Rüstungs- & Flottenpolitik

Katharinski

Neues Mitglied
Guten Morgen ihr lieben Hostleistungshistoriker :yes:

Ich halte nächste Woche ein Referat zum oben genannten Thema. Die Präsentation steht bereits!
Dennoch muss ich eine Diskussionsfrage mit einfügen, um alle Bewertungskriterien zu erfüllen.
Was haltet ihr davon: Ist die Rüsungs- & Flottenpolitik schuld, dass Deutschland den 1. Weltkrieg gestartet hat?
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Frage zu simpel gestaltet ist. Ich bin zwar in einem LK, doch durch dieses Referat führe ich die Klasse erstmal in das Thema hinein.
Hättet ihr vielleicht Vorschläge?

Ein Zitat muss ich ebenfalls mit reinbringen.
„The Navy’s strategic role had thus been overtaken by its symbolic function” (Rüger). Übersetzt heißt es: Die militärische strategische Rolle ist somit durch seine symbolische Funktion überholt worden. An sich finde ich das Zitat sehr gut, doch wirklich einen Zusammenhang finden kann ich noch nicht.
Könnt ihr mir dabei nochmals helfen?

Vielen Dank im voraus :winke:
 
Hallo Turgot,
dass das Thema ehr komplex ist, habe ich schon bemerkt, deswegen habe ich meine Frage ja hier gestellt ;)
Wie wäre sonst die Frage: War es von Deutscher Sicht wirklich zu übertrieben und eine Kampfansage an Großbritannien, ihre Flottenpolitik so zu vergrößern?

Das ist wirklich mein Problem...

Mein zweites Problem hat sich inzwischen geklärt.Ich habe eine super Seite gefunden, welche Zitate zur Flottenpolitik von Wilhelm II darlegt.
 
Zum Flottenbau

Die Absicht war, dass das Deutsche Reich eine so starke Flotte besitzen sollte, das ein Angriff auf diese ein erhebliches Risiko darstellt. Der Bau der Flotte war gemäß den Aussagen des Baumeisters Tirpitz ganz klar gegen Großbritannien gerichtet. Die Flotte sollte zur Durchsetzung der Weltmachtansprüche des Deutschen Reiches dienen, wozu nach damaliger Sicht der Dinge beispielsweise ein Kolonialreich gehörte. Der deutschen Öffentlichkeit wurde dabei ganz bewusst dieser Zweck verschleiert. Durch den Bau der Flotte haben die Beziehungen zu Großbritannien ab so ca. 1900 systematisch verschlechtert. Aber der Flottenbau war ganz sicher nicht die Ursache für die Urkatastrophe des 20.Jahrhunderts. Denn am unmittelbaren Vorabend des Ersten Weltkrieges waren die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien entspannt wie schon lange nicht mehr. Es gab fast keine Streitpunkte mehr. So war beispielsweise die lange andauernde Streitfrage um die Bagdadbahn für beide Seiten einvernehmlich gelöst worden. Man hat während des Balkankrieges im Jahre 1912 sehr konstruktiv zusammengearbeitet, um einen Flächenbrand sprich Ausdehnung des militärischen Konflikts zu verhindern. Zu diesem Zwecke hat das Deutsche Reich entsprechend auf Österreich-Ungarn eingewirkt und Großbritannien auf Russland. Auch die kolonialen Streitigkeiten in Afrika waren kein Thema mehr. Über das überaus sensible Thema Flottenrüstung zog man es nach der gescheiterten Mission des britischen Kriegsministers Haldane vor, erst einmal nur zu schweigen.
 
Deine Erklärung ist wirklich super zu verstehen. Vielen Dank dafür :friends:

Mein Problem ist jetzt nur eine geeignete Frage zu formulieren um vom Referat in eine Diskussion zu führen, wo sich auch jeder beteiligen kann. Die Frage sollte nicht zu einfach gestrickt sein, jedoch ausgeklüngelt genug, um den Lehrer zu beeindrucken :) und alle Schüler mit einzubeziehen.

Hast du da vielleicht einen gezielten Vorschlag?
Das wäre echt super!
 
Wie wäre es mit "Weltmacht oder Untergang" nach den gleichnamigen Buchtitel von Sönke Neitzel.
 
Ein Zitat muss ich ebenfalls mit reinbringen.
„The Navy’s strategic role had thus been overtaken by its symbolic function” (Rüger). Übersetzt heißt es: Die militärische strategische Rolle ist somit durch seine symbolische Funktion überholt worden. An sich finde ich das Zitat sehr gut, doch wirklich einen Zusammenhang finden kann ich noch nicht.
Könnt ihr mir dabei nochmals helfen?

