Nicht Leichtigkeit, Beweglichkeit ist hier das Problem. Ich wollte es hier zwar nicht unterschlagen, bin aber auch bei dieser Sache den Lederrüstungen gegenüber skeptisch.
Harz konserviert übrigens. Es hätten in Sutton Hoo Spuren gefunden werden müssen. Wir müssten schon annehmen, dass das gekochte Leder des Mittelalters schon einmal in der Spätantike bekannt war. Und auch im Mittelalter gab es jenseits von Experimenten keine Lederrüstungen.
Aus der Antike und dem Mittelalter sind jedoch verschiedene Rüstungen aus einer Kombination von Stoffen bekannt. Leder, Holz (um die Verzierungen zu hinterfangen wie bei Bucheinbänden) und Metall wären für mich, des Honorius Rüstung als Modell genommen, plausibel. Leichteres Eisen statt Bronze wäre möglich und Leder lässt sich vergolden. Ist das Leder nicht oder nur zum Teil versteift, bleibt eine gewisse Beweglichkeit erhalten und eine reine Prunkrüstung würde vermodern. Auch gäbe es einen glaubwürdigen Ursprung: Ein Kaiser oder Feldherr wollte sich eben nicht in einem einfachen Subarmalis zeigen wie ein einfacher Zenturio. Um so besser, wenn ähnlich wie bei einer mittelalterlichen Brigandine Metallstreifen Schutz boten.
Was stört mich an dem Ganzen? Zur Erklärung von ein Paar Ungereimtheiten türmen wir Folgerungen aufeinander. Das ist wie der Turmbau zu Babel. Dat hält seo nit, wie der Westfale sagt. Bis sich eine wirklich passende Lösung ergibt, bleibe ich lieber bei Fragen. (Versteiftes Leder in der Antike ist als Hilfshypothese sowieso problematisch.)
Und dann ist da noch die Sache, dass die Verfechter von Lederrüstungen oftmals ähnlich starke Argumente nutzen, wie Verschwörungstheoretiker. Etwa: Die Truppen Konstantins werden ohne Rüstung gezeigt. Erstens: Wie war das noch beim Triumphzug, als die Römer sie zu Gesicht bekamen? Zweitens hat das nichts mit Lederrüstungen zu tun.
Schließlich, wie gesagt, geht es nur um Rüstungen hoher Offiziere in der Spätantike.
(Im Netz werden verschiedene Experimente gezeigt. In einigen hält eine Lederrüstung weder Schnitt noch Stich ab. In anderen funktioniert sie beim Schnitt. Allerdings ist beim Schnitt meist nicht zu unterscheiden, ob er korrekt durchgeführt wurde oder nicht doch ein Hieb war. Vermutlich fällt es schwer, dass zu verstehen, wenn jemand noch nie ein Schwert in Händen hielt. Und ja, das speziell für Stich und Schnitt eingerichtete Gladius wurde für die eher zum Hieb geeignete Spatha aufgegeben. Aber in der Spätantike waren Speer und Bogen die Hauptbewaffnung.)