Römische Latrinen

hjwien

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Ich hätte mal eine ganz kurze Frage: Kennt jemand Befunde oder literarische Quellen zur Geschlechtertrennung auf römischen Latrinen?

Danke
 
ganz banal Tante Wiki:
Neben den Großlatrinen, in denen bis zu 80 Personen Platz finden konnten, war den Römern auch der im Mittelmeerraum und Frankreich bekannte Hockabort bekannt. In Alba Fucens in Mittelitalien an der Via dei Pilastri hat solch eine Latrine bis heute überdauert. Es gab keine Trennwände, und auch eine Geschlechtertrennung ist nur selten nachweisbar; meist rafften die Nutzer, Frauen, Männer und Kinder jeden Standes, schlicht ihre Tunica (und Palla bzw. Toga) und deckten damit auch die Intimsphäre ab.
aus Hygiene im Römischen Reich ? Wikipedia
 
Ich hätte mal eine ganz kurze Frage: Kennt jemand Befunde oder literarische Quellen zur Geschlechtertrennung auf römischen Latrinen?
In Ephesos erzählte der Führer, durch die Ruinen , dass Männlein und Weiblein, fröhlich schwatzend, nebeneinander saßen. Die Notdurft war nicht schambesetzt.
Was ich mich schon immer gefragt habe ist, wozu diente das Loch an der senkrechten Seite ? http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/500/medium/ostia_3.jpg
Ich vermute, dass sich die Männer zum pinkeln hinknieten und ihr bestes Stück da hineinsteckten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte mal eine ganz kurze Frage: Kennt jemand Befunde oder literarische Quellen zur Geschlechtertrennung auf römischen Latrinen?

Wenn es welche geben sollte, sollten sie zu finden sein:

Vielleicht hier:
Roman Toilets: Their Archaeology and Cultural History
Edited by Gemma C.M. Jansen, Ann Olga Koloski-Ostrow, and Eric M. Moormann, eds (BABesch Suppl. 19). Pp. vii + 224, figs. 169. Peeters, Leuven 2011. €72. ISBN 978-90-429-2541-0 (paper).
http://www.ajaonline.org/online-review-book/1196


Oder hier:
Latrinae et Foricae: Toilets in the Roman World - Barry Hobson - Google Books







 
In Ephesos erzählte der Führer, durch die Ruinen , dass Männlein und Weiblein, fröhlich schwatzend, nebeneinander saßen. Die Notdurft war nicht schambesetzt.

Ja, so etwas prägt sich ein, nicht wahr?


Was ich mich schon immer gefragt habe ist, wozu diente das Loch an der senkrechten Seite?

Ich vermute mal für den Schwamm, mit dem man den "Pöter" säuberte. Der steckte an einem Stab.
 
danke
hab grad nachgeschaut, dass das ein dialektaler Ausdruck aus dem Ruhrgebiet ist.

ist mir als dialektaler Ausdruck noch nicht bekannt gewesen, aber ist mir als Nachname schon irgendwo über den Weg gelaufen. (Verteilung des Namens "Pter" in Deutschland - verwandt.de)

Zurück zum Thema:

ich kenne aus Ausgrabungsstätten (Türkei?) die "gemütliche" Runde, in der dann alle zusammensitzen.

Andererseits gab es doch in den Thermen m. W. eine Geschlechtertrennung, war denn das bei dem locus anders?
 
Vielen Dank für die erste Beteiligung, und vor allem Sepiola für den Buchtip. Es war eine Frage, die sich aus einem Gespräch mit einem Kollegen heraus entwickelte. Natürlich kennt man die Annahmen, daß es alles so fröhlich herging, aber das sind zumeist nur Mutmaßungen. Nun könnte man ja so etwas wie eine Trennung auch mit Holzwänden oder Stoffen hinbekommen, aber der Kollege und ich waren uns vor allem darin einig, daß wir noch nie eine Latrine gesehen haben, bei der es explizit zwei Eingänge gab. Deshalb wollte ich mich mal vergwessiern, ob nicht vielleicht doch jemand so etwas kennt, denn wer soll das alles schon überblicken.
 
Andererseits gab es doch in den Thermen m. W. eine Geschlechtertrennung, war denn das bei dem locus anders?
In den Thermen war man nackt auf dem Klo musste man nur die Tunika anheben. Zum wasserlassen gingen Männer vermutlich gar nicht da hinein, sondern machten einfach in die, von den Walkern dafür aufgestellten Gefäße. Frauen werden diese wohl eher nicht benutzt haben.
 
