Revolution 1918 Neuanfang oder Bruch?

Man sollte bei 1871 nicht vergessen, wenn man es schon immer wieder bemühen will, dass zu dem Zeitpunkt schon über 200 Jahre lang das Elsass, bis auf wenige unabhängige Reichsstände, und über 120 Jahre Lothringen und Bahr (zugegeben bis in die 1760er "souverän") unter französischer Herschaft gestanden hatte. Das Bewusstsein der dortigen Bevölkerung war schon recht französisch, auch wenn das von der Robespierre-Diktatur zumindest nicht so gesehen wurde. Ein großer Teil der Revolutionsgeneräle waren deutschsprachige Elsässer bzw. Lothringer (Ney, Kellermann, Scherer, Kleber...) und nichts desto minder gute Franzosen. Der Gedanke, der zur "Wieder-"einverleibung 1870/71 führte war eine deutsche Réunion, aber auch nicht neu. Beim Wiener Kongress hatte Preußen ähnliche Absichten verfolgt. Besonders das Elsass mit den wichtigen Städten Strasbourg und Mulhouse würde ich schon als einen harten Brocken für Frankreich ansehen, den es 1871 zu schlucken hatte.
Dass 1871 ein Politikwechsel in Frkr. durch die Preußen befördert wurde, sehe ich auch wieder anders. Napoléon III. hatte ja schon frühzeitig abgedankt. Die Bonapartisten waren aus der franz. Reg. von '71 noch nicht verdrängt, was auch das Vorgehen gegen die Commune zeigt.

Deswegen lasse ich mir von Andreas Klammer durchaus den Vergleich gefallen. Was 1918 vor allem so aber wiederum hervorhebt, ist der Umsturz schon in mehreren Ländern (Ö, R, DR...) und die völlig neue Konstelation in Europa. Während sich vor dem WK I eine Koalition zusammenfinden musste, Allianzen geschmiedet wurden und das historisch bedeutende Bündnis GB-Frkr. erst gestiftet wurde, sehe ich dannach eine neue Linie der Allianzpolitik, eben auch weil der Krieg der "verloren Generation" doch alles verändert hat und unlösbar von der Revolution '18 neue Maßstäbe setzte.
 
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sicherlich lag dem Nationalsozialismus auch irgendein edles Ideal zu Grunde.
Das Ideal des um Lebensraum kämpfenden Germanen, der seine genetisch begründete Hegemonie erreichen möchte?

Für die Bewertung als Neuanfang fehlen mir die positiven Aspekte.
muss ein Neuanfang positive Aspekte haben? Niemand wird den Bolschewisten absprechen, dass sie einen Neuanfang wagten (auch wenn ihr gesellschaftsideal deutlich radikaler war). Und sie sogar sich selbst verraten und wurden nicht durch Feinde ihrer Regierung gestürzt.
PS: ich glaube nicht daran, dass der Mensch des Menschen Wolf ist.
 
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Na ich weiß nicht.
Die Bedingungen finanzieller Art haben letztlich die Weltwirtschaftskrise ausgelöst.

Da diese "These " hier immer noch unwidersprochen herumgeistert, mal etwas Aufklärung zum Thema Weltwirschaftskrise und deren Ursache.
Einen kausalen Zusammenhang herzustellen zwischen den finanziellen Verpflichtungen Deutschlands, resultierend aus den Versailler Bedingungen und
diese als Auslöser für die Weltwirschaftskrise zu benennen ist schlicht Unfug .
Zur Erinnerung; Deutschl. hatte seit 1925 wieder unbeschränkte Handelsfreiheit.

Die Krise schien die deutsche Wirtschaft zunächst nicht direkt zu beeinträchtigen, und die Auslandskredite der Länder ebenso wie die der Privatwirtschaft blieben bis September 1930 im Land. Am 14. September 1930 wurde die NSDAP bei den Reichstagswahlen zweitstärkste Partei und sofort wuchsen die Kreditabzüge in schwindelerregende Höhen, denn im Ausland war man von der politischen Entwicklung beunruhigt.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise#Ursachen
 
Da diese "These " hier immer noch unwidersprochen herumgeistert, mal etwas Aufklärung zum Thema Weltwirschaftskrise und deren Ursache.
Einen kausalen Zusammenhang herzustellen zwischen den finanziellen Verpflichtungen Deutschlands, resultierend aus den Versailler Bedingungen und
diese als Auslöser für die Weltwirschaftskrise zu benennen ist schlicht Unfug .

