Römischer Skorpion vs Bogenschützen

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Ich habe gestern eine Doku über den römischen Skorpion gesehen. Dabei wurde gesagt, dass er sehr effektiv gewesen sein muss, da sich ansonsten die Römer kaum die Mühe gemacht hätten, das Ding immer mitzuschleppen, ab- und wiederaufzubauen etc. Pro Legion soll es ca. 50-60 Stück gegeben haben und er soll gegen angreifende Barbaren eingesetzt worden sein und Caesar berichtet, dass er den Skorpion auch erfolgreich gegen die Gallier eingesetzt hat und mit pro Schuss einen Gallier getötet hat.

Jetzt frage ich mich aber, warum den Skorpion nutzen und nicht einfach Bogenschützen? Klar, die Durchschlagskraft der Bogenschützen ist geringer, aber dafür können sie wesentlich schneller schießen und ich kann mir vorstellen, dass sie präziser sind. Man spart sich außerdem den Transport, Auf- und Abbau und mit einem Pfeil kann ich auch einen mann töten. Kann es sein, dass der Skorpion eben nicht gegen Gegner eingesetzt wurde (oder nicht nur) und noch andere Zwecke hatte, vielleicht als Belagerungswaffe?
 
Präzizer sind die herkömmlichen Bögen nicht unbedingt, das kommt immer auf den Schützen und besonders auf die Entfernung an. Genau hier liegt der Vorteil dieser Monster-Armbrust. Die Recihweite mit gleichzeitiger Präzision und Duchschlagskraft ist erheblich größer. Bevor also die Bogenschützen in Reichweite kamen, hagelte es schon tödliche Pfeile. Da half dann auch kein Germanenschild. Ich glaube pro Minute konnten ca 5 Pfeile abgeschossen werden, von jeweils 2 Mann. Bei 50 Geräten dieser Gattung macht das ca 250 Schuß pro Minute.
 
Ein Pfeil blieb in einem Schild hängen, ein Bolzen durchschlug diesen.
Mehr muss man eigentlich nicht wissen. :cool:

@OP
Außerdem haben die Römer ja deswegen auf andere Fernkampfwaffen nicht verzichtet. Nach den Geschützen fingen die Bogenschützen an zu feuern, dann die hinteren Reihen der Legionäre mit den leichten Wurfspeeren (Lanceae) und auf kurze Distanz flogen dann noch klassische Pilae. Das beschreibt Flavius Arrianus in seinem Aufmarsch gegen die Alanen sehr detailliert. Da waren je Legion sicher mehr als Zehntaused Geschosse in der Luft.
Hätten die Reiter Rohans ihre imposante aber ausgesprochen dumme Kavallerie-Schockattacke nicht gegen Orks sondern gegen römische Legionäre des 2ten Jahrhunderts vorgetragen, dann wären sie und ihre Pferde wohl in einem nach Reichweite gestaffelten Geschosshagel elendig verreckt, bevor die letzten Überlebenden von einem stabilen Wall aus Speeren gestoppt worden wären. ;)
 
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Bogenschützen brauchen eine lange Zeit der Ausbildung bis sie effektiv sind. Die Mannschaft am Skorpion ist sehr viel schneller effektiv. Zum anderen war es gar nicht so Aufwendig sie auf und ab zubauen und zu transportieren.
 
Bogenschützen brauchen eine lange Zeit der Ausbildung bis sie effektiv sind. Die Mannschaft am Skorpion ist sehr viel schneller effektiv.
Hast Du da Quellen? Bogenschießen braucht körperlices Training, aber beim üblichen Pfeilhagel braucht es keine besondere Zielgenauigkeit. Wichtig ist Disziplin und die Möglichkeit Ziele zu wechseln. Die walisischen und englischen Langbogenschützen haben das Training auf die Spitze getrieben, aber bei den Römern dürfte das Training sicher nicht das von anderen Legionären übertroffen haben. Berittene Bogenschützen, insbesondere von Steppenvölkern gestellt, werden unterschiedlich gekämpft haben und natürlich wird auch der Einzelschuß geübt worden sein.

Ein Skorpion ist dagegen keine Flächenwaffe. Die damit abgeschossenen Pfeile und Bolzen werden eher flach verschossen und es wurde mit ihnen auf Einzelziele, z.B. feindliche Offiziere/Anführer geschossen. Die Forschung hat noch längst nicht alle Fragen beantworten können, z.B. warum steil feuernde Katapulte stärker in Gebrauch kamen. Offenbar gab es hier technologische Entwicklungen, die heute von der Archäologie noch nicht nachvollzogen werden konnten. Die reine Bedienung dürfte eher eine funtionierende Technik vorausgesetzt haben, interessanter sind aber Verbesserungen in der Zielsicherheit. Da wird eine Menge Übung nötig gewesen sein, d.h. Aufwand für die Ausbildung.
 
Wir hatten in den letzten Wochen ein Römerlager in einem Nachbarort von uns und da habe ich mich mit einem Reenactmandarsteller über den Skorpion unterhalten.
Flachgeschoße können viel einfacher ins Ziel gebracht werden als mit dem klassischen System Pfeil und Bogen. Visier mit Kimme und Korn halte ich nicht für ausgeschlossen. Die Spindeln auf dem die Seile gewickelt waren mussten nicht nach jedem Schuss nicht neue gespannt werden, erst nach einigen Schüssen etwas nachgespannt. Das heißt zum Visieren brauche ich eine Person. Abhängig von der Größe 1 oder 2 Personen zum laden und spannen.
Bei den Skorpionen ist aber eins zu beachten es gab verschiedene Größen.
 
