Das Thema ruht zwar schon rd. ein halbes Jahr, aber ich versuche es trotzdem noch ein wenig zu ergänzen.
Die Rolande sind hauptsächlich über den norddeutsch-brandenburgischen Raum verteilt. Welche als „echte“ anzusehen sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Brunnen- und Pranger-Rolande werden zumindest nicht dazu gezählt. Man vermutet, dass die steinernen Figuren hölzerne Vorgänger hatten.
Der Deutungen gibt es viele: z. B. Symbol der Blutgerichtsbarkeit, des Stadtrechts, des Marktrechts, der Reichsunmittelbarkeit, des Kaiserrechts.
Man suchte in der Vergangenheit nach etwas historisch Fassbarem und ließ dabei das literarische und geistige Umfeld jener Jahrhunderte außer Acht. Karl Hoede kam 1934 zu dem Schluss: „die Rolandsäulen stellen den epischen Helden in durchaus idealer Auffassung dar“. Der Name basiert offensichtlich auf dem Paladin Karls des Großen, die Verbreitung erfolgte durch die Sage, den französischen „Chanson de Roland“ und dem „Rolandslied des Pfaffen Konrad“. Roland, als Märtyrer angesehen, ein Hüter und Verteidiger des von Gott verliehenen Kaiserrechts an Karl d. Gr.
Historisch fassbar ist der Name Roland als „Graf Rotlan“ in einer Urkunde von 776 n. Chr.; eine Münze von 790 n. Chr. trägt auf einer Seite den Namen „Rodlan“. In der Biografie von Einhard ist von einem „Hruodlandus, Markgraf der Bretagne“ die Rede.
Im deutschen „Rolandslied des Pfaffen Konrad“ (1170 n. Chr.) wird besonders die religiöse Seite, das Martyrium herausgestellt. In einem Werk von 1215 n. Chr. spielt ein Zwiegespräch Rolands mit seinem Schwert Durendart die große Rolle. In dem Schwertgriff sollen Reliquien aufbewahrt worden sein. Der ungewöhnlich lange Schwertgriff und dicke Schwertknauf bei den Figuren in Bremen, Halberstadt und Zerbst könnten die Theorie befürworten.
Das lateinische Lied (Historia Karoli Magni et Rotholandi), angeblich verfasst von Turpin, dem Erzbischof von Reims (748 – 794), in dem u. a. der Untergang Rolands geschildert wird, hat zur Popularität beigetragen. Für die Chronisten des MA galt es als „echt“, heute wird es als Fälschung aus der Zeit 1130 – 1140 angesehen. Es ist der 1165 verfassten „Vita Karoli Magni“ beigefügt und sollte nach heutiger Meinung die Heiligsprechung Karls d. Gr. untermauern. Von Papst Calixtus (1119 – 1124) stammt die „Bescheinigung“, dass alle in Spanien im Kampf für das Christentum Gefallenen „im himmlischen Reich gekrönt werden“.
Die Verehrung Karls d. Gr. durch Kaiser Karl IV. (1316 -1378) könnte ein Auslöser zur Errichtung der Rolandsfiguren gewesen sein. Er ließ auf dem Vorbogen am alten Flusshafen in Prag eine solche aufstellen. Demonstration des Kaiserrechts, des von Gott verliehenen Rechts an den Kaiser? Über das heilige Schwert Durendart ist der Märtyrer Roland Hüter des Kaiserrechts. Eine Wertung, die den Menschen im MA verständlicher war als uns heute.
Urkundlich nachweisbar sind Rolandsfiguren erst im 14./15. Jh., allerdings als Reparaturrechnungen oder es geht um die Ersetzung eines hölzernen durch einen steinernen Roland und zwar überwiegend in norddeutschen Gebieten. Im selben Zeitraum werden in westlichen Gebieten Figuren Kaiser Karls aufgestellt. Auffallend ist, dass es entweder Rolandsfiguren oder Karlsfiguren in einer Stadt gibt; nicht beide parallel. Das Wissen um das Symbol des Schwertes Durendart (Kaiserrecht = Gottesrecht) ging wohl im Lauf der Zeit verloren.