Das haben ich und Barbarossa doch gesagt, also unwidersprochen ist gar nichts.

Es ist ja auch schon für einen geschichtlichen Laien erschließbar, dass die relativ schlechte wirtschaftliche Lage Deutschlands keinen großen Einfluß auf die Weltwirtschaft haben kann.
Setzt man die Reparationszahlungen als Grund für die Weltwirtschaftskrise ein, ergibt sich ein großer Widerspruch, der ganz einfach formuliert so lautet:

"Wieso lösen die Zahlungen eine Weltwirtschaftskrise aus, wenn Deutschland Geld (oder andere "Wertgegenstände") bezahlt, das den Kriegsgewinnern zu Gute kommt?!"

Leute, die diesen Widerspruch ignorieren, müssten denken, dass das Deutsche Reich damals der Taktgeber der Wirtschaft war, was es definitiv nicht gewesen ist!

Taktgebend waren damals die USA, die ein großes Interesse in das DR hatten, weil dieses viele Kredite aufnehmen musste um die eigenen Zahlungen zu kompensieren. Ein großer Teil der Reparationszahlungen des DR an die Siegermächte gelang damals in die USA, weil die besagten Siegermächte ihre Kriegskredite zurückzuzahlen hattten.
 
Ganz genau das meinte ich die ganze Zeit - die Reparationszahlungen waren eines der größten Probleme für Deutschland. Daran scheiterte letztlich die Republik als Ganzes.
 
Ganz genau das meinte ich die ganze Zeit - die Reparationszahlungen waren eines der größten Probleme für Deutschland. Daran scheiterte letztlich die Republik als Ganzes.

So schlimm würde ich es nicht sehen, also die Republik ist nicht an den Zahlungen gescheitert, das sicher nicht.

Eher an einer Ungeübtheit von Demokratie im Volk und später von einer immer drückender werdenden Demokratiemüdigkeit. Außerdem waren alle soziale Strukturen völlig anders als heute. Der Untergang der Weimarer Republik hatte viele Gründe.

Reparationszahlungen sind da eher nebensächlich.
 
So schlimm würde ich es nicht sehen, also die Republik ist nicht an den Zahlungen gescheitert, das sicher nicht. Eher an einer Ungeübtheit von Demokratie im Volk und später von einer immer drückender werdenden Demokratiemüdigkeit. Außerdem waren alle soziale Strukturen völlig anders als heute. Der Untergang der Weimarer Republik hatte viele Gründe. Reparationszahlungen sind da eher nebensächlich.
Es hat einen Großteil der Probleme ausgelöst, stand doch bei Wiki, daß Deutschland ständig
Zahlungsprobleme hatte. Und an dem Sparkurs, der gefahren werden mußte ( und sicher auch Steuererhöhungen ) litt auch die Wirtschaft.
Und das Volk war gar nicht so schlecht, denn eines will ich nochmal klarstellen: Hitler ist nicht durch Wahlen zu dem Diktator geworden, als den wir ihn heute kennen, denn solange es freie Wahlen in Deutschland gab erreichte die NSDAP nie 50% der Stimmen. Selbst im März 1933, Hitler war schon 2 Monate Reichskanzler als es die letzte freie Wahl gab, bekam die Partei "nur" knapp 44%. Es waren in dieser Phase die Demokraten selbst, also die Politiker, die versagt haben.
 