Im Zentralabi- Wiki ist der Satz mit etwas mehr Info im Kontext:
Die absehbaren Folgen dieser immer weiter um sich greifenden Aufrüstung für Außenpolitik und Staatshaushalt gingen im Strudel nationaler Begeisterung und Selbstgefälligkeit unter. Spätestens ab 1906 waren dann die Niederlage im Rüstungswettstreit mit dem Hegemon Großbritannien und damit die militärische Sinnlosigkeit der Flotte deutlich absehbar: „The Navy’s strategic role had thus been overtaken by its symbolic function” (Rüger).
Quelle: Flottenpolitik ? Zentralabi-Geschichte Wiki

Also Grundsätzlich wird das Flottenwettrüsten fälschlicher Weise immer als etwas mit alleinstellungmerkmal zwischen dem Deutschen Reich und England dargestellt.

Das Flottenwettrüsten der Nationen, wie oben im Zitat beschrieben, ging parallel mit der Nationalen Bewegung moderner Staaten einher, weil der Panzerschiffbau als oberstes wirtschaftliches KnowHow eine Nation als Macht und Werbeinstrument diente.
Dies beginnt m.E. schon 1880, als der Panzerschiffbau in seiner strategischen Ausrichtung durch klare Strukturen typologisiert wurde. Zusätzlich ist England die erste Seemacht, die Flottenbaupläne in Gesetze bindet, um so die finanziellen Mittel auf lange Sicht frei von Bewilligung des Parlamentes sichern (Navy Defence Act von 1889).
Damit ziehen alle Nationen nach, die Zugänge zum Meer haben und damit ihren Machtanspruch gegen wen auch immer, zu untermauern, weil eben das Panzerschiff damals das wichtigste Machtinstrument darstellte. Eine These von mir: Den Imperialismus hätte es ohne den Navalismus in der Form nicht gegeben.
Die wirtschaftliche- und finanzielle Größe wird an der Größe der Panzerschiffflotte gemessen.
Großbritannien hatte sich damit ab 1890 bis 1906 die absolute Spitzenstellung unter den Weltmächten aufgebaut. Weiter Nationen folgten diesen Beispiel, angespornt von einem damaligen Bestseller von A. T. Mahan The Influence of Sea Power upon History (Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte). Zu den traditionellen Seemächten, wie Frankreich, Russland und Italien, kamen nun auch neue Industriestaaten, wie die USA, Deutschland und Japan hinzu.
England war gezwungen neue Wege im Flottenbau zu gehen um ebend diese neuen Kontrahenten weiter zu überflügeln und bekann den Großkampfschiffbau (HMS Dreadnought) 1906. Doch diesen Sprung konnte gerade das Deutsche Reich hervorragenden nutzen um nun mit der Royl Navy gleich zu ziehen.
Dein Satz oben stellt genau diese Situation dar. Die Flotten dieser Welt sind nun nicht mehr ein strategisches Mittel für den Krieg, die Flotten sind zum politischen Mittel herangewachsen.
Stichworte, die dir deinen Satz zu beantworten helfen wären:
Risikoflotte (wie schon von Turgot erwähnt)
Fleet in being
Naval Scare (1884 als Ursprung des Naval Defence Act und 1909 in der Rüstungsspirale mit dem Deutschen Reich)
Flottengesetze
 
Dies beginnt m.E. schon 1880, als der Panzerschiffbau in seiner strategischen Ausrichtung durch klare Strukturen typologisiert wurde.
dazu eine Frage:
ist hier ein Einfluß des Panzerschiffbaus auf den Festungsbau vorhanden bzw. nachweisbar, wie es Hartwig Wolfram andeutet (in: Befestigungskunst), oder sind evtl. Bauweisen im Panzerschiffbau vom Festungsbau a la Schumann beeinflusst?
Maximilian Schumann ? Wikipedia
 
dazu eine Frage:
ist hier ein Einfluß des Panzerschiffbaus auf den Festungsbau vorhanden bzw. nachweisbar, wie es Hartwig Wolfram andeutet (in: Befestigungskunst), oder sind evtl. Bauweisen im Panzerschiffbau vom Festungsbau a la Schumann beeinflusst?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, worauf du hinaus möchtest. Ich schlage vor, wenn du es tiefgründiger diskutieren möchtest, als separates Thema zu eröffnen.

Nur soviel hier: Der Festungsbau hat nur augenscheinlich etwas mit dem Panzerschiffbau gemein. Die Unterschiede können nicht größer sein. Das Schiff ist als Geschützplattform immer in Bewegung. Des weiteren muß das Gewicht, was eingesetzt werden soll wohldurchdacht berechnet sein. Vielleicht gibt es Gemeinsamkeiten bei der Artillerie und deren technischen Hilfsmitteln, wie einen Panzerturm, aber schon allein die Fundamente und der Aufbau unterschieden sich recht schnell.
Mehr, wenn Du das Thema eröffnest ...:winke:
 
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