herrschenden nach demselben redete), musste man eigentlich kaum befürchten, verfolgt zu werden oder andere Probleme zu bekommen. Viele zogen sich ins Privatleben zurück, und arrangierten sich mit den Verhältnissen; manche nennen die DDR daher auch eine "Nischenkultur".
Ein Grund dafür ist mE die Tatsache, dass den Menschen in der DDR klar war, dass die Herrschaft der SED zu guten Teilen auf den sowjetischen Truppen beruhte, die eigene Regierung also letztendlich der falsche Addressat für Kritik und Widerstand war; bewiesen 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn oder 1968 in der Tschechoslowakei. Erst als diese Rückendeckung durch die UdSSR unter Gorbatschow wegfiel war eine Änderung der Verhältnisse möglich und erfolgversprechend; und allzu lange hats das System danach ja auch nicht mehr gemacht...
Für viele spürbarer als die politische Repression war die Mangelwirtschaft. Die leeren Regale im Supermarkt, Schlange stehen, wenn es mal was gab, die fünfzehn Jahre, die man auf
ein Auto einen Trabbi warten musste, und das alles, während im Fernsehen Westwerbung lief... Das betraf das Leben der meisten viel direkter als die fehlenden politischen Freiheiten. Nicht umsonst wurden die mangelnden Bananen zu sowas wie einem Sinnbild der friedlichen Revolution 1989; etwas überspitzt, sicherlich, aber nicht ganz ohne Hintergrund...
Den Zungang zum Studium hat der Staat nicht über die Noten gesteuert oder über ein neutrales Studienplatzvergabesystem, sondern über deine Herkunft (Akademikerkinder hatten oft Schwierigkeiten einen Studienplatz zu bekommen, was die Etablierung eines neues Klassenbewusstseins verhindern sollte, Klasse war sehr wichtig, man wa ja der Staat der Arbeiterklasse)
In den USA nennt man das
affirmative action; gut, ist auch heftig politisch umstritten, derzeit...