Also auf Stamokap wäre ich jetzt spontan nicht gekommen ... Der Zeitbezug wird dann spätestens mit der Lektüre des Parteiprogrammes der Linken festgestellt
Gut gesagt! R. H. kann, wie andere, nichts dafür, dass er ein bis zwei Generationen später für alles Mögliche in Anspruch genommen worden ist.
Zu dem recht guten Wikipedia-Artikel, den Du - Gast - sicher ausgewertet und zum Ausgangspunkt für weitere Recherchen genommen hast, kann ich noch die Hilferding-Kurzbiographie des Sozialgeschichtlers Heinz-Gerhard Haupt hinzufügen (in: Deutsche Historiker, hg. v. Wehler, Band VIII, S. 56-77, dort S. 65 ff. auch eine Würdigung des "Finanzkapitals"). Drei Hinweise:
a) Es gibt bekanntlich die Auffassung, dass das (Finanz-, Groß-)Kapital sich sich zur Realisierung seiner Ziele des Staates und der Politik bedient; so wurde oft auch der Faschismus gedeutet. Hilferding formulierte schon in den 30er Jahre aufgrund seiner Staatsanalyse die Gegenthese, dass umgekehrt der totalitäre Staat (Moloch, Leviathan) die Wirtschaft seinen Bedürfnissen unterwerfen könne.
b) Die Rolle des Finanzkapitals hat Hilferding beschrieben zu einer Zeit, in der von "globalen Finanzströmen" erst eingeschränkt die Rede sein konnte. Was er erkannte, war z. B. die Bedeutung des Kapitalexports als der "Ausfuhr von Wert, der bestimmt ist, im Ausland Mehrwert zu hecken" (aaO, S. 70).
c) Selbständige Bedeutung kommt Hilferding auch durch seine eigenständige Imperialismustheorie zu; er galt "als Autorität, auf die Lenin mehrfach zurückgriff und von der sich Rosa Luxemburg sich absetzte" (ebd).
Ein durchaus reizvoller Gedanke wäre, die Aspekte zu b) und c) zusammenzuführen und ein Instrument zur zeitgeschichtlichen Analyse daraus zu gewinnen. (Hat schon jemand getan, habe aber vergessen, wer es war.:grübel