Rheingold-Divisionen

Harry910

Neues Mitglied
Einen schönen guten Abend (oder guten Morgen) in die Runde.
Frage: Wer kann mir etwas über die sog. "Rheingold - Divisionen" erzählen, die 1942 im Sommer neu aufgestellt wurden? Ich meine es waren ungefähr 4-5 Div. die 300er Nummern hatten. Warum dieser Name und was weiß man über die Verwendung oder das Schicksal dieser Einheiten?
Schon mal vorab vielen Dank für die Antworten.
 
383., 384., 385., 387., 389. Infanterie-Division, Divisionen der 18. Welle, aufgestellt im Januar 1942 zur Verstärkung der Ostfront. 383 ab 4/42 bei Orel und Bobruisk, 384 4u5/42 Charkow, 385. ab 4/42 Juchnow, 387. 4/42 Kursk, 389 4u5/42 Charkow,Isjum.
Einheiten wurden aufgestellt in der WK I-XIII und XVIII aus unterschiedlichem Personal, zT auch bereits gediente und erfahrene, aber auch aus Rekruten.
Die Schicksale der Divisionen waren unterschiedlich, da sie unterschiedlichen Armeen unterstellt wurden. Zum Teil wurden sie mehrfach zerschlagen, zB in Stalingrad.
 
...noch als Anmerkung, der Begriff "Rheingold" war für die Aktivierung dieser Divisionen gewählt worden, so wie zB "Walküre" für die Einheiten der 328. bis 331. Division im Dezember 1941. Daneben gab es noch Walküre II, Gisela, Kriemhilde. Unter dem Code-Wort Walküre wurden zB später auch deutsche Einheiten zur Gegenwehr der Landung der Alliierten in den Niederlanden eingesetzt (Market garden)
 
In der Fromm-Biographie und in den DRZW-Bänden ist dazu einiges ausgeführt.

Die Wagner-Bezeichnungen sollen auf das AHA zurückzuführen sein, mit einem Schuss Zynismus, weil ad-hoc-Aufstellungen wegen der hohen Verluste des Ostheeres, und zT durch Abzüge aus der Wirtschaft aufgestellt. Diese Abzüge sollten durch Fremd- und Zwangsarbeiter ersetzt werden.
 
Herzlichen Dank in die Runde, die Antworten bringen mich schon weiter.
@beorna: Hat das Stichwort "Walküre" nicht auch eine Rolle beim Attentat vom 20.Juli `44 gespielt?
 
Der Zusammenhang ist wie folgt:

1. Johannisfeuer:
Bildung von Alarmeinheiten im Reich bereits nach Planung 1939, gebildet aus den in Wehrkreisen liegenden Einheiten des Ersatzheeres, gerichtet gegen einen Aufstand im Innern oder regional gegen "gelandete Fallschirmeinheiten".

2. daraus entstand die Idee Ende 1941, aus den "Alarmkompanien" lt. Johannisfeuer ganze Verbände zusammen zu fassen. Gewählt wurde der Deckname "Walküre", der zuvor beim geheimen Mobilmachungsplan des Reichsheeres eine Rolle gespielt hatte (vor 1933).

3. Walküre tritt auf: Ersatzbeschaffung für das Ostheer in der Winterkrise 1941/42.
In der Vortragsnotiz 5./15.10.41 notierte man sich den Bedarf "Feuerzauber-Divisionen", schnell aufzustellende Divisionen.

A) sofort verfügbar waren die Walküre-Divisionen, die als den Alarmdecknahmen direkt übernahmen, weil sie "sofort" aus dem Ersatzheer zu bilden waren (analog dem Fall eines Aufstandes im Inneren).
B) die Rheingold-Divisionen waren mit Einziehungen aus der Wirtschaft aufzufüllen, weswegen die Aufstellung dieser 5 Divisionen etwas länger dauerte und zwei "Wellen" (Walküre und Rheingold) entstanden.

Die Divisionen, die quasi "aus dem Nichts" aufgestellt werden sollten, verleiteten einen älteren Oberst aus dem AHA zu der Feststellung, dass dies wohl wie bei einer Wagner-Oper geschehen müsse, "wo plötzlich die himmlischen Heerscharen" aufträten. Damit war die Übernahme der beiden Stichworte geliefert. Sie stammen also nicht aus dem Umfeld von Hitler (DRZW 5.1, S. 886 sowie Kroener: Fromm, S. 886.

4. das Stichwort "Walküre" blieb für den Alarmfall im Reichsinneren erhalten, u.a. mit Neubearbeitung 31.7.1943. Die Walküre-Befehle stellten zugleich für diejenigen, die das Ersatzheer im Inneren für den Umsturz nutzen wollten, dass geeignete Instrumentarium dar, um das Ersatzheer durch "Walküre"-Auslösung quasi zu kontrollieren. U.a. waren "Walküre-Übungsalarme" für den Sommer 1944 geplant.

Die "Walküre-Divisionen" sind also auch ein Nebenprodukt der "Walküre-Planung".
 
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