Russischer Einblick in die Bedingungen des Zweibundes ?

Hosenbatz

Neues Mitglied
Hallo Kollegen des Forums, ich lese momentan das Buch " Bismarcks europäisches System......", etwas älter , trotzdem interessant. Er schreibt, daß die Russen bei Abschluß des Rückversicherungsvertrsges mit Oesterreichs Zustimmung über die Bedingungen des Zweibundes informiert werden ( Seite 354 ). Den Oesterreichern müßte dadurch aber klar werden, daß etwas zwischen Deutschland und Rußland im Gange ist, hätte die Geheimhaltung des RV ja gefährdet. Also wußten die Oesterreicher von dem hochgeheimen Rv ?
 
Naja, auf Seite 399 schreibt Kennan, Oesterreich hätte vom RV dann doch nichts gewußt. Aber irgendeine Erklärung muß Bismarck den Oesterreichern für die Zustimmung gegeben haben. Vielleicht kennt jemand mehr Hintergründe.
 
Woher genau nimmst du den Zusammenhang über gewisse Einblicke in den Zweibundvertrag und Kenntnis über den Rückversicherungsvertrag?

Wie ich das sehe mussten sowohl Österreich-Ungarn, als auch Deutschland ein Interesse daran haben, dass man in Sankt-Petersburg mindestens rudimentär darüber orientiert ist, was zwischen Wien und Berlin so läuft. Der deutschen Seite musste daran gelegen sein, von vorn herein festzustellen, dass es sich um eine Zusammenarbeit auf defensiver Basis handelt und keine offensiv gegen Russland gerichtete Koalition darstellt. Der Rückversicherungsvertrag selbst, ist ja im Grunde genommen die Beruhigung Russlands und die Bekräftigung der Position gewesen, dass es beim Zweibund der deutschen Seite nicht darum ging russischen Interessen zu schaden sondern Frankreich zu isolieren.


Von Österreichisch-Ungarischer Seite musste man ebenfalls ein Interesse an der Offenlegung der Zusammenarbeit, mindestens in groben Zügen haben. Dies allein schon aus dem Grunde, dass sich die außenpolitische Lage, Österreich-Ungarns seit spätestens 1870 dramatisch verschlechtert hatte. Im besonderen hatte man mit Italien einen größeren Nachbarn, dem man chronisch mistrauen musste, so wie mit Rumänien und Serbien zwei kleinere, denen ebenfalls natürliches Interesse an gewissen Österreichisch-Ungarischen Territorrien plausibel unterstellt werden konte.
Heißt in Wien musste man eigentlich ein Interesse daran haben, dass international bekannt wird, dass man nicht alleine stand. hätte sich gegenteiliger Eindruck ergeben oder aber der Eindruck es ginge um eine offensive Zusammenarbeit mit Deutschland gegen Russland, hätte das die Russen zu einer gegen Österreich-Ungarn gerichteten koalition mit Italien, Serbien und Rumänien und gegebenenfalls auch zu einer gegen Deutschland gericteten Koalition mit Frankreich geradezu eingeladen.
Es musste also im österreichischen Interesse sein einerseits nicht schwach zu erscheinen um seine Nachbarn nicht zur Expansion zu verleiten und Russland nicht auf die Idee zu bringen, die Hegemonalfrage auf dem Balkan mit Waffengewalt beantworten zu wollen. Andererseits durfte es auch Russland gegenüber nicht agressiv erscheinen.

Insofern machte die Publikation zwecks Beruhigung Russlands für die Ösis, wie für die Deutschen duraus Sinn, auch ohne dass man zwangsläufig weitergehende Absprachen vermuten musste. Und selbst wenn man die vermutete, hätte man nicht unbedingt eine Präzise Vorstellung davon gehabt, worum es sich handelt. Hätte ja etwa auch eine stillschweigende Konvention über das Schwarze Meer und die Meerengen sein können oder ähnliches.
 
Sollte nicht zunächst geklärt werden, welche Einblicke quellenseitig nachweisbar sind?
Dann Interessen und Motive, soweit Einblicke gewährt wurden.
Dann die Plausibilität einer möglichen Konnektivität möglicher Einblicke.
 