Danke, Du beschreibst den Einsatz eines Skorpions quasi wie den einer großen Armbrust, das sehe ich ähnlich. Bei den Bogenschützen aber sehe ich die Effektivität nicht erst nach langem Training gegeben. Körperliches Training bietet zwar den Vorteil einer größeren Reichweite und höheren Kadenz, aber die typische Kampfart kann schon mit weniger Training eingesetzt werden.
 
Danke, Du beschreibst den Einsatz eines Skorpions quasi wie den einer großen Armbrust, das sehe ich ähnlich. Bei den Bogenschützen aber sehe ich die Effektivität nicht erst nach langem Training gegeben. Körperliches Training bietet zwar den Vorteil einer größeren Reichweite und höheren Kadenz, aber die typische Kampfart kann schon mit weniger Training eingesetzt werden.
Es gab zwar unter den Legionären ausgebildete Bogenschützen, aber das Gros der Sagittarii in der römischen Armee waren Auxiliartruppen, rekrutiert auf Kreta, in Syrien sowie teils in Sarmatia. Und die lernten das Bogenschießen von Kindesbeinen an. D.h., als sie zu den Auxiliartruppen gingen, beherrschten sie den Bogen bereits perfekt, und nicht nur den massenhaften Parabelschuss, sondern auch den gezielten Schuss. Dennoch war letzteres natürlich in der römischen Formationstaktik weniger gefragt.
 
Es mag ja sein, daß man auch mit weniger Training einen Bogen führen kann. Nur haben die Römer es meines Wissens nicht gemacht. Sie haben bei Bogenschützen immer auf Auxiliartruppen gesetzt, die traditionell seit ihrer Kindheit auf den Bogen trainiert waren. Genau wie das die englischen Könige für ihre Bogenschützen förderten. Anfangs waren das u.a Kreter, später Syrer und andere östliche Völker.

Von Legionären, die einen Bogen führen ist selbst in der spätrömischen Armee wenig bekannt. Wobei ich nur bis zur Schlacht am Yarmuk (636) von einer römischen Armee spreche. Kann sein schon Maurikios oder Herakleios haben das geändert mit ihren Heeresreformen.
Anfangs kümmerten sich die Römer nicht groß um feindliche Kavallerie, weil sie eher selten war. Das Pilum war eher als Infanterie-Schockwaffe gedacht. Später hat man dann das Pilum durch mehr und leichtere Lanceae ersetzt, eben um die jetzt häufigere Kavallerie wirksam auf Distanz halten zu können. Und das endete dann mit der Plumbata, von der ein halbes Dutzend in den Schild geklemmt werden konnten. Aber Bögen, hat die schwere römische Infanterie doch nie extensiv genutzt. Auch nicht als die Kavallerie an Bedeutung zu nahm.

Man sagt, jeder Legionär habe eine Schleuder mit sich geführt, und auch gewusst, wie man damit umgeht. Aber das war wohl nur für spezielle Fälle. Weil in den Schlachtbeschreibungen ist davon nix zu lesen.

Interessant ist auch, daß die Römer nie die Armbrust zu schätzen wussten. Obwohl sie die Armbrust seit Jahrhunderten kannten und gelegentlich auch nutzten.

edit: Oops, das überschneidet sich jetzt etwas mit meinem Vorredner. Den hatte ich noch nciht gesehen als ich meinen Kommentar formulierte. Sorry Sid.
 
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Man sagt, jeder Legionär habe eine Schleuder mit sich geführt, und auch gewusst, wie man damit umgeht. Aber das war wohl nur für spezielle Fälle. Weil in den Schlachtbeschreibungen ist davon nix zu lesen.
Waren nicht die Insulae Maior et Minor dafür bekannt, dass sie Schleuderer produzierten? Aber das gilt wohl für die republikanische Zeit.
Schleuderbleie sind ja z.B. aus Kalkriese bekannt [ihr Fund war überhaupt der erste Beleg für ein militärisches Ereignis vor Ort], aber es gibt auch archäologische Debatten über Schlachtfelder in Andalusien, ob die dem Zweiten Punischen Krieg oder der Schlacht von Munda 150 Jahre später zuzuordnen sind, Lösung der Debatte sind u.a. Inschriften auf Schleuderbleien.
 
Ja, für die republikanische Zeit kennt man die berühmten balearischen Schleuderer als Hilfstruppen bzw. Söldner. Aber in der Kaiserzeit gibt es meines Wissens keine einzige "Cohors Funditorum" oder ähnlich. Aber Schleuderbleie aus der Zeit gibt es sehr wohl. Das finde ich schon erstaunlich. Bogenschützen haben sich als dedizierte Spezialeinheiten gehalten, aber Schleuderer nicht.
In der Sekundärliteratur habe ich nur den Vermerk gefunden, daß jeder Legionär das nun trainierte. Wobei so gut wie ein Hirtenjunge, der das den ganzen Tag trainierte, waren die sicher nicht.
Da gibts ein Video auf YouTube von einem aktuellen Meister. Der trifft auf 50-100m deinen Kopf. Und zwar fast immer. Ungezielt ist die Kampfentfernung der Schleuder ja sogar etwas höher als beim Bogen.
 
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