Es hat einen Großteil der Probleme ausgelöst, stand doch bei Wiki, daß Deutschland ständig
Zahlungsprobleme hatte. Und an dem Sparkurs, der gefahren werden mußte ( und sicher auch Steuererhöhungen ) litt auch die Wirtschaft.
Und das Volk war gar nicht so schlecht, denn eines will ich nochmal klarstellen: Hitler ist nicht durch Wahlen zu dem Diktator geworden, als den wir ihn heute kennen, denn solange es freie Wahlen in Deutschland gab erreichte die NSDAP nie 50% der Stimmen. Selbst im März 1933, Hitler war schon 2 Monate Reichskanzler als es die letzte freie Wahl gab, bekam die Partei "nur" knapp 44%. Es waren in dieser Phase die Demokraten selbst, also die Politiker, die versagt haben.

Deine erste Aussage klammer ich jetzt erstmal aus, dazu brauche ich noch mehr Quellen, die ich mir morgen oder in den nächsten Tagen suchen werde.

Aber zum zweiten: Nicht nur die Demokraten haben da versagt, es war wirklich dieses Versagen der Demokratie in der Bevölkerung, weil man sich einfach nicht dafür interessierte.

Es stimmt ja, was du sagst. Hilter ist nie mir über 50% gewählt worden und wurde auch nicht direkt durch Wahlen zum Diktator, aber hätte es die Leute mehr interessiert, was in der Politik passiert, dann wäre es vielleicht (Ich betone--> vielleicht) nie dazu gekommen!

Nehmen wir als Beispiel das "Reichsermächtigungsgesetz" vom 24.03.33.
a) Hitler sperrte die KPD aus, unerhörter Vorgang in einer Demokratie, in der die gewählte Partei ihre Wähler vertreten muss!

b) Hätte ein "Ruck" durch das Land gehen müssen, wenigstens kritische Meinungsäußerungen, denn Hitler hielt den Reichtag und -rat nur als Scheininstitutionen aufrecht. D.h. sie waren die zur Schau gestellten Reste der Demokratie.

Es gab soviele Zeitpunkte an denen Hitler die Demokratie praktisch ausser Kraft setzte, aber das schein nur wenige zu kümmern.
Besonders an der NSDAP und Hitler: Die sogenannte "Salamitaktik". Sich solange sowenig zu nehmen, bis die anderen plötzlich merken, dass die "Salami" nicht mehr da ist.

Außerdem hatte Hitler in den zwei Monaten als Reichskanzler vor den Reichtagswahlen praktisch keine Macht, bzw. "seine" Regierung. Im Kabinett saßen zwei Nazis. Einer funktionslos, der andere zwar Innenminister, aber das wars auch schon.
 
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Und das Volk war gar nicht so schlecht, denn eines will ich nochmal klarstellen: Hitler ist nicht durch Wahlen zu dem Diktator geworden, als den wir ihn heute kennen, denn solange es freie Wahlen in Deutschland gab erreichte die NSDAP nie 50% der Stimmen. Selbst im März 1933, Hitler war schon 2 Monate Reichskanzler als es die letzte freie Wahl gab, bekam die Partei "nur" knapp 44%. Es waren in dieser Phase die Demokraten selbst, also die Politiker, die versagt haben.

In einigen Punkten ist diese Darstellung zu modifizieren:

In der Weimarer Republik hat keine demokratische Partei jemals annähernd 50% der Stimmen bekommen. Die NSDAP wurde also zur mit Abstand erfolgreichsten Partei. Hitlers Koalition aus NSDAP und DNVP hat im März 1933 eine Mehrheit von 51,9% bekommen. Auch die DNVP war antidemokratisch und antisemitisch eingestellt ("Die Deutschnationalen empfanden sich als die eigentlichen Verlierer der Revolution 1918/19 und bekämpften das parlamentarisch-demokratische System der Weimarer Republik erbittert." - http://www.bonner-museumsmeile.de/fileadmin/static/lemo/html/weimar/innenpolitik/dnvp/index.html).
Wenn man auch noch die KPD abzieht, bleiben weniger als 36% übrig, die in der letzten kritischen Phase noch demokratisch wählten.

Um nicht mißverstanden zu werden: Es geht mir nicht darum, das "Volk" zum Buhmann zu machen, sondern darum, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
 
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