So, vorhin war, wie @silesia das schon angesprochen hat etwas ins Kraut geschossen, da war ich etwas in Eile, jetzt noch einmal in präziserer Aufarbeitung:

Einsichten in den Zweibundvertrag:

Alexander III., für dessen Treffen mit dem deutschen Kaiser Bismarck die Gespräche sorgfältig vorbereitet hatte, kam am 18. November 1887 nach Berlin. Der Kanzler gab bei dieser Gelegenheit
dem Zaren auch Einblick in den Text des Zweibundvertrages von 1879, nach dem Deutschland nur bei einem russischen Angriff verpflichtet war, Österreich beizustehen. Eigentlich hätte der Zar also beruhigt sein können; dennoch war das Zirkular, das die russische Regierung nach dem Zarenbesuch erließ, bewusst kühl gehalten; es liege »kein Grund zu einem Bruch zwischen Rußland und Deutschland« vor.

Engelberg, Ernst. Bismarck: Sturm über Europa. Biographie (German Edition) (S.754). Siedler Verlag. Kindle-Version.

Demnach hat es zunächst 1887 konkrete Einsichten für die russische Seite in die Details des Zweibundvertrages gegeben, bevor dieser dann Anfang 1888 allgemein veröffentlicht wurde.

Zweibund – Wikipedia

Es steht dort allerdings nichts darüber, ob man von österreichischer Seite her über die vorweggehende Orientierung der russischen Seite informiert war. Angesichts der allgemeinen Publikation des Vertrages im Februar 1888, dürfte das jedoch eine geringere Rolle spielen, denn spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch Russland orientiert. Da zwischen der fraglichen Einsicht und der Publikation des Vertrags in etwa 2,5 Monate lagen, erscheint es allerdings sehr wahrscheinlich, dass man seitens Wien kein grundsätzliches Problem mit einer entsprechenden Orientierung St. Petersburgs hatte, denn ansonsten hätte man wohl der Publikation des Zweibundvertrags nicht zugestimmt.

Die Motivation dahinter lief demnach primär auf eine Beruhigung Russlands hinaus, mit dem Kalkül die allmählich heraufziehende russisch-französische Annäherung zu stören, bzw. ihr die Basis zu nehmen, in dem man klarstellte, dass es sich um ein reines Verteidigungsprojekt handelte, dass seinerzeit nicht ganz unwesentlich den Umständen von San Stefano geschuldetet geschuldet war keine Basis für ein offensives Vorgehen gegen Russland bot.

In diesem Geiste war dann ja auch der Rückversicherungsvertrag selbst gehalten, dessen eigentliche Wirksamkeit ich nicht unbedingt im Wert der Abmachung selbst sehen würde, sondern in der St. Petersburg damit gegebenen Möglichkeit diesen zu publizieren und damit den Zweibund durch Desavouierung Deutschlands vor Österreich-Ungarn ganz massiv zu stören.


Im wesentlichen war die Orientierung Russlands für Deutschland ein Entlastungsversuch, der, siehe Rückversicherungsvertrag, als epiodisch erfolgreich gelten mag. Für Österreich-Ungarn war die Angelegenheit zweischneidig.
Zum einen ging mit dem Einblick der russischen Seite und der Publikation die Möglichkeit verloren Russland gegenüber den Zweibundvertrag als Bluff zu benutzen, was die mindestens kurzfristigen politischen Optionen Österreich-Ungarns einschränkte. Andererseits belasteten durch die sich abzeichnende Annäherung Fraknreichs an Russland die österreischisch-ungarischen Konflikte mit dem Zarenreich auf dem Balkan den Zweibund zunehmend, so dass sich für Deutschland die Notwendigkeit ergab entweder ein Mittel zu finden um Russland zu besänftigen und es von Frankreich fern zu halten oder aber zu überdenken, ob der Zweibund, um die Gefahr einer russisch-französischen Koalition zu bannen nicht besser aufzulösen sei.

Letzteres konnte man in Wien auf Grund des schon angesprochenen problematischen Verhältnisses zu Russland und der seit 1870 und seit San Stafano insgesamt schwierigen außenpolitischen Situation der Donaumonarchie nicht wollen, insofern tauschte man seitens Wien, die Zustimmung zur Einsicht durch den Zaren vorausgesetzt, die Möglichkeit des Bluffs zu Gunsten einer perspektivischen Festigung des Zweibundes und damit außenpolitischer Stabilität ein.