Noch mehr Skatologie

Vielen Dank für die erste Beteiligung, und vor allem Sepiola für den Buchtip. Es war eine Frage, die sich aus einem Gespräch mit einem Kollegen heraus entwickelte. Natürlich kennt man die Annahmen, daß es alles so fröhlich herging, aber das sind zumeist nur Mutmaßungen. Nun könnte man ja so etwas wie eine Trennung auch mit Holzwänden oder Stoffen hinbekommen, aber der Kollege und ich waren uns vor allem darin einig, daß wir noch nie eine Latrine gesehen haben, bei der es explizit zwei Eingänge gab. Deshalb wollte ich mich mal vergewissern, ob nicht vielleicht doch jemand so etwas kennt, denn wer soll das alles schon überblicken.

Wenn man im Nahen Osten einen Hammam besucht, gibt es Zeiten für Männer und Zeiten für Frauen, so dass sich die Geschlechter im Bad nicht begegnen.
Könnte es so etwas nicht auch gegeben haben? Archäologisch würde sich das nicht niederschlagen.

Was dagegen spricht ist, dass das Wort Notdurft nicht von ungefähr kommt. Für die Körperpflege kann man einen Termin ausmachen, den Körper mit seinen Funktionen interessiert so etwas nicht.
 
Wenn man im Nahen Osten einen Hammam besucht, gibt es Zeiten für Männer und Zeiten für Frauen, so dass sich die Geschlechter im Bad nicht begegnen.
Könnte es so etwas nicht auch gegeben haben? Archäologisch würde sich das nicht niederschlagen. .
Die zeitliche Trennung in den öffentlichen Thermen gab es auch bei den Römern. Frauen badeten am Vormittag, Männer nachmittags.
Über die Toiletten schreibt Georg Ürögdi, Reise in das alte Rom: " Sie standen auf Straßen und Plätzen, waren marmorgetäfelt und sogar geheizt. Sie wurden mit Wasser gespült und von Männern und Frauen benutzt. An einer solchen Gepflogenheit nahm in der Antike niemand Anstoß."
 
Wenn man im Nahen Osten einen Hammam besucht, gibt es Zeiten für Männer und Zeiten für Frauen, so dass sich die Geschlechter im Bad nicht begegnen.
Könnte es so etwas nicht auch gegeben haben? Archäologisch würde sich das nicht niederschlagen.

Was dagegen spricht ist, dass das Wort Notdurft nicht von ungefähr kommt. Für die Körperpflege kann man einen Termin ausmachen, den Körper mit seinen Funktionen interessiert so etwas nicht.

Da hast Du recht, und es gab solche zeitlichen Trennungen auch für die Thermen, was für den Latrinengang schlicht und ergreifend unpraktisch wäre.

Daraus entwickelt sich aber auch andere Frage: Obwohl für Rom ja wohl 144 Latrinen angegeben sind, sind diese a) kaum bekannt und nicht gerade im Zentrum, wo sich ein wesentlicher Teil des öffentlichen Lebens abspielt, und b) doch in der Unterzahl gegenüber den sogenannten Necessariae, Urinalen oder einfach nur den Kotkübeln der Gerber. Wann entscheidet sich der Römer an sich, überhaupt eine Latrine aufzusuchen, wenn er in neun von zehn Fällen sich einfach an der nächsten Hausecke erleichtert. Sind die Latrinen nur darauf angelegt, daß jemand sie benutzt, weil er zufällig in der Nähe ist? Dafür ist der Bau einer Latrine, wenn wir davon ausgehen, daß sie mit fließendem (Ab)wasser betrieben wird, doch recht aufwendig. Wenn man dagegen sagt, man habt sich den Besuch einer Latrine für den Moment auf, wenn man sich sowieso intensiv der Körperpflege widmet, würden die Latrinen eigentlich immer in oder an, von mir aus auch bei oder neben den Thermen zu erwarten sein.
 
Daraus entwickelt sich aber auch andere Frage: Obwohl für Rom ja wohl 144 Latrinen angegeben sind, sind diese a) kaum bekannt und nicht gerade im Zentrum, wo sich ein wesentlicher Teil des öffentlichen Lebens abspielt, und b) doch in der Unterzahl gegenüber den sogenannten Necessariae, Urinalen oder einfach nur den Kotkübeln der Gerber. Wann entscheidet sich der Römer an sich, überhaupt eine Latrine aufzusuchen, wenn er in neun von zehn Fällen sich einfach an der nächsten Hausecke erleichtert. Sind die Latrinen nur darauf angelegt, daß jemand sie benutzt, weil er zufällig in der Nähe ist? Dafür ist der Bau einer Latrine, wenn wir davon ausgehen, daß sie mit fließendem (Ab)wasser betrieben wird, doch recht aufwendig.
144 öffentliche Klos, in denen sich zugleich gut 20 Besucher erleichtern können, kommt mir im Gegensatz zu dir recht großzügig vor. Angenommen man kommt heute z.B. per Bus oder Bahn in einer Großstadt wie Frankfurt an und hat ein entsprechendes Bedürfnis: wo sind die öffentlichen Klos? (und in welchem Zustand...)
 
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