Rom: Arme Patricia?

S

Stadtbewohner

Gast
Hallo,

es gab in Rom anscheinend auch reiche Plebejer. Also Leute, die nicht zum Adel gehörten, aber zu Geld gekommen sind.

Gab es auch arme Patricia? Oder schloss Armut die Mitgliedschaft im Senat usw. aus? Oder wurde durch Privilegien, Standessolidarität, Ausnutzung von Clientelverhältnissen usw. dafür gesorgt, dass ein Patricia durch das Netz rutscht?
 
Ein ausdrückliches Beispiel für einen verarmten Patrizier nannte Livius (3,27): Der Dictator Cincinnatus (458 v. Chr.) ernannte einen gewissen Lucius Tarquitius, der zwar "patriciae gentis", also aus patrizischem Geschlecht, war, aber "propter paupertatem" (wegen Armut) früher als Fußsoldat gedient hatte, zu seinem Reiteroberst.
Die Historizität der Geschichte ist zwar (wie fast alle Überlieferungen aus der römischen Frühzeit) recht fraglich, sie zeigt aber immerhin, dass arme Patrizier vorstellbar waren.

Allzu oft dürfte das aber wohl eher nicht vorgekommen sein. Die Römer waren schließlich nicht nur in Familien, sondern auch in Geschlechtsverbände eingebunden. Da ein armer Verwandter wohl als Makel für ein patrizisches Geschlecht empfunden worden wäre, werden die Geschlechtsgenossen vermutlich einigermaßen gegengesteuert haben.

In der frühen Kaiserzeit mussten Senatoren über ein Vermögen von mindestens 1 Mio. Sesterzen verfügen. Wenn tatsächlich ein Senator aus ehrwürdigem Haus unter diese Vermögensgrenze rutschte, half aber mitunter der Kaiser finanziell aus.
Wie man in der Republik (vor Sulla) Senator wurde, ist nur unzureichend bekannt.
 
Das Wort "patricius" leitet sich von "pater"="Vater" ab, bedeutet also in etwa "zu den Vätern gehörig" ("Väter" im Sinne der Mitglieder der vornehmen Geschlechter, die ursprünglich den Senat stellten).
 
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