Eine Konkrete Verbindung zwischen der Einsicht in den Vertrag und dem Rückversicherungsvertrag, die Wien unbedingt hellhörig hätte machen müssen, sehe ich nicht. Viel mehr scheint die Einsicht mit der allgemeinen Absicht der Beruhigung Russlands gewährt worden zu sein, die durchaus im österrsichisch-ungarischen Interesse gewesen sein müsste, weil im Erfolgsfall das Zweibund-Projekt insgesamt weniger durch die Option eines russisch-französischen Zusammenschlusses belastet haben und ggf. auch zu einem Verzicht St.Petersburgs auf eine dezidiert österreich-feindliche Balkanpolitik (Serbien, Rumänien) geführt haben würde.
Eine grobe Orientierung oder ein konkreterer Verdacht hinsichtlich so etwas, wie eines Rückversicherungsvertrags, hätte sich in Wien nur dann ergeben müssen, wenn zu dezidiert deutsch-russischen Verhandlungen in Wien nach der Zustimmung zur Einsicht in den Vertrag angefragt worden wäre.
Das sehe ich so, aber wegen der Annäherung Russlands und Frankreichs, die den gesamten Dreibung in Frage stellen musste, so das nicht nur deutsche, sondern auch österreichisch-ungarsische Interessen berührt und mit der Notwendigkeit zur Beruhigung Russland verbunden waren, nicht gegeben.
 
Wurde nicht neutral (beim Abschluss des RVV, nicht mit Hinweis darauf) in Wien wegen der Einsichtnahme in den Zweibundvertrag nachgefragt?

Die Mechanik des Zweibundvertrages wurde Russland doch schon vor 1887* diskret offen gelegt, ohne Einsichtnahme. Hier gibt es mE Schreiben Bismarcks, der die Bündnisfälle zur Beschwichtigung "erläutert". Außerdem hat ÖU die Existenz des Zweibundvertrages in den Auseinandersetzungen mit Russland in Reden angedeutet, was wiederum in Berlin Verstimmungen hervorrief.

* wobei es mE schon 1879 den Hinweis von russischer Seite gab, man sei über die Zweibundverhandlungen im Detail informiert.
 
Wurde nicht neutral (beim Abschluss des RVV, nicht mit Hinweis darauf) in Wien wegen der Einsichtnahme in den Zweibundvertrag nachgefragt?

Dazu habe ich kurzfristig nichts gefunden, die Frage ist, inwiefern das für etwaige Kenntnisse/Verdächtigungen auf österreichisch-ungarischer Seite in Sachen potentieller Rückversicherungsvertrag denn entscheidend gewesen wäre?
Der Rückversicherungsvertrag selbst stammt ja vom Juni 1887.
Spätestens seit der Bulgarien-Krise und dem faktischen Scheitern des Dreikaiserbundes 1885/1886 knirschte es zwischen den Zweibundpartnern und dem Zarenreich ganz erheblich. Nahezu zeitgleich stürzete in Frankreich 1885 die relativ deutschlandfreundliche Regierung Jules Ferrys und 1886 wurde mit Georges Boulanger ein ausgewiesener Revanchist französischer Kriegsminister.

Dadurch wurde Deutschlands außenpolitische Lage zunehmend prekär und damit auch die Situation des Zweibunds, womit die Frage des potentiellen Zweifrontenkrieges bereits auch ohne formelle Entente Russlands und Frankreichs auf dem Tisch lag.
Ferry war in Frankreich wegen seines Kompromisskurses mit Deutschland zuvor harsch kritisiert worden und es trug auch zu seinem Sturz erheblich bei, die Einsetzung einer Person wie Boulanger als Kriegsminister musste in Berlin dergestalt aufgefassst werden, dass man sich in Frankreich die Option eines Revanchekrieges offenhalten wollte. Ebenso klar war, dass man dafür französischerseits Verbündete brauchte und da bot sich das Scheitern des Dreikaiserbunds nachgerade an zu einer Entente mit Russland zu kommen.
Demnach musste sich in Wien bereits 1886 darüber im Klaren sein, dass dringend Druck aus dem Kessel genommen werden musste und auch darüber, dass das nur durch Beschwichtigung Russlands möglich sein konnte, wollte man nicht völlig unrealistischer Weise dem deutschen Reich zumuten Elsass-Lothringen freiwillig herauszugeben.

