Römische Steuereintreiber in den Provinzen

Eichelhäher

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Der Eichelhäher ist wieder da mit seinen Detailfragen. ;) Thema heute: Steuereintreiber!

Welchen (militärischen?) Rang bekleidete ein Steuereintreiber im Allgemeinen? Ich tippe eher auf höherrangige Personen, vermutlich eher aus dem Adel, ähnlich wie die Militärtribunen?

Einen solchen Zug zu tarnen ist vermutlich schwieirg und auch sehr unrömisch, trotz der großen Summen, die man da ja mitführte. Ich nehme an, starke militärische Präsenz? Wie viele Legionäre werden den Steuereintreiber bewacht haben? Wie transportierte man die eingenommenen Steuern - große Kiste plus Ochsenkarren?

Freue mich über jegliche Hilfe!
 
Ich hoffe, dass bald wieder die Römer aus ihren Löchern kommen, die mein Viertelwissen wieder spezifizieren:

Also zu Zeiten der Republik war die Steuereintreibung ein Geschäft. Die republicani (bin mir jetzt nicht 100%ig sicher, ob das der richtige Begriff ist), vom Stand her equites, kauften dem römischen Staat das Recht der Steuereintreibung in den Provinzen ab und versuchten dann, dort Gewinn zu machen.
 
Das war ein re zuviel. Die Steuerpächter hießen publicani. Soweit ich weiß waren die Zöllner, von denen die Bibel berichtet, Angestellte der Steuerpächter. Das würde auch ihren schlechten Ruf erklären.
 
Wie transportierte man die eingenommenen Steuern - große Kiste plus Ochsenkarren?
Wäre toll wenn das mal jemand überschlagen könnte, der Münzgewichte und mögliche Summen besser kennt, aber: Geld ist schwer. Wie viel kann denn so ein Ochsengespann ziehen? Solche Metallsummen wiegen einiges (ein Goldwürfel mit 13 cm Kantenlänge rund einen Zentner, zugegeben sehr wertvolles Beispiel).
 
Ich erinnere mich an eine Rechnung aus dem zweiten Caius-Band, wo es darum ging, dass Gold in einem Bärenkäfig geschmuggelt wurde... muss den wohl noch mal aus dem Keller holen.

13 Zentimeter Kantenlänge, ein Zentner?? Das haut mich jetzt aus den Latschen. Ich gebe zu, ich war ein Totalausfall in Physik, aber das übersteigt meine Vorstellungskraft!
 
An den Caiusband hab ich auch gedacht. Jener Würfel wiegt (laut Wikipediadichteangabe und Alditaschenrechner) rund 42einhalb Kilogramm. Wahrscheinlich wirst du das Märchen von Hans im Glück danach mit anderen Augen sehen.
 
Wäre toll wenn das mal jemand überschlagen könnte, der Münzgewichte und mögliche Summen besser kennt, aber: Geld ist schwer. Wie viel kann denn so ein Ochsengespann ziehen? Solche Metallsummen wiegen einiges (ein Goldwürfel mit 13 cm Kantenlänge rund einen Zentner, zugegeben sehr wertvolles Beispiel).

Ihr geht immer davon aus, dass die Steuern in barer Münze entrichtet wurden. Dem ist aber keineswegs so, Naturalabgaben waren parallel dazu durchaus üblich und gerade in Zeiten verstärkter Inflation bzw. in Notzeiten von Staatsseite her sehr beliebt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Steuergetreide in der Provinz Ägypten. Es wurde von den Sitologen eingezogen. Daneben gab es die Praktoren, die für den Einzug der Steuern in Münzform verantwortlich waren. Staatliche Beamte wie die Sitologen/Praktoren existierten in Ägypten parallel und zeitgleich zu privaten Steuerpächtern. Die Staatsämter wurden aber im Laufe der Zeit zu Zwangsämtern, d.h. Liturgien.
 
Mit Augustus änderte sich aber etwas im System:
Die direkten Steuern wurden von kaiserlichen Prokuratoren erhoben, für die privaten publicani blieben nur die indirekten Steuern, sowie Zölle und Hafengebühren übrig. So beugte man dem Raubbau der republikanischen Zeit vor.

Ein Gespann namens "angaria" durfte nach einem spätantiken Edikt 492 kg laden.
Hier ein Bild eines Ochsengespannes:
http://www.antikefan.de/Bilder/Kaiservilla/15_kaiservilla_sizilien_klein.jpg
 
Mit Augustus änderte sich aber etwas im System:
Die direkten Steuern wurden von kaiserlichen Prokuratoren erhoben, für die privaten publicani blieben nur die indirekten Steuern, sowie Zölle und Hafengebühren übrig. So beugte man dem Raubbau der republikanischen Zeit vor.

Diese Trennung zwischen staatlichen Beamten und privaten Steuerpächtern gilt so in etwa auch für die Provinz Ägypten. Die zumeist mit Augustus verbundenen grundlegenden Reformen dürften in Ägypten aber weniger tiefgreifend und vor allem nicht schlagartig erfolgt sein, weil man dort erstens auf das effiziente System der Ptolemaier zurückgreifen konnte und zweitens die aus anderen römischen Provinzen bekannte "Publicani"-Problematik so in Ägypten nicht existierte, man ihr also auch nicht entgegenwirken musste.

In Ägypten waren kaiserliche Procuratoren als oberste Kontrollinstanzen für die Steuereintreibung zuständig. Spontan fallen mir deren drei ein: Dioiketes, idios logos und der ousiakos. Allesamt dem Ritterstand entstammend und hoch besoldet. Die eigentlichen Steuereintreiber vor Ort waren in Ägypten allerdings keine Procuratoren, sondern zunächst niedere Beamte, ungefähr seit Beginn des 2. Jhs. n.Chr. wie allgemein üblich Liturgen.

Zum Transport bis zum nächsten Hafen wurden in Ägypten übrigens Kamele und Esel eingesetzt, die speziellen Gilden von Transporteuren gehörten. Das waren zunächst freie Unternehmer, deren Transportaufgabe aber allmählich ebenfalls zu einer zwangsweisen Liturgie wurde.

Was den Schutz der Transporte angeht, so sind papyrologisch spezielle "Flurwächter" belegt, die einen Eid darauf ablegten, das Steuergetreide sicher zum Verladehafen am Nil zu bringen. Sitologen und Praktoren hatten zudem Büttel, ähnlich den einfachen Polizeikräften in den einzelnen Dörfern und Gau-Metropolen.
 
Ägypten ist ein guter Hinweis, allgemein hat man gerne vorhandene Strukturen genutzt, vor allem im "griechischen" Osten.
Normalerweise wurde die Steuerlast eines Gebietes, z.B. auch einer ganzen Provinz, von oben festgelegt. Für Gallien ist einmal der Betrag von 40 Millionen Sesterzen überliefert. Es lag jetzt beim Procurator und seinem Stab, und natürlich auch bei den Publicani und ihren Helfern, die Summe aufzubringen, für Fehlbeträge mussten sie mit eigenem Vermögen haften.
 
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