Von daher bin ich der Auffassung, dass wenn im Kontext der Spannungen ab 1886 in Wien zwecks Orientierung St. Petersburgs angefragt wurde, dass in Wien nicht unbedingt als Hinweis eines Separatabkommens zwischen Russland und Deutschland gesehen werden musste. Zudem wäre es im Hinblick auf ein Separatabkommen, dass sich gegen österreichische Interessen richtet wohl ohnehin einfacher gewesen der russischen Seite auch ungefragt Akteneinsicht zu gewähren.



Die Mechanik des Zweibundvertrages wurde Russland doch schon vor 1887* diskret offen gelegt, ohne Einsichtnahme. Hier gibt es mE Schreiben Bismarcks, der die Bündnisfälle zur Beschwichtigung "erläutert". Außerdem hat ÖU die Existenz des Zweibundvertrages in den Auseinandersetzungen mit Russland in Reden angedeutet, was wiederum in Berlin Verstimmungen hervorrief.

* wobei es mE schon 1879 den Hinweis von russischer Seite gab, man sei über die Zweibundverhandlungen im Detail informiert.

Da sind wir dann beim Bluff-Potential und bei Österreich-Ungarns tendenz die Existenz des Abkommens als Faktum offensiv gegen Russland einzusetzen.
Seitens Wien verhielt man sich also, als wenn man auch für offensive Aktionen Rückendeckung habe, seitens Berlin wurde das bestritten. Das logische Resultat in St. Petersburg musste in der Folge ein gewisses Maß an Unsicherheit sein, da klar sein musste, das einer der beiden Zweibundpartner mindestens implizit glatt lügt, wobei sich die Frage stellte, welcher von beiden.
War das Österreich-Ungarn, dann handelte es sich um einen nicht weiter gefährlichen Bluff. War es hingegen Deutschland befand sich Russland in einer nicht eben ungefährlichen Situation.


Nun konnte man einerseits der Wiener Politik als direktem Feindbild unterstellen notorisch zu lügen und sich auf das Wort Bismarcks verlassen oder aber sich daran erinnern, dass Bismarck in der ersten Hälfte seiner Amtszeit bewiesen hatte politischen Abenteuern nicht grundsätzlich abgeneigt zu sein, sich daran erinnern, wie schnell der Mann seine Bündnispartner wechseln konnte, legt man etwa das Beispiel des Deutsch-Dänischen Krieges und dann das Zusammengehen Preußens mit Italien gegen Österreich zu grunde.
Insofern würde ich der dezidierten Einsicht in den Vertrag schon einen etwas anderen Charakter beimessen wollen, als den Versicherungen Bismarcks, weil eben diese Einsicht geegnet war den Beweis zu erbringen, dass es tatsächlich Österreich-Ungarn war, dass in der Vergangenheit zum Bluff neigte, während Deutschland nichts dezidiert russlandfeindliches mit dem Vertrag im Schilde führte.
 
Bzgl. Rückversicherungsvertrag:
da bin ich bei Dir, nach der späteren Empörung über die Bekanntgabe kann das ÖU kaum vorher bekannt gewesen sein.

Bzgl. Zweibund: der Anlass für die Einsichtnahme Russlands (RVV) ist sicher nicht bekannt gegeben worden, siehe oben. Wenn ich das richtig gelesen habe (bei Angelow?), dass nachgefragt wurde, wird man das aus den laufenden Krisen und mit dem Ziel russischer Beschwichtigung (Klarstellung Defensivbündnis) getan/einigermaßen plausibel begründet haben.

Offenbar war aber nicht einmal der öu-Generalität vorher bekannt, dass es sich nicht um ein Offensivbündnis gehandelt hat, D also bei Angriff ÖU nicht beispringen würde, Recherchieren müsste ich mal den Stand der deutschen Generalität, die beschäftigte sich ja auch heftig mit "Erstschlag Ost" zu der Zeit.
 
Bzgl. Zweibund: der Anlass für die Einsichtnahme Russlands (RVV) ist sicher nicht bekannt gegeben worden, siehe oben. Wenn ich das richtig gelesen habe (bei Angelow?), dass nachgefragt wurde, wird man das aus den laufenden Krisen und mit dem Ziel russischer Beschwichtigung (Klarstellung Defensivbündnis) getan/einigermaßen plausibel begründet haben.
Dann bedanke ich mich für den Literaturhinweis und werde mal schauen, ob ich den Angelow irgendwo auftreiben und mir zu Gemüte führen kann.

Offenbar war aber nicht einmal der öu-Generalität vorher bekannt, dass es sich nicht um ein Offensivbündnis gehandelt hat, D also bei Angriff ÖU nicht beispringen würde, Recherchieren müsste ich mal den Stand der deutschen Generalität, die beschäftigte sich ja auch heftig mit "Erstschlag Ost" zu der Zeit.

Das wäre in der Tat eine sehr interessante Frage. Das mitunter Politik und Militär nicht in der Weise miteinander kommunizierten und auch die Militärs der Vertragspartner untereinander nicht, wie das wahrscheinlich sinnvoll gewesen wäre, wird ja nicht zuletzt auch am Beispiel "Schlieffenplan" deutlich,

"Erstschlag Ost" klingt für mich nach Waldersees "Präventivkriegsphantasien", sicher auch ein interessantes Thema, aber da fehlt mir dann doch etwas der Detaileinblick.
 
Bislang nur dies:

"Bereits am 4.11.1879 informierte der deutsche Kaiser Wilhelm I. den russischen Zaren Alexander II. von der Existenz des Zweibundvertrages. Eine Teilveröffentlichung des Bündnisses erfolgte im Reichs- und Staatsanzeiger am 3.2.1888"

Angelow, Vom Bündnis zum Block. Struktur, Forschungsstand und Problemlage einer Geschichte des Zweibundes 1879-1914, MGM 1995, S. 195 (Fußnote 1).
 
Unabhängig davon, ob nun Einsicht und in welchem Ausmaße Petersburg Kenntnis vom Zweibundvertrag bekommen hatte, hatte Bismarck mehr als einmal ganz unmissverständlich gegenüber dem Zarenreich klargemacht, das Deutschland es ertragen könne, wenn Wien eine Schlacht verliere, aber ganz gewiss nicht, wenn es einen Krieg verlöre. Damit wurde deutlich, das Bismarck es nicht hinnehmen würde, wenn Österreich-Ungarn seiner Großmachtstellung, diese konnte ja nur durch Russland geschehen, verlieren würde. Bismarck versäumte es auch nicht darauf hinzuweisen, das dies natürlich auch umgekehrt für Russland gelte; nur das war eh nicht zu erwarten.

silesia schrieb:
Die Mechanik des Zweibundvertrages wurde Russland doch schon vor 1887* diskret offen gelegt, ohne Einsichtnahme. Hier gibt es mE Schreiben Bismarcks, der die Bündnisfälle zur Beschwichtigung "erläutert".

Ja, das meine ich auch schon gelesen zu haben; weiß jetzt aber leider nicht wo.

1886 musst Österreich von Bismarck aber auch kalt abgeduscht werden, in dem er öffentlich klar zum Ausdruck brachte, dass das Deutsche Reich null Interesse an Bulgarien habe. Das hat die Gemüter in Wien deutlich abgekühlt.
 
Falls es jemanden interessiert:

Bismarck hatte im Mai 1887 bei Kalnoky angeregt, den Zweibundvertrag zu veröffentlichen, was ja prinzipiell schon 1886 dessen Zustimmung gefunden hatte. Am 11.Mai meldete Reuß aus Wien, das Kaiser Franz-Joseph und auch Kalnoky diesmal dem Gedanken ganz grundsätzlich zustimmten. Im Zuge der Verhandlungen mit Schuwalow legte Bismarck den Vertrag vor und am 12.Juni erfolgte die amtliche Bekanntgabe.
 
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